Gut zuhören können: 11 tolle Eigenschaften guter Zuhörer

Ein guter Zuhörer zu sein, gilt in der modernen Gesellschaft als erstrebenswert. Gleichzeitig haben viele von uns das Gefühl, dass so gut wie niemand mehr gut zuhört oder genau hinhört. Die Welt ist laut und schnelllebig, wo bleiben da die Zeit und Energie, um jemandem die komplette Aufmerksamkeit zu widmen?

Es ist ein mieses Gefühl, wenn man redet und keiner hört zu. Aber kaum jemand von uns ist selbst unschuldig, wenn es um dieses Problem geht – auch wir unterschätzen manchmal, wie wichtig jemand eine Sache oder Erzählung nimmt und passen somit nicht gut auf. Selbst diejenigen von uns, die als gute Zuhörer gelten, können also in diese Falle tappen.

Aber was ist gutes Zuhören überhaupt für eine Charaktereigenschaft? Ist es eher Teil der angeborenen Persönlichkeit (typisch zum Beispiel bei Introvertierten) oder wird man durch Übung und Erfahrungen zu einem guten Zuhörer?

Was bedeutet gut zuhören können?

Als gute Zuhörer werden die Menschen beschrieben, zu denen man geht, wenn man etwas zu erzählen oder zu besprechen hat. Erwartet werden dabei Aufmerksamkeit und meist auch gute Ratschläge – oder einfach nur Beistand.

Charaktereigenschaften von guten Zuhörern:

  1. Sie unterbrechen selten bis nie.
  2. Sie rollen nicht mit den Augen.
  3. Sie hören aktiv zu.
  4. Sie richten den Fokus nicht auf sich selbst.
  5. Sie sind geduldig.
  6. Sie fragen nach, wenn etwas unklar ist.
  7. Sie zeigen Empathie und/oder Mitgefühl.
  8. Sie geben durchdachte Ratschläge.
  9. Sie können auch mal gar nichts sagen, sondern nur zuhören.
  10. Sie achten auch auf nonverbale Kommunikation.
  11. Sie halten sich mit harten Urteilen zurück.

Jeder definiert Zuhören anders. Für einige Menschen sind gute Zuhörer und Zuhörerinnen diejenigen, die wirklich nur ein offenes Ohr haben und gut zureden. Für andere Menschen ist wichtig, dass nach dem Zuhören auch konstruktives Feedback oder Kritik folgen. Die richtigen Zuhör-Experten schätzen oftmals ein, ob sie nur für jemanden da sein sollen oder auch mal klare Ansagen machen müssen, um zu helfen.

ein guter zuhörer sein

Ich kann gut zuhören: Ist das eine positive Eigenschaft?

Es wäre etwas schade, wenn die Charaktereigenschaften einer guten Zuhörerin einfach nur so in eine Liste gepackt und dann nicht erklärt werden. Also hier die klare Ansage: Ja, gut zuzuhören, ist eine Qualität, auf die man stolz sein darf. Vielen Menschen fehlt diese Eigenschaft.

Dazu gehört schon, andere Menschen ausreden zu lassen. Das ist nicht immer ganz einfach, selbst wenn man jemanden respektiert und gerne zuhören möchte. Manche Menschen reden um den heißen Brei herum oder sprechen sehr langsam – in solchen Situationen ruhig zu bleiben, ist gar nicht so leicht und eine typische Fähigkeit guter Zuhörer. Zu keinem Zeitpunkt sollte dabei mit den Augen gerollt oder anderweitig Druck gemacht werden.

Außerdem ist aktives Zuhören wichtig. Beim aktiven Zuhören soll unter anderem ein Gesamtbild gesehen werden – es geht nicht nur um das Gesagte, sondern auch um die Gefühle, die Mimik und die Gestik. Verständnis wird dem Sprechenden entgegengebracht und es wird versucht, sich in die Lage hineinzudenken. Unter anderem sollen dadurch Missverständnisse minimiert werden – so dass am Ende ein klares Bild (beziehungsweise ein hilfreiches Gespräch) entstehen kann.

