Ich bin nicht gut genug. Eine Einschätzung, die wir spätestens im Schulalter regelmäßig erhalten. Nicht gut genug für eine bessere Note. Nicht gut genug für einen bestimmten Studiengang. Nicht gut genug für den Schwarm von nebenan. Nicht gut genug…
Dieses Gefühl hat jeder früher oder später. Doch während es viele Menschen nur gelegentlich spüren, nämlich dann, wenn sie einen Rückschlag erleben, quälen sich andere täglich damit herum. Doch woran liegt das und vor allem: Wie können wir gegen dieses Gefühl der Unzulänglichkeit ankämpfen? Es wird Zeit, das ein für allemal zu klären – ganz ohne leere Versprechungen oder blöde Kursangebote!
„Ich bin nicht gut genug“: Doch was ist gut?
Gut genug zu sein, bedeutet, die Erwartungen zu erfüllen oder zu übertreffen. Wie Du „gut“ definierst, hängt von verschiedenen Faktoren wie Erfahrungen, Familienvorstellungen, den Medien und Deinem sozialen Umfeld ab.
Wenn Du wiederholt zu hören bekommst, dass Du etwas nicht richtig machst, hinterfragst Du, ob Du überhaupt gut genug bist, etwas richtig zu tun. Somit sind es die Erfahrungen – wie oft Du gelobt und wie oft Du heruntergemacht wurdest -, die Dein Selbstbild bestimmen können.
Auch die Ansprüche, die Deine Familie an Dich hat oder hatte, sind Bestandteil dessen, worüber Du Dich und die Welt definierst. Streng religiöse Familien sehen es beispielsweise als gut an, wenn man gläubig ist, brav zur Kirche geht und nichts tut, was Gott verärgern könnte. Besonders liberale Familien erwarten, dass man alle Möglichkeiten wahrnimmt, die diese Welt zu bieten hat*. Du verinnerlichst diese Ideale und fühlst Dich schlecht – bewusst oder unbewusst –, wenn Du sie nicht erfüllst.
*mehr dazu: Entscheidungsmüdigkeit
Auch Dein aktuelles soziales Umfeld bestimmt, wie gut oder schlecht Du Dich fühlst. Wenn ein Großteil Deines Freundeskreises aus Menschen besteht, die heiraten, ein Haus bauen und Kinder kriegen, Du aber noch bei Deinen Eltern wohnst und notorisch single bist, wirst Du Dich fragen, ob mit Dir etwas nicht stimmt – also ob Du nicht gut genug bist.
Last but not least, ist eine weitere und vielleicht eine der wichtigsten Ursachen dafür, dass wir uns als nicht gut genug empfinden, dass uns permanent vermittelt wird. Traditionelle Medien, Werbung und Social Media sind darauf ausgerichtet, das perfekte Leben zu zeigen und all die Möglichkeiten, die das 21. Jahrhundert bietet. Die perfekte Beziehung (Parship, Tinder), der perfekte Job (Indeed, Xing), der perfekte Urlaub (Momondo, Ab in den Urlaub) und natürlich perfekte Alltags- und Luxusgüter (Amazon!).
Eine Konsumgesellschaft lebt von dem Gefühl der Unzulänglichkeit. Also wirst Du ständig damit konfrontiert, was Du nicht hast. Fälschlicherweise lassen wir – Du und ich und so viele andere – die Definition von „gut“ durch andere vornehmen. Unsere Eltern, unsere Freunde, Fremde oder die Medien sagen, was gut genug ist und was nicht.
Das kann nur zu Unglück führen. Jeder muss seine eigene Definition von gut genug finden. Denn in Wahrheit würden viele von uns Moral, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Beständigkeit als Maßstab für einen guten Menschen wählen. Doch Moral wird nur selten im Schulunterricht gelehrt. Stattdessen müssen wir funktionieren.
Diese erlernten Idealbilder und Erwartungen verschwinden nicht an einem Tag. Auch dieser Beitrag wird Dir nicht von heute auf morgen ausreden können, dass mit Dir etwas nicht stimmt. Das ist ein langwieriger Prozess. Doch am Anfang jeder Veränderung steht das Verständnis für den Fehler – und der Fehler bist nicht Du, sondern die Art, wie Du Dich selbst bewertest.
Sich nicht menschlich fühlen
Die Welt ist laut, schrill und anstrengend. Scheinbar ist das der gängige Zustand, den wir alle akzeptiert haben. In Wahrheit stört es viele von uns, einige kommen überhaupt nicht damit klar. Daher zweifeln wir bisweilen sogar daran, ob wir echte Menschen sind.
