Laute Menschen nerven mich: Ursachen, Lösungen & Tipps

Manchmal scheint es so, als gäbe es auf der Welt nur die lauten Menschen und diejenigen, die von ihnen genervt sind. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Manchmal sind wir selbst lauter, als wir glauben. Und manchmal sind unsere Freunde laut, aber wir nehmen es gar nicht als belastend wahr.

Doch was ist, wenn man generell im Leben von lauten Menschen genervt ist? Nicht nur manchmal, sondern ständig. In der Bahn, auf Arbeit, im Kino, selbst in der eigenen Wohnung. Laute Geräusche belasten einige Menschen von Natur aus mehr. Aber auch die häufig dahinterliegende Rücksichtslosigkeit ist etwas, was zur Belastung werden kann.

Ich hasse laute Menschen: die typischen Ursachen

Es gibt körperliche, mentale und hybride Ursachen dafür, dass laute Menschen zur Belastung werden. Wer sich nicht in seinem Hass auf die lauten Mitmenschen verlieren möchte, muss zunächst herausfinden, was die Ursache ist. Sonst droht einfach nur noch mehr Frustration.

Misophonie: Geräusche machen krank

Misophonie ist eine selektive Geräuschempfindlichkeit. Nicht jedes Geräusch stört auf die gleiche Art und es ist nicht unbedingt die Lautstärke an sich, die das Problem ist. Stattdessen sind die konkreten Geräusche das Problem.

Eine Auswahl an Misophonie-Auslösern:

  • Kaugeräusche
  • Schnarchen
  • Papierrascheln
  • tropfender Wasserhahn
  • klimperndes Geschirr
  • geflüsterte Unterhaltungen

Natürlich ist das nur eine kleine Auswahl an Auslösern. Allerdings ist an dieser Stelle auch deutlich wichtiger, was die entsprechenden Geräusche auslösen: Aggressionen, Schmerz oder Leid. Bei Misophonie nerven die Geräusche nicht nur ein wenig, sie bringen einen betroffenen Menschen komplett aus dem Konzept. Das Geräusch überdeckt alle anderen Wahrnehmungen und Gedanken.

Experten streiten noch darüber, ob Misophonie eine körperliche oder psychische Ursache hat. Wahrscheinlich handelt es sich einfach um ein Wechselspiel, bei dem die Psyche den Körper stark beeinflusst und umgekehrt. So oder so sind von Misophonie betroffene Menschen in einer besonderen Situation, da sie sehr konkrete Ansätze wählen können, um weniger Hass auf die Umweltgeräusche zu haben.

Mögliche Tipps bei Misophonie:

  • Allein essen anstatt mit anderen Menschen im Raum (bei Problemen mit Essgeräuschen)
  • Noise-Cancelling-Kopfhörer für das Büro, beim Lernen oder in der Bibliothek (bei Problemen mit Raschelgeräuschen)
  • Teppich im Zimmer verlegen oder Raum dämmen (bei Problemen mit leisen Gesprächen in anderen Räumen)
  • Atemübungen zur unmittelbaren Entspannung (wenn das Geräusch nicht direkt reduziert/entfernt werden kann)

laute menschen misophonie

Hochsensibilität: Laute Menschen stören im Alltag

Zwischen Hochsensibilität und Misophonie kann es einige Gemeinsamkeiten geben. Hochsensible reagieren zwar auf die meisten lauten Geräusche und somit auch auf die meisten Menschen sensibler, aber auch sie können bei konkreten Geräuschen heftiger reagieren. Typischerweise spielt die Lautstärke aber eine größere Rolle. Je lauter ein Mensch ist, umso mehr belastet er eine hochsensible Person.

Somit sind laute Personen nicht nur eine kleine Unannehmlichkeit. Wenn Hochsensible häufig mit ihnen zu tun haben, sind sie psychisch und körperlich schnell überlastet. Die Symptome der Überreizung können dann Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, Aggressivität oder auch Melancholie sein.

Ohne entsprechende Intervention können hochsensible Menschen schwer erkranken, wenn sie wiederholt oder ständig mit zu lauten Menschen Kontakt haben. Aber selbst mit mehr Bewusstsein und einigen sinnvollen Veränderungen im Leben wird es wohl immer so sein, dass Hochsensible eine gewisse Abneigung gegen laute Menschen haben werden.

Rücksichtslosigkeit: Ein starker Gerechtigkeitssinn schürt Probleme

Ein typischer Grund für den Hass auf laute Menschen ist die Wut über rücksichtsloses Verhalten. Sehr häufig kommt hier aber eine Kombination aus tatsächlicher Belastung und Wut auf die Rücksichtslosigkeit zusammen. Damit ist gemeint, dass man wütend über laute Menschen ist, weil sie nicht an andere denken. Gleichzeitig spürt man eben aber auch die Belastung im eigenen Körper.

