Es gibt Personen, mit denen ist das Unterhalten und Zusammenleben praktisch keine Herausforderung. Wir denken bei diesen Menschen nicht darüber nach, wie viel Zeit wir mit ihnen verbringen müssen, ob wir uns mit ihnen abgeben wollen oder wie wir mit ihnen umgehen sollen – es läuft einfach alles von allein.
Das Gegenstück zu diesen angenehmen Menschen sind die schwierigen Menschen. Mit ihnen werden viele Gespräche und Interaktionen zu einer anstrengenden Angelegenheit. Du hast bestimmt schon mal jemanden als schwierigen Typen oder schwierigen Charakter beschrieben.
Problem dabei ist, dass die Bezeichnung auf ganz unterschiedliche Menschen zutreffen kann. Deshalb soll dieser Beitrag einmal Licht ins Dunkel bringen, welche Menschen als schwierig gelten und vor allem, wie wir mit ihnen umgehen können.
(Die ersten Absätze befassen sich hauptsächlich mit schwierigen Menschen, zu denen wir schon eine Beziehung haben. Solltest du Tipps für den souveränen Umgang mit schwierigen Menschen im Alltag brauchen, spring gleich ans Ende des Beitrags.)
Schwierige Menschen: Psychologie
Niemand möchte gerne als schwierig, anstrengend oder belastend wahrgenommen werden. Deshalb ist es auch selten, dass sich Menschen selbst als schwierig bezeichnen. Es kommt allerdings vor. Manch einer erkennt, dass seine Art zu kommunizieren für andere Personen ein Problem ist. Im Extremfall nehmen sich diese Menschen als Belastung für andere wahr – manchmal berechtigterweise, viel häufiger aber aus den falschen Gründen.
Denn viele anstrengende Menschentypen sehen sich selbst nicht als schwierig. Schon allein das Hinterfragen der eigenen Verhaltensweisen bewahrt in manchen Situationen davor, zu einem wirklich belastenden Menschen zu werden.
Die Psychologie der schwierigen Menschen ist also aus zwei Blickwinkeln zu betrachten: aus persönlicher Sicht und durch die Fremdbeschreibung. Im Folgenden soll es in erster Linie darum gehen, diejenigen zu betrachten, die auf ihre Umwelt wie schwierige Menschentypen wirken (oder es tatsächlich sind). Solltest du dich fragen, ob du vielleicht schwieriger bist als andere Menschen, dann schau doch mal hier vorbei: Alle Menschen sind anstrengend. Oder hältst du dich selbst für schwierig, weil du nicht immer gut drauf bist? Dann hilft vielleicht: Ich bin nicht gut drauf und das ist okay.
Was ist ein schwieriger Mensch?
Personen, die von anderen als schwierig wahrgenommen werden, verlangen ihrer Umwelt im Regelfall mehr ab als der Durchschnittsmensch. Mit ihnen zu interagieren ist also nicht einfach nebenbei möglich, man muss Zeit, Energie und Aufmerksamkeit investieren.
Das macht Menschen schwierig:
- Sie nehmen viel und geben nichts zurück.
- Sie sind rücksichtslos.
- Sie hinterfragen sich niemals selbst.
- Sie halten sich für allwissend.
- Sie sind unzufrieden mit sich und der Welt.
Die Gründe sind zahlreich, kompliziert und selten eindeutig zu erkennen. So kann jemand schwierig sein, weil er sich für allwissend und toll hält – unreflektierte Menschen leben oft in ihrer eigenen Welt, was es schwer macht, mit ihnen vernünftig zu kommunizieren. Gleiches gilt für depressive Menschen. Ihre Eigenwahrnehmung ist verzerrt und oftmals fehlt auch der klare Blick auf ihre Umwelt. Natürlich brauchen diese Menschen Hilfe, aber sie ihnen zu geben, kann tatsächlich belastend – und somit schwierig – sein. Eine weitere große Gruppe bilden die Menschen, die ständig nach Aufmerksamkeit haschen.
Menschen, die Aufmerksamkeit und Drama brauchen
Die Top-Kategorie für schwierige Menschen wird wohl von denen besetzt, die es auch am meisten verdient haben: Diejenigen, die Drama und Aufmerksamkeit brauchen. Sie sind schwierig, weil es um sie herum niemals ruhig wird. Wann immer sie einen Raum betreten, besteht auch die Chance, dass gleich die Stimmung kippt.
