Instagram ja oder nein: Löschen oder nicht?

Instagram ja oder nein, diese Frage stellen sich etliche Menschen nicht nur einmal, sondern regelmäßig. Kein Wunder, hören wir doch häufiger davon, wie uns Social Media schadet und wie Facebook und Co. unsere Leben kontrollieren.

Aber reicht das wirklich, um die ganze Welt zum Löschen ihrer Instagram Accounts aufzufordern? Oder dazu, sich gar nicht erst einen Account zuzulegen? Ich denke nicht, denn das ist für mich purer Aktionismus.

Ob du Instagram löschen solltest oder nicht, hängt ganz davon ab, wie du die App aktuell nutzt. Hast du das Gefühl, abhängig zu sein? Scrollst du gedankenlos und stundenlang, statt wichtige Dinge zu tun? Oder hältst du über Instagram einfach Kontakt mit Freunden und Verwandten und schaltest es dann wieder aus?

Das hier wird keine Wutrede über den Teufel, der sich diese furchtbare App ausgedacht hat. Nein, du sollst dir nur ein paar Fragen zu deinem Verhalten stellen und dann kannst du am Ende absolut eigenständig entscheiden, was du machen möchtest.

Leben ohne Instagram

Beantworten wir die wichtigsten Fragen gleich zuerst: Ist ein Leben ohne Instagram möglich? Ja, absolut. Ist ein Leben ohne Instagram lebenswert? Ja, absolut.

Wenn du auf der Stelle deinen Account löschst, wird sich die Welt weiterdrehen und dein Leben ist auch nicht zerstört. Für den gewöhnlichen Instagram-Nutzer ist das Löschen der App jederzeit ohne dramatische Folgen möglich.

Klar, es gibt Ausnahmen. Wer Instagram als Teil seines Jobs nutzt (Blogger, Fotografen, Start-Up-Gründer), der nutzt die App ja sehr gezielt und sie einfach zu löschen, hätte tatsächlich Auswirkungen auf das Berufsleben und somit vielleicht sogar die Finanzen.

Auch den Mitarbeitern von Instagram gestehe ich zu, dass für sie ein Leben ohne Instagram erst einmal nicht möglich erscheint, weil, naja, die müssen ja irgendwie ihre Rechnungen zahlen und wenn es die App nicht mehr gäbe, hätten sie ihre Jobs nicht mehr.

Irgendetwas sagt mir aber, dass du weder tausende Follower für dein Business brauchst, noch Angestellter von Instagram bist. Somit solltest du keine Angst haben, falls du dich gegen einen Instagram Account entscheidest.

leben ohne instagram

Gründe Instagram zu löschen

Deinen Instagram Account zu löschen, ist aus vielen Gründen sehr logisch und vertretbar. Du bist von der App gelangweilt, hast schlechte Erfahrungen mit anderen Nutzern gemacht oder merkst, dass deine Gesundheit beeinflusst wird.

Aber sehen diese Gründe für jeden gleich aus? Eher nicht, denn was der eine als zu viel Instagram versteht, findet der andere völlig normal.

Schlechte Erfahrung mit Instagram

Grundsätzlich kann es sein, dass dir die App nicht gefällt. Das Design, die Funktionen, die Nutzer – wenn das nichts für dich ist, dann brauchst du die App auch nicht aus falschem Zugehörigkeitsgefühl behalten.

Schlechte Erfahrungen mit Instagram beinhalten aber meist weniger technische Aspekte und sehr viel mehr persönliche Gründe. Menschen halten sich im Internet für unantastbar. Also schreiben sie furchtbare Dinge, ohne den Menschen dahinter zu respektieren.

Mobbing und Hass gehören auf Instagram dazu. Wer diese Erfahrungen macht, hat jedes Recht, den Account zu löschen. Ja, wir können darüber diskutieren, ob Blockieren und Weitermachen nicht besser wäre, um Mobbern nicht nachzugeben – aber letztlich sollte niemand dafür beschimpft oder verurteilt werden, dass er seine geistige Gesundheit an erste Stelle setzt und geht.

