Was sind denn nun eigentlich introvertierte Menschen? Diese Frage stellen sich Leute jeden Tag. Und zwar introvertierte und extrovertierte Menschen gleichermaßen. Da die Antwort nicht so simpel ist, wie sich manche erhoffen, macht sich kaum jemand die Mühe, wirklich tiefergehend zu recherchieren.
Deshalb gibt es diesen Artikel. Auf diesem Blog gibt es über 150 Artikel, die mit Introversion zu tun haben – kaum jemand hat die Zeit, die alle zu durchforsten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu introvertierten Menschen sollen daher mal in einer praktischen Übersicht zusammengefasst werden.
Zwei Antwort-Absätze pro Frage. Mehr musst du nicht lesen. Falls dann etwas unklar ist, findet sich zu fast jeder Frage ein weiterführender Artikel, der dir helfen kann. Hast du das Gefühl, es fehlen noch typische Fragen, die einen eigenen Absatz verdienen? Dann sag Bescheid und ich ergänze sie.
Was ist Introversion?
Introversion ist nach Carl Jung eine Persönlichkeitsbeschreibung beziehungsweise ein Temperament, das durch eine innere Ausrichtung gekennzeichnet ist. Damit ist gemeint, dass introvertierte Menschen viel reflektieren, nachdenken und beobachten. Diese Art der Sinnesverarbeitung kostet Energie, weshalb Introvertierte schnell Energie verlieren, müde werden und Ruhe brauchen, wenn sie von Menschen umgeben sind.
Das Gegenstück bilden die Extrovertierten, die durch Sozialkontakte eher Energie gewinnen und sich stimuliert fühlen. Wichtig ist dabei, dass hier kein Schwarz-Weiß-Denken geschieht, da niemand 100 Prozent introvertiert oder extrovertiert ist. Somit braucht jeder Mensch mal Pausen und gleichzeitig (hochwertige) Sozialkontakte.
Woran erkennt man introvertierte Menschen?
Die innere Ausrichtung introvertierter Menschen zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Denn in der Gesellschaft gilt es nicht unbedingt als förderlich, wenn man ruhiger ist oder großen Wert auf Zeit für sich legt. Daher haben auch Introvertierte gelernt, sich den extrovertierten Ansprüchen anzupassen.
Trotzdem gibt es einige Hinweise darauf, dass man es mit einer introvertierten Person zu tun hat. Diese wird zum Beispiel Smalltalk vermeiden, führt aber gerne tiefgründige Gespräche. Introvertierte suchen außerdem selten das Rampenlicht – allerdings nicht, weil sie nichts auf dem Kasten hätten, sie geben nur nicht so gerne damit an. Ist jemand gerne auch mal für sich und schätzt seine Zeit alleine, kann es ebenfalls sein, dass es sich um einen introvertierten Menschen handelt.
15 Anzeichen, dass jemand introvertiert ist.
Was sind introvertierte Stärken und Schwächen?
Die Stärken und Schwächen eines Menschen lassen sich selbstverständlich nicht allein am Temperament ablesen. Erfahrungen, Erziehung, Intelligenz, Lebensumstände und andere Dinge zählen da hinein. Doch generell kann man sagen, dass einige Dinge bei „Intros“ sehr oft auftreten.
So gelten introvertierte Menschen als gute Zuhörer und Gesprächspartner. Da sie viel nachdenken und am liebsten oberflächlichen Small Talk vermeiden, geht man fast immer mit neuen Erkenntnissen aus einem Gespräch mit ihnen heraus. Introvertierte haben außerdem kein Problem damit, auch alleine glücklich und zufrieden zu sein und sind somit weniger abhängig von anderen Menschen. Gleichzeitig fällt es Introvertierten oftmals schwer, sich gegen lautere Extrovertierte durchzusetzen und sie sind selten spontan für Aktivitäten oder einen Akt der Selbstdarstellung (z.B. eine Rede) bereit.
Vor- und Nachteile von Introversion.
Sind introvertierte Menschen einsam oder unglücklich?
Manchmal glaubt jemand, er müsse eine introvertierte Person vor sich selbst retten. Allerdings sind Introvertierte nicht von Haus aus einsam oder unglücklich. Ja, es gibt unglückliche Introvertierte, aber das liegt an allen möglichen Dingen. Introversion an sich ist kein Mangelzustand.
Potentiell sind introvertierte Menschen seltener einsam, da sie die Zeit alleine schätzen und genießen können. Wenn gerade niemand Zeit für sie hat, ist das kein Beinbruch. Das führt oftmals auch zu mehr Zufriedenheit.