Für diese Selbstzweifel sind besonders die Personen anfällig, die sich mit sich selbst befassen. Denn Menschen, die nie an sich zweifeln, leben in einem sorglosen Zustand der Arroganz. Auf der anderen Seite plagen sich Zweifler ständig mit quälenden Gedanken.
Introvertierte Menschen ziehen sich häufiger zurück. Dadurch kommen wir öfter zu Einsichten, die anderen verborgen bleiben, sowohl über uns selbst als auch über andere. Auch Menschen mit psychischen Problemen wie Depression oder Sozialphobien werden von Unzulänglichkeitsgefühlen verfolgt. Ungewöhnliche körperliche Eigenschaften können ebenso dazu führen, dass wir uns nicht nur nicht wohlfühlen, sondern geradezu fremd.
Hast Du schon mal gedacht, Du passt einfach nicht in die Gesellschaft? Dir gefallen Dinge, die andere nicht mögen oder Du verstehst nicht, was andere an völlig akzeptierten Dingen so faszinierend finden? Du liebst Anime, aber hasst Partys? Du triffst gerne Deinen einen Kumpel, aber meidest große Gruppen? Du gehst lieber mit Kopfhörern durch die Stadt, als mit anderen reden zu müssen?
Beitrag: Warum wir lieber unsere Ruhe haben wollen
Dann bist Du nicht alleine. Doch Du fühlst Dich vielleicht trotzdem, als würdest Du nicht reinpassen. Vielleicht hinterfragst Du auch ständig den Sinn des Lebens und bist geradezu wütend, dass andere es nicht tun. Oder Du kannst nicht nachvollziehen, dass so viele Menschen blind für das Leid auf dieser Welt sind.
Dein „Problem“ ist, dass Du der Welt Glauben schenkst. So, so viele Menschen lügen und täuschen sich und andere jeden Tag. Der erfolgreiche Business Manager geht nach Hause und schlägt seine Frau. Die fröhliche Lehrerin kann mit ihrem eigenen Kind nichts anfangen. Selbst die Kassiererin bei Lidl klaut Bananen, schnauzt aber alte Damen an, die nicht schnell genug ihr Kleingeld finden.
Was bedeutet es denn überhaupt, menschlich zu sein? Diese Frage stellen sich Philosophen schon seit Jahrtausenden. Also warum maßt Du Dir an, schon zu wissen, was es bedeutet und bildest Dir Dein Urteil darüber, ob Du die Kriterien erfüllst oder nicht?
Dass Du gerade diesen Text liest, beweist, dass Dir die Welt und ihre Menschen nicht egal sind. Du willst wissen, wer Du bist und wer Du sein könntest. Herzlichen Glückwunsch, damit tust Du sehr viel mehr als die meisten.
Sollten Dich auch ein ehrlicher Blick auf die Welt und ein wenig Zeit nicht davon abbringen können, dass es Dir mit Deiner Rolle in unserer Gesellschaft nicht gut geht, kann professionelle Hilfe eine Lösung sein. Nicht immer finden wir alleine einen Weg, all den Einflüssen zu widerstehen, denen wir täglich ausgesetzt sind. Daran ist überhaupt nichts peinlich oder schlecht, es erfordert sogar sehr viel Mut.
Doch wie gesagt, dass Du noch dabei bist, diesen Text zu lesen, bedeutet, dass Du anfängst, zu verstehen, dass sowas wie „gut genug“ und „menschlich“ keine Naturgesetze sind.
Ich bin nicht interessant genug für…Freunde, Partner, Familie
Es ist eine Sache, sich von der Gesellschaft einreden zu lassen, etwas sei nicht richtig oder nicht gut genug. Doch leider gibt es neben diesen allgemeinen Vorstellungen auch noch sehr konkrete Fälle. Nämlich dann, wenn wir der Meinung sind, nicht gut oder interessant genug für eine bestimmte Person zu sein.
Dieses Kapitel ist geradezu lächerlich kurz. Denn es gibt nur zwei Erkenntnisse, die wirklich zählen, wenn wir jemanden nicht beeindrucken können:
- Du kannst nichts weiter tun, als die interessanteste Version von Dir selbst zu sein. Dafür musst Du keine Hobbys aufgeben, auch keine Überzeugungen oder Menschen, die Dir wichtig sind. Wofür Dein Herz auch schlägt, sei mit ganzem Herzen dabei.