Auch unangenehme Anfragen von Frauen oder Männern, die dir gewisse (sonst eher versteckte) Teile ihrer Anatomie zeigen wollen, sind auf Instagram schwer zu verhindern und wer sich daran stört, der darf sagen: Sorry, aber ich bin raus.

Last but not least können sehr spezielle Menschen Instagram nutzen, um dich im Auge zu behalten oder zu belästigen. Ex-Partner, nervige Onkels, sogar Stalker: Wenn du ihnen mit Sicherheit entgehen willst, dann lass dich nicht vom Löschen abhalten.

(Natürlich ist hier auch das Erstellen eines neuen Accounts im Privatmodus und unter falschem Namen eine Option.)

Süchtig nach Instagram

Wer Erfahrungsberichte liest oder guckt (mehr dazu weiter unten), der sieht diesen Grund wohl mit am häufigsten: Ich habe Instagram gelöscht, weil es mein Leben kontrolliert hat.

Obsession mit Instagram kommt in so vielen Formen und Farben, es ist schwierig, da überhaupt eine Zusammenfassung zu schreiben. Wir versuchen es trotzdem:

  • Süchtig nach Instagram Likes
  • Süchtig nach Followern
  • Süchtig nach Informationen
  • Süchtig nach kleinen Dopaminausstößen
  • Süchtig nach Ablenkung

Wenn du bei jedem Bild sofort checkst, wie viele Menschen es geliked haben, wie viele neue Follower du dadurch hast und wer auf deine Storys reagiert, dann ist die Chance ziemlich hoch, dass du kein normales Instagram Verhalten mehr an den Tag legst.

Damit ist nicht gemeint, dass du dich freust, wenn Menschen dein Post gefällt. Das tun wohl die meisten Nutzer. Aber wenn du das Smartphone nach einem Post nicht weglegen kannst, weil du wissen MUSST, was passiert, dann ist das schon nicht mehr gesund.

Auch die Sucht nach Informationen und Updates ist ein Problem. Denn selbst wenn du nicht darauf aus bist, selbst Likes zu bekommen, willst du vielleicht ständig wissen, wie es deinen Lieblingsaccounts geht. Schauspieler, Musiker, Influencer – wenn du immer mehr wissen willst und keinen Tag ohne auskommst, weil du ja etwas verpassen könntest, dann ist das obsessiv.

Vielleicht scrollst du aber auch einfach sinnfrei durch Instagram und hast gar keine Ziele. Einfach ablenken halt. Oh ein Meme, haha, oh ein hübsches Bild, cool, oh ein Selfie, like. Wenn das Ganze keinen Zweck mehr erfüllt, außer dass du nicht mit deinen Gedanken alleine sein musst, dann ist das nicht gut.

Kleiner Tipp: Es gibt Apps, die messen, wie viel Zeit du auf Social Media verbringst. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du schon etwas ändern musst, dann lass eine solche App mal eine Woche laufen und dann sieh nach, wie viele Stunden zusammenkommen – und dann frag dich, was du sonst mit dieser Zeit alles hättest machen können. Hier findest du mehr Infos dazu: Webcare.

instagram account löschen oder nicht

Gesundheit

Neben der Sucht, ist der weitere große Grund für das Löschen von Social Media Apps wie Instagram: die eigene Gesundheit. Und ja, wer es genau nimmt, der weiß, dass Sucht in Gesundheit eigentlich drinsteckt.

Denn wer nicht mehr frei kontrollieren kann, wie viel Zeit er mit etwas verbringt, der wird negative Folgen für Körper und Geist spüren. Andere Dinge werden vernachlässigt – Bewegung, Freunde, gesunde Ernährung, Entspannung.

Leider brauchst du gar nicht instagramsüchtig zu sein, um gesundheitliche Folgen davonzutragen. Schon ein paar Minuten auf Instagram führen dazu, dass du dich mit anderen vergleichst, kleine Dopaminausstöße bekommst und der Realität entfliehst.

