Ich will keinen Kontakt: Nachbarn auf Distanz halten (Tipps)

Die einen Nachbarn wollen viel Kontakt, die anderen wollen genau diesen Menschen aus dem Weg gehen. Eine schwierige Angelegenheit. Die Wohnungssituation, die räumliche Nähe, die Lärmverhältnisse, die Familienzusammensetzung – alles spielt in die sehr komplizierten Verbindungen zwischen Nachbarn hinein.

Wenn du auf diesen Beitrag geklickt hast, stehen die Chancen gut, dass dir deine Nachbarn langsam (oder schnell) zu viel werden. Das kann daran liegen, dass du weniger sozial bist und einfach nicht mehr Kontakt willst, als notwendig ist. Oder aber, du hast gar kein Problem mit ein wenig Smalltalk, aber deine Nachbarn überschreiten regelmäßig die Grenzen der Höflichkeit. Wie hältst du sie dann auf Distanz?

Kontakt mit Nachbarn: Vor- und Nachteile

Zunächst muss ein Blick darauf geworfen werden, wann sich Kontakt zu den Nachbarn eigentlich lohnt und wann nicht. Gerade für ältere Generationen gehört es praktisch dazu, dass man sich unterhält, viel über das Leben der Nachbarn weiß und sich gegenseitig hilft. Das ist – in der Grundidee – eine gute Sache. Wer selbst nette Nachbarn hat, mit denen man gelegentlich ein Schwätzchen hält und denen man auch mal ein bisschen Zucker leiht, der wird die Situation sehr zu schätzen wissen.

Denn aus einem guten Verhältnis erwachsen weniger Probleme. Findet eine Party statt, kannst du deinen Nachbarn einfach Bescheid sagen, wenn euer Verhältnis gut ist. Im Gegenzug fütterst du mal für ein Wochenende die Katze oder hilfst nach einem Sturm im Garten. Gerade auf dem Dorf oder in städtischen Randgebieten geben Nachbarn außerdem ein Gefühl von Sicherheit – ungewöhnliche Aktivitäten oder fremde Personen fallen nun mal auf.

Doch das kann auch schnell umschlagen. Manche Nachbarn wollen einfach alles wissen. Je enger der Kontakt, umso glücklicher sind sie. Dann werden sie schnell aufdringlich. Ein ruhiger Nachmittag auf dem Balkon oder im Garten ist nicht möglich, weil sofort geschnattert wird. Besuch wird immer sofort im Eingangsbereich abgefangen. Manchmal schauen Nachbarn sogar durch die Fenster und sehen damit überhaupt kein Problem.

Kontakt mit Nachbarn Vor- und Nachteile

Nachbarin will ständig Kontakt: die Folgen

Eine zu enge Nachbarschaft kann zur Belastung werden. Gerade für introvertierte und ruhigere Menschen ist es notwendig, dass sie einen Rückzugsort haben. Ihre Wohnung oder ihr Haus ist wichtig für ihre körperliche und mentale Gesundheit.

Doch auch andere Menschen sollten das Gefühl haben, in ihren eigenen vier Wänden für sich sein zu können. Ganz besonders, wenn es sich um aufdringliche und urteilende Nachbarn handelt. Diese beobachten nicht nur, sie geben auch ihre Meinung ab – fast immer ungefragt. Da werden Gespräche schnell politisch oder viel zu persönlich.

Daraus entstehen verschiedene Probleme. Einige Menschen ziehen sich komplett zurück. Sie horchen an der Tür, um die Nachbarn zu umgehen (was natürlich nur funktioniert, wenn die kontaktfreudigen Nachbarn nicht gerade dasselbe tun). Manchmal trauen sich Betroffene nicht mal mehr, ihre Jalousien hochzumachen oder Geräusche zu verursachen – denn die Nachbarn stellen sonst nächsten Tag Fragen über den Besuch, den Sport oder das Fernsehprogramm, die gruslig akkurat sind.

Die andere Folge ist Streit. Denn wer nicht bereit ist, sich zurückzuziehen und einzuschränken, wird früher oder später sagen müssen, dass er weniger Kontakt will. Oder aber der Streit entsteht, wenn die Nachbarn ständig ihre Meinung abgeben – und du Widerworte gibst. Gerade Minderheiten in konservativ geprägten Wohngegenden kennen diese Zwickmühle.

