Unverschämte Menschen: reagieren und loswerden

Dreist, unverschämt, respektlos: Nicht selten benutzen wir diese und ähnliche Worte, um unsere Mitmenschen zu beschreiben. Viele von uns glauben sogar, dass Menschen grundsätzlich immer unfreundlicher werden.

Doch weil wir so gerne mit Worten um uns werfen, die zwar ähnliche Bedeutungen haben, aber nicht genau dasselbe meinen, kommen wir manchmal gar nicht zu den richtigen Schlüssen.

In diesem Beitrag definieren wir daher erst einmal, was unverschämte Menschen eigentlich sind und danach (!) kümmern wir uns darum, wie wir mit ihnen umgehen.

Warum sollten wir uns mit unverschämten Menschen auseinandersetzen? Weil zu viele von uns, Respektlosigkeit einfach zulassen und gleichzeitig unverarbeitete Gefühle mit nach Hause nehmen, uns von ihnen stressen lassen und letztlich ein weniger entspanntes Leben leben können. Diese Macht sollten wir den Unverschämten und Dreisten aber nicht geben.

Was sind unverschämte Menschen

Unverschämte Menschen, sind Menschen, die sich regelwidrig, respektlos oder unmoralisch verhalten und dabei (zunächst) keine Scham verspüren. Sie übergehen Regeln oder Wünsche anderer, ohne dabei an Konsequenzen zu denken, während sie sich aber gleichzeitig bewusst sind, was sie tun.

Daraus nehmen wir zwei wesentliche Punkte mit: Sie wissen, was sie tun, und sie fühlen sich (zunächst) nicht schlecht dabei. Somit fallen Menschen, die eine bestimmte Regel nicht kennen oder sich bewusst über Konventionen hinwegsetzen, weil sie sich in einer Notsituation befinden oder weil niemand dadurch negative Folgen zu erwarten hat, aus der Gruppe der Unverschämten heraus. Unverschämte wissen, dass sie unverschämt sind (auch wenn sie es nicht unbedingt zugeben).

Was sind dreiste Menschen

Die Wörter Dreistheit oder auch Dreistigkeit werden oft als Synonyme für Unverschämtheit genutzt. Allerdings wird dreisten Menschen laut Definition noch ein wenig Frechheit oder Kühnheit beigemischt. Außerdem beinhaltet dreistes Verhalten nicht automatisch, dass es kein Schamgefühl gäbe.

Die meisten Menschen werden in der Alltagssprache keine Unterscheidung zwischen den Begriffen vornehmen. Trotzdem machen wir uns hier die Mühe, um noch mal auf die (nicht vorhandene) Scham hinzuweisen, die bei unverschämten Verhalten so wichtig ist. Außerdem kann dreist auch anerkennend genutzt werden, wenn jemand forsch und selbstbewusst etwas tut, was gemeinhin als frech, regellos oder unmoralisch gilt.

Was sind pampige Menschen

Pampige Menschen reagieren scheinbar grundlos unfreundlich. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Reaktion auf eine Situation unverhältnismäßig wirkt. Wenn andere normal antworten oder einfach tun, was erwartet wird, wirken sie mürrisch.

Pampiges Verhalten setzt also keine Planung voraus und ist viel häufiger auf schlechte Stimmung oder besondere Umstände zurückzuführen. Allerdings gibt es auch Menschen, die scheinbar „pampig“ als Standardreaktion abgespeichert haben, was sie dann einfach zu weniger freundlichen Zeitgenossen macht.

Werden die Menschen immer unfreundlicher?

Ob die Menschen immer unfreundlicher werden, lässt sich nicht einfach so sagen. Es gibt zwar Versuche, wissenschaftlich an die Sache heranzugehen, doch das ist im Alltag nicht wirklich hilfreich und bestimmt unsere subjektive Wahrnehmung eher weniger.

Es muss also jeder selbst entscheiden, ob die Anzahl der unverschämten, dreisten und pampigen Menschen in unserer Gesellschaft zugenommen hat. Wichtig ist auch eher, wie wir damit umgehen. Sonst verfallen wir schnell in Unglück, weil wir glauben, dass wir nichts tun können und dem Schicksal hilflos ausgeliefert sind.

Wir können also eigentlich nur zwei Dinge tun: Selbst nicht zu den unverschämten Menschen gehören und wenn wir einem von ihnen begegnen, angemessen reagieren.

Auf Unverschämtheit reagieren

Okay, jetzt sind wir ziemlich tief im Dschungel der problematischen und toxischen Menschen verschwunden. Gibt es denn nicht auch einen Weg, hier wieder herauszufinden? Ja und nein. Hier kommt die Schritt für Schritt Anleitung dafür, wie wir auf dreiste Menschen reagieren sollten.