Gute Zuhörer fragen gerne nach. Nicht, um aufmerksam zu wirken, sondern um besser zu verstehen. Dafür müssen sie ihre eigenen Denk- und Sichtweisen auch zurückstellen können. Es geht nicht darum, die Meinung des anderen zu übernehmen, aber sie anzuerkennen und Verständnis zu zeigen. Daraus erwachsen dann oftmals hilfreiche Ratschläge. Oder aber es geht gar nicht um Feedback – dann kann Verständnis dem Sprechenden einfach ein Gefühl von Geborgenheit geben. Kein Wunder also, dass gute Zuhörer von ihren Freunden, Partnern und Familienmitgliedern so sehr geschätzt werden.

guter zuhörer charaktereigenschaft

Nicht zuhören können: Ursachen

Bist du eine gute Zuhörerin oder ein guter Zuhörer, dann solltest du stolz auf diese Eigenschaft sein. In der unübersichtlichen und rasanten modernen Gesellschaft scheint gutes Zuhören langsam zur Ausnahme zu werden.

Allerdings geht es in diesem Beitrag auch nicht darum, schlechten Zuhörern in die Suppe zu spucken. Denn Probleme beim Zuhören zu haben, kann unterschiedlichste Ursachen haben. An einigen kann man gut arbeiten, wenn man denn die Wurzel des Übels gefunden hat.

Aufmerksamkeitsdefizit

Einige neurodiverse Menschen können einfach nicht so gut zuhören. Es ist nicht so, dass sie nicht wollen, ihre Gehirne legen ihnen nur viel zu viele Steine in den Weg. Speziell zu nennen sind hier Menschen mit ADHS oder Autismus.

Die chemischen Vorgänge in den Körpern und speziell Gehirnen neurodiverser Menschen laufen etwas anders ab als bei neurotypischen Menschen. Dazu zählt zum Beispiel, dass Umweltreize (wie Geräusche, Bewegungen, Gerüche) schneller zu Ablenkungen führen. Typisch ist aber auch, dass neurodiverse Personen damit zu kämpfen haben, anderen in die Augen zu schauen – sie können sogar besser zuhören, wenn sie in der Gegend herumgucken oder mit einem Stift spielen.

Trotzdem darf man natürlich erwarten, dass auch diese Menschen zuhören, wenn man etwas erzählt. Unter Umständen kann es aber sinnvoll sein, die Rahmenbedingungen etwas anzupassen. So sollte man jemandem mit ADHS oder Autismus nicht in einer Bar irgendeine wichtige Story erzählen – bei einem gemeinsamen Spaziergang geht das viel besser. Außerdem sollte man Unterbrechungen ansprechen, aber nicht automatisch als Egoismus verstehen – viele neurodiverse Menschen wollen dir durch das Erzählen von Anekdoten oder eigenen Erfahrungen Empathie zeigen.

Keine Erfahrung im Zuhören

Auch neurotypische Menschen können völlige Nieten im Zuhören sein – meist, weil sie es einfach nicht gelernt haben. Aktives Zuhören ist eine Kunst. Aktuell wird unsere Welt aber nur schneller, lauter und unübersichtlicher. Unsere Aufmerksamkeitsspannen verringern sich. Logischerweise fehlt vielen da die Fähigkeit, länger zuzuhören.

Die gute Nachricht ist: Üben ist einfach. Nachfragen, sich in die Situation des anderen hineindenken, lächeln und nicken – all diese Dinge kann man üben. Dafür braucht es keine teuren Kurse oder heftige Anstrengungen: Der einfachste Weg ist, sich an denen zu orientieren, die man als gute Zuhörer zu schätzen weiß. So jemanden hast du wahrscheinlich schon in deinem Leben. Also eifere dieser Person beziehungsweise den Personen nach. Schnell wirst du merken, wie viel wertvoller Gespräche werden, wenn du der anderen Person gut zuhörst und somit Verständnis entwickelst, neue Dinge lernst und Missverständnisse vermeidest.

Kein Interesse an anderen Menschen

Auf diesen Abschnitt wird der eine oder andere schon gewartet haben: Was ist mit den Menschen, die einfach nicht zuhören wollen? Auch die gibt es. Sie sind mit sich selbst beschäftigt oder wollen ihre Zeit anders nutzen. Grundsätzlich ist das total okay. Du kannst niemanden dazu zwingen, dir Aufmerksamkeit zu schenken.