Auch hier kann ein Wechselspiel vermutet werden. Je häufiger laute Menschen im Leben auftreten, umso genervter ist man auch – und umso mehr werden Körper und Geist von diesen Menschen heruntergezogen oder auf 180 gebracht. Einige Persönlichkeitstypen nach Myers-Briggs (z.B. INFP und INTJ) fallen in diese Kategorie. Ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn sorgt dafür, dass laute Menschen ihnen besonders auffallen. Immerhin machen diese sich größer und wichtiger, als sie sind – auf Kosten anderer Menschen, die ihre Ruhe nicht genießen können.

Mit lauten Menschen umgehen

Manche Menschen entscheiden sich dafür, einfach sauer zu sein. Sie wollen keine Lösungen, sie wollen sich nur darüber aufregen, dass andere Menschen so laut sind. Das ist zwar nicht besonders zielführend, aber es soll auch erlaubt sein. Manchmal muss die Wut über andere Menschen einfach raus und danach geht es einem schon besser. Aber langfristig sollte man schauen, dass man sinnvolle Methoden für den Umgang mit lauten Menschen parat hat.

Freundlich um Rücksicht bitten

Ist jemand laut, musst du selbst erst einmal tief durchatmen. Das fühlt sich … nicht richtig fair an. Manchmal ist es sogar richtig gemein. Immerhin machst du nichts falsch und sollst jetzt auch noch vernünftig sein? Schwierig, sehr schwierig.

Aber eben auch sinnvoll. Nicht jeder Mensch merkt, dass er laut ist. Wer beispielsweise in einem Haushalt mit vielen Kindern aufgewachsen ist, hat vielleicht gelernt, dass nur laut zu sprechen auch wirklich Gehör garantiert. Dieses Verhalten verschwindet nach der Kindheit nicht direkt wieder. Bei diesen Personen kann man ganz höflich Bescheid sagen, dass sie etwas lauter sprechen oder mehr Lärm verursachen, als eigentlich nötig ist.

Ebenfalls typisch und doch selten bedacht: Manche Menschen hören schlecht. Also sprechen sie automatisch lauter. Es wäre nicht fair von dir, so einer Person direkt den Hals umzudrehen, weil sie so laut spricht oder anderweitig Krach verursacht. Oftmals reicht auch hier ein kleiner Hinweis, der möglichst freundlich formuliert ist.

Falls du gerade heftig mit den Augen rollst, kann ich dir das nicht verübeln. Denn die „nette Variante“ funktioniert leider nur selten. Sehr, sehr häufig wird ein netter Hinweis auf mehr Rücksicht mit einer heftigen Gegenreaktion begrüßt. Oder aber mit einer sehr herablassenden Antwort.

Klare Ansagen machen und Stille einfordern

Hast du es mit Freundlichkeit versucht und warst nicht erfolgreich, dann mache eine klare Ansage. Laute Musik in der Bahn ist asozial. Kollegen mit lauten Gesprächen an der Arbeit zu hindern ebenso. Wenn deine Nachbarn ständig Krach verursachen, dann ist das eine unnötige Belastung. In all diesen Situationen hast du das Recht, deinem Unmut Luft zu machen.

Allein schon deshalb, damit du den Ärger nicht in dich hineinfrisst. Natürlich ist es trotzdem frustrierend, wenn der Kollege weiterhin seinen Kaffeeklatsch in Hörweite deines Arbeitsplatzes abhält. Aber erstens hast du es versucht und zweitens kannst du anschließend guten Gewissens eine Etage höher gehen und das Problem ansprechen. Auch wenn du in der Bahn jemanden auf die laute Musik hinweist, hat das einen Effekt – andere Menschen sehen das und wissen so, dass sie mit ihrer Wut auf laute Menschen nicht allein sind.

Leider glauben viele Menschen, dass sie das Recht haben, so laut zu sein, wie sie wollen. Unternimmst du etwas dagegen, drehen sie den Spieß um: Du würdest sie ja in ihrer Freiheit einschränken und wärst einfach überempfindlich. So läuft das in einer zivilisierten Gesellschaft nicht. Lass dir nicht einreden, dass andere Menschen ihre Rücksichtslosigkeit auf deine Kosten ausleben dürfen. Leiser zu sprechen, nicht so herumzutrampeln oder Ruhezeiten einzuhalten, ist tatsächlich nicht das Ende der Welt. Es ist einfach nur vernünftiges und anständiges Verhalten.

was tun gegen laute menschen

Tipps gegen laute Menschen

Die folgenden Tipps helfen dabei, besser mit lauten Menschen umzugehen. Es ist nämlich nicht möglich, sie einfach alle loszuwerden. Diese Magie haben wir nicht (und alle sonstigen Lösungen zur dauerhaften Entfernung wären wohl illegal). Gerne kannst du eigene Ideen in den Kommentaren ergänzen.

