Einsamer Wolf Persönlichkeit: Was macht sie aus?

Einsame Wölfe sind kein reines Phänomen der Tierwelt. Auch im echten Leben und in der Unterhaltungsindustrie stoßen wir immer wieder auf diese sehr spezielle Wortkombination. Da sie als Einzelgänger gelten, bietet es sich an, mehr über sie zu erfahren.

Denn bekanntlich gelten viele Introvertierte eher als Einzelgänger oder (um es blumiger zu umschreiben) als sozial weniger engagierte Charaktere. Aber wann ist man nur gerne für sich und wann ist man ein einsamer Wolf?

Da es sich hierbei nicht etwa um einen geschützten oder perfekt definierbaren Begriff handelt, gibt es leider keinen einfachen Test, der dir sagt, ob du zu den einsamen Wölfen gehörst. Stattdessen werden typische Eigenschaften erklärt und es wird ein wenig Ursachenforschung betrieben.

Last but not least ist es das Ziel dieses Beitrags, ein wenig Kontext zu liefern, damit wir in Diskussionen nicht alle aneinander vorbeireden. Wer jeden Introvertierten als einsamen Wolf bezeichnet, wird ein Gespräch darüber nun mal anders führen, als jemand, der nur die wahren Einzelgänger so bezeichnen würde.

Einsamer Wolf Herkunft

Die Bezeichnung eines Menschen als einsamer Wolf ist ziemlich direkt aus der Tierwelt abgeleitet. Dort sind Wölfe bekanntermaßen Rudeltiere, die starke soziale Bindungen eingehen. Doch einzelne Tiere (oftmals ältere Wölfinnen oder junge Wölfe auf der Suche nach einem neuen Rudel) sind ebenfalls zu beobachten.

Somit liegt der Vergleich nahe: Auch Menschen sind soziale Wesen und somit sind diejenigen, die sich von der Gruppe entfernen und bestimmte Regeln nicht befolgen, als Außenseiter oder eben einsame Wölfe zu sehen.

Wörter, die oft genutzt werden, um einsame Wölfe zu beschreiben: Individualisten, Einzelgänger, Freigeister, Eigenbrötler, Sonderlinge.

Im Alltag verwenden wir die Formulierung einsamer Wolf eher selten – was auch daran liegt, dass sich diese Personen naturgemäß weniger sozial verhalten und somit schlechter und seltener beschrieben werden können. Daher sprechen wir vor allem in fiktionalen Geschichten von einsamen Wölfen.

In Serien, Büchern, Filmen und Videospielen gelten diejenigen als einsame Wölfe, die wir zwar durch die Augen der Erzähltechnik sehen können, die sich aber grundsätzlich abweisend oder zurückhaltend gegenüber den anderen Charakteren in der Geschichte verhalten. Meist sind (fiktionale) einsame Wölfe ruhig, grimmig, emotional unterkühlt, direkt, skrupellos oder abweisend.

einsamer wolf charakter

Einsamer Wolf Psychologie

Doch wie kann es sein, dass ein Mensch sich zu einem einsamen Wolf entwickelt? Oder wird jemand so geboren? Wie gesagt, darauf lässt sich keine eindeutige Antwort geben, da wir keine wissenschaftliche Definition des Begriffs haben.

Trotzdem ist Ursachenforschung deshalb nicht verboten. Immerhin wissen wir hier auf Wanderlust Introvert einiges über Menschen, die weniger sozial sind als andere. Also sind hier vier Möglichkeiten, warum jemand ein einsamer Wolf sein könnte.

Introvertierte einsame Wölfe

Wer introvertiert ist, sieht im Alleinsein keinen Makel. Wie viel Ruhe ein Introvertierter braucht, ist individuell, doch es gibt viele, die am liebsten alleine (oder mit der Familie) in einem Haus weit außerhalb der Stadt leben würden, wo ihnen kein Mensch begegnet.

Da sich das für wenige von uns realisieren lässt, wird uns die soziale Welt oftmals aufgezwungen, was eine Gegenreaktion zeigt: Die Erholung muss wertvoll erkämpft werden und der Rückzug wird mit der Zeit immer stärker.

Sensible einsame Wölfe

Ein Grund dafür, dass introvertierte Menschen nicht so sozial sind wie ihre extrovertierten Artgenossen, ist, dass sie sensibler auf Umweltreize reagieren. Gleichzeitig gibt es auch Extrovertierte, die von dem sogenannten Phänomen der Hochsensibilität betroffen sind.

