Die allermeisten Menschen brauchen soziale Kontakte, um sich gut zu fühlen. Wie viele soziale Kontakte das sind, das ist ganz verschieden. Introvertierte Menschen brauchen gemeinhin weniger Freunde und Bekannte, um zufrieden zu sein. Für Extrovertierte ist es oft angenehmer, einen größeren sozialen Kreis zu haben.
Aber manchmal ist es ganz egal, ob du introvertiert oder extrovertiert bist – jemand erschöpft dich einfach so sehr, dass du dich fragst, was eigentlich los ist. Die kraftraubenden Menschen können Freunde, Fremde, Nachbarn oder Arbeitskollegen sein. Wann immer sie in unser Leben treten, nehmen sie eine ganze Menge an Energie und viele unserer Nerven und laufen davon. Bis sie zurückkehren, weil sie Nachschub brauchen.
Beziehungen, die auch mal Kraft rauben, gehören zum Leben dazu. So gerne du auch hilfst – ist dein bester Freund in einer Lebenskrise und du bist für ihn da, ist das auch für dich nicht ganz einfach. Leidet dein Partner, bist du vielleicht die Stütze. Problematisch wird es, wenn jemand immer und immer wieder Kraft raubt, die du für ganz andere Dinge brauchen würdest.
Deshalb solltest du sofort hellhörig werden, denn dich jemand erschöpft
Wie gesagt: Jeder Mensch kann mal für eine Weile zum Energieräuber werden. Das ist auch nicht verwerflich oder problematisch. Nur sieht die Situation ganz anders aus, wenn die kräftezehrenden Verhaltensweisen Teil der Persönlichkeit sind. Das Betteln um Aufmerksamkeit, der Bedarf an gemeinsamer Zeit und anstrengendes Verhalten – all das kann Teil einer Person sein.
In diesem Fall musst du nicht sofort reiß aus nehmen. Aber du musst auch erkennen, dass du für dich und deine Reaktion auf so eine Person verantwortlich bist – dazu gibt es weiter unten ein paar Tipps. Machst du einfach so weiter wie bisher, wirst du früher oder später andere Beziehungen nicht mehr pflegen können, erschöpft sein oder sogar psychische Probleme entwickeln. Ja, schon eine einzige kraftraubende Person kann dich so fertigmachen, dass deine Zufriedenheit und dein Glück in Gefahr sind.
Diese unterschiedlichen Arten von kraftraubenden Menschen gibt es
Es ist gar nicht so leicht zu verstehen, warum dich eine Person so auslaugt oder belastet. Vorschnelle Urteile sind keine gute Idee. Manchmal ist jemand kräftezehrend, weil er sehr laut ist oder sich komisch ausdrückt – schon mit einem Gespräch kann da was gemacht werden. Manchmal glaubst du vielleicht, jemand wäre nur laut und komisch – dabei steckt dahinter jemand, der dich manipuliert oder mit seiner Art herunterzieht.
Anspruchsvolle Personen
Eine vernünftige Menge an Erwartungen kann sehr motivierend wirken. Eltern, die ihre Kinder fördern. Vorgesetzte, die Weiterbildungen finanzieren. Freunde, die dich nicht mit schlechtem Verhalten durchkommen lassen. All das sind Situationen, in denen jemand Ansprüche hat.
Manche Menschen übertreiben es aber. Sie fordern immer und ständig von ihrem Umfeld Höchstleistungen. So funktionieren Menschen allerdings nicht. Also sorgen diese fordernden Personen nur dafür, dass du dich überanstrengst und dann schlecht fühlst, weil du nicht mithalten kannst – oder nicht die Erwartungen erfüllst.
Besonders belastend kann die Beziehung zu einem anspruchsvollen Menschen sein, wenn dieser viel fordert und wenig liefert. Denn auch emotionale Ansprüche können dich mit der Zeit fertigmachen. Klassiker sind Menschen, die immer Hilfe brauchen, aber selbst selten Beistand leisten.
Bedürftige Personen
Menschen in Notlagen verdienen Hilfe. Menschen, die sich permanent in Notlagen manövrieren und auch nichts an ihrem Verhalten ändern, um das zu verhindern … keine Ahnung, ob sie dann noch Hilfe verdienen. Das ist eine moralisch sehr anspruchsvolle Frage. Fakt ist: Diese Personen rauben Kraft.