- Viele Menschen finden Dich nicht interessant und Du wirst ihre Meinung auch nicht ändern. Denn es ist nicht ihre Aufgabe, Dich zu mögen. Wir erwarten immer, dass unsere Mühen belohnt werden. Doch Deine Mutter mag Deine Berufswahl nicht, dieses Recht hat sie. Dein Schwarm findet Dich nicht attraktiv und das ist okay. Selbst Freunde können früher oder später zu Bekannten oder Fremden werden, weil Ihr Euch auseinandergelebt habt.
Wenn Du wirklich wissen willst, wie Du gut und interessant wirst, dann zählt ohnehin nur der schwierigste Schritt – finde Deinen eigenen Maßstab und miss Dich an ihm.
Ich bin mir selbst nicht gut genug
Alle vorherigen Punkte führen zu diesem zusammen: Du bist Dir selbst nicht genug. Und genau hier liegt die traurige Wahrheit verborgen: Am Ende sind es nicht Deine Eltern, nicht die Nachbarn, nicht die Medien und nicht Donald Trump, die Schuld an Deinem Selbstbild sind, sondern nur Du.
Das ist der schwierigste Part. Denn Du musst mit ziemlicher Sicherheit Standards entwickeln, die (auf den ersten Blick und vielleicht auch für immer) nicht in die Gesellschaft passen. Das ist anstrengend, das dauert und das werden Dir einige Menschen übel nehmen.
Manchmal sind es die einfachsten Schritte, die uns am weitesten bringen. Denn folgende drei Punkte, solltest Du abarbeiten, um endlich ein Gefühl von „gut genug“ zu entwickeln:
- Stelle Dir vor, wie Dein perfekter bester Freund ist
- Werde zu diesem Freund
- Ignoriere jeden, der nicht gut genug für Deinen besten Freund ist
Du gehst mit Dir selbst härter ins Gericht als mit anderen. Das macht nicht unbedingt jeder Mensch so, doch es ist auch nicht gerade eine Seltenheit. Wenn Dein bester Freund sich kopfüber in eine Beziehung stürzt, die zum Scheitern verurteilt war, ist er mutig gewesen und Du stehst ihm bei. Machst Du denselben Fehler, hältst Du Dich für dumm und nicht gut genug. Logik? Fehl am Platz.
Also baue Dir den perfekten besten Freund. Vielleicht kennst Du sogar schon jemanden, der Dir jederzeit beisteht, freundlich ist und den Du nicht missen möchtest. Gut, dann hast Du schon mal eine Vorlage.
Denn in Freundschaften suchen wir idealerweise nach jemandem, den wir für gut halten. Treu, mutig, nett, moralisch? Tiefgründig, hilfsbereit, ambitioniert, aktiv? Ruhig, belesen, fleißig, loyal? Wie Du diesen Menschen auch beschreibst, er ist Dein wahres „gut“.
Statt Dich an Schauspielern, Motivationsgurus, Lehrern oder sogar den eigenen Eltern zu orientieren, solltest Du danach streben, der Mensch zu werden, den Du auch in Deinem Leben haben möchtest. Das ist auch schon der ganze Trick.
Dafür musst Du nicht – wie Du jetzt vielleicht vermutest – Deine ganze Persönlichkeit ändern. Denn den perfekten Freund gibt es nicht. Er ist ein Ideal, nach dem Du ab sofort streben solltest. Beachte dabei, dass Dein perfekter Freund keinen bestimmten Job, Partner oder Status braucht. Es geht nicht darum, was er ist, sondern wie er ist.
Gut genug sein, interessant sein, menschlich sein – alles Dinge, die Du bestimmst. Wenn Deine große Leidenschaft das Malen von Strichmännchen ist, dann mache das jeden Tag, teile Deine Arbeiten mit Freunden und genieße es. Denn denke an Deinen idealen Freund: Hat er wirklich Angst davor, seine Hobbys auszuleben? Wohl kaum, er steht zu seinen Hobbys.
Ein anderes Beispiel: Du möchtest über ein cooles Date sprechen und fragst Deinen idealen Freund, ob er sich auf einen Kaffee treffen möchte, um zu quatschen. Er sagt ab, einfach, weil er nicht möchte. Später sperrst Du Dich nachts um 1 Uhr aus Deiner Wohnung aus und weißt nicht weiter. Du rufst Deinen idealen Freund an und er ist innerhalb von ein paar Minuten da.