Die Herausforderung im Umgang mit ihnen besteht darin, dass sie viel Platz einnehmen. Somit bleibt für andere oft nicht viel übrig. Auf Arbeit stellen sich diese Menschen ständig in den Vordergrund. In Meetings sind sie gerne am Reden, ohne viel zu sagen. Oder schlimmer noch: Sie präsentieren sich selbst in einem Licht, das suggeriert, sie würden all die Arbeit machen und mehr leisten als alle anderen. Was so gut wie niemals der Fall ist, oftmals verbringen diese Menschentypen viel zu viel Zeit mit nebensächlichen Dingen, um viel zu leisten.
Auch Freunde können in die Dramafalle tappen. Es kann gut sein, dass du so jemanden in deinem Freundeskreis hast und ihn auch lange mochtest. Immerhin ist mit diesen Leuten immer etwas los, es wird nicht langweilig. Doch je länger man diese Personen kennt, umso eher bemerkt man dann auch, dass sie ohne die Aufmerksamkeit und das Drama nicht existieren können.
Da die meisten Menschen aber eine Mischung aus Anstrengung und Entspannung brauchen, fällt irgendwann auf, wenn einige Menschen immer unter Strom stehen. Gerade für ruhigere Menschen kann es eine große Belastung sein, wenn sie viel Kontakt mit Personen haben, die Aufmerksamkeit verlangen und Drama erzeugen.
Menschen, die viel Energie verlangen
Es gibt auch Menschen, die sich nicht zum Mittelpunkt jeder Party machen, die aber trotzdem viel von ihrer Umwelt erwarten. Das sind zum Beispiel Freunde, die gerne nehmen, aber so gut wie nie zurückgeben. Du darfst diesen Freunden die Hand halten, ihnen mit Ratschlägen zur Seite stehen und beim Umzug helfen – aber erwarte bloß nicht, dass sie jederzeit für dich da sind.
Schwierig kann ein Mensch auch sein, wenn er nicht weiß, wie er richtig kommunizieren soll. So nehmen manche extrovertierten Menschen ihre introvertierten Partner als schwierig wahr, weil diese nun mal anders Gefühle ausdrücken. Auch schüchterne oder neurodivergente Menschen können in diese Kategorie fallen, wenn sie nicht so sprechen, denken und fühlen wie es von der Mehrheit vorgelebt wird. Die gute Nachricht für diese Fälle ist, dass man meist Lösungen findet, indem man einfach darüber spricht, wo es hapert (dazu gleich mehr).
Menschen, die nicht reflektieren können
Die letzten schwierigen Charaktere, auf die wir einen Blick werfen wollen, nagen bei mir persönlich am meisten an den Nerven. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie alle anderen Menschen als fehlerhaft wahrnehmen, sich selbst aber nie unter die Lupe nehmen. Unreflektierte Persönlichkeiten gehören zu den schwierigsten Menschentypen überhaupt.
Mit Menschen, die ohne das Rampenlicht nicht glücklich sind, kann ich im gewissen Maße Mitleid haben. Da ich selbst meine ruhige Art zu schätzen weiß, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich ohne die ständige Bestätigung anderer nicht klarkommen würde. Menschen, die nur nehmen, aber nicht geben, habe ich grundsätzlich aus meinem Leben verbannt.
Aber diejenigen, die Selbstbetrachtung komplett ablehnen? Mit denen komme ich nicht klar. Wir alle haben Probleme damit, uns selbst klar zu sehen und Fehler einzugestehen. Das ist menschlich. Doch diejenigen, die ständig austeilen, aber niemals einstecken können? Die schwierigsten Menschen auf dem Planeten!
Ich weiß, dass ich nichts weiß – eine der wichtigsten Weisheiten, die uns dabei helfen kann, auf dem Boden zu bleiben und uns stetig weiterzuentwickeln. Schwierige Menschen denken eher: Meine Meinung ist Wissen, alle anderen sollten sich ein Beispiel an mir nehmen.
Mit schwierigen Menschen umgehen
Wie kann man mit Menschen umgehen, die besonders schwierig sind? Nun, das richtet sich natürlich danach, wieso die Person es einem schwermacht und vor allem, wo wir auf sie treffen. Denn auf der Straße gibt es recht einfache Lösungen – man kann diese Menschen zum Beispiel so gut es geht meiden. Aber was ist mit Menschen, die zur Familie gehören und/oder die man liebt?
