Penetrante Menschen erkennen und loswerden: Tipps

Auf den Keks gehen – so drücken wir es oft halbwegs nett aus, wenn jemand penetrant ist. Aber irgendwann passt das einfach nicht mehr. Irgendwann geht jemand nicht mehr auf den Keks, er raubt den letzten Nerv, provoziert oder wird sogar gefährlich.

Penetrante Menschen kommen in ganz unterschiedlichen Intensitäten daher. Nicht nur das – wie sehr sie dir dabei schaden, hängt sehr stark von deiner Persönlichkeit ab. Also gibt es überhaupt penetrante Menschen und dürfen wir etwas gegen sie unternehmen?

Vorweg: Ja, es ist okay, wenn du penetrante Menschen loswerden möchtest. Aber du kannst die Situation mit Sicherheit besser bewältigen, wenn du dich vorher ein wenig informierst. Genau das soll im Folgenden geschehen – du erfährst, was lästige und aufdringliche Menschen eigentlich ausmacht und wie du am besten mit ihnen umgehst.

Was macht einen penetranten Menschen aus?

Das Verhalten penetranter Menschen ist durch hartnäckiges Ringen um Aufmerksamkeit geprägt. Wo andere Personen einen Schritt zurückgehen und die Grenzen anderer respektieren würden, muss ein penetranter Mensch noch einmal nachhaken, einen draufsetzen oder lauter werden.

Ob Penetranz tatsächlich als negativ wahrgenommen wird, hängt von den Umständen ab. Bleibt dabei jemand stets höflich, dann spricht man meist lieber von Hartnäckigkeit. In der Gesellschaft wird hartnäckiges Verhalten im Zweifel sogar als Tugend gesehen. Die Grenzen anderer Personen werden dabei voll ausgereizt, ohne sie zu überschreiten.

Wird jemand aber tatsächlich aufdringlich, stufen wir Penetranz auch schon mal als unangenehm oder belastend ein. Die persönlichen Grenzen einer Person werden wiederholt überschritten. Das kann unter anderem in Form von ungewollten Gesprächen, Körperkontakt oder aggressiver Wortwahl geschehen.

penetrante personen
Manchmal sind deine Grenzen für Menschen unsichtbar – oder sie sind ihnen einfach egal.

Unabsichtlich aufdringliche Menschen

Manche Menschen merken nicht, dass sie nerven. Sie selbst würden sich also überhaupt nicht als penetrant einstufen. Das gilt vor allem für Personen, die schlecht darin sind, soziale Signale und Körpersprache zu erkennen und richtig zu interpretieren.

Möglich ist aber auch, dass ein Anlass die Penetranz bestimmt. Wenn jemand unbedingt über ein Problem sprechen möchte, das ihm sehr wichtig ist, wird er wiederholte Gesprächsversuche als selbstverständlich wahrnehmen. Im Kontext einer Party erwartet jemand einfach, dass es auch okay ist, nah beieinander zu stehen – und das Unwohlsein einer einzelnen Person wird schlicht nicht erkannt.

Die Unterscheidung zwischen bewusst und unbewusst penetrant sein, ist sehr wichtig, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Wer davon ausgeht, dass jemand sich einen Dreck um die eigenen Bedürfnisse schert und bewusst Grenzen überschreitet, teilt vielleicht ordentlich aus. Das ist bei tatsächlich aggressiven oder einsichtslosen Personen total okay, wäre aber sehr hart für jemanden, der einfach mal etwas nervig ist und es noch nicht so ganz gerafft hat.

Absichtlich aufdringliche Menschen

Es gibt Menschen, die sind so penetrant, dass es unmöglich unbewusst geschehen kann. Diese Personen haben oft keinen Respekt für die Grenzen anderer. Das kann ganz verschiedene Ursachen haben. Vielleicht sehen sie sich als jemanden mit einem höheren Status, der Aufmerksamkeit verdient. Oder sie sind in einer Umgebung aufgewachsen, in der Penetranz als erstrebenswert wahrgenommen wurde.

Solche Menschen werden auf Hinweise nie vernünftig reagieren. Sagst du ihnen, dass du dich unwohl fühlst, nehmen sie das nicht ernst. Sie machen weiter mit ihrem Verhalten, lachen dich aus oder rechtfertigen ihr Verhalten. Sie seien ja nur hartnäckig, motiviert, zielorientiert, aufgeschlossen oder – der Klassiker – sie hätten es doch nur nett gemeint.