In den wichtigen Situationen für jemanden da zu sein, ist doch das, was eine Freundschaft ausmacht, oder? Also warum bist Du sauer auf Dich selbst, wenn Du nicht jedes Angebot für ein Treffen annimmst? Warum zerbrichst Du Dir den Kopf, ob mit Dir etwas nicht stimmt, weil Du nicht spontan auf einen Kaffee weggehst? Dein idealer Freund wäre doch auch der, der in den wichtigen Momenten auftaucht, oder?
Einmal noch: Dein Studium ist Dir zu anstrengend. Deine Noten passen nicht, Du musst vielleicht abbrechen. Du hältst Dich für zu dumm, für nicht gut genug. Ist Dein idealer Freund jemand, der sein Studium mit links meistert? Oder ist er jemand, der stundenlang über seine Lieblingsthemen sprechen kann, diplomatisch diskutiert und sich nicht von Stimmungen, sondern von Fakten beeinflussen lässt? Wohl eher Letzteres, denn was wir an anderen schätzen, sind selten ihre Leistungen auf dem Papier und viel häufiger, wie sie ihre Leidenschaften, ihre Freunde und auch Fremde behandeln. Wir schätzen, wenn sie gute Menschen sind. Also warum schätzen wir dasselbe nicht an uns selbst?
Es ist ein Prozess. Wie bereits erwähnt, wirst Du nicht heute anfangen, von Dir überzeugt zu sein. Viele gute Menschen zweifeln und zögern. Es sind die schlechten Menschen, die sich niemals hinterfragen und somit ein rücksichtsloses Leben führen. Für Dich heißt das: Um Dir selbst genug zu sein, musst Du nun mal erst einmal den langen und schweren Weg gehen und Deine über Jahrzehnte erlernten Überzeugungen aufbrechen und neu gestalten.
Es ist unwahrscheinlich, dass wir eine zweite Chance bekommen. Reinkarnation oder digitales Bewusstsein können wir als Faktoren getrost außer Acht lassen. Also ist es unsere Aufgabe – Deine wie meine –, das Beste aus diesem Leben zu machen. Das gilt für Misanthropen, für Introvertierte, für Selbstzweifler, für Faulpelze, für Verrückte und andere.
Ich bin nicht gut genug, ist ein persönliches, soziales und gesellschaftliches Konstrukt. Es lässt sich verändern. Letztlich musst Du Dich wirklich nur fragen, ob Du auf Deinem Sterbebett eher bereuen würdest, nicht genug Meilensteine abgearbeitet oder nicht genug Zufriedenheit gespürt zu haben. Und Zufriedenheit mit Dir selbst entsteht erst, wenn Du Dich (so oft es geht) für gut genug befindest.
Ressourcen für ein besseres Selbstverständnis
Du bist am Ende des Beitrags angekommen. Vielleicht gehst Du jetzt anders mit Dir um, vielleicht auch nicht. Doch da Du Dir die Mühe gemacht hast, schulde ich Dir weiterführende Literatur und Hinweise:
Zwei Reddit Einträge zum Thema „Woran erkennt man einen guten Menschen“ (beide auf Englisch): Telltale sign of a good person und Major sign someone is a good person.
Für ruhige und introvertierte Menschen eine Buchempfehlung: Still von Susan Cain
Ebenfalls für die Introvertierten: Introvertiert und selbstbewusst: 10 Tipps!
Zum Schluss ein wundervoller TEDtalk (mit sehr guten deutschen Untertiteln). Viel Spaß beim Anschauen:
Toller Artikel, der inhaltlich keiner Ergänzung bedarf. Ich habe mich viel mit den negativen Glaubenssätzen auseinandergesetzt, die wir alle im Unterbewusstsein einprogrammiert haben. „Ich bin nicht gut genug“ scheint leider ein häufiger und weit verbreiteter Glaubenssatz zu sein.
Aber ist das verwunderlich? Der Artikel gibt bereits den Hinweis: Kaum können wir denken, bestimmen ANDERE über uns und entscheiden, was für UNS gut, schlecht, richtig oder falsch ist. Auf die individuelle Verschiedenheit jedes einzelnen Menschen wird dabei kaum Rücksicht genommen. Es wird uns also nicht die Chance gegeben, selbst herauszufinden, was für uns gut, schlecht, richtig und falsch ist.