Haben introvertierte und extrovertierte Menschen Gemeinsamkeiten?
Logischerweise sind Texte über Introvertierte voll mit den Unterschieden zwischen „Intros“ und „Extros“. Allerdings soll das nicht bedeuten, dass es nicht auch Gemeinsamkeiten gäbe. Wie bereits erwähnt wurde, braucht jeder von Zeit zu Zeit ein bisschen Ruhe und es braucht auch jeder Menschen in seinem Leben, die ihm guttun.
Introvertierte und extrovertierte Menschen können an sich arbeiten und Schwächen ausgleichen, sie können glücklicher werden und sind für psychische Probleme anfällig. So sehr das Temperament auch den Alltag beeinflusst, am Ende sollte nie behauptet werden, dass Introvertierte und Extrovertierte zwei völlig verschiedene Spezies wären.
Introvertierte Menschen und die Liebe: Wie lieben Introvertierte?
Introvertierte können lieben, leiden, hassen und vermissen wie alle anderen auch. Trotzdem kommt es bezüglich zwischenmenschlicher Beziehungen immer mal wieder zu Missverständnissen. Das liegt daran, dass diejenigen, die Zeit alleine nicht unbedingt brauchen, nicht wirklich verstehen, warum sich introvertierte Menschen zurückziehen.
In Freundschaften oder romantischen Beziehungen werden Rückzug oder Stille oftmals als Desinteresse oder sogar Ablehnung interpretiert. Da Introvertierte häufig mit weniger Worten und weniger gemeinsamer Zeit auskommen, dabei aber nicht weniger fühlen, muss zwischen introvertierten und extrovertierten Menschen gut kommuniziert werden, sonst redet (und lebt) man aneinander vorbei.
So lieben introvertierte Menschen.
Wie fühlen sich introvertierte Menschen im Alltag?
Viele alltägliche Dinge sind für Introvertierte etwas anstrengender als für Extrovertierte. Smalltalk ist zum Beispiel etwas, was auf Arbeit, in der Schule oder auch einfach im Treppenhaus als typisch und höflich gilt – für Introvertierte ist das eher die Hölle. Denn sie wollen stets wertvolle Erfahrungen machen, die es wert sind, dass man durch sie ein wenig soziale Energie verliert.
Introvertierte können sich in alltäglichen Situationen auch schlecht fühlen, weil sie abgelehnt werden. Meiden sie zum Beispiel lockere und wenig wertvolle Gespräche in der Mittagspause, um sich ein wenig zurückzuziehen, dann wirft man ihnen oft asoziales Verhalten vor. Ablehnung ist fast immer die Folge von mangelndem Verständnis und somit sollte mehr und mehr aufgeklärt werden.
Warum werden ruhige Menschen abgelehnt?
Ist es schlecht, wenn man introvertiert ist?
Aus den Vorurteilen und Alltagsproblemen ergibt sich, dass viele Introvertierte glauben, mit ihnen würde etwas nicht stimmen. Sie suchen verzweifelt nach Möglichkeiten, endlich extrovertiert zu werden – und scheitern logischerweise, da sie an ihrem Temperament nicht viel ändern können.
Gegen Schüchternheit, Ängste oder Einsamkeit kann etwas unternommen werden – nichts davon widerspricht allerdings der Introversion. Introvertierte können glücklich und zufrieden leben und somit kann klar gesagt werden, dass es nicht schlecht ist, wenn man introvertiert ist. Man wird lediglich mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.
Halten sich Introvertierte für etwas Besseres?
Manchmal entsteht der Eindruck, introvertierte Menschen würden sich für etwas Besseres halten. Und das kann auch der Fall sein – warum sollten Intros nicht auch Arroganz zeigen? Aber grundsätzlich beruht dieses Vorurteil wieder einmal auf einem Missverständnis.
Dass Introvertierte gerne allein sind und ihre Zeit bewusst als begrenzt verfügbares Gut behandeln, stößt einigen Menschen böse auf, die Aufmerksamkeit verlangen. Anstatt den Rückzug als persönliches Bedürfnis des Introvertierten zu sehen, fühlen sie sich verletzt oder zurückgewiesen und ziehen daraus fälschlicherweise den Schluss, dass ihr Gegenüber sich für etwas Besseres hält.
Worüber lachen Introvertierte?