Ich will nicht: die Gründe

Dass jemand seine Nachbarn auf Distanz halten möchte, versteht nicht jeder. Zum einen haben sie vielleicht selbst sehr nette und respektvolle Nachbarn – logischerweise sind sie also zufrieden. Leider mangelt es ihnen an Empathie, wenn sie nicht verstehen, warum es anderen möglicherweise nicht so geht.

Es gibt natürlich absolute Terrornachbarn. Sie spannen, machen Lärm, beleidigen und machen das Leben zur Hölle. Dass du diese Menschen nicht in deinem Leben willst, werden wohl die meisten noch verstehen können.

Doch auch mit ganz normalen Nachbarn gibt es verschiedene Kontaktvarianten. Und unter Umständen begegnet ihr euch sehr höflich und nett, du willst es aber auch nicht weiter ausreizen. Das ist völlig in Ordnung, wird aber wie gesagt möglicherweise auf Unverständnis stoßen.

Für hochsensible, schüchterne, angstgestörte oder psychisch kranke Menschen können soziale Kontakte eine Belastung sein. Gerade in akuten Phasen, in denen die Welt einfach zu laut, zu anstrengend, zu viel ist, braucht es da Rückzug. Das Problem: Andere wissen natürlich nicht, was los ist. Wer also ein enges Verhältnis zu seinen Nachbarn zulässt und sich dann zurückziehen will, bekommt die Chance vielleicht gar nicht.

Deshalb verweigern viele Menschen grundsätzlich einen engen Kontakt mit ihren Nachbarn. Das ist nicht unbedingt persönliche Abneigung oder Arroganz, viel eher ist es eine Grundsatzentscheidung mit komplexen Hintergründen.

zu enge nachbarschaft

Nachbarn auf Distanz halten

Okay, also manche Nachbarn sind einfach furchtbar aufdringlich und nicht jeder will Kontakt, auch wenn die Nachbarn völlig in Ordnung sind. Aber wie genau gelingt es denn nun, die Nachbarn auf Distanz zu halten? Das geht in verschiedenen Stufen. Kleinere und einfachere Tipps sind vor allem für Mehrfamilienhäuser praktisch. Einfamilienhäuser mit einer gemeinsamen Hecke oder einem Zaun erschweren das ein wenig, doch es gibt auch genug Nachbar, die mit der Zeit merken, dass man eher nicht zu besten Freunden werden wird. Doch wenn diese Nachricht nicht ankommt, müssen härtere Maßnahmen ergriffen werden.

Die höfliche Variante

Wenn dir ein (fremdes) Kind sein imaginäres Telefon reicht, weil du einen sehr wichtigen Anruf bekommst, dann spielst du mit. Denn es macht dem Kind eine Freude. Allerdings wirst du nicht deine Lebensgeschichte erzählen oder mehrere Stunden investieren. Und genauso kannst du auch an das Nachbarschaftsverhältnis herangehen.

Wenn man sich begegnet, grüßt man sich. Es wird auch ein Pläuschchen über das Wetter gehalten. Aber wenn die Nachbarn mehr wissen wollen, weichst du am besten aus. Themen wie romantische Beziehungen, Gehalt, Familienverhältnisse, politische Ansichten oder Hoffnungen und Träume vermeidest du lieber. Manchmal entstehen dadurch peinliche Pausen. Denn viele Menschen werfen den Köder aus und warten, dass du ihnen dann Fragen über ihr Leben stellst. Lass es lieber, wenn du Distanz wahren möchtest.

Je mehr ihr übereinander wisst, umso weniger soziale Hürden bestehen. Und leider warten einige nur darauf, dass ihnen eine Hürde genommen wird – und dann überspringen sie gleich die nächsten drei. Wahrscheinlich werden dich deine Nachbarn als distanziert oder kühl beschreiben. Doch wenn Abstand dein Wunsch ist, erreichst du damit ja genau das, was du willst.

Die ausweichende Methode

Der Klassiker unter Menschen mit sozialer Phobie oder Angst: Einfach alles tun, um die Nachbarn nicht zu treffen. Das ist nur leider anstrengend, riskant und wird wahrscheinlich dazu führen, dass du früher oder später als unhöflich eingestuft wirst. Denn ja, wenn du plötzlich zwei Stufen auf einmal nimmst, weil du einen klimpernden Schlüssel hörst, werden deine Nachbarn das schon bemerken.

