Toilettenpapier wird zur wichtigsten Handelsware, Netflix verzeichnet doppelte Besucherzahlen, Familien werden zu ernsthaften Gesprächen gezwungen: Corona verändert die Welt. Kein Wunder, dass sich die Menschen in diesen schweren Zeiten den wahren Experten zuwenden müssen: den Introvertierten.
Denn wir wissen, wie Du Menschenkontakt vermeidest. Wir kennen all die Möglichkeiten, sich zu Hause zu beschäftigen. Wir sind die, die Corona aus Versehen verpassen, wenn wir den Fernseher nicht einschalten.
Hier kommen 5 Tipps für die Corona-Zeit, die Dir helfen können, wenn Du Dich bisher noch nie isolieren musstest. Komm auf die dunkle Seite, wir haben Kekse.
Tipp 1 der Introvertierten: Corona ist kein Weltuntergang
Da Corona-Viren Menschen nicht in Zombies verwandeln, ist eine Panik aktuell absolut unangebracht. Ja, wir müssen den Anweisungen der Behörden folgen – so schützen wir vor allem die Schwachen der Gesellschaft.
Aber für einen Großteil der Bevölkerung ist dieses Virus nicht gefährlich. Hinter vorgehaltener Hand (darf man das noch so sagen?) munkelt man sogar, dass der ein oder andere Eigenbrötler etwas enttäuscht ist, weil die Horrorszenarien aus Büchern, Serien, Filmen und Computerspielen nicht wahr geworden sind. Etwas makaber.
Corona Tipp 2: Kein Menschenkontakt bedeutet nicht automatisch Hausarrest
An Tipp Nummer 1 anschließend folgt, dass Du durchaus noch nach draußen darfst (Stand: 13.03.2020). Irgendwie glauben viele Menschen, dass das Vermeiden von Menschenmassen bedeutet, sie dürften nicht mehr aus dem Haus.
Hausarrest ist nur bei Corona-Fällen oder Corona-Verdacht angebracht. Stecke die Hände in die Taschen, wasche sie regelmäßig und begrüße Bekannte auf der Straße mit einem Nicken. Geh‘ im Park spazieren, jogge, falls das Dein Ding ist (warum?), und genieße die frische Luft.
So machen es Introvertierte schon immer – das Klischee, dass wir uns ständig zurückziehen würden, stimmt nämlich nicht. Also nicht immer. Energiereserven lassen sich auch draußen auftanken, auf einer grünen Wiese, in einem Wald oder an einem See.
Lass Dich nicht einsperren, nur weil Du vorsichtig sein musst. Denn dann droht der Lagerkoller. Wer regelmäßig unterwegs ist – immer einen Gedanken an Corona im Hinterkopf –, der vermindert das Risiko, irgendwann an Türen zu kratzen oder seine Familienmitglieder und/oder Mitbewohner anzuschreien.
Corona Tipp 3: Erziehe Dich selbst wie ein Kleinkind
Kein Corona-Beitrag ohne Händewasch-Hinweis, sorry. Doch noch immer rotzen Menschen durch den Bus, waschen sich nach dem Toilettengang nicht die Hände oder missachten jeglichen Anstand, wenn es um persönlichen Raum geht.
Also musst Du in den kommenden Wochen mit Dir selbst umgehen wie mit einem Kleinkind. Immer achtsam sein und Fehlverhalten sanktionieren. Finger weg vom Mund. Niesen in die Armbeuge. Abstand zu Fremden halten.
Übrigens, nur mal so, alle Introvertierten (und weitere Menschen) dieser Welt werden ein Fest feiern (also jeder sein eigenes kleines Fest zu Hause, mit maximal ein bis drei engen Freunden), wenn die jetzigen Maßnahmen auch nach Corona noch Anwendung finden.