Verschiedene Studien haben bereits nachgewiesen, dass Instagram negative Folgen für unser Selbstwertgefühl haben kann. Auch das ständige Scrollen ist ein Problem – denn statt auf echtes Glück aus zu sein, bekommen wir kleine Winzlingsdosen von Dopamin. Das macht uns dann süchtig oder weniger sensibel für Glück.

Erste Wissenschaftler warnen bereits davor, dass Social Media Nutzung so unsere Gehirne verändert. Ständig haben wir etwas verfügbar, was nie endet – darauf sind wir eigentlich nicht vorbereitet. Um positive Gefühle zu bekommen, müssen wir sonst etwas tun, mag es auch noch so unwichtig erscheinen: Ein Stück Schokolade aus der Küche holen, jemandem helfen, die Katze beobachten, einem geliebten Menschen schreiben, den Abwasch machen. Mit Instagram und Co. ist das anders: Wir wischen, scrollen, warten ab und dann erscheint etwas, was uns ganz kurz minimal etwas fühlen lässt – ganz ohne unser Zutun und ganz ohne echten Wert.

Wenn du das Gefühl hast, dass du Instagram wahllos, zur ständigen Ablenkung oder zum Steigern deines Selbstwertes nutzt, dann solltest du ganz dringend eine Pause einlegen und in Erwägung ziehen, Instagram sogar zu löschen.

Wir haben doch bereits festgestellt, dass die Welt dann nicht endet. Hattest du gerade eine übermäßig starke Abwehrreaktion gegen die Aussage oder fühlst du dich von diesem Beitrag gerade angegriffen – dann steckst du schon ziemlich tief drin.

So oder so solltest du dir den Punkt zur Instagram Pause gleich sehr genau durchlesen und dich mit den Erfahrungsberichten am Ende beschäftigen – ob du dann Löschen musst, wirst du selbst entscheiden.

Kritik an Facebook und Co.

Ein letzter typischer Grund dafür, dass du Instagram löschen kannst oder solltest, ist, dass du mit der Unternehmenspolitik von Facebook und Instagram (gehört ja zusammen) nicht klarkommst. Das ist absolut legitim. Datenschutz, User-Schutz, Transparenz – alles keine Dinge, die bei Instagram ganz oben stehen.

Möchtest du damit nichts zu tun haben, fühlst dich nicht sicher oder willst einfach ein Zeichen setzen: Dann hab keine falsche Scheu, es ist total okay, aus diesem Grund zu gehen.

Gründe Instagram nicht zu löschen

Nach so vielen Gründen gegen Instagram ist es gar nicht so leicht, umzuschwenken und jetzt für Instagram zu argumentieren. Doch wie angekündigt, ist das hier keine Wutrede, das ist ein Angebot. Ich will nicht tadeln, ich will aufklären. Du bist ein mündiger Mensch, entscheide selbst, aber informiere dich erst richtig.

Beste Kontaktmöglichkeit Freunde/Verwandte

Wenn du Instagram nutzt, um auf dem Laufenden zu bleiben, was in den Leben deiner Freunde und deiner Familie vor sich geht, dann solltest du die App auch nicht löschen. Wir leben in einem ziemlich hektischen Zeitalter, kaum jemand gibt noch persönliche Updates für Einzelpersonen und viele erwarten irgendwie auch, dass Social Media gewisse Dinge (Briefe, Anrufe) einfach ersetzt.

Das musst du nicht unbedingt gut finden, aber du musst dich dessen auch nicht komplett entziehen. Vielleicht machst du es sogar auf die gleiche Art: Um dir Arbeit oder Stress zu ersparen, dokumentierst du wichtige Dinge aus deinem Leben halt auf Instagram und sagst nicht jedem Menschen Bescheid.

Bewusste Nutzung

Hast du bei den vorherigen Argumenten für eine Löschung von Instagram nicht das Gefühl gehabt, betroffen zu sein, dann brauchst du die App auch nicht löschen. Wenn du bewusst öffnest, Likes gibst und dann wieder ausschaltest, dann ist Instagram eine coole Sache für Updates, hübsche Bilder und interessante Gedanken.

instagram schlechte erfahrungen

Als Ergänzung zum Job/Blog

Mein eigener Instagram Account ist auch mit diesem Blog verbunden. Das macht Kommunikation einfacher (oder zahlreicher), Leser lernen mich etwas besser kennen und ich kann damit angeben, wie schön Meck Pomm ist.