Letztlich will ich dir das aber auch nicht ausreden. Selbst wenn du keine Phobie hast, ist es verständlich, dass du in deinem Leben keine Zeit oder Energie hast, um über belanglose Dinge zu sprechen – oder verzweifelt zu versuchen, über Belangloses zu sprechen, um deiner 75-jährigen Nachbarin nicht erklären zu müssen, wie du denn mit dem Internet Geld verdienen kannst und ob das überhaupt legal ist.

Tipps, um Nachbarn auszuweichen:

  • Vor dem Öffnen der Haustür schauen und hören, ob jemand in der Nähe ist.
  • Jalousien geschlossen halten, wenn die Nachbarn sonst reingucken können.
  • Schlüssel bereits in der Hand haben, wenn du auf die Tür zugehst.
  • Immer beschäftigt aussehen und bei einem Gesprächsversuch sofort sagen, wo du gerade hinwillst.
  • Mit Besuchern nicht im Hausflur oder in der Einfahrt herumlungern.

Nachbarn aus dem Weg gehen

Die drastischen Maßnahmen

Es gibt Situationen, in denen ist es dir völlig egal, ob andere dich für kühl, unhöflich oder gar gemein halten. Typischerweise passiert das nicht einfach so. Ein Vertrauensbruch oder eine Auseinandersetzung sind meist die Ursache. Auseinandersetzungen sind Streitigkeiten – fast immer über Lärm, Besitz oder Politik. Ein Vertrauensbruch liegt vor, wenn Nachbarn die Wohnung ungefragt betreten oder in die Fenster schauen.

Wenn dir das passiert ist, tut es mir sehr leid. Aber du hast nun auch jedes Recht, keinen Kontakt mit diesen Nachbarn haben zu wollen. Begegnet man sich, wird meist nur hallo gesagt, genickt oder man ignoriert sich sogar. Gibt es eine gemeinsame Grundstücksgrenze, werden spätestens jetzt blickdichte Zäune gebaut oder Hecken gepflanzt.

Wichtig ist ab diesem Zeitpunkt, schon präventiv Grenzüberschreitungen zu dokumentieren. Niemand möchte glauben, dass die Situation noch schlimmer wird. Doch es gibt genug Nachbarn, die nach einem Streit jeglichen Anstand vermissen lassen. Laute Musik, schreien in der Nacht, Giftköder für Hunde, zerkratzte Autos, sinnlose Anrufe bei der Polizei – das ist alles möglich. In einer Mietwohnung solltest du notieren, wenn außerhalb der Ruhezeiten eine hohe Lärmbelästigung auftritt. Gibt es im Hausflur Dreck, Drohungen oder wird Besitz von dir kaputtgemacht, melde es dem Vermieter oder der Polizei.

Albtraum: provozierende Nachbarn

Bist du erst einmal an rachsüchtige Nachbarn geraten, wird dein Leben wahrscheinlich für eine Weile ziemlich schlecht sein. Viele dieser Menschen suchen sich irgendwann neue Opfer – denn du bist nur das Ziel geworden, weil du zur falschen Zeit am falschen Ort warst. Das ist besonders bitter, wenn du eigentlich zunächst eine enge Nachbarschaft angestrebt hattest, die nun toxisch geworden ist.

Wie gesagt: dokumentiere alles. Leider kann die Polizei nur in wenigen Fällen etwas ausrichten. Setze dich im Zweifel mit dem Vermieter in Verbindung und schildere ungewöhnliche Vorfälle. Einige Vermieter reagieren recht schnell, andere gar nicht. Einen Versuch ist es aber wert. Am wichtigsten ist jedoch, dass du sicher bleibst. Lasse die Tür nie offen stehen und lasse dich niemals auf körperliche Auseinandersetzungen ein.

Fazit: Nachbarn auf Distanz halten

Die Albtraum-Nachbarn sind glücklicherweise sehr selten. Aber sie sind nun mal auch der Grund, warum so viele Menschen lieber etwas Abstand zu ihren Nachbarn halten. Den Nachbarn komplett aus dem Weg zu gehen, ist meist keine sinnvolle oder dauerhafte Lösung. Die höfliche Variante, bei der einfach nie auf persönliche Details eingegangen wird, ist für die meisten Menschen daher der einfachste Weg – für den sich aus meiner Sicht auch niemand schämen sollte. Hin und wieder kann sich ein kühler Beginn auch später noch entwickeln, wenn man so langsam weiß, dass man weder an provozierende noch aufdringliche Nachbarn geraten ist.