Denn nicht erst seit Corona ist es verdammt unhöflich, auf 15 Zentimeter oder weniger an jemanden heranzutreten, den man nicht kennt. Wenn Du schon nicht respektierst, dass andere Menschen lieber ihren Freiraum haben, dann akzeptiere wenigstens jetzt, dass es hier um Leben und Tod geht. Es ist überlebenswichtig, dass Du Deine Grabbelfinger und Dein Kartoffelgesicht von uns fernhältst!
Tipp 4 der Introvertierten: Entdecke die bunte Welt der Geschichten
Nun aber ans Eingemachte: Wie beschäftigt man sich während der Corona-Krise? Ganz einfach, da draußen gibt es so viele Geschichten, dass Du selbst bei einer 20-jährigen Corona-Quarantäne keine Chance hättest, sie alle zu erleben.
Serien und Filme: Netflix, Amazon und Co. können Dich tagelang unterhalten. Trau Dich ruhig, auch mal was anderes als Friends zu gucken. Dokumentationen sind toll! Dabei lernst Du sogar was. Außerdem sind neue Filme und Serien noch für eine Weile zu erwarten – selbst wenn es Drehstopps gibt, werden diese sich erst in einigen Monaten wirklich bemerkbar machen.
Computerspiele: Auch Spiele erzählen Geschichten. Die Auswahl ist schier unendlich, gönn Dir also. Wahrscheinlich ist Corona sogar viel zu schnell vorbei.
Bücher: 90 Prozent aller Menschen (Umfrage gerade gemacht) haben schon mal gesagt, dass sie wirklich mehr lesen müssten. Herzlichen Glückwusch, Deine Zeit ist gekommen! Wenn nicht jetzt, wann dann? Langeweile ist nicht möglich. Selbst wenn Du nicht genug Bücher zu Hause hast, gibt es ohne Ende eBooks und Hörbücher, die Du auch ohne Kindle oder anderen eReader lesen und hören kannst. Beschäftigung ist da, keine Sorge. Begreife Corona als Chance, nicht als Strafe!
Intro Tipp 5: Es gibt keine bessere Zeit, um nachzudenken
Introvertierte sind notorische Grübler. Das macht uns nicht unbedingt intelligenter, so viel Ehrlichkeit muss schon sein. Doch wir sind bekannt dafür, über uns selbst und unsere Umgebung sehr viel nachzudenken.
Leider finden viele Menschen in unserer hektischen und stressigen Welt kaum noch Zeit, um mal den Kopf freizumachen beziehungsweise ihn mal richtig aufzufüllen, mit interessanten und komplizierten Gedanken. Komplexe Gedankengänge oder Dilemmata werden lieber aufgeschoben oder mit einer einfachen statt mit der richtigen Lösung abgespeist.
Wolltest Du schon seit langem nach beruflichen Alternativen suchen? Dann schreibe eine schicke Pro- und Kontraliste. Google, was das Zeug hält. Schreibe Bewerbungen. Oder willst Du Dir ein neues Hobby zulegen? Dann leg jetzt los! Sobald Corona hinter uns liegt, ist der Alltag wieder zurück und schon ist für solche Dinge keine Zeit mehr.
Für Introvertierte: Foren, Netzwerke, Gruppen (Übersicht)
Disclaimer: Corona ist ein großes Problem, unser aller Alltag wird auf den Kopf gestellt, die wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht abzusehen und für eine bestimmte Gruppe an Menschen, verläuft das Virus tödlich. Das soll nicht heruntergespielt werden. Doch mit einer Prise Humor übersteht sich auch diese Phase etwas leichter.
Danke! Einige Tage war ich verwundert und irritiert, warum ich die ganze Sache anders empfinde, als es in den Medien veröffentlicht wird. Ach ja, weil sich in meinem Leben quasi nichts geändert hat, außer dass ich die neue Stille genieße, da keine Flugzeuge mehr fliegen und ich mich ganz und gar entspannt fühle, keinerlei Termine, Verabredungen, Meetings zu haben, weil es halt gerade nicht geht. Paradiesische Zustände! Also danke für den Klamauk Deines Artikels. Der trifft`s! Alles Liebe und bleib gut behütet!
