Forum, Gruppen, Netzwerke speziell für Introvertierte

Die Erkenntnis, dass wir introvertiert sein könnten, kommt meist so plötzlich, dass wir erst einmal überfordert sind. Denn von einem Moment zum nächsten sehen wir unsere Vergangenheit und Gegenwart in einem völlig anderen Licht.

Umso wichtiger ist es, damit nicht alleine zu sein. Menschen jeden Alters waren schon an dem Punkt, an dem sie dachten: Verdammt, warum habe ich das nicht früher gesehen?

Hier kommt daher eine Übersicht für all diejenigen, die etwas Beistand brauchen. Denn nicht immer sind es in dieser Situation Familie und Freunde, die uns am besten helfen können. Im Gegenteil, manchmal sind die Menschen, die uns nahestehen, so davon überzeugt, uns bereits in- und auswendig zu kennen, dass sie unsere neue Seite (die eigentlich eine alte Seite ist) nicht verstehen können oder wollen.

NEU: Die Introvertierte Community auf Discord

Update aus dem Januar 2021: Introvertierte treffen sich ab sofort auf einem eigenen Discord Server. Alle wichtigen Informationen findest du hier: Introvertierte Community!

Austausch in Facebook-Gruppen

Auch wenn Facebook für viele Menschen längst der Vergangenheit angehört – nicht ganz unberechtigt – ist die Gruppenfunktion der Plattform noch immer eine tolle Sache. Für Introvertierte gibt es daher viel zu entdecken.

Introvertiert, na und? 

Introvertiert-Hochsensibel

Auch Facebook-Seiten können ein guter Anfang sein. Hier geht es zwar meistens um Humor (denn Facebook steht auf Memes und Bildchen, nicht aber auf guten kostenfreien Content), aber dadurch lässt sich feststellen, dass Introvertierte überall sind.

The Mind of an Introvert

gruppen für introvertierte
Facebook kann helfen – nicht nur beim Klau Deiner Daten

Blogs

Das ist jetzt ein bisschen wie bei Inception, denn Du liest gerade einen Blog-Beitrag über Introversion, der Dir empfiehlt, mehr Blog-Beiträge über Introversion zu lesen. Keine Ahnung, ob es schon zählt, dass Du hier bist. Bist Du überhaupt wirklich hier? Lassen wir das…

Aber Wanderlust Introvert und andere Blogs sind tatsächlich eine tolle Möglichkeit, um erste Informationen über Introversion zu erhalten. Das Schöne an Blogs ist, dass sie fast immer eine persönliche Färbung haben. Gerade für diejenigen, die gerade erst lernen, was es heißt, wenn man dem Gesellschaftsbild eines lauten und begeisterten Menschen nicht folgt, ist das angenehmer als wissenschaftliche Abhandlungen oder ganze Bücher. Obwohl wir zu denen auch gleich noch kommen.

Auf diesem Blog würde ich folgenden Beitrag empfehlen: 10 Sprüche, die Introvertierte nicht mehr hören können.

Auch Seiten wie Introvert Dear oder introvertiert.org (Link folgt im nächsten Kapitel) kann ich empfehlen. Blogs, die nicht direkt über Introversion schreiben, weil es eigentlich um Beauty, Karriere oder Reisen geht, können trotzdem spannende Berichte zum diesem Thema haben. Man muss nur genauer hinsehen – oder den Betreibern der Blogs auch einen Hinweis geben, dass man zu diesem Thema mehr erfahren möchte.

blog für introvertierte
Von Intros für Intros

Forum für Introvertierte

Das größte – und soweit ich weiß einzige – deutsche Forum für Introvertierte ist introveriert.org/forum. Ich bin dort schon eine Weile unterwegs und es gibt eigentlich jeden Tag neue Beiträge. Allerdings ist es nicht unbedingt das aktivste Forum im ganzen Land.

