YouTube wird ruhiger – hoffe ich zumindest

Dies ist ein Ergänzungsbeitrag zum Video „youtube wird langweiliger und das ist auch gut so„. Weitere coole Beispiele können dort oder hier in den Kommentaren geteilt werden 🙂

Silent Vlogs

Silent Vlogs sind genau das, wonach sie sich anhören: Videos im Stile eines Tagebucheintrags, bei denen es keine Erzählstimme gibt. Stattdessen geht es darum, eine Stimmung einzufangen oder einen Tag oder Moment zu zeigen, ohne ihn direkt zu beschreiben.

Das gibt es speziell von und für Studenten, aus bestimmten Städten der Welt oder mit einem Thema wie Halloween oder Weihnachten. Harmen Hoek macht stille Reisevlogs und erreicht damit regelmäßig über 500.000 Menschen. Ganz ohne ein Wort zu sagen. Natürlich muss klar sein, dass Silent Vlogs eine Kunst sind. Die Aufnahmen, das Tempo, die Musik, die Soundeffekte – wer sich nicht auf ein Voice-Over verlassen kann, der muss alle anderen Faktoren umso ernster nehmen.

Ein weiteres Beispiel: Poetry of Slow Life

YouTube New Wave

Die YouTube New Wave, also die neue Welle von YouTube, ist relativ … naja neu. Diejenigen, die sich mit ihr identifizieren, sehen sich vor allem als Gegenentwurf zu Mr Beast Inhalten – das heißt nicht, dass sie etwas gegen ihn persönlich haben, sondern den lauten, polierten Stil nicht mögen.

In der YouTube New Wave dokumentieren vor allem junge Menschen ihre Erfahrungen mit der Liebe, dem College, dem ersten Job oder Zukunftsängsten. Viele der Kanäle haben einige 1000 Abonnenten – also beachtlich, aber nichts, was groß Aufmerksamkeit erregt. Herausstellen kann man hier Max Reisinger, der die Bewegung mitgeprägt hat.

Es geht fast immer darum, ein Gefühl einzufangen. Und für mich wirken die Videos irgendwie sehr repräsentativ für die junge Generation, die einfach schon damit aufgewachsen ist, dass alles dokumentiert wird – und nun machen sie daraus etwas, was ihnen ein bisschen Kontrolle zurück gibt und Kreativität ermöglicht.

Beispiele: Ryan Ng Films, ByRolands

Ähnlich sind auch cinematische Kurzvideos wie die von Gawx2. Das ist aus filmischer Sicht hochanspruchsvoll, aber eben auch nichts, was jeder haben will oder versteht. Doch es gibt immer wieder Kanäle, die damit auch nach und nach Reichweite aufbauen, was sie natürlich dazu bringt, weiter zu machen und die YouTube Trends somit mitzuprägen.

Kanäle über das einfache Leben

Viele YouTuber haben Einfachheit zum Konzept gemacht. Das lässt per Definition nicht zu, dass man ultra-interessante Grafiken nutzt, Drama anstößt oder mit Geld protzt. Stattdessen ist das Ziel häufig, Alltagsdinge einzufangen und mit anderen zu teilen.

Typische Themen sind Minimalismus, Nähe zur Natur und Cottagecore – also die Ästhetik des Landlebens. Aber mehr so, abgeschieden und mit viel Wald und nicht zwischen Schweinestall und Dorfkneipe. Dazu eine Prise Weisheiten und Gedanken teilen.

Im deutschsprachigen Raum sind da Kanäle wie Selinatur oder Einfach Leichter zu nennen und im englischsprachigen Raum hat The Cottage Fairy damit mittlerweile fast 1,5 Millionen Abonnenten gesammelt.

Renaturierung

Mein letztes Beispiel ist mein Lieblingsbeispiel für Inhalte, bei denen ich mich freue, dass sie erfolgreich sind. Auch ohne viele Tricks und Aufregung. Kanäle wie Mossy Earth und Stefano Ianiro dokumentieren Renaturierungs- und Naturprojekte. Soll heißen, sie zeigen uns als Zuschauer, wie sie Gebiete in ihren Urzustand zurückversetzen oder neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen.

Ich kann dazu eigentlich nichts weiter sagen, außer, dass es echt gut für die Seele ist und man zwar online unterwegs ist, aber sich die Zeit nicht unbedingt anstrengend und dopamingetrieben anfühlt. Wenn ich immer mal davon spreche, dass das Internet viele gute Seiten hat, dann meine ich damit sowas.

Weitere Beispiele

Video Essays gibt es schon eine Weile und sie sind konstant beliebt. Trotzdem gehören sie natürlich in die Kategorie „Eher ruhig, aber trotzdem erfolgreich“. Auch Philosophytube, also YouTuber, die sich mit philosophischen Themen befassen, möchte ich erwähnen. Einzelgänger und Sisyphus 55 sind gute Beispiele. Keine Ahnung, wo ich Tom Scott einordnen soll – theoretisch im Bereich Wissenschaftsyoutube, aber ich stelle ihn mal für seinen simplen und doch effektiven Stil heraus.

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