Ich wirke komisch auf andere Menschen: Was tun?

Selbst die weltoffensten und nettesten Menschen dieser Welt können früher oder später mal denken: Okay, was für eine komische Person ist das denn? Gemeine und engstirnige Menschen sind sowieso jederzeit bereit, jemand anderen runterzumachen.

Somit kann jeder in den „Genuss“ dieser Beschreibung kommen. Schön ist das nicht. Denn obwohl einige Menschen gelernt haben, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren und zu schätzen, leiden noch viele darunter, dass sie als komisch gelten.

Denn für viele Menschen ist das Wort komisch negativ behaftet. Ablehnung ist vorprogrammiert – wenn auch nicht immer und überall. Und manche Menschen werden einfach viel häufiger als anders, eigenartig und komisch eingestuft als andere. Wie kann man damit umgehen?

Sein, wirken und genannt werden: Komisch ist nicht gleich komisch

Wenn man bedenkt, wie sorglos die Beschreibung „komisch“ genutzt wird, ist es ziemlich absurd, wenn man zweimal hinschaut und die Verwendung besser versteht. Denn komisch sein, komisch wirken und als komisch bezeichnet zu werden, können drei völlig verschiedene Dinge sein.

Komisch sein, heißt, von der Norm abzuweichen und somit eigenartiges Verhalten zu zeigen. Komisch zu wirken, bedeutet, dass die Wahrnehmung der anderen bestimmt, was du „bist“. Man kann komisch sein, ohne komisch zu wirken – und man kann ziemlich normal sein, aber von anderen nicht so wahrgenommen werden. Manche Menschen nennen dich aus Prinzip erst einmal komisch, einfach, weil sie kein anderes Wort finden. Schon wenn du einmal nachfragst, wechseln sie eher zu Begriffen wie „anders“ oder „besonders“.

Die Unterscheidung ist extrem wichtig. Siehst du dich nicht als eigenartig, aber wirst von einigen Menschen so beschrieben, dann hast du vielleicht nicht das beste soziale Umfeld für dich gefunden. Wirkst du auf viele Menschen komisch, fühlst dich aber nicht so, dann liegt das Problem vielleicht an deiner Ausstrahlung. Wirft irgendeine Einzelperson negativ behaftete Wörter an deinen Kopf, dann ist das sowieso herzlich wenig wert.

komische wirkung auf andere menschen

Ich benehme mich wirklich komisch: Muss ich etwas ändern?

Gehen wir erst einmal davon aus, dass du nicht nur komisch wirkst, sondern es auch bist. Damit folgst du einerseits deiner Selbstbeschreibung, andererseits aber sicherlich auch der Wahrnehmung deines Umfelds oder der Gesellschaft.

Solltest du darunter leiden, weil du beispielsweise das Gefühl hast, dass dich andere Menschen nicht mögen, dann musst du etwas ändern (dazu gleich mehr). Geht es dir eher auf den Geist, dass andere Menschen sich herausnehmen, über dich zu urteilen, dann musst du auch nichts ändern. Wenn als komisch zu gelten eine Abweichung von der Norm bedeutet, dann wirst du auch auf Gegenwind stoßen – wir Menschen sind notorisch schlecht darin, Abweichler einfach machen zu lassen.

Aber das ist das Problem anderer Personen und nicht deines. Solange du mit dir zufrieden bist, kann dir das Wort „komisch“ auch nichts anhaben.

komisch verhalten

Leute sagen, ich bin komisch: Wieso?

Vielleicht hast du dich noch nicht mal zu dem Punkt vorgearbeitet, an dem du weißt, ob du mit dem Label komisch leben kannst oder nicht. Denn viele Menschen haben schon Schwierigkeiten damit, überhaupt zu verstehen, weshalb andere sie als eigenartig wahrnehmen. Kein Wunder, die Ursachen sind zahlreich.

Andere Verhaltensweisen

Es kann sein, dass du Dinge tust, die die Mehrheit der Menschen nicht tun. Das kann negativ, positiv oder neutral sein. Ein völlig empathieloser Mensch, der die Gefühle anderer auch noch mit Füßen tritt, ist komisch. Genauso werden diejenigen als komisch bezeichnet, die ständig starke Gefühle empfinden und die Gefühle anderer Menschen rund um die Uhr bedenken.

Aber auch Bewegungen, Redegewohnheiten oder Gesten können schon als bizarr gelten. Wedelst du beim Reden mit den Händen, wiederholst bestimmte Wörter ständig oder musst beim Reden in Bewegung sein? Das wirkt nun mal sonderlich.