9 Kommentare

  1. Ich sehe das genau so und bin gerade in einer solchen Situation und ich sehe die goldene Mitte in der Sache und ich Pläne nebenbei auch umzuziehen wenn es mir möglich ist.

    • Hi Mathias,

      ja, in letzter Konsequenz ist ein Umzug bei Problemen mit den Nachbarn sicherlich sinnvoll. Viel Erfolg bei der Suche 🙂

      Liebe Grüße
      Jennifer

  2. Ja, unser neuer Nachbar war so aufdringlich, dass er sich über den Sichtschutzzaun gelehnt hat und uns vollgequatscht hat, obwohl wir gelesen haben und er wollte einfach nicht weggehen. Da haben wir den Sichtschutzzaun verlängert und jetzt schleicht er hinterm Zaun und beobachtet uns durchbrietst Ritzen.

  3. Hi Simone,
    wirklich für Euch keine leichte Situation, weil dies einen Eingriff in Eure Privatsphäre darstellt.
    In diesem Fall würde ich dem Nachbarn deutliche Grenzen aufzeigen:
    Ein direktes Gespräch sollte in der Regel der Einstieg sein.
    Vermittelt ihm deutlich und bestimmt, dass er sein Spionieren zu unterlassen hat.
    Sollte dies nicht funktionieren, dann wäre eine schriftliche Aufforderung zu empfehlen,
    diese dient als Beweislage, sollten ggf. zivilrechtliche Schritte (worst case) eingeleitet werden müssen. 🙁
    Eine weitere Lösung könnte auch sein, zu weiteren praktischen Mitteln zu greifen z.B. blickdichter Sichtschutz ohne Ritzen, somit wird ihm das Blickfeld komplett entzogen.
    Ich wünsche Euch eine konstruktive Konfliktbewältigung mit gutem Ausgang!
    Viele Grüße Anit

  4. Wir wohnen Eineinhalb Jahre in unseren Haus, und unsere Nachbarn haben von Anfang jeden Schlecht beredet. Und wie soll es sein über uns auch. Und im Nachhinein alles abgestritten und uns als die Bösen dargestellt. Und nun zieht es Kreise. Wir haben mit anderen Nachbarn gesprochen und auch mit Menschen die diese Nachbarn schon 30 Jahre kennen. Die meisten meinen wir kennen das.
    Wie lässt man sich ein dickes Fell waschen.

    • Hi Diana, das ist natürlich eine ganz üble Situation. Aber manche Menschen sind einfach so. Da darf man dann nicht versuchen, sie zu ändern oder sich Hoffnung zu machen. Am besten so weit es geht fernhalten, Gespräche gar nicht erst zulassen – denn sie werden euch die Worte ja doch nur wieder im Munde umdrehen. Wenn die das auch mit anderen Nachbarn machen, dann würde ich doch hoffen, dass alle wissen, dass man auf die Worte nicht viel geben kann? Solche Läster-Nachbarn brauchen Futter und meist finden sie mit der Zeit neue Themen oder „Opfer“, wenn man höflich bleibt und nicht viel hergibt. Ich wünsche euch viel Kraft mit diesen Nachbarn.

      Liebe Grüße

    • Toller Artikel.
      Meine Nachbarn akzeptieren meine Zurückhaltung leider nicht.
      Ich Grüße freundlich, bin höflich und halte auch einen oberflächlichen „Plausch“ und trotzdem finde ich keine Ruhe. Immer wieder provozieren sie eine Reaktion von mir. Das ist anstrengend.
      Ich kann es nicht verstehen, aus welchem Grund manche Nachbarn nicht akzeptieren können, dass man keinen näheren Kontakt haben möchte. Meine Freunde mit denen ich meine Zeit verbringe, suche ich mir selber aus. Komische Menschen. Ich würde mich niemals so verhalten.
      Aber der Spruch “ man kann nicht in Frieden leben, wenn der Nachbar das nicht will“ ist leider sowas von wahr.
      Mein Nachbar ist mein Vermieter.

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