Hochsensibel: 10 große Vorteile und Nachteile erklärt

Hochsensible Menschen sind wundervoll komplex. Sie können empathisch und treu sein. Ihre empfindlichere Art macht sie einfühlsam. Aber die schlechte Nachricht ist nun mal, dass die moderne Gesellschaft nicht wirklich für sie gemacht ist. Sensibilität kann eine Stärke sein, doch aktuell ist sie für viele ein Nachteil.

Es wird daher höchste Zeit, sich den Vorteilen und Nachteilen von Hochsensibilität zu widmen. Denn nur wer seine Stärken und Schwächen kennt, kann auch lernen, mit ihnen zu leben. Einige der Punkte sind sehr persönlich, andere sind Folge der gesellschaftlichen Wahrnehmung. So oder so kann die Liste gerne ergänzt werden. Hier gibt es außerdem weitere Informationen: So verhalten sich Hochsensible.

Disclaimer: Niemand ist einfach nur hochsensibel. Introversion/Extraversion, ADHS, Trauma, Autismus, Alter, Geschlecht, Erziehung und viele, viele weitere Dinge beeinflussen Menschen und somit auch, was sich bei ihnen als Stärke und was als Schwäche äußert.

ist es gut oder schlecht wenn man hochsensibel ist

Stärken von Hochsensiblen

Zunächst erhältst du hier die Kurzfassung der guten Dinge an Hochsensibilität. Im Anschluss wird jeder Punkt noch einmal kurz erklärt, damit du etwas mehr Kontext erhältst. Dieser ist besonders wichtig, denn manche Eigenschaften hochsensibler Personen können je nach Situation vorteilhaft oder problematisch sein.

10 Vorteile einer hochsensiblen Persönlichkeit:

  1. Sie sind sehr empathisch
  2. Sie geben gute Ratschläge
  3. Sie sind aufmerksame Freunde
  4. Sie sind gefühlsintensive Partner
  5. Sie sind kreativ
  6. Sie sind sehr treu
  7. Sie haben ein Auge für Details
  8. Sie besitzen eine gute Intuition
  9. Sie sind rücksichtsvoll
  10. Sie widersprechen dem Mainstream

Die positiven Eigenschaften hochsensibler Menschen erklärt

Empathie: Sensibilität bedeutet, mehr wahrzunehmen. Logischerweise ergibt sich daraus auch, dass Hochsensible eher in der Lage sind, Veränderungen bei anderen zu sehen. Seine wahren Gefühle vor einer hochsensiblen Person zu verstecken, ist also ziemlich schwierig. Ob ein hochsensibler Mensch auch in der Lage ist, aus der Empathie etwas Positives zu machen, hängt von der Person selbst ab.

Ratgeber: Vielen Hochsensiblen gelingt es, zu exzellenten Ratgebern zu werden. Da sie selbst intensiv fühlen, nehmen sie auch die Emotionen anderer gut wahr. Gleichzeitig arbeiten sie sich gerne in Probleme ein, um sie zu lösen. Somit geben HSPs gute und einfühlsame Ratschläge.

Aufmerksamkeit: Hochsensible Menschen teilen ungern ihre Aufmerksamkeit. Tausende Dinge gleichzeitig zu verarbeiten, geht einfach nicht. Somit ist es für sie normal, dass sie einem Gespräch ihre volle Aufmerksamkeit widmen. Das fühlt sich für andere Menschen sehr gut an.

Partnerschaft: Einfühlsamkeit und die Fähigkeit, im Moment zu verweilen, sind für die Liebe sehr gute Voraussetzungen. Hochsensible verlieben sich meist sehr intensiv. Das kann natürlich auch schiefgehen. Doch grundsätzlich ist es durchaus ein Vorteil, wenn man viel zu geben hat.

Kreativität: Eine sensible Wahrnehmung, ein Hang zu ausführlichen Gedanken und generell ein wenig Abweichung von „Normalität“ sorgen dafür, dass Hochsensible oft sehr kreativ sind. Viele streben im Beruf oder bei Hobbys ganz unbewusst zur Kunst, Literatur oder sonstigen kreativen Beschäftigungen.

Treue: HSPs sind treue Seelen. Da sie sehr viel in Beziehungen (romantische und freundschaftliche) investieren, hängen sie auch an ihnen. Sie geben nicht einfach auf, wenn es mal ein Problem gibt. In einer Welt voller lockerer und flüchtiger Begegnungen ist das ein wahres Herausstellungsmerkmal.

Details: Sensibilität bedeutet, Reize schlechter zu filtern. Das kann Nachteile haben (wie gleich klar wird), aber es hat auch Vorteile. So nehmen HSPs häufig Details wahr, die andere übersehen. Im Berufsleben sollte diese Fähigkeit unbedingt genutzt und geschätzt werden.

