Partys sind geil, wichtig, mega, hammer, wichtig, bedeutsam, cool und hatte ich erwähnt TOTAL WICHTIG! Oder?
Keine Lust mehr auf Partys zu haben, ist in vielen Gesellschaftsgruppen ein absolutes Unding. Genauso gilt es als absurd, als Teenager oder in den Zwanzigern nicht feiern gehen zu wollen. Wenn jemand mal auf Alkohol verzichtet, wird ja schon ein Fass aufgemacht (Ironie erkannt?). Aber gar nicht feiern wollen? Das grenzt an Blasphemie.
Und doch ist es die Realität für sehr viele Menschen. Bei einigen vergeht die Lust mit den Jahren. Andere erkennen: Eigentlich hatte ich nie Bock auf Party, aber ich habe mich immer dazu gezwungen. Mal sehen, was bei dir der Grund ist – daraus ergibt sich übrigens auch, ob du ein Problem hast oder ob andere dir das nur einreden wollen.
Gründe, nicht feiern zu gehen
Vorweg muss klar sein: Wenn du nicht Party machen willst, musst du auch nicht Party machen. Du musst Samstagnacht nicht im Club saufen, deinen Geburtstag nicht feiern und auch keine WG-Partys mitmachen. Für die meisten Menschen bietet es sich an, es immerhin mal auszuprobieren. Daran kannst du dann erkennen, ob du kein Partymensch bist oder nur die Umstände nicht stimmen.
Situativ keine Lust auf Feiern
Manchmal haben Menschen keine Lust auf Party machen und es ist völlig unklar, warum das so ist. Sollte es dir so gehen, ja, ist halt so. Müde, durch den Wind, nicht so richtig die Motivation finden – manchmal soll es halt nicht sein. Das verfliegt oftmals wieder – dann bist du kein Partymuffel, du bist einfach nur niemand, der ständig feiern muss oder möchte.
Die falschen Menschen
Es gibt Menschen, die sind zum Feiern geboren. Sie machen immer Stimmung. Aber manchmal passt du einfach nicht zu den Menschen, die gerade feiern wollen. Auch das ist okay. Dich schreckt nicht die Idee des Feierns selbst ab, sondern die Gesellschaft. Ob diejenigen nun zu laut, zu leise, zu übertrieben oder nicht übertrieben genug sind – egal, du musst dich nicht zum Feiern zwingen.
Die Umstände stimmen nicht
Feiern kostet Geld, Energie und Zeit. Manchmal fehlt dir etwas davon. Wenn gewöhnliche Partynächte mit deinen Freunden 100 Euro kosten, dich tagelang verkatert zurücklassen und nur auf Kosten anderer Sozialkontakte zu bewältigen sind, kann das auf Dauer erschöpfen und dir den Spaß nehmen.
Keinen Spaß an lauten Umgebungen
Die allermeisten Partyarten sind geprägt von Alkohol, langen Nächten und vor allem: KRACH! Ja, hä, was? Ach ja, haha! Was? Wie? Haha, ja stimmt. Nicht ungewöhnlich, dass Partyabende ständig mit Bass und dem Schreien von ganz normalen Gesprächen einhergehen. Wer sensibel auf Krach und sonstige Reize reagiert, wird von diesen Umgebungen sehr viel schneller erschöpft sein als andere Menschen. Dann muss sich zum Bleiben und zum Spaßhaben gezwungen werden – und das nervt einfach nur.
Ein kategorischer Partymuffel sein
Last but not least kannst du ohne konkreten Grund auf Partys verzichten. Einfach, weil du nicht willst. Du magst deine Freunde, laute Musik stört dich nicht, aber dich begeistert die Idee des Feierns einfach nicht. Du triffst dich lieber in ruhigeren Umgebungen, gehst gerne pünktlich ins Bett oder tanzt in Unterhose allein durch das Wohnzimmer.
Keine Lust mehr auf Party und Alkohol haben
Was ist nun, wenn du eigentlich jahrelang ein Partymensch warst und sich das jetzt plötzlich ändert? Stimmt etwas nicht mit dir? Muss man dir jetzt intravenös Bässe und Alkohol zuführen, damit du wieder cool wirst? Nein, die Lust auf Partys zu verlieren, ist gar nicht so ungewöhnlich.