Kopfhörer für alle Lebenslagen

Die einfachste Lösung sind Kopfhörer. Auf Arbeit, beim Lernen, im Homeoffice, selbst draußen beim Spaziergang – Kopfhörer sorgen bei geräuschempfindlichen Menschen für mehr Lebensqualität. Eigentlich sollte man ein Paar Kopfhörer direkt zur Geburt schenken, wenn ein hochsensibles, introvertiertes oder generell ruhigeres Kind auf die Welt kommt.

Angst davor, dass die Kopfhörer als unhöflich wahrgenommen werden könnten, sollte man keine haben. Im Zweifel kann man einfach erklären, dass laute Umgebungen (und laute Menschen) eine Belastung sind. Ohne diesen Krach kann man sich besser konzentrieren und fühlt sich wohler. Also was spricht wirklich dagegen?

Laute Menschen meiden

Manchmal müssen laute Menschen einfach weniger Zugang zum eigenen Leben erhalten. In manchen Fällen muss man eine Bekanntschaft oder gar Freundschaft aufgeben. Allerdings nicht wegen der reinen Lautstärke, sondern wahrscheinlich eher, weil dieser Mensch generell keine Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen scheint.

Ist jemand nett und rücksichtsvoll, aber einfach ein grundsätzlich lauterer Mensch, dann muss die gemeinsame Zeit beschränkt oder verändert werden. Eine Stunde mit einem lauten Menschen stresst weniger als zwei. Und bei einem Spaziergang im Grünen belastet die Lautstärke der anderen Person meist weniger als in einem kleinen Raum.

Ohnehin können laute Menschen in einigen Umgebungen mehr oder weniger nerven. Mag man seine Wohnung als Rückzugsort, dann sollte man laute und trampelige Personen einfach nicht zu sich einladen. Sucht ein ausdrucksstarker Kollege gerne das Gespräch, kann man vorschlagen, es auf die Mittagspause und den Pausenraum zu verlegen. Laute Menschen lassen sich nicht ausrotten, aber wir können sie weniger anstrengend machen.

Schocktherapie

Gab es bereits mehrere nette und direkte Hinweise an jemanden, der ständig laut ist, kann auch die Schocktherapie eine Lösung sein. Am effektivsten funktioniert sie, wenn sie von sonst eher ruhigen Menschen eingesetzt wird.

Schritt 1: Auf einen typischen Moment im Gespräch warten, in dem alles wie immer ist.

Schritt 2: Lautstark einmischen, extrem laut sprechen und sich nicht von den verwirrten Blicken einschüchtern lassen.

Schritt 3: Erklären, dass es sich so ständig anfühlt, wenn andere sich mit ihrer Lautstärke über andere hinwegsetzen wollen.

Keine Ahnung, ob du zu solchen Dingen bereit bist. Aber jemandem seine eigene Medizin vorzuhalten, kann funktionieren. Zur Abwechslung auch mal anstrengend zu sein, wird andere schockieren. Ob sie dadurch verstehen, dass sie selbst ständig so auftreten, steht in den Sternen.

laute menschen sind anstrengend

Fazit: Laute Menschen nerven einfach

Das Leben ist schon anstrengend genug, es muss nicht von anderen Menschen vollgeplärrt werden. Ja, manchmal muss man sich damit abfinden, dass andere laut sind. Öffentliche Verkehrsmittel, einige Arbeitsumgebungen oder Orte, an denen Alkohol fließt, sind und bleiben nun mal Lautstärke-Herde, in denen sich die Lautesten der Lauten ausleben.

Aber in anderen Umgebungen muss man dies nicht einfach so hinnehmen. Etwas im Leben zu verändern, Hinweise zu geben oder sogar durchzugreifen (z.B. Chef oder Vermieter über die Probleme informieren) sind legitime Methoden, um wieder etwas mehr Lebensqualität zurückzugewinnen.

Leseempfehlung: Menschen, die nicht merken, dass sie nerven.