Reize führen zu mehr Stress für diese Personen. Also ist es für einige nur natürlich (und manchmal sind sie sich dessen nicht mal bewusst), dass sie sich zurückziehen und lieber ihr eigenes Ding machen, um nicht überfordert zu sein.

Einsame Wölfe und Menschenhass

Manche einsamen Wölfe hassen einfach andere Menschen. Misanthropie ist heutzutage einfacher als jemals zuvor, da uns dank des Internets jederzeit klargemacht werden kann, wie unglaublich rücksichtslos, gemein und nutzlos viele Menschen sind.

Schlechte Erfahrungen und Rückzug

Nicht jeder Mensch, der schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird gleich zum Misanthropen. Trotzdem kann es gut sein, dass viele einsame Wölfe ihren Lebensstil gewählt haben, weil sie in Kindheit oder Jugend schlecht behandelt wurden.

Daher haben sie gelernt, auf sich selbst zu vertrauen und andere auf Distanz zu halten. Das heißt nicht, dass sie gar keine Kontakte haben wollen, doch sie brauchen sie nicht unbedingt.

einsamer wolf sein

Ein einsamer Wolf sein

Einsame Wölfe sind nicht zwangsläufig einsam. Klingt komisch, ist aber so. Die Formulierung birgt eine Tücke, da wir im allgemeinen Sprachgebrauch allein sein und einsam sein häufig als Synonyme betrachten. Was nicht stimmt.

Einsame sein, bedeutet, dass uns etwas fehlt. Die Abwesenheit von Kontakten oder auch die Distanz zu tatsächlichen Kontakten erzeugt ein Gefühl innerer Leere. Es gibt jedoch Menschen, die ohne Kontakte nicht einsam sind. Im Gegenteil, sie erreichen ihr volles Potential und totale Zufriedenheit mit sehr wenigen Menschen in ihrem Leben.

Das macht sie meist unabhängig und selbstständig. Denn wer wenige oder keine Kontakte hat, muss sich schon selbst um seine Angelegenheiten kümmern. Manche einsamen Wölfe meiden Gesellschaft sehr bewusst, indem sie zum Beispiel aufs Land ziehen oder einen Job ausüben, der ohne Sozialkontakte auskommt. Andere sind in sozialen Umgebungen zu Hause, suchen aber keinen Anschluss.

Beide haben gemein, dass sie etwas komisch beäugt werden. Denn viele Menschen unterliegen immer noch dem Trugschluss, dass ein Mensch nur in Gruppen und mit vielen Kontakten (und Anerkennung) wirklich glücklich und zufrieden sein kann. Wehrt sich jemand (berechtigterweise) gegen diese Weltsicht, weicht er von normal ab und gilt somit als komisch.

Männer, die einsame Wölfe sind

Charaktere, die als einsame Wölfe beschrieben werden, sind fast immer Männer. Der grummelige Einzelgänger, der sich nicht um Konventionen und die oberflächliche Gesellschaft schert, ist für viele Menschen attraktiv oder bewundernswert. Sie widersetzen sich den Regeln und führen somit zu mehr Abwechslung in unserer Gesellschaft.

Leider führt eine einsamer Wolf Mentalität im echten Leben oftmals dazu, dass Männer mit der Zeit den Zugang zu anderen und auch sich selbst verlieren. Ihre gesamte Persönlichkeit ist darauf ausgerichtet, unnahbar und abweisend zu sein – das macht sie dann nicht mysteriös, sondern einfach nur zu unangenehmen Zeitgenossen.

Können Frauen einsame Wölfe sein?

Von der einsamen Wölfin wird seltener gesprochen. Von Frauen wird aber auch grundsätzlich erwartet, dass sie gefälligst liebende und soziale Familienmenschen sind – auch wenn das selten direkt gesagt wird und häufiger impliziert ist und nur im Falle des Abweichens zur Sprache kommt.

Somit kann wohl auch problemlos behauptet werden, dass Männer eher damit durchkommen, sich zurückzuziehen, als Frauen. Trotzdem gibt es sie und sie dürfen auch gerne so weiterleben, wenn sie möchten – jeder, der damit ein Problem hat, kann es jemand anderem erzählen, denn die einsame Wölfin wird ihm nicht zuhören, sondern weiter ihr Ding machen.

einsamer wolf psychologie

Ist es schlecht, wenn man ein einsamer Wolf ist?