Online wird gerne darüber gesprochen, wann man „zu alt“ zum Feiern ist. Ganz begeistert fiel mir da auf, dass eine britische Studie dies untersucht haben soll! Solltest du vor diesem Artikel schon einen ähnlichen gelesen haben, hast du davon vielleicht bereits gehört. Was einige deutsche „Nachrichtenportale“ da als Studie verkaufen, die angeblich zeigt, dass man ab 30 Jahren stetig weniger Bock auf Feiern hat, ist aber in Wahrheit keine Studie. Currys PC World als Quelle sollte eigentlich schon ein Hinweis darauf sein – doch Quellenkritik scheint nicht jeder so ernst zu nehmen. Es handelt sich dabei also lediglich um eine Umfrage. Als „Beweis“ gilt das definitiv nicht.
Gefühlt ist es aber natürlich wirklich so, dass mit steigendem Alter die Zeit auf Partys sinkt. Andere Verpflichtungen wie Arbeit, Kinder und Gesundheit werden nun mal wichtiger. Mit 20 Jahren steckst du eine durchzechte Nacht schneller weg, denkst vielleicht nicht so viel über die Peinlichkeiten der Nacht nach und du bist umgeben von Gleichgesinnten. Mit 40 Jahren haut Alkohol dich um, du kannst dir selbst nicht jedes Verhalten durchgehen lassen und Zeit hat auch kaum jemand.
Ist es ein Problem, wenn ich nicht mehr feiern will?
Wie gesagt: Partys sind nicht alles im Leben. Somit ist es auch nicht schlimm, wenn du plötzlich als Partymuffel giltst. Aber … du solltest schon aufpassen. Ziehst du dich nicht nur zurück, wenn es um Partys geht, kann es sein, dass vielleicht ein größeres Problem in deinem Leben vorliegt. Partymuffel sein und sich isolieren ist nicht dasselbe.
Somit sollte der Verzicht auf Party nicht gleichbedeutend mit dem Verzicht auf soziale Kontakte sein. Stattdessen kannst du einfach Ersatzaktivitäten suchen. Deine Freunde können auch einen Spaziergang mit dir machen, ihr könnt Filmabende veranstalten und Dates müssen auch nicht unbedingt mit Partys verbunden werden. Eine Partyaversion zu entwickeln, sollte das Sozialleben nicht beenden – sollte es doch so aussehen, als wärst du völlig außen vor, dann ist die Frage, wie gut die Freundschaften überhaupt sind.
Viele Menschen merken nach einer Weile ohne Partys plötzlich, dass sie mit manchen Menschen nur betrunken Kontakt haben. Sie würden diesen Menschen keine Geheimnisse anvertrauen und sich in Krisen nicht auf sie verlassen. Sie sind nur zum Feiern gut. An diesen Kontakten musst du nicht festhalten. Das ist auch nicht böse gemeint und nicht das Ende der Welt.
Wieder Lust auf Party bekommen: Geht das?
Das primäre Ziel dieses Textes ist schon, dir zu zeigen, dass du dich nicht schämen musst, wenn du seltener weggehst. Aber es kann ja auch sein, dass es dich stört, dass du keine Lust mehr auf Alkohol und Party hast. Was dann?
Zum einen musst du auf die hier beschriebenen potentiellen Gründe schauen. Daraus ergibt sich nämlich, was du ändern kannst. Fühlst du dich in Clubs schnell überstimuliert? Dann musst du Partys vielleicht neu verstehen – WG-Partys liegen dir vielleicht eher. Oder Festivals, bei denen du nicht direkt an den Boxen feierst.
Bist du einfach völlig fertig und dein Körper streikt? Dann kannst du gesünder feiern. Mehr Wasser, weniger Alkohol. Nicht auf leeren Magen feiern. Vor der Party ausreichend schlafen. Am Tag nach dem Feiern keine wichtigen Termine haben. Indem du die negativen Folgen minderst, wirken Partys weniger abschreckend.
Auch interessant: Seltener feiern gehen. Wer jedes Wochenende Party macht, der erlebt diese Partys nicht mehr als Highlights. Indem man nur zu besonderen Anlässen feiert, steigt auch die Vorfreude wieder. Du kannst dich richtig gehen lassen – idealerweise nimmst du dir sogar frei.
Menschen, die nicht gerne feiern: Ausreden suchen oder ehrlich sein?
Angenommen, du gehst nicht mehr gerne Abends weg, du hast auch schon alles probiert. Weniger Alkohol, seltener feiern, neue Clubs, neue Leute – nichts hat geholfen, du bist also offiziell kein Partymensch. Was passiert als nächstes?