Als Paradebeispiel fallen mir dazu immer wieder die unzähligen Eltern ein, die ihrem Kind eintrichtern: „Tu, was wir dir sagen. Wir wollen nur dein Bestes!“ Die gute Absicht hinter dieser Aussage möchte ich ja nicht bezweifeln. Aber die Sache hat einen Haken: Die Eltern GLAUBEN, dass ihre Maßstäbe auch die Besten für das Kind sind. Aber woher nehmen sie die Gewissheit, dass IHRE Maßstäbe und Vorstellungen tatsächlich die Besten für das Kind sind?
Hier haben wir ein praktisches Beispiel für eines dieser verheerenden Missverständnisse. Jeder Mensch wird mit unterschiedlichen Veranlagungen und Bedürfnissen geboren. Vielleicht hätte besagtes Kind herausgefunden, dass es ganz andere Vorstellungen von einem zufriedenen Leben hat als seine Eltern – vorausgesetzt, die Eltern hätten dem Kind die Chance gegeben, es SELBST herauszufinden, im Idealfall mit deren verständnisvoller Unterstützung.
Aber so spielt das Leben in den meisten Fällen nicht. Viel eher haben wir es mit lebenslanger Manipulation zu tun. Dass diese Manipulation für Verwirrung, Zwiespalt und Unzufriedenheit sorgt, ist die logische Konsequenz. Uns Introvertierte trifft das natürlich besonders hart, denn für uns kommt bei diesem manipulativen Spiel des Lebens ja auch noch die Tatsache dazu, dass wir allein der Introversion wegen häufig abgelehnt werden. Es wird uns suggeriert, dass wir uns falsch verhalten, dass wir, so wir wir sind, nicht richtig sind – in der Schule, im Beruf und auch in der Freizeit.
Und schon ist der Teufelskreis im Gang, bald haben sich Glaubenssätze wie „ich bin nicht gut genug“ ins Unterbewusstsein programmiert und wir zweifeln nicht mehr daran, dass es stimmt. Ich glaube, die alles entscheidende Frage, die wir uns stellen müssen, lautet:
„Lebe ich so, wie ich leben will oder so, wie es andere von mir erwarten?“
Hier wäre eine gründliche Selbstanalyse angesagt. Dabei haben wir Introvertierte sogar einen entscheidenden Vorteil: Wir sind in der Lage, in uns hineinzuhören und Dialoge mit uns selbst zu führen. Wenn wir lange und intensiv genug nach Antworten auf obige Frage suchen, sollten wir sie auch finden.
Nutzen wir doch unsere Veranlagung. Sind nicht gerade WIR eigentlich viel weniger manipulierbar als Extrovertierte, weil wir nicht so viel Wert auf teure Konsumgüter und sozialen Status legen? Kann man nicht gerade UNS viel weniger einreden, was ein Mensch alles zu sein hat, tun und besitzen muss, um ein glückliches Leben zu führen (und GUT genug zu sein)??
Wenn wir auch noch verstehen, akzeptieren und – ganz wichtig . verinnerlichen, dass es völlig normal ist, introvertiert zu sein (egal, wie laut der extrovertierte Sirenengesang dort draußen auch sein möge), sollte es doch speziell für UNS möglich sein, uns vom Ballast der negativen Glaubenssätze zu befreien und ein zufriedenes Leben nach eigenen Vorstellungen zu führen.
Natürlich ist mir klar, dass das dauert, wie Jennifer treffend beschrieben hat. Ich kann ein Lied davon singen. Niemand kann jahrelang mit sich herumgeschleppte, negative Glaubenssätze innerhalb kurzer Zeit entfernen und durch positive Glaubenssätze ersetzen. Aber glaubt mir: Egal, wie lange es dauert, es ist die Mühe wert. Wobei ich hier gar nicht von Mühe sprechen will, denn seit wann kostet es introvertierten Menschen Mühe, sich mit sich selbst zu beschäftigen?
Ich wünsche Jedem viel Erfolg bei dieser Sache!
Herzliche Grüße,
Alex
Hello again, Alex,
ich stimme dir auf jeden Fall zu! Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Introvertierten unglaublich wichtige „Werkzeuge“ mitgegeben wurden, die für ein erfülltest und selbstbestimmtes Leben unabdingbar sind. Aber – wie du auch sagst – das funktioniert natürlich nur, wenn man erkennt, dass man introvertiert ist und versteht, was damit einhergeht.
Hoffentlich wird das in Zukunft für mehr und mehr Menschen möglich sein, weil wir diese Themen häufiger ansprechen 🙂
Liebe Grüße