Und Menschen tendieren dazu, von wenigen Eigenschaften auf das große Ganze zu schließen. Was du sagst, kann völlig „normal“ sein, aber weil du dabei vielleicht etwas komisch guckst oder super schnell redest, wird dein Umfeld dich als Abweichung von der Norm sehen – und dir möglicherweise „komisch“ als wichtiges Persönlichkeitsmerkmal aufdrücken. Anschließend kann es sogar passieren, dass bei dir Handlungen als sonderlich angesehen werden, die bei anderen als normal gelten.

Nicht immer muss dabei von deinem Umfeld tatsächlich negatives Feedback gemeint sein. Wir persönlich definieren nun mal für uns, was wir als normal empfinden und was nicht – oftmals werden wir dabei stark von unserem sozialen Umfeld und der Gesellschaft beeinflusst. Aber es gibt viele Menschen, die Abweichungen nicht als schlimm erachten, sondern einfach nur feststellen wollen.

Andere Denkweisen

Du kannst ungewöhnlich wirken, wenn du anders denkst als die Mehrheit oder die Menschen, die gerade in deiner Nähe sind. Das kann relativ willkürlich geschehen – du kannst mit der Meinung, dass die Demokratie gerade scheitert, in einer Gruppe großen Anklang finden und in einer anderen für einen Spinner gehalten werden. Aber es kann auch sein, dass du wiederholt hörst, dass du anders tickst als andere Menschen.

Das passiert zum Beispiel, wenn du alles immer hochgradig logisch aufschlüsseln möchtest. Die meisten Menschen lassen sich von ihrem Emotionen leiten und brauchen eine Weile, um erlernte Überzeugungen zu überarbeiten (manche brauchen sehr, sehr lange … an denen arbeiten die Lords der Unterwelt bis heute). Wenn du in jedem Gespräch den logischsten Weg suchst, verwirrt sie das – oder nervt sie sogar. Vielleicht denkst du auch immer zuerst daran, wie es anderen Menschen geht und stellst deine Bedürfnisse hinten an – auch das nervt Menschen, wenn sie selbst relativ selbstbezogen denken und leben. Es ist einfacher, deine Andersartigkeit zu betonen, als die eigenen Verhaltens- und Denkweisen zu hinterfragen.

Engstirnigkeit

Manche Menschen finden alles komisch, was nicht exakt so ist, wie sie es erwartet haben. Sie haben eine feste Idee davon, wie die Welt auszusehen hat und was normales Verhalten ist. Besitzt du die Dreistigkeit, ein selbstständig denkender Mensch zu sein, finden sie dich schon mal direkt unsympathisch.

Somit ist bei ihrem Feedback auch unklar, ob es dich wirklich betrifft oder nicht. Ja, es kann sein, dass du wirklich komisch bist und sie dich deshalb blöd anglotzen oder doof von der Seite anquatschen. Aber es ist auch gut möglich, dass sie dein Shirt nicht mögen und daraus schließen, dass deine gesamte Persönlichkeit wunderlich, verquer oder störend ist. Hier eine Leseempfehlung: Wie sage ich jemandem, dass er die Klappe halten soll?

Weniger komisch wirken: Anpassen ist möglich

Ich glaube nicht, dass es den meisten Menschen guttut, wenn sie sich zu sehr anpassen. Kleinere Veränderungen sind aber nicht das Ende der Welt. Gerade dann, wenn du dich an deiner Außenwirkung störst, aber nicht an deinem Charakter.

Schritt Nummer eins sollte sein, dass du dir Feedback holst. Blöderweise kann das diesen Artikel unter Umständen überflüssig machen. Viele Menschen halten sich nämlich für äußerst eigenartig, werden aber gar nicht so wahrgenommen – rausfinden kannst du das nur, indem du nachfragst.

Am wichtigsten sind dafür Menschen, die dir nahestehen. Sie können dir sagen, was an deinem Verhalten oder Auftreten abschreckend, einschüchternd, bizarr oder befremdlich wirkt. Da sie dich trotzdem in ihrem Leben haben wollen, kannst du dich dabei relativ sicher fühlen. Was wiederum auch ein Problem sein kann.