Intuition: Hochsensible Menschen haben oft Vorahnungen. Da sie viele Informationen aufnehmen und verarbeiten, entwickeln sie nämlich eine hervorragende Intuition. Es scheint fast so, als könnten sie in die Zukunft sehen. In Wahrheit sind sie nur sehr aufmerksam und können Wahrnehmungen gut interpretieren.

Rücksicht: Da hochsensible Personen mit Überreizung und der „Härte“ ihrer Umwelt zu kämpfen haben, sind sie selbst oftmals sehr rücksichtsvoll. Sie wissen, dass das Verhalten anderer Menschen Folgen hat – weil sie es selbst spüren. Es kommt ihnen daher nicht in den Sinn, auf anderen herumzutrampeln oder sich nicht um die Gefühle anderer zu scheren.

Andersartigkeit: Der größte Nachteil kann gleichzeitig der größte Vorteil sein. Nicht „normal“ zu sein, ist oftmals sehr schwer. Aber es eröffnet nun mal auch neue Perspektiven. Viele Hochsensible erkennen irgendwann, dass sie zwar anders sind, aber dadurch auch besonders. Sie sind lieber etwas „komisch“ oder „eigenartig“ als genauso zu sein wie alle anderen.

So wird Hochsensibilität zur Stärke

Alle aufgeführten Vorteile sind nur wirklich nutzbar, wenn sie auch angenommen werden. Immer wieder werden Stärken zu Schwächen, weil die Meinung der anderen wichtiger ist als die eigene Natur. Wollen HSPs ein zufriedenes Leben führen, kommen sie nicht darum herum, sich gegen Vorwürfe zu wehren und ihre Stärken herauszustellen.

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Schwächen von Hochsensiblen

Genau wie bei den Vorteilen erhältst du erst einmal die schnelle und oberflächliche Version der Nachteile. Anschließend folgt die Erklärung, die wieder einmal zeigt, dass die Kategorisierung in Vor- und Nachteile gar nicht so einfach oder sinnvoll ist.

10 Nachteile einer hochsensiblen Persönlichkeit:

  1. Sie sind schnell überfordert
  2. Sie brauchen sehr viel Schlaf
  3. Sie neigen zu Überinterpretationen
  4. Sie sind oft im eigenen Kopf gefangen
  5. Sie können einige Orte nicht problemlos besuchen
  6. Sie werden von Veränderung belastet
  7. Sie weinen in ungewöhnlichen Situationen
  8. Sie gehen nicht gut mit Druck um
  9. Sie können nicht jeden Beruf ausüben
  10. Sie werden von der Gesellschaft belächelt

Die negativen Eigenschaften hochsensibler Persönlichkeiten

Überforderung: Reize schlechter zu filtern, heißt auch, schnell überreizt zu sein. Viele Eindrücke, Erfahrungen und Menschen auf einmal belasten Hochsensible. Das kann dann zu Stresssymptomen, Panik, Angst, Burnout oder sogar Depression führen. In einzelnen Momenten bedeutet es wiederrum, dass HSPs nicht wissen, was sie tun oder sagen sollen und stattdessen still bleiben.

Viele hochsensible Menschen nehmen sich selbst als äußerst chaotisch wahr – oder bekommen dieses Feedback auch von ihrem Umfeld.

Schlafmangel: Niemand funktioniert besonders gut, wenn er zu wenig schläft. Doch für Hochsensible gilt das noch einmal doppelt. Denn um die vielen Reize des Tages zu verarbeiten braucht der Körper genug Zeit. Richtig herunterfahren gelingt aber nun mal nicht in sechs Stunden. Häufig brauchen HSPs die vollen acht Stunden (oder mehr) und das jede Nacht. Den Luxus hat allerdings nicht jeder, weshalb schlecht schlafende Hochsensible mit verschlimmerten Symptomen von dieser Liste zu kämpfen haben: Überreizung bei Hochsensiblen.

Überinterpretation: Hochsensible Personen können die Gefühle anderer gut nachempfinden – aber das kann auch schiefgehen. Denn HSPs neigen dazu, mehr zu sehen, als wirklich da ist. Jeder Satz, jede Geste, jeder Blick kann unter Umständen als wichtig und zweideutig gesehen werden, obwohl nicht viel dahintersteckt. In Beziehungen führt dies manchmal dazu, dass Hochsensible als anstrengend wahrgenommen werden.

Gedankenkarussell: Kreativität und aufmerksames Verhalten können ein Fluch sein. Denn wenn alle Eindrücke und Ideen im Kopf herumschwirren, fällt es schwer, auch mal Pause zu drücken. Einige Hochsensible schaffen es nicht, dass Gedankenkarussell anzuhalten, um einen Moment einfach zu genießen.

Massenveranstaltungen: Bestimmte Orte sind zu stressig für HSPs. Bars, Partys, Massenveranstaltungen – für kurze Zeit lassen sich diese Dinge aushalten, aber dauerhaft auf keinen Fall. Deshalb müssen sich leider viele hochsensible Menschen einfach aus solchen Situationen raushalten. Dadurch fehlen natürlich einige Erfahrungen.