5 Kommentare

  1. Auch für mich gibt es wenig, was schlimmer ist, als laute Menschen und die mit ihnen meistens verknüpfte Rücksichtlosigkeit. Und auch die geistige Haltung dieser „Menschen“ im Sinne von: ich mache jetzt hier Krach und ich mache das, weil ich das Geilste bin, was das Universum je gesehen hat. Nichts und niemand war oder ist toller als ich und niemand wird je wieder toller als ich sein, seht nur her, wie unfassbar toll ich bin. Diese grenzenlose Egomanie, die da draußen in den Straßen dieser Welt um sich greift, ist für mich kaum noch zu ertragen. Töten kann man die Lauten ja leider nicht und ihnen ständig Paroli zu bieten, ist auf Dauer extrem anstrengend. Und wie du schon schreibst: mit Freundlichkeit brauchst du es gar nicht erst versuchen, diese Menschen sind so von sich eingenommen, dass sie ihr Verhalten unmöglich reflektieren können. Also immer feste druff, Polizei rufen, Ordnungsamt informieren, Anzeige erstatten, ohne Zeugen mit denen „reden“… aber wie gesagt, das ist auf Dauer echt anstrengend.

    • Hi,

      ja, die lauten Menschen sind eine Belastung. Von Zeit zu Zeit findet man aber tatsächlich jemanden, der lediglich darauf hingewiesen werden muss. Selten, aber es gibt sie. Für alle anderen, ja, gibt es nicht so richtig eine Lösung. Man kann nur versuchen, sich an diejenigen zu halten, die rücksichtsvoller sind, und sich sein Leben so zu bauen, dass man Krachmacher und Egoisten weitestgehend meiden kann.

      Liebe Grüße

  2. Hi Markus,
    auch mich nerven diese grenzenlosen Egomanen mit ihrem oberflächlichen Blabla total!
    Ich kann absolut nachvollziehen, dass es anstrengend ist diesen Leuten ständig Paroli bieten zu müssen!
    Jedoch ist es nicht immer möglich sich Egomanen entziehen zu können, sowohl im privaten als im beruflichen Umfeld.
    Die Devise im Umgang mit Egomanen meinerseits lautet mittlerweile:
    Offenen Konfrontationskurs fahren & deutliche Grenzen aufzeigen
    „Ich möchte, dass sie ihren geistigen Erguss „Müll“ für sich behalten!“ oder ähnliches …
    Ich praktiziere dies jetzt des Öfteren, in berechtigten Situationen – hierdurch hat sich bei mir eine innerliche Widerstandsfähigkeit gebildet und dies dient meiner Selbstbehauptung.
    Angebrachte Entladung in Form von gewaltfreie Konfrontation und Grenzen aufzeigen kann Wunder bewirken! `-)
    Viele Grüße Speziello

  3. Hallo Speziello,
    Der Meinung bin ich auch und bei direktem Kontakt wende ich diese Methode auch an.
    Bei mir besteht zur Zeit allerdings die Situation,dass jeden Tag eine Gruppe von Nachbarn, die schon ewig hier wohnen, lautstark vor meinem Balkon quatschen. In einer Tour Schrauben sie sich immer höher. Sehen kann ich sie nicht durch einen Baum und bei meiner Bitte sich doch ein bißchen gedämpften zu unterhalten, kam :“ dann müssen sie halt rein gehen.“ Ich erwiderte, dass ich auch hier wohne und Rücksichtnahme gut wäre. Rückantwort: das ist hier schon immer so.
    Grüße nadine

    • Hi Nadine,
      erst mal herzlichen Dank für Dein Feedback auf meinen Kommentar!
      Ich kenne diese Sorte von Menschen mit ihren egoistischen Äußerungen zu genüge:
      „Das ist hier schon immer so oder da muss man sich halt anpassen“ 🙁
      Selbstverständlich könnte ich zu diesem Thema tief aus dem Nähkästchen zitieren, allerdings würde dies die Contenance sprengen …
      In speziellen Fällen bewirkt leider auch eine sachliche Konfrontation mit deutlichen Grenzen aufzeigen kein Wunder! 🙁
      Es gäbe folgende Maßnahmen dies unterbinden zu können:
      Lärmprotokoll führen
      Hausordnung prüfen, ob diese eine gesetzliche Vorgabe zur Lärmreduzierung beinhaltet
      Vermieter schriftlich informieren – Mietminderung
      Anwalt für Mietrecht einschalten
      Ordnungsamt oder Polizei einschalten
      Kopfhörer und Ohrenstöpsel verwenden
      Hardcoreversion: „Eimer voller Wasser … `-)“
      Sollten alle aufgeführten Maßnahmen nichts bewirken können, dann wäre wohl ein Umzug mit Ortswechsel ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
      Ich kann absolut nachvollziehen, wie es Dir gerade mit dieser Situation ergeht …
      Gerne kannst Du mich weiterhin bezüglich Fortschritte auf dem Laufenden halten!!!
      Kraftvolle Grüße
      Speziello

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