Laut, unübersichtlich, voll: Partys sind genau das Gegenteil von dem, was Introvertierte eigentlich lieben. Trotzdem besuchen wir sie immer wieder. Hier kommt also der Survival-Guide für Introvertierte auf Partys.
Diese 10 Tipps sind nur ein Anfang. Jede Party ist anders, genauso wie jeder Introvertierte. Trotzdem scheinen diese Ideen universell anerkannt zu sein – falls wichtige Tipps und Tricks fehlen, darf gerne über die Kommentarfunktion ergänzt werden.
Hier schon mal einige der Tipps:
- Pausen machen
- Ehrlich mit dir selbst sein
- Nicht vom Gruppenzwang überwältigen lassen
- Notfallkontakte haben
- „Deine Leute“ finden
Nun aber los, zögern wir diesen Beitrag nicht länger heraus. Ist ja kein Abend, an dem wir noch mit uns ringen, ob wir wirklich zu einer Party gehen sollen.
Nicht als erstes dort sein
Wenn du gerne pünktlich bist, solltest du diesen Drang bei Partys unterdrücken. Schwer, ich weiß. Aber wenn du unter den ersten Gästen bist, bringt das mehrere Nachteile mit sich.
Als introvertierter Partygänger wirst du wahrscheinlich ohnehin nicht genug Energie für eine ganze Nacht haben. Erscheinst du als erstes und gehst deshalb schon nach einigen Stunden, denken die anderen, du würdest viel zu früh gehen. Dann hast du entweder ein schlechtes Gewissen oder bleibst doch noch, obwohl du schon keine Lust mehr hast.
Oder du hast das Glück und tolle Freunde, die es dir nicht vorhalten, wenn du früher verduftest. Aber wie gesagt, du kannst auch einfach zur Mitte der Party auftauchen und somit verhindern, dass du als erster wieder verschwindest.
Außerdem fügt es sich leichter ein, wenn die Stimmung bereits gelockert ist. Als Nummer eins, zwei oder drei auf der Party sind die möglichen Gesprächs- oder Tanzpartner begrenzt.
Nicht zum Trinken überreden lassen
Alkohol gehört in unserer Gesellschaft zu allen möglichen Anlässen dazu:
- Party
- Geburtstag
- Hochzeit
- Feierabend
- Abschluss
- Einweihung
An dieser Stelle soll kein (Bier-)Fass darüber aufgemacht werden, dass wir uns alle dafür schämen sollten, wenn wir jemanden zum Trinken zwingen. Was stimmt da nicht mit uns, dass wir denken, es wäre okay, jemanden dazu zu überreden, gesundheitsschädliche Flüssigkeiten in sich hinein zu kippen?
Für dich als introvertierten Menschen (oder Alien?) besteht die Gefahr, den Alkohol als Flucht zu nutzen oder aus Gruppenzwang zu trinken. Klar, das lockert die Zunge und die Hemmungen. Doch viele von uns mögen ihr besoffenes Ich gar nicht. Wenn dann am nächsten Morgen der Nebel des Weins, Biers oder Wodkas verflogen ist, fragt man sich, ob es das wert war.
Ehrliche Antwort? Eigentlich nicht. Wenn du auf einer Party ohne Alkohol keinen Spaß haben kannst, ist es vielleicht einfach nicht die richtige Party für dich.
PS: Es geht hier darum, nicht aus den falschen Gründen zu trinken. Wer gerne ein Bierchen oder ein Glas Wein trinkt, soll dafür auf keinen Fall verurteilt werden.
Nicht auf einen Fahrer angewiesen sein
Größter Fehler überhaupt. Ganz besonders wenn zu deiner Introversion noch ein Hauch (oder eine Windböe) Sozialphobie hinzu kommt, kann es die Hölle werden, wenn du auf jemand anderen angewiesen bist.
Du kannst dann nämlich nicht weg, ganz egal, wie furchtbar du die Party findest. Allein das Schreiben dieses Satzes macht mich unruhig.
Flucht von einer Party sollte der allerletzte Ausweg sein (dazu kommen wir noch). Fühlst du dich dann auch noch angespannt, weil du weißt, dass du nicht gehen könntest, wenn du wolltest, na dann gute Nacht. Oder nicht gute Nacht, denn du kommst ja nicht weg.
Pause machen
Partys rauben jedem Energie, nicht nur den Introvertierten. Doch es ist vor allem die mentale Stärke, die uns über den Abend hinweg verloren geht.