Introvertierte lachen in erster Linie über sich selbst. Wer einmal in Foren oder Social Media Gruppen für Introvertierte unterwegs ist, wird schnell feststellen, dass es dort nur so von Memes wimmelt, die introvertierte Gewohnheiten oder Eigenheiten witzig verpacken.
Gleichzeitig lachen Introvertierte aber auch über Extrovertierte. Denn durch die große Beobachtungsgabe fallen bestimmte Muster und typische Situationen auf, in denen Extrovertierte sehr unreflektiert sind. Dann stolzieren sie schon mal wie ein Hahn durch das Büro und machen Lärm, während sie gleichzeitig vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Introvertierte durchschauen diese Show.
Sind Introvertierte wie Pokémon?
Wie können Introvertierte selbstbewusster werden?
Der wichtigste Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein: Mehr lesen, lernen und verstehen. Denn nur wer versteht, dass die eigene introvertierte Art weder schlimm noch falsch ist, kann sich auch vollständig akzeptieren und somit selbstbewusster auf andere zugehen. Wer die eigene ruhige Art als persönliche Verrücktheit abtut, der gibt Zweifeln und Mobbern große Angriffsfläche.
Den Besonderheiten der eigenen Persönlichkeit positiv gegenüberzustehen, kann dabei helfen, sich gegen Vorwürfe oder falsche Anschuldigungen zu wehren. Es mag sehr plump klingen, doch sich selbst zu lieben, sollte oberste Priorität haben, wenn man selbstbewusster auftreten möchte. Das braucht Zeit, lohnt sich aber.
Was mögen introvertierte Menschen?
Da Introvertierte in allen Formen, Farben und Modellen daherkommen, kann nicht behauptet werden, alle würden gerne lesen, spazieren oder Kreuzworträtsel lösen. Um sie besser zu verstehen, muss es also etwas allgemeiner bleiben. Introvertierte mögen zum Beispiel, wenn man sich die Mühe macht, ihnen zuzuhören. Da extrovertierte Menschen in vielen sozialen Situationen die Führung übernehmen, kommen Introvertierte seltener zu Wort.
Introvertierte schätzen ihre Zeit alleine. Somit gefällt es ihnen, wenn man ihnen ein wenig Vorlaufzeit gibt, bevor man sie in eine soziale Situation lockt (oder zwingt). So können sie ihre „Alleinzeit“ besser planen und mit ihrer Energie besser haushalten. Introvertierte mögen außerdem tiefgründige Unterhaltungen und profitieren häufig von Zeit in der Natur.
Kann man gleichzeitig introvertiert und extrovertiert sein?
Da niemand zu 100 Prozent introvertiert oder extrovertiert ist, bringt jeder auch eine Mischung aus den Eigenschaften beider Extreme mit. Manchmal spricht man hier auch von Ambiversion – dazu zählen Menschen, die praktisch fast gleichermaßen nach innen und nach außen gerichtet empfinden, erleben und beobachten.
Der Begriff „introvertiert“ ist für viele Menschen wichtig, um sich zugehörig und verstanden zu fühlen. Es gibt aber auch genug Personen, die lieber keinen konkreten oder einzelnen Begriff nutzen wollen, sondern sich einfach mit verschiedenen Worten wie „verträumt“, „ruhig“ oder „eigenbrötlerisch“ beschreiben, um eben nicht in die Falle zu tappen, sich allein über ihr Temperament zu definieren. Beide Entscheidungen sollte man respektieren.
Fazit: So sind introvertierte Menschen
Hoffentlich konnte dieser Beitrag nun etwas knackig und ohne große Umschweife erklären, was introvertierte Menschen sind und was sie ausmacht. Nur durch Aufklärung, Diskussionen und aufmerksames Zuhören können Vorurteile überwunden werden.
Wenn Introvertierte und Extrovertierte respektvoll aufeinandertreffen, dann bilden sich daraus wundervolle Freundschaften, tolle Beziehungen, ertragsreiche Arbeitsverhältnisse und allgemein bessere Umständen für alle. Vielfalt ist eine tolle Sache und introvertierte Menschen sollten sich Gehör verschaffen, wenn sie das Gefühl haben, dass man sie nicht ernst nimmt. Davon profitieren am Ende alle.
Dieser Beitrag ist grandios und verweist deutlich auf die Komplexität im Bereich Introversion!
Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin klar zum Ausdruck bringt das niemand zu 100 Prozent introvertiert oder extrovertiert ist und eine Ambiversion in Betracht gezogen werden kann, wie es bei mir persönlich definitiv der Fall ist.