Wohnen in Mecklenburg-Vorpommern: meine Erfahrung

In Mecklenburg-Vorpommern zu leben, ist ein Geschenk. Nicht nur in diesen verrückten Zeiten, sondern grundsätzlich. Heute wird es also darum gehen, warum ich glaube, dass jemand, der nach Mecklenburg-Vorpommern zieht, die Entscheidung sicherlich nicht bereuen wird.

Gespickt ist dieser Beitrag mit viel Herz, einigen hübschen Fotos und natürlich dem ein oder anderen doofen Spruch – wie sollte es auch anders sein?

Wenn du auch aus MV kommst, dann sag gerne in den Kommentaren Bescheid. So ein Artikel lebt davon, dass andere Menschen mitmachen und ihre Erfahrungen teilen.

Falls du überlegst, nach Meck-Pomm zu ziehen, nehme ich die Pointe mal vorweg: Es ist eine gute Idee für viele, viele Menschen, aber nicht für absolut jeden Menschen!

Wo in Meck Pomm habe ich selbst gelebt?

Es ließe sich sicherlich darüber streiten, ob ich wirklich ein Experte bin, wenn es um Mecklenburg-Vorpommern geht. Immerhin bin ich erst 27 Jahre alt und schon des Öfteren von hier geflohen. Aber ich denke, ich bin auch seit frühester Kindheit genug unterwegs im schönsten Bundesland, um es ganz gut zu kennen.

Ich wurde in Rostock geboren – Rostock ist nicht die Landeshauptstadt, wie manche glauben, was daran liegt, dass selbst die Schweriner vom Landeshauptdorf sprechen, wenn sie ihr Örtchen erwähnen. Relativ früh zog ich an den Rand der Stadt, nach Papendorf. Danach noch ein Stückchen weiter weg, in ein wundervolles Kaff namens Groß Bölkow. Irgendwann wieder nach Rostock, dann wieder auf das Dorf – aber auch nur so halb.

Da meine Eltern schon immer gerne in der Natur unterwegs waren, wurde ich noch bevor ich laufen konnte in die entlegensten Ecken des Landes geschleppt. Ich kenne also Seen, von denen kein Touri je gehört hätte, habe die Ostsee an verschiedensten Stellen getestet und weiß sogar, dass MV nicht überall flach ist!

Fakten über MV

Bevor ich zu den Vor- und Nachteilen eines Lebens in Meck Pomm komme, noch ein paar allgemeinere Informationen, die für den Kontext ganz hilfreich sein könnten.

Einwohnerzahl: 1,61 Millionen (31.Dezember 2018)

Fläche: 23.174 km²

Größte Stadt: Rostock (rund 208.000 Einwohner)

Offizielles Landesmotto: MV tut gut / Das Land zum Leben

Inoffizielles Landesmotto: Das Land zum Sterben*

Hier sprechen wir: Hochdeutsch, plus ein bisschen Plattdeutsch

*Da die Jungen fliehen und die Alten herziehen oder bleiben

Warum du nicht in Mecklenburg-Vorpommern wohnen möchtest

Bevor es darum geht, warum Meck Pomm so schön ist, um hier zu leben, noch ein paar warnende und relativierende Worte. Denn es gibt durchaus Gründe, die jemanden davon abhalten können, hierher zu kommen und zu bleiben.

Vorurteile

Wer in MV lebt, wird sich mit Vorurteilen auseinandersetzen müssen. Ja, auch im Jahr 2020 denken wir noch in Klischees. Einige sind total in Ordnung, andere ernsthaft problematisch. Manch einer Bürger aus den Alten Bundesländern, der noch unter der Teilung gelebt hat, glaubt noch immer, hier drüben gäbe es nicht viel und das 21. Jahrhundert wäre noch im Anfahrtsmodus. Auch das sogenannte „Nazi-Problem“ wird gerne dem Osten und somit auch Mecklenburg-Vorpommern zugeschoben.

Viel zu ruhig

Für Extrovertierte und junge Menschen kann Meck Pomm tatsächlich zu ruhig sein. In größeren Städten – in MV gibt es aktuell 21 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern und ja, das sind für uns schon Städte – gibt es zumindest noch Einkaufsmöglichkeiten, vielleicht ein Kino und ein, zwei Clubs.