Wenn jemand ernsthaft einsam ist, sich also mit seiner Rolle als Einzelgänger unwohl fühlt, dann ist es nicht gut, ein einsamer Wolf zu sein. Handelt es sich jedoch um eine bewusste Entscheidung, die mit Zufriedenheit einhergeht, dann spricht nichts dagegen, als einsamer Wolf durch das Leben zu gehen.

(Übrigens: Einsame Wölfe sind üblicherweise introvertierte Myers-Briggs-Typen wie die Logistiker: ISTJs.)

Wie gesagt, die Formulierung ist da etwas missverständlich. Ich persönlich kenne einige Menschen mit sehr wenigen sozialen Kontakten, die ich sehr zu schätzen weiß. Sie sind keine Mitläufer, brauchen keinen großen Social Media auftritt und spielen sich nicht auf. Und ich weiß ganz genau, dass es ein Privileg ist, mit ihnen befreundet zu sein, denn am Ende des Tages könnten sie auch problemlos ohne mich überleben, haben sich aber dazu entschieden, mir einen Platz in ihrem Leben einzuräumen.

Einsame Wölfe, macht euer Ding. Unsere Gesellschaft hat eine völlig verquere Ansicht davon, was es heißt, ein soziales Wesen zu sein. Das haben wir hier schon mehr als einmal besprochen.

 

9 Kommentare

  1. Hallo Jennifer,
    einfach großartig von Dir, wie Du in diesem Beitrag meine eigene Lebens- u. Sichtweise zum Ausdruck bringst.
    Ich habe mich ganz bewusst vor langer Zeit zu diesem Schritt entschlossen, als „standhafte – einsame“ Wölfin mein Ding zu machen; beschränkt auf wenig soziale Kontakte, sowie ohne diese „flüchtige Moderne“ Social-Media, die durch ständige persönliche Veränderung geprägt ist.
    Ein Leben auf der Überholspur führen zu müssen, scheint ständig zuzunehmen – man muss in der Lage sein nach jeder Musik zu tanzen.
    Dies führt allerdings zu einer Entfremdung von unseren Erlebnissen, die es zu verarbeiten gilt.
    Wie wäre es einfach mit:
    „Standhaftigkeit – null Entwicklung – ein stabiles Leben“ !?!? –
    wo Ehre, Wertschätzung und Respekt, sowie auf Dauer angelegte Freundschaften/Partnerschaften noch einen festen Bestand im Leben haben.
    Dies mag sich vielleicht alles konservativ anhören, aber besser als
    „standhafter – einsamer Wolf/Wölfin“ sein Ding machen, als ein „Mitläufer“ in dieser beschleunigten Gesellschaft, mit ihren verquere Ansichten.

    Danke für Eure Aufmerksamkeit!

    Viele Grüße

    Tina

    • Hey Tina,

      klar hört sich das etwas „konservativ“ an, aber deshalb muss es ja nicht schlecht sein. Wie du schon sagst, unser modernes Leben bringt auch viele negative Dinge mit sich – sich denen zu entziehen sollte eigentlich nichts Schlimmes sein, im Gegenteil.

      Liebe Grüße

  2. Guten Morgen Tina,

    zunächst – ich glaube zu verstehen, was Du in Deinem Inneren zu finden willst und wirklich suchst. Meine (innere ) Reise begann nach fast 6 Jahren und die Menschen in der ersten und zweiten Welt suchen nach Aufmerksamkeit. Gier, Geld, Ruhm, noch bessere Geschäfte zu machen, nach dem Motto: höer – weiter – schneller. Und da bin seelisch ausgestiegen. Ja, ich habe soziale Kontakte, doch es ist ein Minimum (was ich in meinem „alten“ Leben nicht hatte – alle Menschen waren meine „Freunde“). Vieles ist nicht im Gleichgewicht und Hauptsache, man fährt die Krallen aus und benutzt die Ellenbogen, um „mein Zie“l zu erreichen. WIe es den anderen geht – ach merde drauf. Was interessieren mich die anderen ?! Wo wir sind ist eben oben! So geht es inzwischen und das wird nicht mehr lange gut gehen. Jede Reise hat ein Ziel und wir werden sonst an die Grenzen gebracht – ungebremst bei voller Fahrt.