Aber: Die Erfolgsquoten sind nicht besonders gut und es ist verdammt schwierig, sie wirklich abzuarbeiten, ganz besonders, wenn wir spontan in eine Situation geworfen werden, in der man uns respektlos oder einfach unverschämt behandelt.

Schritt 1: Nicht persönlich nehmen

Da wir Unverschämtheit bereits darüber definiert haben, dass es sich nicht um eine fundierte Kritik oder Hilfe handelt, kann hier zweifelsfrei als Schritt eins gelten, dass wir sie niemals persönlich nehmen dürfen.

Behandelt dich ein Mensch respektlos oder unverschämt, dann liegt die Ursache immer bei diesem Menschen, niemals bei dir. Nur weil du vielleicht nicht perfekt bist, heißt das nicht, dass die Launen anderer dich betreffen dürfen.

Wenn wir es schaffen, sofort zu verstehen, dass es nicht um uns geht, sondern darum, dass die andere Person etwas „loswerden“ will, dann kann unser Ego intakt bleiben. Das ist wichtig, um die nächsten Schritte zu gehen.

Schritt 2: Nachfragen

Ob es nun der Kollege, der Kumpel oder ein Fremder an der Supermarktkasse ist: Frag nach, was eigentlich gerade passiert. So verhinderst du schon mal, dass du selbst unverschämt wirst. Ein paar Beispiele:

• Jemand drängelt sich an der Kasse vor: Frage laut und deutlich nach, ob die Person die Schlange vielleicht übersehen hat und ob sie sich nicht bitte hinten anstellen könnte.
• Ein Kollege stellt eine viel zu persönliche Frage auf Arbeit: Frage ihn, ob er weiß, dass du dich nicht wohl dabei fühlst, über diese Dinge auf Arbeit zu sprechen.
• Ein Kumpel unterbricht dich wiederholt beim Sprechen: Frage ihn, ob er dachte, dass du schon fertig bist.

Ganz wichtig: Der Ton macht die Musik. Doch wie gesagt, du wirst nicht persönlich angegriffen, gehe also erst einmal davon aus, dass dein Gegenüber tatsächlich nicht genau weiß, was er oder sie tut. Für uns Außenstehe ist nämlich gar nicht sofort ersichtlich, ob jemand wirklich nicht weiß, was er tut, oder bewusst unverschämt ist.

Das Nachfragen hat außerdem einen sehr positiven Effekt: Du gibst der unverschämten Person die Möglichkeit, sich selbst zu korrigieren. Viele Menschen haben gar nicht den Mut/die Anstandslosigkeit, noch einen drauf zu setzen, wie man so schön sagt. Sie versuchen es einmal mit einem blöden Spruch oder einer rücksichtslosen Aktion – bemerken sie Widerstand, lassen sie es sofort wieder. Mit deiner Frage gibst du ihnen diesen Ausweg schon mal.

Das erspart dir unglaublich viel Stress. Wenn die Person ihr unverschämtes Verhalten einstellt, dann lächle und das Leben geht weiter.

Schritt 3: Aufklären

Genug Optimismus für einen Tag – nicht jeder ist einsichtig oder unabsichtlich forsch. Viele Menschen bauen sich ihr Luftschloss und werden es auch verteidigen!

Typische Reaktionen auf Nachfragen:

• „Nun haben Sie sich mal nicht so.“
• „Was geht dich das an?“
• „Willst du Stress?“
• „Ich mache das schon immer so.“
• „Du bist zu empfindlich.“
• Schweigen

Ich verstehe, dass viele Menschen sich dann nicht auf einen Streit einlassen wollen. Das Problem ist, dass diese Menschen, eben nicht einfach weitermachen mit ihrem Leben, sondern noch stunden- oder tagelang daran denken, dass sie gerne mehr gesagt hätten. Nicht nur, dass der Unverschämte mit seiner Aktion durchkommt, er vergisst sie, während andere weiterhin daran denken müssen. Also kann es doch besser sein, etwas zu sagen.

Aber Achtung, ganz wichtig: Wenn dir jemand übermäßig aggressiv begegnet, ist es manchmal besser, den Frust herunterzuschlucken. Das tut unglaublich weh – ich hasse es auch – aber ein unverschämter Mensch ist es nie wert, sich in körperliche Gefahr zu bringen.