Wann werden aufdringliche und penetrante Menschen gefährlich?

Dass nicht jeder penetrante Mensch auch ein Arschloch ist, ist wichtig zu wissen. Allerdings macht es das auch noch einmal schwieriger, gefährliche Menschen zu erkennen. Denn der Übergang von leicht nervig zu aufdringlich bis hin zu übergriffig ist oft fließend.

Am häufigsten erleben das wohl Frauen im Dating-Kontext. Männer sehen sich gerne als hartnäckig und überschreiten dann zunehmend Grenzen. Aus Höflichkeit lassen Frauen dies zu und sagen nichts oder relativ wenig. Penetrante Männer sehen das als Anreiz, es noch mehr zu versuchen.

Leider ist die Alternative nicht viel besser: Als Frau einen penetranten Mann deutlich in die Schranken zu weisen, ist oftmals gefährlich. Manchmal kommt es zu verbalen Entgleisungen. Oder sogar zu körperlicher Gewalt. (Es gibt leider auch penetrante Frauen, die Männern schaden.)

Natürlich gibt es auch andere Situationen, in denen Penetranz zum Problem wird. Übergriffige Nachbarn, hinterhältige Kollegen oder sogar Fremde auf der Straße, die plötzlich aggressiv werden – all das kann nach einem leicht penetranten Auftreten folgen.

Hier die klare Nachricht: Hast du jemanden darauf hingewiesen, dass du dich unwohl fühlst, hat er abzuzischen. Ist das nicht der Fall, bist du sofort in einer gefährlichen Situation. Respektvolle und unabsichtlich aufdringliche Menschen werden sich sofort schlecht fühlen, wenn sie Grenzen überschritten haben. Alle anderen laufen immer Gefahr, auch noch weiter zu gehen.

Penetranz Charakter
Manchmal wird aus nervigem Verhalten ein echtes Problem.

Umgang mit penetranten Menschen lernen

Balance lautet das Stichwort, wenn du auf Penetranz stößt. Du solltest nicht auf Anhieb bei allen Menschen Rücksichtslosigkeit und Aggressivität erwarten. Aber du darfst auch nicht davon ausgehen, dass jeder penetrante Mensch eigentlich voll lieb ist. Es hilft also, Verhaltensweisen zu beobachten und möglichst schnell einzuordnen.

Typische Verhaltensweisen penetranter Menschen erkennen

Wie bereits erwähnt wurde, ist Penetranz vor allem durch Grenzüberschreitungen und das Einfordern von Aufmerksamkeit geprägt. Dabei ist es erst einmal unerheblich, ob du dein Unwohlsein deutlich machst.

Typische Situationen, in denen du jemanden als penetrant wahrnimmst:

  • Aus deiner Sicht bist du nicht an einem Gespräch interessiert, aber derjenige besteht darauf, es weiter zu führen.
  • In einer lockeren oder oberflächlichen (nicht-romantischen) Beziehung berührt dich jemand immer wieder.
  • Nachdem du deine Meinung geäußert hast, versucht dich jemand von seiner Meinung zu überzeugen, auch nachdem du bereits gesagt hast, dass deine Meinung sich nicht ändern wird.
  • Eine Person, der du nicht wirklich lang und ausführlich auf Nachrichten antwortest, schreibt dir immer wieder Nachrichten.
  • Jemand interpretiert alles, was du tust, als Flirtversuch und versucht deine Aufmerksamkeit durch Gespräche, Geschenke oder Balzgehabe zu erhaschen.
  • Personen, zu denen du keine Freundschaft pflegst, erzählen dir immer wieder von ihrem Projekten und wollen dich anwerben oder geben dir ungefragt Informationsmaterialien.

Grundsätzlich sind das alles nervige Eigenschaften. Aber sie sind eben noch nicht gefährlich. Sofern jemand nicht von selbst darauf kommt, dass du kein Interesse hast, muss du also früher oder später etwas sagen.

Freundlich darauf hinweisen, dass jemand nervt

Niemand hört gerne, dass er zu aufdringlich war oder nervig ist. Das kann sogar eine fette Delle im Selbstbewusstsein hinterlassen. Ich würde also hoffen, dass du immer erst einmal höflich versuchst, etwas Abstand zu gewinnen und Grenzen zu kommunizieren.