    Sonnige Grüße Seg

    • Guten Morgen Seg,
      an dieser Stelle greife ich jetzt erst mal einen komplett anderen Kontext auf, als vielleicht erwartet 🙂
      Deine indirekte Botschaft an mich ist angekommen!
      Ich habe hierbei wahrgenommen, auf was Du mich im eigentlichen Sinne
      aufmerksam machen möchtest:
      Die wirkungslose Floskel „Vielen Dank für die Aufmerksamkeit“ am Ende eines Kommentares bzw. Schriftstückes zukünftig zu unterlassen, da diese beim Leser/Empfänger den Eindruck hinterlässt,
      dass ich meine eigene Sichtweise diskreditiere, sowie mit einer negativen
      Selbstwahrnehmung auf meine Person behaftet bin.
      Gerne bin ich bereit, diesen Kontext weiter zu vertiefen, allerdings
      erscheint mir diese Seite hier nicht der richtige Ort zu sein …
      Falls Du an einem weiteren Austausch mit mir interessiert sein solltest, dann darfst Du mich gerne unter TEB2[at]gmx[dot]de kontaktieren.
      Übrigens die Initialen Seg Deines Benutzernamens finde ich mehr als
      gelungen :-)) Sonnige Grüße Etn

  3. Unglaublich was Tina hier schreibt, kann mich in den Komponenten die Sie hervorgehoben hat zu 100% wiederfinden. Ich hoffe nur das es mehr von euch gibt und ich mal das Glück hab so jemanden zu treffen, auf der Wanderschaft….

  4. Zu 100% sehe ich das genauso ich habe wieder den innerlichen Wolf in mir gefunden. Ich entferne mich Stück für Stück von den sozialen lauf und Freundeskreisen. Ich habe halt auch schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht die ein sagen so muss man sich kleiden um andere Menschen ab zu kriegen. Meine Angst und Hass auf Menschen ist berechtigt. Durch schlechte Behandlung. Im Grunde hatte ich mich schon vorher anbgestossen vom sozialen Umfeld. Erst wollte man dazu gehören und dann merkte man das es Gift ist und geht seine Wege. Einerseits ist die Einsamkeit gut um in sich zu gehen und erholsame. Aber auch als ein Einsamer Wolf will man eine Einsame Wölfin haben um den Weg ins Einsamkeit zu zweit weiter zu gehen. Das Rudel Bedürfnis im Wolf mit anderen Wölfen zu kommunizieren, ist schon irgendwo noch im Wolf verankert und geht schlecht weg auch wenn man zum Einsamen Wolf wird.

  5. Vielen Dank für dieses angesprochene Thema.
    In diesem Text wurde meine Persönlichkeit beschrieben.
    Ich dachte immer, dass mit mir etwas nicht stimmt.
    Aber jetzt ist mir klar, dass ich nicht als einziger Mensch so bin.
    Ich fühle mich wirklich sehr wohl in meiner Einsamkeit.
    Ausserdem ist es mir gelungen alleine sehr viel zu erschaffen und aufzubauen in meinem glücklichen Leben.
    An alle einsamen Wölfe da draußen.
    Bleibt so, wie Ihr seid und haltet durch.
    Ich wünsche Euch weiterhin viel Gesundheit und Kraft!
    Gruß Jürgen

      • Sehr geehrte Frau Häuser,
        ein „einsamer Wolf“ wählt nicht eine bestimmte Lebensart. Der „einsame Wolf“ wird mit bestimmten Charaktereigenschaften geboren, die ihm erlauben Frei zu sein. Frei von Zwängen die die Gesellschaft und Erziehung mit sich bringt. Ein „einsamer Wolf“ denkt durch seine Charaktereigenschaften Grundlegend ganz anders. Wenn ein Mensch durch bestimmte Einflüsse in seinem Leben sich dafür Entscheidet ein „einsamer Wolf“ zu werden, wird er (nur) ein Einzelgänger, der sich für diese Lebensart entscheidet, da er auf eine andere Lebensart verzichtet. Ein „einsamer Wolf“ verzichtet nicht. Er kann sowohl als auch. Ich bin ein „einsamer Wolf“ und ich wurde so geboren. Ich war schon immer ein „Außenseiter“. Mein Charakter verleiht mir die Fähigkeit, dass es mir egal ist, was andere über mich denken, da ich sie nicht brauche. Das weiß ich, da ich ehrlich zu mir selbst bin, mich in die Lage versetzen kann, mich selbst zu reflektieren. Kurz zu meiner Person: geb. 1964, bis 2002 Single, bis 2022 Verheiratet, bis Dato Single und all die Jahre Glücklich und möchte keinen Tag vermissen. Das, ist die Charaktereigenschaft eines „einsamen Wolf“.

        Mfg

        J.D.

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