Was empfehlen wir Schülern oder Studenten, denen das Lernen zu viel wird? Richtig, einfach mal eine Pause machen. Das kann auch eine gute Strategie für Partys sein.
Badezimmer, Balkon, Vorgarten oder einfach eine ruhige Ecke in der Küche. Sich für ein paar Minuten zurückzuziehen, ist keine Schande. Im Gegenteil, es kann dabei helfen, viel länger zu feiern. Wenn die rote Sozialenergielampe blinkt, weil die Kontakte zu viel werden, einfach auf Pause drücken und ein paar Minuten für dich sein.
Daran merkst du übrigens auch sehr gut, ob du vielleicht doch zur Notlösung (siehe 8) greifen musst. Wenn du dich von der Party abkapselst und trotzdem überhaupt nicht das Gefühl hast, dass es dir besser geht, dann musst du vielleicht die Reißleine ziehen.
Oder du atmest einmal kurz durch, checkst Instagram oder streichelst die Nachbarskatze (leider nur für Hauspartys geeignet), und gehst dann zurück ins Getümmel.
Nicht verstellen
Extraversion vorzutäuschen ist ein beliebtes Mittel, um sich und andere zu verwirren. Darüber ließe sich ein eigener Beitrag schreiben. Wer jedoch endlich akzeptiert, dass Introversion nichts ist, was man überwinden muss, der muss auch lernen, dazu zu stehen.
Das heißt, du sollst nicht so tun, als wärst du eine Partymaus (oder ein Partymäuserich), wenn du eigentlich auch zufrieden mit einem Bierchen und ein bisschen tanzen bist. Klar kannst du ein bisschen übertreiben oder dich etwas mehr trauen. Aber lüg‘ dir nicht in die Tasche und versuche auf gar keinen Fall, jemanden zu beeindrucken, den du überhaupt nicht magst.
Leute meiden, die du nicht magst
Nummer 5 und 6 gehen hier Hand in Hand. Wir verwechseln es oft mit Höflichkeit, wenn wir jemanden ertragen, der eigentlich unerträglich ist. Das ist natürlich totaler Unsinn. Es ist überhaupt nichts höflich daran, dir selbst den Abend zu ruinieren, weil du denkst, du müsstest mit bestimmten Leuten rumhängen.
Such dir deine Gruppe! Egal ob das deine Freunde sind oder nur irgendwelche Betrunkenen, die mit dir über das dramatisch schlechte Serienfinale von Game of Thrones (damit sind Staffel 7 und 8 gemeint) philosophieren. Wenn du dich mit ihnen wohl fühlst, dann bleib dort.
Auch Zweiergespräche sind auf Partys möglich. Allerdings nur, wenn sich genug Leute trauen, zuzugeben, dass sie nicht sind wie alle anderen. Sonst gibt es statt einer Gruppe cooler Leute in der Ecke einfach nur die Partytiere und die, die so tun, als wären sie welche.
PS: An dieser Stelle sei gesagt, dass auch Introvertierte Partytiere sein können. Hallo, falls du dich angesprochen fühlst! Es ist nur so, dass es deutlich mehr introvertierte Partygänger gibt, die sich unwohl fühlen. Allerdings gelten die meisten Tipps hier auch, falls du wirklich Spaß auf Partys hast – such dir deine Leute, mach Pausen, wenn du sie brauchst, und lass dich nicht zu Dingen überreden, auf die du keine Lust hast.
Introversion offen zeigen
Mitten in dieser Liste hat sich ein Tipp für fortgeschrittene Introvertierte versteckt. Mit dem richtigen Selbstvertrauen (und erfahrungsgemäß mit jahrelangem Training) lässt sich ein Zustand erreichen, der an Feierlichkeit nicht mehr zu überbieten ist: stolzes introvertiertes Feiern!
Statt sich klein zu machen oder Extraversion vorzutäuschen, trägt der gestandene Introvertierte seine Eigenheiten als eine Art Abzeichen. Introvertus Maximus sagt einem Besoffenen, wenn er nervt. Er sagt ganz offen, dass er mal frische Luft braucht. Manchmal drückt er sogar mit Hilfe seiner Kleidung aus, dass er auf typische Partys keinen Bock hat.
Als Absolvent der University of Superintro wirst du gelegentlich anecken. Deine Mitmenschen fragen sich, warum du nicht mit dem Strom schwimmst, wie der Rest es tut. Du fühlst dich in deinem Kuschelpullover wohl. Du weißt, dass deine wahren Freunde dich genau so lieben, wie du bist. Du gehst, wenn du fertig bist mit feiern, und winkst lächelnd zum Abschied.