Was sich Menschen anhören müssen, die nicht gerne feiern:
- „Du bist so ein Langweiler.“
- „Hab dich mal nicht so.“
- „Das ist nicht normal, bist du krank?“
- „Verzichtest du jetzt auf alles, was Spaß macht?“
- „Spielverderber!“
Wir können es den Menschen in unserem Leben – meiner Meinung nach – erst einmal nicht übel nehmen, wenn sie überrascht davon sind, dass wir nicht (mehr) feiern wollen. Partys sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft. Sie gehören somit für viele Menschen auch einfach zum Sozialleben dazu. Wenn da jemand aus der Reihe fällt, herrscht große Aufregung.
Deshalb greifen wir Partymuffel auch oft zu Ausreden. Lieber eine Ausrede haben, als sich rechtfertigen zu müssen. Das klappt aber nicht auf Dauer – und es ist nicht wirklich sinnvoll.
Bist du wirklich nicht mehr an Partys interessiert (oder nicht an Feiern, die dein soziales Umfeld bevorzugt), geht das ja nicht mehr weg. Also musst du ehrlicherweise auch darüber sprechen, um anderen die Chance zu geben, das zu akzeptieren. Ein bisschen Unmut deiner Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder ist okay. Wer dich aber runtermacht, der kann sich gerne aus deinem Leben tanzen. Bist du für jemanden nur etwas wert, wenn du seinen sozialen Rhythmus mitmachst, ist diese Person an dir sowieso nicht wirklich interessiert. Und für sowas hast du keine Zeit, oder?
Introvertiert, hochsensibel, neurodivergent: Partys sind eine komplizierte Sache
Alle Menschen, die Reize schlechter filtern als ihre Mitmenschen, werden mit ihrer Energie haushalten müssen. Introvertierte, hochsensible und neurodivergente Menschen sind da besonders zu nennen. Nicht nur Partys sind eine größere Anstrengungen, sondern der Alltag an sich. Das heißt manchmal, dass man theoretisch Bock auf Party hat, praktisch aber die Energie nicht findet.
„Introvertierte verlieren Energie, wenn sie unter Menschen gehen. Dafür laden sie die Energiereserven wieder auf, wenn sie alleine sind. Da Extraversion und soziale Aktivitäten in westlichen Gesellschaften idealisiert werden, ergibt sich daraus ein Problem: Introvertierte kämpfen täglich mit Erschöpfung.“ Aus: Erschöpfung bei Introvertierten.
„Alternativ wird auch vom sozialen Akku gesprochen. Ist er leer, fühlen sich Menschen abgeschlagen, gereizt oder einfach unglücklich – ganz unabhängig davon, ob sie gerade unter Freunden sind oder eine tolle Sache erleben.“ Aus: Was ist ein sozialer Akku?
Fazit: Die Welt dreht sich weiter, wenn wir nicht feiern gehen
Es gibt 1 Million Dinge, die schlimmer sind, als abends nicht mehr gerne wegzugehen. Manchmal ist es sogar eine echte Befreiung, wenn wir uns endlich eingestehen, dass Feiern, Alkohol und Party keine große Rolle in unserem Leben spielen müssen. Immerhin gewinnen wir dadurch Zeit und Energie zurück. Uns zum Feiern zu zwingen, nur weil es das soziale Umfeld so will, macht uns nicht glücklich. Bist du nun gerade in der ungünstigen Situation, dass du keinen Bock auf eine Party hast, aber nicht so recht rauskommst aus der Sache, dann empfehle ich diese 10 Tipps für Introvertierte auf Partys (die auch Nicht-Introvertierten helfen können).
Mit dem Alter hat das nichts zu tun. Eher wie du schon geschrieben hast mit Umfeld, Finanzen und Pflichten, sprich der allgemeinen Lebensituation. In meiner Jugend hatten wir öfter Gartenparties im Freundeskreis mit Feuer, Musik und allem Drum und Dran In meinen 20ern hatte ich schon Kinder, war verheiratet und steckte im Studium/Berufsstart. Da war wenig Raum und Kraft (Introvertiert halt) für Freunde und für Parties schon gar nicht. Jetzt mit 40, mit großen Kindern, im Beruf angekommen und wieder Single sieht das anders aus. Da ist Raum für sowas und ich habe auch wieder Bedarf und Freude am gelegentlichen Feiern.
Ich war lange jemand, den man Sucher nennt. Ein Mensch, der nach potenziellen Partnerinnen gesucht hat. Jetzt mit einer langjährigen Partnerschaft, ist der Grund jemanden kennenuulernen weggefallen. Komisch jetzt auf Parties zu gehen Macht kein Spaß.