Aber es muss schon unterschieden werden. Fremde und lockere Bekanntschaften dürfen oberflächlich bleiben. Du hast kein Anrecht darauf, dass Menschen dir zuhören, und sie haben kein Anrecht darauf, dass du dich ihren Gedanken und Erzählungen widmest. Wenn du es trotzdem tust, ist das deine Entscheidung.

Bei Freunden, Partnern und Familienmitgliedern sieht die Sache etwas anders aus. Von ihnen darf man erwarten, dass sie sich Zeit und Energie nehmen, um gut und aufmerksam zuzuhören. Auch dann, wenn das Erzählte vielleicht nicht weltbewegend oder super relevant ist. Teil einer innigen und wichtigen Beziehung ist es nun mal, sich für eine Weile zurückzustellen und der anderen Person Raum zu geben. Wichtig ist dabei, dass ein Geben und Nehmen stattfindet.

Leider verfangen sich viele empathische und introvertierte Menschen in einem Teufelskreis, bei dem sie verzweifelt nach Zuhörern suchen, während sie selbst immer die Zuhörenden sind. Ihre Umwelt gewöhnt sich an ihre aufmerksame und empathische Art und erwartet somit immer ein offenes Ohr – manchmal ohne Rücksicht auf Verluste.

So eine Situation kann und muss man ansprechen. Sollte jemand auch nach mehreren Hinweisen ständig unterbrechen oder gar Unterhaltungen einfach verlassen, dann solltest du auf Distanz gehen. Da weiß dich jemand nicht zu schätzen.

aktiv zuhören

Aufmerksam zuhören und die Vorteile genießen

Wenn es darum geht, was eine gute Zuhörerin oder einen guten Zuhörer ausmacht, wird oftmals nur darüber gesprochen, welche Vorteile diese besondere Charaktereigenschaft für das Umfeld hat. Dabei wird ganz gerne vergessen, dass auch die Zuhörer selbst von ihrer Fähigkeit profitieren.

Zum einen werden sie unter Freunden, Kollegen und Familienmitgliedern meist für ihre Art geschätzt. Menschen wenden sich an sie, wenn sie Beistand brauchen – und wissen, was sie an dem guten Zuhörer haben. Somit bilden sich oftmals tiefere und bedeutsamere Verbindungen.

Natürlich lernt man aber auch was, wenn man besser zuhört. Das Einnehmen einer anderen Perspektive und das Miterleben von Emotionen und Konflikten ist eine Chance zu lernen und den eigenen Horizont zu erweitern. Das fördert das Denkvermögen und Mitgefühl – daraus lassen sich Kraft und Selbstbewusstsein ziehen.

Zu guter Letzt sind gute Zuhörer oftmals auch gute Beobachter. Wer sich selbst ein wenig zurücknimmt, um eher zu observieren als zu imponieren, der sieht Dinge, die andere nicht sehen. Das betrifft die Beziehungen zwischen Personen, die Eigenheiten eines Freundes oder die Doppelzüngigkeit eines Kollegen. Wer aufmerksam zuhört und zuschaut, der ist schwerer zu täuschen.

Fazit: Eine gute Zuhörerin ist Gold wert und sollte stolz sein

Jeder wird wohl mal im Trubel des Alltags unaufmerksam und somit zu einem schlechteren Zuhörer. Das soll auch nicht verurteilt werden. Doch diejenigen, die ständig schlecht zuhören, müssen damit leben, dass sie als oberflächlicher wahrgenommen werden. Im Umkehrschluss wird gutes Zuhören zu einer seltenen und erstrebenswerten Charaktereigenschaft.

Es lohnt sich daher, sich selbst ein wenig zu hinterfragen und zu schauen, wie gut man wirklich zuhören kann. Ganz besonders, wenn es um wichtige Menschen im Leben geht. Wollen wir wichtige Kontakte nicht verlieren, müssen sie nun mal unsere Zeit und Aufmerksamkeit bekommen. Richtig zuhören, mitfühlen und wertvolle Tipps geben, kann da schon eine ganze Menge bewirken.

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