Denn wenn du nicht nur von deinen Liebsten akzeptiert werden möchtest, musst du auch mal Menschen fragen, die dir möglicherweise etwas weniger Zuneigung entgegenbringen. Dabei kommt meist raus, was dich so unglaublich anders macht, dass es Menschen auffällt. Daran kannst du dann arbeiten – aber nur, wenn du diese Verhaltensweisen ebenfalls negativ bewertest.

Zu den kleinen Anpassungen gehört: Ein bisschen langsamer sprechen, nicht immer direkt mit der Tür ins Haus fallen, etwas weniger über das nerdige Hobby reden und vielleicht den Kleidungsstil ein wenig an die Veranstaltung anpassen.

Eher nicht so schöne Anpassungen: Gar nichts mehr sagen, die Wahrheit vertuschen, Hobbys nicht mehr ansprechen (oder sie sogar aufgeben) und genau das tragen, was andere an dir sehen wollen.

Du kannst deine Leidenschaften und deine Identität nicht aufgeben, nur weil andere Menschen sich an deinen Eigenarten stören. Solange du ihnen damit nicht schadest, gehört es zum freiheitlichen Leben dazu, selbst zu entscheiden. Gleichzeitig ist Persönlichkeitsentwicklung ein lebenslanger Prozess und du darfst die Rückmeldungen deines sozialen Umfelds als Anreiz nutzen. Tut mir ja leid, aber die Antwort ist nun doch wieder: Kommt drauf an.

ich bin komisch

Komisch muss kein Schimpfwort sein: Lieber komisch als normal

Negativ auf andere zu wirken, ist keine schöne Sache. Die meisten von uns würden sich schon wünschen, sympathisch zu wirken. Das Problem ist, dass einige Eigenarten es schwer bis unmöglich machen, von Natur aus sympathisch oder normal zu wirken. Was viele Menschen dann tun: Unglaublich viel Energie mit dem Tragen einer Maske verschwenden.

Oder aber – und die Chancen darauf steigen mit dem Alter – man integriert den Mittelfinger als festen Bestandteil des Alltags. Denn irgendwann verstehen die meisten von uns, dass es absurd ist, Abweichungen von der Norm zu bestrafen. So, so viele Menschen sind auf der Suche nach dem, was sie einzigartig macht. Kaum einer beschreibt sich gerne als „total normal“. Wie passt das bitte zusammen?

Wie gesagt, solange damit niemandem geschadet wird, kann dir deine Eigenheiten eigentlich keiner madig machen. Komisch zu sein, heißt immer auch: auffallen. Klar, meist negativ – aus Sicht der Mehrheit oder einer kleinen sozialen Gruppe. Doch du traust dich, was sich unglaublich viele Menschen nicht trauen: Du bist du selbst, obwohl es Widerstände gibt.

Daraus kann eine große Stärke werden. Natürlich ist das eine etwas privilegierte Sicht von jemandem, der bereits ein soziales Umfeld hat, das kuriose Entscheidungen und Denkweisen nicht bestraft. Aber: Das war harte Arbeit. Toxische Menschen werden aussortiert, herzliche Menschen bleiben. Du, ich und all die anderen komischen Menschen werden den Begriff deshalb nicht los, aber wir können ihn so wenigstens stolz als Teil unserer Persönlichkeit betrachten und müssen uns nicht ständig verstellen.

Fazit: Schräge Menschen sind interessanter

Komische Menschen werden immer auf mehr Kritik, Ablehnung und Probleme stoßen, als all diejenigen, die sich an Normen klammern wie ein Kleinkind an Mamas Bein, wenn es erstmals in den Kindergarten soll. Aber meine Güte, was wäre das für eine langweilige Welt, wenn wir alle dasselbe tun, wollen und denken würden? Nein danke, dann lieber komisch sein.

2 Kommentare

  1. Völlig richtig … wo führt es uns hin, wenn wir alle nur dasselbe tun, wollen und denken?
    Es führt signifikant in eine gesellschaftliche Einbahnstraße – dies sollte zu denken geben.
    Auch ich bevorzuge den Weg komisch sein und ziehe Kritik, sowie Ablehnung einem
    Rollengefüge vor `-)

  2. Das war schön zu lesen 🙂 toll geschrieben und die Bilder ich hau mich weg 😀

    Kenne das „anders sein“ seit der Kindheit leide immernoch darunter aber wohl eher weil die Selbstliebe nicht so dolle is.. weil was die anderen denken oder reden etc ist sowas von egal. Würde trotzdem nicht tauschen nur das ständige du bist das und so nicht und macht man nicht, du bist komisch ES NERVT🤮

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