Es ist möglich, süchtig nach Notlagen zu werden. Nur in Krisen fühlt ein Mensch sich noch „wohl“. Dieser Zustand muss natürlich früher oder später überwunden werden – das geht aber oft nur mit professioneller Hilfe. Wenn du als Normalsterblicher Hilfe leisten möchtest, wirst du wahrscheinlich sehr viel von dir geben – und auch die betroffene Person wird weiterhin in ihrem Teufelskreis gefangen sein.
Lebenskrisen gehören zum Werdegang eines jeden Menschen dazu und es ist immer schön, wenn sie nicht allein durchlebt werden müssen. Aber wer jede Woche eine neue Alarmstufe Rot ausruft, der saugt seinen Liebsten viel Energie ab.
Laute und aggressive Menschen
Wenn wir jemanden als anstrengend bezeichnen, meinen wir oftmals das generelle Auftreten der Person. Manche Menschen reden laut und viel – für ruhebedürftige Menschen ist allein das schon ziemlich kraftraubend. Bewegen sie sich zusätzlich noch viel, machen Lärm und nehmen keine Rücksicht, dann ist ein besonders schlimmer Cocktail entstanden.
Achtung: Das heißt nicht, dass es sich um einen schlechten Menschen handelt. Von Natur aus lauter und aufgeregter zu sein, ist okay. Menschen sind halt verschieden. Problematisch wird es erst, wenn wirklich keine Rücksicht mehr genommen wird – auch nicht nach direkten Hinweisen.
Noch mal anders sieht es aus, wenn jemand eine aggressive Ausstrahlung hat. Heftige Wortwahl, ausschweifende Bewegungen oder gar die Androhung von Gewalt gegen dich und andere – all das ist logischerweise eine schlimme Situation. Selbst dann, wenn niemals jemand tatsächlich physisch verletzt wird.
Negative Menschen
„Toxische Negativität liegt vor, wenn eine pessimistische Weltsicht und Lebenseinstellung jeden Aspekt des Lebens beeinflusst und somit chronisch wird. Auf alle Ereignisse wird mit Mutlosigkeit oder Trotz reagiert.
Das Leben wird dann zu einer großen selbsterfüllenden Prophezeiung: Weil wir nur Schlechtes erwarten, passiert auch nur Schlechtes. Weil wir gute Dinge nicht als solche sehen und schlechte Dinge noch viel schlimmer machen.
Oftmals liegt toxischer Negativität eine psychische Krankheit zu Grunde. Depressionen, Sozialphobien, PTSD – diese und weitere Probleme sind häufig perfekter Nährboden für eine hoffnungslose und toxische Sicht auf die Welt. Umgekehrt kann eine toxische Einstellung sich auf Dauer in eine ernsthafte Krankheit entwickeln.“ Aus: Toxic Negativity.
Menschen, die immer hoffnungslos und pessimistisch durch das Leben gehen, können dich in ihren dunklen Strudel hineinziehen. Meist geschieht das ganz nebenbei und du weißt gar nicht so genau, warum dich jemand so erschöpft.
Scheinheilige und falsche Charaktere
Menschen, die ein doppeltes Spiel spielen, verlangen dir viel ab. Denn du weißt nie genau, welche Version von ihnen dir begegnen wird. Einmal sind sie nett, dann lästern sie plötzlich. Ihre Einstellung ändert sich ständig.
Oder schlimmer noch: Sie manipulieren dich absichtlich. Verlogene Menschen schaden dir direkt (z. B. durch üble Nachrede) und indirekt, weil du dich nie ganz wohl in ihrer Gegenwart fühlen kannst. Sie gehören zu den toxischen und gefährlichen Zeitgenossen, die du ganz schnell loswerden solltest.
Kraftraubende Verhaltensweisen
Menschen in Kategorien zu unterteilen, kann beim Verständnis helfen. Aber zu sehr sollten wir uns auch nicht auf diese Methode verlassen. Denn wir können niemanden über wenige Handlungen definieren. Somit kann jemand grundsätzlich nett und angenehm sein, aber eine bestimmte Verhaltensweise an den Tag legen, die dich absolut fertig macht.