Aber Kultur, Nachtleben und Fortschritt sind nun mal nur in den Top 5 zu erwarten: Rostock, Schwerin, Stralsund, Neubrandenburg und Greifswald. Das ist vereinfacht dargestellt, denn auch in Kleinstädten und Dörfern können sich Menschen finden, die gemeinsam etwas aufbauen. Doch wenn es nach den allgemeinen Standards für Aufregung und Unterhaltung geht, dann ist Meck Pomm schon kritisch zu betrachten.

Verwahrlosung des Ostens

Klar ist es ein Vorurteil, dass in Mecklenburg-Vorpommern noch die Ratten mit am Tisch sitzen und Bananenmangel zu Aufständen führt. Doch die strukturellen Nachteilen sind tatsächlich sichtbar – sogar innerhalb MVs. Denn während Mecklenburg Zulauf und Investitionen gesehen hat, hat Vorpommern noch immer damit zu kämpfen, sich zu erholen.

Das sollte kein Grund sein, um nicht hierher zu ziehen – das kann sogar ein Pro-Argument sein, wenn du es ruhig magst. Aber der Vollständigkeit halber, muss es nun mal erwähnt werden.

Kein Flughafen

Wer gerne reist, wird sich daran stören, dass MV keinen echten Flughafen hat. Also ja, es gibt Rostock-Laage, doch das Ding ist mitten im Nirgendwo und kaum jemand fliegt von dort. Soll heißen, es muss immer erst nach Berlin oder Hamburg gefahren werden, wenn du reisen möchtest.

Wenig Großveranstaltungen

Ich kann gar nicht aufzählen, wie häufig ich mich geärgert habe, dass bei einer Deutschlandtournee eines Künstlers kein Konzert in Rostock dabei war. Konzerte, Conventions, Party, Festivals (hier gibt es definitiv einige Ausnahmen wie Airbeat oder kleine Festival mit besserem Flair) – die Auswahl ist in MV einfach geringer als in anderen Bundesländern – ergo wirst du auch bei diesen Dingen den Weg nach Hamburg oder Berlin antreten müssen.

Warum ich in Mecklenburg-Vorpommern lebe

Ich bin zwar schon öfter mal raus aus MV, aber dann zog es mich an aufregende und weit entfernte Orte. Innerhalb von Deutschland würde ich mich nicht woanders niederlassen. Denn so gerne ich auch mal durch ein Gebirge laufe, wenn es um Tag ein, Tag aus geht, dann bin ich hier schon ganz richtig.

Ruhe

Da das hier ein Blog für Introvertierte ist, weise ich natürlich häufiger darauf hin, wie anstrengend diese Welt doch sein kann. Umso wichtiger ist es, dass wir uns einen Ausgleich schaffen. Das ist in Meck Pomm einfacher als anderswo.

Selbst die wenigen „Großstädte“, die wir hier haben, sind grün und innerhalb weniger Minuten zu verlassen. Wird es also zu laut, zu viel, zu sozial, dann muss ich keinen Urlaub planen, sondern nur in die richtige Bahn steigen.

Auf dem Dorf ist das natürlich noch extremer. Wer in MV leben möchte, hat so viel Auswahl, was kleine Kuhdörfer angeht. Ruhe gibt es hier nicht als Luxus, Ruhe ist hier der Standard.

Natur

Mit der Ruhe kommt auch die Natur. Oder kommt mit der Natur die Ruhe? Egal. Mitten in Berlin oder im Ruhrgebiet zu wohnen, wäre für mich unvorstellbar. Seen, Flüsse, das Meer, Wälder, Wälder, Wälder – das würde ich für nicht missen wollen.

Leben, wo andere Urlaub machen

Es gibt schon Gründe dafür, dass die Menschen, die nicht in Mecklenburg-Vorpommern leben, ihren Urlaub hier verbringen wollen. Hier dann dauerhaft zu leben, klingt für mich einfach nur logisch. Um die Ostsee beneiden uns die Menschen, um die Ruhe und die abwechslungsreiche Natur.