Besteht diese Gefahr nicht, ist der nächste Schritt nach dem Nachfragen, dass wir unser Gegenüber aufklären. Soll heißen, wir sprechen aus, was uns gerade an der Situation stört:

• „Wir stehen hier alle an, wir haben alle noch etwas vor, bitte halten Sie sich an die Regeln.“
• „Was du sagst, ist respektlos, weil…“
• „Ich habe Ihnen nichts getan, bitte verhalten Sie sich nicht so herablassend, das habe ich nicht verdient.“
• „Ich möchte keinen Ärger haben, ich möchte nur, dass du mich nicht so schlecht behandelst.“
• „Ich sehe, dass Sie gestresst sind, aber das gibt Ihnen nicht das Recht, die Regeln zu ignorieren.“
• „Ich würde das zu dir doch auch nicht sagen, warum glaubst du, es wäre okay, es zu mir zu sagen?“

All diese Dinge ergänzen Kontext zu der Situation. Wir nehmen damit praktisch Wind aus den Segeln, weil wir die Situation weder ignorieren, noch aktiv anheizen. All diese Techniken sind besonders effektiv, wenn noch andere Menschen in der Nähe sind, da sich der unverschämte Mensch plötzlich beobachtet fühlt – seine Handlungen sind nicht mehr ohne Konsequenzen, weshalb Scham vielleicht doch noch auftreten und ein Umdenken oder zumindest eine Handlungsveränderung stattfinden kann.

Schritt 4: Zuhören oder weggehen

Es können zwei Dinge passieren: Die Person lenkt mehr oder weniger ein, ändert also das Verhalten oder führt es zumindest nicht fort, oder die Situation bleibt gleich beziehungsweise wird schlimmer.

Erklärt die Person sich, dann hören wir zu. So schwer es fällt, denn oftmals sind die Begründungen für Unverschämtheit ziemlich lächerlich, wir nehmen uns und der Welt etwas Anspannung weg, indem wir uns besser verhalten und zuhören. So kann aus einer ursprünglich dreisten Person plötzlich jemand werden, den wir auch wirklich als komplexen Menschen wahrnehmen – am Ende müssen wir sie nicht lieben, aber wir haben dabei immerhin auch etwas gelernt und eine Situation entschärft.

Doch was ist, wenn wir an eine besonders dreiste Arschgeige geraten, die partout nicht bereit ist, ihr Fehlverhalten einzusehen? Dann gehen wir weg oder zucken mit den Schultern. Leider.

Gibt es für uns eine physische Möglichkeit, die Situation hinter uns zu lassen, dann sollten wir das tun. Ein unverschämter Kollege soll bitte an seinen eigenen Platz gehen – sonst wird das zur Chefsache. Der dreiste Kumpel bekommt eine Ansage und wird dann stehen gelassen – er darf die Konsequenzen ruhig spüren, auch wenn er so tun wird, als sei es ihm egal.

Leider gibt es auch Situationen, in denen wir nicht weggehen können. Familienfeiern, Supermärkte, auf Arbeit, in der Bahn – dann müssen wir auf Durchzug stellen. Das erfordert Übung und ist niemals so befriedigend wie eine entschärfte Situation. Aber dann müssen wir uns wieder Schritt eins vor Augen führen: Was auch immer diese Person für ein Problem hat, es hat nichts mit uns zu tun. Das ist ein Ausdruck ihrer Lebensumstände und ihres Charakters. Es ist schade, dass es diese Menschen gibt, die glauben, sich alles erlauben zu können, aber es wäre noch viel schlimmer, wenn wir ihnen Macht über uns geben.

Ich hasse unverschämte Menschen

Manchmal klappt es einfach nicht, ruhig auf Unverschämtheit zu reagieren. Hey, ich weiß das, auch ich eskaliere Situationen im Zweifel eher. (Erklärung: Weil ich Spaß daran habe, zu sehen, wie überrascht die Menschen sind, dass sie mit einer 1,67m großen Frau einen zu großen Gegner gewählt haben.) An anderen Tagen lasse ich es aber auch und frage tatsächlich nach, um die Situation zu entschärfen.

Es gibt so viele Menschen, die praktisch ohne Konsequenzen leben. Sie übergehen andere, streuen Chaos und benutzen Beleidigungen häufiger als die Worte BITTE und DANKE. Nicht immer ändern sie ihr Verhalten, doch es ist für den eigenen Seelenfrieden häufig mehr wert, wenn wir nicht passiv bleiben. Grundlegenden Respekt und Rücksicht einzufordern, sollte nichts Außergewöhnliches sein.

Wurdest du schon mal (vielleicht sogar in jüngerer Vergangenheit) unverschämt behandelt? Teile deine Erfahrungen gerne mit anderen Lesern in den Kommentaren und erzähle uns auch gleich, wie du selbst reagiert hast und wie zufrieden du mit deiner eigenen Reaktion warst. Es wird hier nicht verurteilt, keine Sorge, wir sind alle noch dabei, zu lernen, wie man ein funktionierender und souveräner Mensch ist – sollte es jemals jemandem gelingen, wird es sicherlich in den Nachrichten erscheinen.