Anstrengende Verhaltensweisen, die dich auf Dauer in den Wahnsinn treiben:
- Jemand zeigt keine Bereitschaft, Entscheidungen zu treffen.
- Jemand redet immer um den heißen Brei herum.
- Jemand pfeift aus Spaß an der Freude, wenn andere Menschen in der Nähe sind.
- Jemand ist chronisch unzuverlässig und zu spät.
- Jemand schafft es einfach nicht, Fehler zuzugeben.
Das ist alles nicht unbedingt super toll, aber eben auch nicht genug, um eine Person direkt abzustempeln und als kraftraubend zu bezeichnen. Du selbst hast sicherlich auch ein paar Eigenheiten, die andere eher anstrengend finden.
Umgang mit Beziehungen, die Kraft rauben
Kraftraubende Personen zu erkennen, ist ein guter Anfang. Aber die Erkenntnis allein, dass du eine persönliche Beziehung zu so einer Person hast, ist nicht viel wert. Kollegen, Freunde, Partner, Familienmitglieder – sie sind oft fester Bestandteil deines Lebens und nun musst du handeln.
Grenzen festlegen
Jeder Mensch hat persönliche Grenzen, oder? Dinge, die du niemandem durchgehen lässt. Momente, die du nicht wieder durchleben willst. Kein Spielraum für etwas, dass dich verletzt oder krank zurücklässt.
Leider sind der Glaube an Grenzen und tatsächliche Grenzen nicht dasselbe. Das ist ein aktiver Prozess für die meisten Menschen. Soll heißen: Du musst wirklich darüber nachdenken, was für dich als normal und gut gilt und was eine Grenzüberschreitung darstellt.
Machst du das nicht, wirst du unter Umständen deiner Umwelt verwirrende oder uneindeutige Signale senden. Ein Freund darf bei dir spontan vor der Tür stehen, ein anderer soll sich bitte ankündigen. Manch ein Familienmitglied darf Sprüche machen, die auch mal unter die Gürtellinie gehen, ein anderes nicht. Sowas kennt jeder – aber leider lassen sich viele dazu verleiten, einfach jedem Menschen alles durchgehen zu lassen.
In einem konkreten Moment will man nämlich nicht als empfindlich oder „zu sensibel“ gelten. Also lässt du dich unterbrechen, herumschubsen, beleidigen, in Konflikte hineinziehen oder völlig in Anspruch nehmen. Da helfen nur Regeln und Grenzen, die zu dir passen und die du auch konsequent einhältst – selbst gegen Widerstand deiner Umwelt.
Kleine Veränderungen
Durch die klaren Grenzen kannst du kleine Veränderungen in deinem Leben machen. Diese erleichtern dir den Umgang mit kraftraubenden Personen – oder kommunizieren einen Veränderungswunsch.
Kleine Maßnahmen, um deine Energie zu schützen:
- Vor einem Termin mit einer Person ankündigen, dass du später noch weiter musst – das setzt ein konkretes Ende für den Kontakt.
- Nicht mehrere kraftraubende Personen an einem Tag treffen.
- Jemandem erklären, dass du ein wenig körperlichen Freiraum brauchst und zum Beispiel nicht so auf Umarmungen stehst.
- Emotionale Distanz aufbauen und die Meinung eines Menschen nicht mehr als wichtig ansehen.
- Laute Menschen darum bitten, etwas leiser zu sprechen.
Nichts davon hilft dir mit den manipulativen und hinterhältigen Personen, die dir aktiv schaden wollen. Aber die allermeisten kraftraubenden Personen sind ja keine Teufel, sondern einfach nur etwas anstrengender. Somit sind kleine Veränderungen oft eine gute Möglichkeit, um den Kontakt nicht komplett abzubrechen – was ja im Falle von Kollegen oder Familienmitgliedern auch oft gar nicht möglich wäre.
Alles hinterfragen
Zu guter Letzt solltest du schauen, ob du nicht einfach alles hinterfragen musst. Hast du negative Erfahrungen mit einer toxischen oder kraftraubenden Person gemacht, dann wird es Zeit für größere Veränderungen.