Gehen, wenn es zu viel wird
Dass früher oder später der Rat kommen würde, einfach zu gehen, war wohl klar. Wer Tipp Nummer 10 befolgt (plus ein paar der anderen), kann es vielleicht vermeiden, vorzeitig abzuhauen.
Doch jeder, der sich durch viele Jahre der versteckten Introversion gequält hat, wird bestätigen, dass es nicht gut für die eigene Gesundheit ist, wenn du dich dazu zwingst, an einem Ort zu bleiben, an dem du dich nicht wohl fühlst.
An manchen Tagen glaubst du, du könntest die ganze Nacht feiern, doch nach einer Stunde bist du vollkommen erledigt. Das passiert. Manchmal sagt jemand etwas, was dich aus der Bahn wirft. Oder du hast zu viel getrunken. Wie gesagt, so etwas passiert.
Viel zu oft zwingen wir uns dann, zu bleiben. Was für ein Schwachsinn. Das tun wir uns an, weil wir nicht uncool wirken wollen. Weißt du, was uncool ist? Sich zu verstellen und immer nach der Pfeife der anderen zu tanzen.
Notfalltelefonkontakte
Notfallkontakte sind aus zwei Gründen sehr wichtig. Erstens haben manche Introvertierte das Glück, dass sich keine Telefonphobie haben und somit jemanden anrufen können, wenn sie mal eine Pause brauchen.
Das passt also zu Tipp Nummer 4. Statt gleich abzuhauen, kannst du erst einmal jemanden anrufen – einen Freund, einen Partner, ein Familienmitglied – und dich etwas ablenken. Danach kannst du entscheiden, wie es weitergeht.
Außerdem bietet ein Notfallkontakt eine gewisse Sicherheit. Wenn du weißt, dass du mitten in der Nacht jemanden anrufen kannst, falls etwas passiert oder es dir nicht gut geht, dann musst du dir weniger Sorgen machen. Menschen, die nachts um 3 Uhr für dich losfahren würden, sind selten, doch es gibt sie.
Gar nicht erst hingehen
Der letzte Tipp ist der, den du gesucht hast, falls du dich gerade fragst, ob du heute Abend zu einer Party gehen solltest. Hier ist also dein Ausweg: Lass es, geh nicht hin!
Obwohl…vielleicht wird es ja doch nicht so schlimm? (Ein passender Beitrag zu den Sprüchen, die Introvertierte nicht mehr hören können, ist bereits in Arbeit und wird bald zu lesen sein) Sei einfach richtig ehrlich mit dir selbst. Gehst du zu der Party, um jemanden zu beeindrucken oder weil du glaubst, dass du dort Spaß haben wirst?
Wenn dir die Freunde, die du heute treffen würdest, anbieten, morgen ein Eis essen zu gehen, wäre dir das dann lieber? Dann frag sie doch! Partys sind nicht der einzige Weg, um soziale Kontakte zu pflegen. Und wenn sie dir wirklich nicht liegen, dann musst du nicht hingehen.
Vielleicht hast du auch nur auf bestimmten Partys Spaß. Hauspartys sind meist etwas weniger bedrohlich als große Clubs. Es sei denn, die Anonymität von Clubs gefällt dir. Was genau du willst, ist eigentlich egal, wenn du nur ehrlich mit dir bist.
Dafür musst du natürlich erst einmal Mut zeigen und dich ausprobieren. Doch mit der Zeit weißt du eigentlich ganz genau, welche Veranstaltungen zu dir passen und welche nicht. Wenn du deinen Freunden das erklärst, sollten sie – wenn sie denn echte Freunde sind – damit leben können. Du triffst sie dann halt an einem anderen Tag und in einer anderen Umgebung.
Hoffentlich konnten diese 10 Tipps deine Fragen beantworten. Falls nicht, dann her mit den Ergänzungen. Oder eben auch mit der Kritik – vielleicht sind die Tipps ja auch nicht das, was du brauchst. Das Internet hat viele schlechte Seiten (wortwörtlich), doch ein Vorteil ist, dass Erfahrungen so einfach zu teilen sind – hilf anderen Introvertierten dabei, besser mit Partys umzugehen. Mehr Infos gefällig? Deshalb stressen uns andere Menschen.
Ich hab mal bei meiner eigenen Hausparty alle um 22.00 Uhr rausgeworfen, weil ich müde war und nicht mehr wollte 😂 meine Freunde meinten nur „Typisch“ und sind brav gegangen.
1. Richtiger Boss-Move. 2. Coole Freunde 😉