Ich gebe zu, was uns wirklich fehlt, ist ein Gebirge. Von Zeit zu Zeit würde ich schon ganz gerne mal irgendwo raufsteigen, ABER dafür können wir fast von jedem Punkt aus kilometerweit gucken. Es gibt so viele Möglichkeiten, einfach mal stehenzubleiben und in die Ferne zu sehen – ohne vorher irgendwo raufklettern zu müssen. Hat auch was.

Hamburg/Berlin

Wie bereits erwähnt, gibt es Situationen, in denen wir einfach mal Abwechslung brauchen. Wer nicht als Aussteiger leben möchte, der will nicht ausschließlich Ruhe genießen, sondern auch mal etwas erleben. Das lässt sich nur im gewissen Maße in MV tun.

Doch wo liegt eigentlich das Problem? Wir haben sowohl Berlin als auch Hamburg praktisch um die Ecke. Mir persönlich reicht die Option, innerhalb von zwei bis drei Stunden zu einem Konzert, einer Lesung oder einem Flughafen zu gelangen. Denn wäre es umgekehrt, müsste ich einen größeren Aufwand tätigen, um in die wilde und/oder ruhige Natur zu kommen – dann doch lieber von Zeit zu Zeit mal einen Reiz setzen.

Ich wohne gerne in MV

Ob ich für immer hier wohnen werde? Keine Ahnung. Aber ich bin unendlich dankbar, dass ich hier geboren wurde, aufwachsen durfte und aktuell hier leben darf. Mehr soll dieser Beitrag eigentlich auch gar nicht aussagen: Einfach mal danke sagen und anderen Menschen zeigen, wie toll es hier ist. Nicht nur zum Urlaub machen, sondern vor allem auch zum Leben.

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Fragen und Meinungen von Lesern

In den letzten Monaten haben mich viele Fragen zu diesem Beitrag erreicht. Es scheint, als spielten viele von euch mit dem Gedanken, hierher zu ziehen. Das kann ich gut verstehen. Denn hier oben sind die Lebenshaltungskosten noch überschaubar (auch wenn sie natürlich steigen). Und je verrückter die Welt wird, umso mehr sehnt man sich auch nach etwas Rückzug, nicht wahr?

Leider kann ich auch nur spekulieren, ob du nach Mecklenburg-Vorpommern umziehen solltest. Mein absolut wichtigster Tipp: Komm erst einmal vorbei. Ich kann hier kilometerlange Texte schreiben, Fotos teilen und Tipps geben, aber am Ende des Tages muss das Gefühl stimmen, das du hast, wenn du vorbeischaust.

Für jüngere Menschen muss auf jeden Fall gesagt werden, dass die Nähe zu den größeren Städten wie Rostock, Stralsund, Greifswald oder Schwerin wichtig ist. Direkt in den Städten wird es meist etwas höhere Mieten geben, doch das Umland ist meist gut (wenn auch nicht ideal) an den Nahverkehr angeschlossen.

Wer allerdings die totale Dorferfahrung möchte, wird die in MV ähnlich gut bekommen wie beispielsweise in Brandenburg. Es gibt schon etliche Landstriche, wo alle paar Kilometer ein Dorf mit weniger als zweihundert Einwohner zu finden ist. Nachteil: Kultur, Sport und Erlebnisse sind meist etwas weiter weg und nur mit dem Auto zu erreichen.

Meine Tipps für die Entscheidung:

• Buche einen Kurztrip und besuche ein paar der größeren Städte
• Schaue im Internet nach, welche Wohnungen frei wären
• Informiere dich über Sportvereine, kulturelle Einrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten
• Wenn du eine interessante Ecke gefunden hast, komme für mehr als ein paar Stunden vorbei
• Schau in Social Media Gruppen vorbei und lass dich zu den Wohngegenden beraten

Natürlich steht die Kommentarfunktion dieses Beitrags auch weiterhin offen. Ich versuche, so gut es geht zu helfen (und bin damit erfolgreicher, wenn ihr mir sagt, wonach ihr eigentlich sucht). Als Tourguide stehe ich eher nicht zur Verfügung, aber gerne stelle ich ein paar Ressourcen (Social Media Gruppen, Foren, Anlaufstellen) rein, wenn es um spezifische Regionen im schönsten Bundesland geht.