Schwierige Menschen in der Familie
Mit anstrengenden oder fordernden Menschen in der Familie umzugehen, ist eine große Herausforderung. Denn nur sehr selten können (oder sollten) sie vollständig aus dem Leben verbannt werden. Allerdings kann es durchaus notwendig werden. Wenn wir nämlich nicht nur von schwierigen Persönlichkeiten sprechen, sondern von toxischen oder verletzenden, dann ist es durchaus sinnvoll, diesen Menschen den Rücken zu kehren – ja, auch wenn sie zur Familie gehören. Körperlicher oder verbaler Missbrauch ist niemals in Ordnung.
Nur bewegen sich die meisten Familienmitglieder eher in einer Grauzone. Sie richten zwar keinen großen Schaden an, doch mit ihnen zu sprechen oder Zeit zu verbringen, raubt trotzdem Energie. In diesem Fall sollte das Gespräch gesucht werden.
Verlangt ein Elternteil zu viel Leistung? Dann musst du ganz klar formulieren, dass du schon am Limit bist und nicht mehr tun kannst. Schwingt ein wütender Onkel immer wilde Reden voller Verschwörungsmythen? Sag ihm, dass du dich dabei nicht wohlfühlst. Ist die Schwester immer in Not, geht aber nicht ans Telefon, wenn du mal etwas brauchst? Dann sag ihr, dass du dich schlecht behandelt fühlst.
Die Chancen stehen gut, dass du auf Gegenwehr stoßen wirst. Du musst deinen Unmut aber aussprechen, ansonsten erfährst du gar nicht erst, ob dein Gegenüber bereit ist, etwas zu ändern. Du würdest schließlich auch wollen, dass dir jemand Bescheid sagt, wenn du eine Beziehung schleifen lässt, oder nicht?
Schwierige Menschen lieben
Neben den Familienmitgliedern, zu denen man logischerweise eine Verbindung hat, gibt es noch andere Menschen, die man liebt, obwohl sie anstrengend oder schwierig sind. Es gelten die gleichen Tipps für den Umgang: Ansprechen muss sein und bei schwerwiegenden Belastungen musst du gehen.
Wir alle haben mal Phasen im Leben, in denen wir unseren Mitmenschen mehr abverlangen. In der Familie, in Freundschaften, in Beziehungen. Aber eine dauerhafte Belastung zu werden, das wollen wir nicht – also dürfen wir auch von anderen verlangen, dass sie sich hinterfragen.
Liebe kann sehr lange die Belastung verdecken, die ein anderer Mensch für uns darstellt. Doch bleibt ein Mensch „schwierig“ und somit anstrengend, dann wird er uns auf Dauer schaden. Liebe wird gerne romantisiert (oh, die Ironie). Wenn du einer Person mitgeteilt hast, dass sie sich verändert hat oder verändern muss, und sie daraufhin eher wütender oder unnachgiebiger wird, dann beginnt die Phase, in der du Selbstschutz einleiten musst.
Schwierige Menschen aus dem Leben verbannen
Hast du angesprochen, dass dich etwas stört, und dir wurde mit Wut, Unverständnis oder Vorwürfen geantwortet? Dann ist der nächste Schritt: Distanz aufbauen. Und dabei brauchst du auch keine allgemeingültigen Begründungen. Wenn du einen Menschen als schwierig wahrnimmst, also als Belastung, und dieser nicht bereit ist, etwas zu verändern, dann darfst du gehen. Andere können bleiben, die Beziehung aufrechterhalten oder Unverständnis äußern – aber du machst alles richtig.
Natürlich geht es nicht darum, einen Freund in Not fallen zu lassen. Doch wenn du irgendwann feststellst, dass jemand scheinbar seit Jahren permanent in Not ist, dann musst du dich fragen, ob diese Person Energie daraus zieht, von anderen Hilfe zu bekommen. Auch Familienmitglieder verlässt man nicht einfach von heute auf morgen – doch wenn du ständig Vorwürfe erhältst, runtergemacht wirst oder man sich über dich lustig macht, dann hast du jedes Recht, diesen Menschen den Rücken zu kehren.
Manch einer macht das drastisch und bricht den Kontakt zu einem Partner, Freund oder Familienmitglied komplett ab. Wenn das keine Option ist, wird sich stattdessen nach und nach zurückgezogen. Man springt nicht sofort, wenn jemand um Aufmerksamkeit bettelt. Man gibt Widerworte, wenn jemand Unsinn redet. Man verlässt eine Diskussion, die ins Nichts führt. Man geht gar nicht erst zu einer Feier.