Beziehungen, die dauerhaft Kraft rauben, werden dich nach und nach auslaugen, bis deine Lebensfreude und Zufriedenheit weinend in der Ecke kauern. Du darfst kräftezehrende Menschen aus deinem Leben verbannen. Blocke den Ex-Partner, beende eine Freundschaft oder mache Kontaktsperre mit einem Familienmitglied.
Aber was ist, wenn du eine Person nicht einfach loslassen kannst, weil sie zu eng mit deinem Leben verworren ist? Nachbarn und Kollegen sind gute Beispiele dafür. Dann musst du vielleicht den Job wechseln oder umziehen. Das ist natürlich unfair, wenn die Person einfach nicht einsichtig ist und dich immer wieder belastet, solltest du ja nicht noch leiden müssen. Manchmal führt aber kein Weg daran vorbei. Zum Glück ist das nur selten der Fall.
Fazit: Die Wirkung kraftraubender Menschen nimmt immer mehr zu
Energievampire wird es immer geben. Weißt du, was es nicht immer geben wird? Dich. Du hast eine begrenzte Anzahl an Stunden, Tagen und Jahren auf diesem Planeten – keiner kann dich dazu zwingen, sie an einen Menschen abzugeben, der dich erschöpft zurücklässt. Du allein entscheidest, wie viel Zeit und Energie jemand von dir bekommt.
Mein persönlicher Arch-Nemesis ist in dieser Auflistung noch nicht dabei.
Und zwar sind das Leute, die unter gar keinen Umständen akzeptieren können, dass in bestimmten Situation (z.B. beim Essen) einfach mal nicht gesprochen werden muss.
Und dann immer wieder mit völlig belanglosen Fragen oder Feststellungen versuchen ein Gespräch aufzubauen, obwohl es auf diese aber gar keine sinnvolle Erwiderung gibt.
(Nicht unbedingt die besten) Beispiele:
– „Nachher gehe ich noch einkaufen.“ … Aha.
– „Ist das Hähnchen auf deiner Pizza?“ … Ja. … „Also ich mag das ja gar nicht.“ … Ok (Soll ich mich das nächste Mal vorher mit dir abstimmen was ich esse?)
Im Gegensatz zu den genannten Kategorien meinen diese Leute es in der Regel ja gut. Unterstelle ich mal. Sie wollen halt ein Gespräch aufbauen, machen dies aber so, dass die Arbeit auf der Seite des Gegenübers liegt.
Wenn ich keinen Kopf dafür habe, nehmen sie das dann vielleicht auch noch persönlich und bohren nach und irgendwann bin ich selbst es natürlich, der etwas falsches gesagt hat am Ende.
Was ich natürlich sagen möchte ist eine mehr oder weniger höfliche Variante von „Ich möchte im Moment nicht reden“. Zumindest kein „Smalltalk“. Wenn du über ein technisches Thema reden möchtest, gerne, solche Sachen interessieren mich.
Aber das sage ich natürlich nicht. Wie auch, das kann ja nur falsch rüberkommen.
Also versuche ich stets eine knappe Antwort zu geben, die vermutlich angemessen ist.
Und es strengt mich einfach unendlich an…
Hi, das ist eine sehr gute Ergänzung zu dem Thema – und spiegelt ziemlich gut wider, was in ein paar Wochen im Artikel über Smalltalk steht. Smalltalk ist eben nicht nur nervig, sondern für viele von uns richtig anstrengend. Der Smalltalk-Artikel ist schon so gut wie fertig. Ich werde den hier auf jeden Fall im Artikel ergänzen/verlinken.
Außerdem kommt kommenden Dienstag ein Artikel über penetrante Menschen dazu, der auch wie die Faust aufs Auge zu deinem Kommentar passt. Gut zu wissen, dass hier ein Nerv getroffen wurde – auch wenn es natürlich schade ist, dass du (und andere auch) dich mit dieser Art von Energieräubern rumschlagen musst.
Liebe Grüße
Vielen Dank für Deinen Hinweis, auf diese beiden Artikel freue ich mich schon mal!