Manch anderer nutzt Instagram, um seinen Job als Fotograf, Autor oder Coach zu bewerben. Auch Blogger halten so Kontakt und haben andere Interaktionsmöglichkeiten.

Das sind gute Gründe, um den Instagram Account zu behalten. Er ist nicht wahllos, er ist ein gezieltes Mittel. Die App erfüllt einen Zweck, den andere Social-Media-Kanäle vielleicht nicht bieten können – also weitermachen.

Weil es trendy ist

Wenn du deinen Instagram Account loswerden möchtest, weil andere das gerade auch tun, dann ist das irgendwie kein gutes Argument. Klar, es steht dir offen, einfach auf den Trendzug aufzuspringen. Aber du wirst dich wahrscheinlich bald ärgern.

Es gibt leider genug Menschen, die Social Media so sehr verteufeln, dass sie dir praktisch ins Gesicht schreien, dass sie nicht auf Instagram sind oder dich sogar um jeden Preis bekehren wollen. Jemandem einen Einblick in die eigene Meinung geben? Cool. Zwang ausüben, weil man glaubt, alles besser zu wissen? Uncool.

Nur weil du auf YouTube ein Video gesehen hast, einen Bericht liest oder dir jemand davon erzählt hat, wie er Instagram gelöscht hat, musst du das nicht auch tun. Das darf ruhig eine bewusste und eigenständige Entscheidung sein.


Instagram Pause besser als Löschen

Mein Vorschlag für absolut jeden, der diesen Beitrag liest: Nimm dir mal eine Auszeit von Instagram. Wir können über Sinn und Unsinn von Instagram diskutieren, schlechte und gute Erfahrungen austauschen und Studien anführen – am Ende bleibt stehen, dass eine Pause jedem mal gut tut.

So erfährst du nämlich am ehesten und klarsten, ob du ein Problem mit deiner Instagram Nutzung hast und wie du die App eigentlich verwenden möchtest. Versuche es eine Woche und sei dann ehrlich: Fühlst du dich mehr oder weniger gestresst? Was ist es genau, das du vermisst: das Ablenken oder die konkreten Inhalte?

Du kannst deinen Account deaktivieren oder die App auch einfach löschen. Nicht zu empfehlen ist, einfach nicht reinzugucken, denn wir sind kleine trainierte Äffchen und wenn wir nicht aufpassen, öffnen wir die App aus Prinzip.

Instagram Auszeit Erfahrungsberichte

Wie versprochen, beenden wir diesen Beitrag mit ein paar Erfahrungsberichten. Meine persönliche Erfahrung: Mir tut es gut, alle paar Wochen mal eine mehrtägige Social Media Pause zu machen. Ich würde mich noch nicht als süchtig bezeichnen, doch ich profitiere immer davon, noch mal zu realisieren, dass Instagram kein Grundstein meines Ichs oder meines Lebens ist.

Social Media Detox Erfahrungsbericht von mirrelativegal.

I Quit Social Media for 30 Day von Nathaniel Drew.


Instagram ja oder nein? Ja und nein. Pausen können dir dabei helfen, deinen Ist-Zustand zu bestimmen und dann kannst du – völlig selbstständig – gucken, ob du nicht sogar ganz auf Instagram (oder andere Social Media Accounts) verzichten möchtest. Wenn dir aber jemand erzählt, jeder bräuchte einen Account oder jeder müsste seinen Account unbedingt löschen – dann diskutierst du mit ziemlich kurzsichtigen Menschen, die deine Lebensrealität wohl eher nicht so gut kennen wie du selbst.

Falls du dich noch weiter belesen möchtest, gibt es hier noch einen Beitrag zu Travel Influencern und ob sie wirklich so problematisch und verachtenswert sind, wie manch einer behaupten möchte. 

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