Sollte dir das absolut absurd vorkommen, weil du noch nie daran gedacht hast, diese schwierigen Menschen zu verlassen, dann hier ein Tipp von unzähligen Menschen, die genau das auch mal gedacht haben: Probiere es einfach aus.
Viele, viele Menschen, die beschlossen haben, weniger Aufmerksamkeit an energieraubende, aufmerksamkeitshaschende und besserwisserische Personen zu verschwenden, berichten von lebensverändernden Erfahrungen. Denn dort, wo schwierige Personen keine Zeit und Energie mehr bekommen, erhältst du mehr Zeit für dich – oder für Menschen, die dir wirklich guttun.
Souveräner Umgang mit schwierigen Menschentypen im Alltag
Last but not least: Menschen, die dir eigentlich nichts bedeuten, die aber trotzdem furchtbar schwierig sind. Das sind Kollegen, die man nicht jeden Tag sieht. Anstrengende Nachbarn. Die Freundin eines Freundes. Christian Lindner.
Mit ihnen umzugehen, erfordert Fingerspitzengefühl. In manchen Situationen hilft Teilnahmslosigkeit. Der Freundin eines Freundes ins Gesicht zu sagen, dass sie anstrengend ist und einfach mal die Klappe halten soll, ist einfach keine gute Idee – du riskierst wahrscheinlich Freundschaften. Also lass sie reden, beschäftige dich anderweitig. Gerade in Gruppensituationen kannst du einfach Einzelgespräche mit anderen Menschen wählen. Die eine oder andere Ausrede für ein Treffen ist auch nicht schlecht.
Es gibt aber auch Menschen, denen du die Meinung geigen kannst. Denn du musst dir nicht alles gefallen lassen. Ist jemand nicht nur schwierig, sondern unhöflich, gemein, aggressiv oder unverschämt, dann musst du dich wehren. Für die Seele hilft es manchen Menschen, einfach Widerworte zu geben. Tottert dich jemand an der Supermarktkasse voll, dann sag der Person ruhig, dass du das unhöflich findest. Die Kollegin, die über Kunden lästert, darf von dir ruhig hören, dass sie ihre hässliche Seite zeigt.
Manchmal helfen aber auch klare Grenzen. Schwierige Nachbarn neigen dazu, zu einem dauerhaften Problem zu werden. Also ab zum Vermieter. Klar ist das „typisch deutsch“, aber wenn jemand zu laut ist, deine Post klaut, die Haustür nie zumacht oder seinen Hund in den Hausflur pinkeln lässt, dann wird nach einem ersten Hinweis die bürokratische Lösung die beste sein. Dokumentieren und an den Vermieter weitergeben – und dann weitere Kommunikation mit dem Nachbarn abbrechen. Das ist wahrer Selbstschutz (zur Not bis die Polizei kommt). Falls du das für drastisch hältst: Natürlich versuchst du es zunächst auf die nette und freundliche Art, aber es gibt genug Menschen, denen das komplett egal ist. Sie wollen Stress und du solltest ihnen genau diesen verweigern.
Fazit: Schwierige Persönlichkeiten und ihr Einfluss auf dein Leben
Am Ende des Tages musst du selbst entscheiden, wie weit du gehen willst, um das Problem mit der schwierigen Person (oder den schwierigen Personen) in deinem Leben zu lösen. Ein fieses Fazit, ich weiß. Aber es läuft nun mal alles auf eine Erkenntnis hinaus: Wie viel andere mit dir machen können, hängt oftmals direkt mit deinem Selbstwertgefühl zusammen.
Wenn anstrengende Menschen dein Leben wiederholt und ernsthaft beeinflussen, dann ist das nicht in Ordnung. Du hast nur eine begrenzte Anzahl an Jahren auf diesem schönen Planeten – sind es diese Menschen, die oftmals keine Rücksicht auf dich nehmen, wirklich wert, dass du ihnen weiter mit deiner Zeit und Energie zur Seite stehst? Wie gesagt: Nimm dir mal etwas Abstand und schau, was passiert. Ich kenne viele Menschen, die nach Abstand oder Kontaktabbruch leichter durch das Leben gehen, mehr Spaß haben, wieder mehr für sich tun oder sogar neue Beziehungen aufbauen können. Einen Versuch ist es doch wert, oder nicht?