Schön dass der Beitrag den Ton trifft 🙂
Ich habe in den letzten Tagen immer mal spaßeshalber versucht, mich in die Situation der Extravertierten zu versetzen. Gar in die Situation derjenigen, die wirklich leiden, weil sie keinen Job haben oder krank sind, nur diejenigen, die jetzt nicht das machen, was sie sonst machen. Vielleicht schreibe ich mal einen Artikel darüber, denn ich bin schon etwas gehässig geworden, weil plötzlich dieses „hab dich mal nicht so“, das wir Introvertierten uns immer anhören müssen, nun für die Extravertierten gilt: „Hab dich mal nicht so, es gibt Schlimmeres, als sich nicht mit Leuten umgeben zu können“.
Ich denke, wir dürfen das jetzt auch mal „genießen“, obwohl die ganze Sache natürlich trotzdem echt nicht schön ist.
Liebe Grüße und bleib gesund
Verdammt habe ich Tränen gelacht. Ich dachte auch schon: Wo ist denn das Problem mit Corona? Ruhe, etwas Frieden, weniger Leute die man abwehren muss. Das erste Mal seit Jahren das ich so etwas wie Entspannung empfinde. Ja ich weiß die Krankheit ist schlimm, doch das System gefällt mir so viel besser.
Sehr treffen alles beschrieben. Danke dafür. Und mit der heute (und eigentlich schon immer) richtigen Verabschiedung: Live Long and Prosper.
Jap, es wäre schön, wenn wir einige Verhaltensweisen und Erkenntnisse aus dieser Zeit einfach, Du weißt schon, als ab sofort gegeben ansehen. Wenn wir es clever anstellen, merken es die Extravertierten vielleicht gar nicht? 😀
Liebe Grüße und valar morghulis
*love it* ich fühl mich derzeit auch pudelwohl ;)))
Willkommen im Club 🙂
Corona trifft doch hierzulande die ganzen Klimaschweine, die um den halben Erdball fliegen müssen, um Strandurlaub und Co. zu erleben, auf Kosten anderer. Dank der ganzen Flieger, die nun am Boden stehen und der Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen liegen, kann ich endlich mal günstig tanken!
Die Oberschicht, die sich einen Luxusurlaub nach dem anderen gönnt, zieht einem auch noch die Kohle durchs Benzin aus der Tasche. Ich habe die letzten 20 Jahre weder Boni gesehen noch Urlaub erlebt. Jetzt können die anderen auch mal inne halten und am eigenen Leib erfahren, wie das Leben so in den eigenen 4 Wänden rund um die Uhr ist.
Genauso die ganzen Opas und Omas. Was müssen die noch mit 80+ in der Karibik kreuzen, damit Angi die alle wieder aus der Pampa rausholen kann. Tut lieber was für einen guten Zweck und verwendet die Kohle anderweitig. Die Obdachlosen können es nun brauchen, die haben weder Grundsicherung ohne Wohnsitz, noch ein Eigenheim.
Und ich habe mich schon dafür geschämt, dass ich die Pandemie irgendwie heimlich feiere 😀 Endlich keine nervigen Arbeitskollegen und Familienpartys mehr. Alle stöhnen über´s Home Office und ich denke, dass es das Beste ist was mir je passieren konnte. Man muss allerdings aufpassen, dass man seine Komfortzone nicht extrem verkleinert. Wenn das „normale“ Leben zurück kommt, kann es hart werden. Davor graut es mir schon jetzt.
Hallo André, glaube mir, es gab richtig viele Menschen, die insgeheim sehr froh über die „Pause“ waren. Aber du hast absolut recht, dass es natürlich auch Gefahren mit sich bringt, sich so wohlzufühlen. Außerdem spüren alle früher oder später wohl auch negative Folgen.
Wir sind alle gespannt, wie es mal aussehen wird, wenn alles wieder „erlaubt“ ist. Die Extrovertierten, die seit Monaten die Wände hochgehen, werden gar nicht wissen, wohin mit sich 😀
Liebe Grüße