So kannst du nerviges Verhalten freundlich ansprechen:

  • Ich fühle mich unwohl, wenn du …
  • Eigentlich habe ich kein Interesse an …
  • Ist nicht böse gemeint, aber ich möchte jetzt …
  • Ich glaube, du verstehst unsere Beziehung anders als ich …
  • Bitte respektiere, dass …

Es gibt im ersten Moment keinen Grund, jemanden mit voller Wucht in die Schranken zu weisen. Das würden wir nur machen, um uns selbst besser zu fühlen. Aber: Gab es schon klarere Vergehen und toxische Verhaltensweisen, hast du auch jedes Recht, auf Höflichkeit zu verzichten.

Eine penetrante Person in die Schranken weisen

Hast du freundlich eine Grenze gezogen, ist die ab sofort fest. Du willst keinen Körperkontakt? Ohne dein Einverständnis hat die Person dich nicht zu berühren. Du hast bereits gesagt, dass dich ein Thema nicht interessiert? Beende das Gespräch sofort, wenn jemand wieder davon anfängt. Du hast gesagt, du möchtest nicht mit jemandem befreundet oder in einer Beziehung sein? Kontaktversuche konsequent ablehnen.

Niemand gilt gerne als respektlos. Sollte es also wieder dazu kommen, dass jemand Grenzen überschreitet, dann sag auch ganz klar: Du verhältst dich respektlos und ich fühle mich unwohl. Gegenwind ist zu erwarten. Du wirst dir sicherlich anhören müssen, du wärst zu empfindlich, andere hätten kein Problem mit der Person und dass du eigentlich in Wahrheit unhöflich wärst.

Ich verweise an dieser Stelle auf: Wie sage ich jemandem, dass er die Fresse halten soll?

lästige Menschen
Persönlicher Freiraum? Kennt der penetrante Mensch nicht.

Schutz vor aufdringlichen Menschen

Manchmal reicht es nicht, deutlich zu werden. Sollte dich jemand in einem privaten Kontext wiederholt belästigen, dann sprich unbedingt darüber! Freunde, Familienmitglieder, Kollegen oder sogar Nachbarn können ein wichtiger Schutz gegen gefährliche Auswüchse von Penetranz sein.

Zum einen solltest du dich mit der Situation nicht allein fühlen müssen. Jeder kennt wohl nervige Menschen, also wirst du sicherlich auch ein offenes Ohr finden, dass dir noch einmal bestätigt, dass jemand echt übertreibt. Über penetrante Menschen zu sprechen, ist aber auch wichtig, um Warnsignale zu erkennen.

Wenn jemand über einen langen Zeitraum penetrant ist, nehmen wir einige Verhaltensweisen als gar nicht so schlimm wahr. Menschen, die von außen auf die Situation gucken, können allerdings klarer erkennen, ab wann etwas problematisch ist. Wer von vielen penetranten Menschen umgeben ist, kann ebenfalls Probleme damit haben, richtig zwischen problematischen und einfach nur nervigen Aktionen zu unterscheiden.

Solltest du dich unsicher fühlen, bitte sofort um Hilfe. Ein nerviger Nachbar, ein übergriffiger Kollege, ein uneinsichtiger romantischer Interessent – diese Personen kommen oftmals so lange mit ihrer Art durch, weil sie niemand hart und direkt auf ihren Scheiß (sorry) anspricht. Meist trauen sie sich das nicht, wenn noch jemand dabei ist. Hoffentlich hast du in deinem sozialen Umfeld jemanden, der für dich einsteht. Eine Ansage von deinem Partner, einem guten Freund, einer Kollegin oder einem Familienmitglied an die penetrante Person kann oft viel erreichen.

Ist auch dann nicht Schluss, führt kein Weg mehr am Gang zur Polizei vorbei: Informationen und Hilfe bei Stalking.

Fazit: Zum Glück sind die meisten penetranten Menschen nervig aber harmlos

Menschliches Verhalten ist komplex und jeder nimmt seine Mitmenschen anders wahr. Was der eine als etwas nervig empfindet, ist für den anderen schon penetrant. Letztlich bestimmst nur du, was du für in Ordnung hältst und was nicht. Solange du im ersten Schritt höflich bleibst, hat jeder – ja jeder! – zu akzeptieren, wenn du jemanden als aufdringlich und unangenehm einstufst, weil er penetrant ist.

Die gute Nachricht ist: Die meisten Menschen, die uns ein wenig auf den Keks gehen, haben einfach nicht bemerkt, dass sie sich nicht ganz angemessen verhalten und sind nach einem kleinen Hinweis sofort wieder vernünftig.

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