Routinen: Auf kaum etwas haben Hochsensible so wenig Lust wie auf Veränderungen. Um den Alltag zu meistern, schaffen sich hochsensible Menschen oftmals Routinen und Wege, die Sensibilität nicht zu einer Schwäche werden zu lassen. Reißt sie jemand aus diesen Routinen heraus, ist das Stress pur. Daher gehört Flexibilität nicht gerade zu den Stärken von HSPs.

Emotionale Ausbrüche: Ob Wut oder Trauer – alles wird bei Hochsensiblen intensiviert. Das führt schon mal dazu, dass in „unangebrachten“ Momenten geweint wird. Eine Fernsehwerbung, eine Nachrichtenmeldung, die Geschichte eines Freundes und weitere Dinge, die andere einfach hinnehmen, lassen bei Hochsensiblen schon mal die Tränen rollen. (Manche nehmen das einfach so an und stehen dazu, doch allgemein wird dies im Zweifel als Schwäche wahrgenommen.)

Druck: Wer Hochsensiblen Druck macht, kann sich genauso gut dazu entscheiden, Kassierern an der Supermarktkasse wegen fehlenden Produkten anzuschreien – besser wird dadurch nichts. Unter Druck können HSPs nicht klar denken oder handeln. Sie reagieren dann mit Aggressionen, Trauer oder Isolation. Leider gibt es viele Situationen, in denen Druck allgegenwärtig ist.

Jobsuche: Hochsensible Menschen können zwar theoretisch jeden Job der Welt machen, aber praktisch ist das nicht sinnvoll. Geräuschempfindliche HSPs brauchen sich nicht an eine Bar stellen und Drinks servieren. Auch in Arbeitsumgebungen mit rauem Umgangston (z.B. Baustellen) werden sie nicht glücklich. Schon gar nicht sollte ein Job wiederholt zu physischer Überreizung führen (z.B. in einer Parfumabteilung bei großer Geruchsempfindlichkeit).

Gesellschaftliche Ablehnung: Gegen den Strom zu schwimmen, wird in der Gesellschaft idealisiert. Aber nur theoretisch. In Filmen, Büchern und Serien – ja, da sind die Helden anders als die anderen. Im echten Leben heißt „anders sein“ meist auch „abgelehnt werden“. Das ist an sich keine Schwäche, aber es ist definitiv ein Nachteil.

In dieser Welt kann Hochsensibilität eine Schwäche sein

Akzeptanz und Wissen sind gute Waffen gegen die Nachteile von Hochsensibilität. Leider versuchen noch immer zu viele Menschen, ihre hochsensiblen Eigenarten einfach zu unterdrücken. Das macht es nur noch schlimmer. Die Gesellschaft wird sich leider in naher Zukunft nicht dazu entscheiden, hochsensible Menschen grundsätzlich für ihre Art zu schätzen. Also müssen HSPs dies erst einmal selbst erledigen.

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Fazit: Hochsensibilität ist das, was wir daraus machen

Es ist nicht ganz einfach, die Vor- und Nachteile von Hochsensibilität einwandfrei in einem Beitrag zusammenzufassen. Denn einige lesen diesen Text, weil sie unter ihrer hochsensiblen Art leiden – sie wollen nicht hören, dass Hochsensibilität die geilste Sache der Welt ist. Andere lieben die eigene Hochsensibilität – sie wollen nicht hören, dass hochsensibel zu sein ein Problem ist.

Die Wahrheit liegt aber wie immer in der Mitte. Mit mehr Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse können aus vielen Eigenarten Stärken gemacht werden. Doch das wird die Nachteile niemals vollständig ausmerzen können. Sorry. Jeder muss selbst lernen, wo seine Stärken und Schwächen liegen. Einiges muss einfach akzeptiert werden, an anderen Dingen kann gearbeitet werden. Nur absolute Aussagen wie „Hochsensibilität ist immer gut“ oder „Hochsensibilität ist das schlimmste Schicksal“ sind wirklich unbrauchbar. Also lassen wir das einfach, okay?

2 Kommentare

  1. Ich erkenne mich in vielen wieder. Insbesondere die Übersetzung trifft auf mich zu und das große Schlaf Bedürfnis. Bei lauten Gerâuschen zucke ich zusammen.

  2. Ist so und erkenne mich in vielem wieder. Jeder Hochsensible kann, um die negativen Begleiterscheinung zu drosseln, reflektieren und heißt im engeren Sinne, sich und seine Empfindungen nicht sooo persönlich, wichtig und ernst zu nehmen.
    Sich jedoch darüber freuen, zwischen den Zeilen sensibel wahrnehmen zu können und nicht zu müssen. In einer Welt des getäuscht werdens ein immens großer Vorteil, weil du kannst und garnichts muß!

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