Wer wirklich viel Austausch sucht und auch Bilder und Videos diskutieren möchte, ist mit den oben genannten Facebook-Gruppen wahrscheinlich besser dran. Doch ich habe die Anmeldung in dem Forum nie bereut. Allein schon, weil ich dort immer wieder Inspirationen für diesen Blog finde.

Update 2023: Das Forum ist umgezogen zu https://forum.introvertiert.org/

forum für introvertierte
Foren sind eine Herausforderung, aber auch eine Chance

NEU 2023: Forum für Introvertierte von Introvertierten

Aus dem Discord-Server heraus ist nun ein neues Forum für introvertierte Menschen entstanden: https://www.eisbergwelten.de/

Noch ist es relativ frisch. Aber ich denke, dass Introvertierte hier selbst die Initiative ergriffen haben, ist sehr cool.

Bücher

Nicht jeder möchte sich sofort austauschen. Das ist auch okay, es passt sogar irgendwie zu unserer zurückhaltenden und/oder akribischen Art, wenn wir erst einmal unsere Hausaufgaben machen wollen (PS: Das sagt man so, in der Schule waren Hausaufgaben die Hölle!).

Zum Glück gibt es auch Bücher, die Dir weiterhelfen. Wenn Du auch nur eine Minute auf Wanderlust Introvert unterwegs bist, wirst Du meine absolute Empfehlung bereits kennen: Still von Susan Cain. Dieses Buch ist die Bibel der Introvertierten. Obwohl es nun schon ein paar Jahre alt ist, ist und bleibt es die perfekte Einstiegslektüre in das Thema.

Im Moment lese ich außerdem „Kopfsache“ von Patrick Hundt. Das Wichtigste bei der Wahl eines Buchs zu diesem Thema ist Folgendes: Es muss auch wirklich von einer introvertierten Person geschrieben worden sein.

Denn heutzutage kann jeder ein Buch veröffentlichen und viele setzen auf Masse statt Klasse. Sehen diese Menschen Introversion dann als zu bedienenden Markt, dann saugen sie sich irgendetwas aus den Fingern oder lassen das Buch gar für 1,5 Cent pro Wort von jemandem schreiben, der keinerlei Ahnung hat.

Wirf also immer einen Blick in die Biografie des Autors oder der Autorin. Im Idealfall hat er oder sie sogar eine Website oder einen Blog, dann bekommst Du  schon ein Gefühl für die Art, mit der Introversion behandelt wird.

Ein neues Buch für introvertierte Menschen

Update 2022: Ich habe nun selbst ein Buch geschrieben. Die eine Sache, die ich auf Wanderlust Introvert nie so richtig verarbeiten konnte, war das Spannungsfeld zwischen Introvertierten und der Gesellschaft. Ständig fragte jemand, welche Rolle wir introvertierten Menschen spielen, ob wir es schwerer haben, was sich ändern muss, ob es Hoffnung gibt.

In einen einfachen Artikel, der in 20 Minuten gelesen ist, konnte ich diese Diskussion einfach nicht packen. Also habe ich ein Buch geschrieben. Introvertierte Weltveränderer: Moderne Probleme, introvertierte Lösungen. 

Für Einsteiger gibt es auch ein Kapitel, doch eigentlich würde ich das Buch nicht als Einstiegslektüre empfehlen. Stattdessen ist es eher für Menschen gedacht, die ihre Introversion bereits erkannt haben und sich nun fragen, wie es weitergehen soll. Zusätzlich versuche ich im Buch das Gefühl zu greifen, dass die Welt (eher: die Gesellschaft) irgendwie aus den Fugen geraten ist. Es sollte alles irgendwie besser sein, wir sollten glücklicher sein. Aber so ist es nicht.

Ich würde mich freuen, wenn durch dieses Buch mehr Diskussionen entstehen können, die Introversion aus neuen Blickwinkeln beleuchten. Gerne auf Discord, per Direktnachricht oder in den Kommentaren dieses Blogs.

Das persönliche Gespräch

Obwohl eingangs erwähnt wurde, dass Freunde und Familie nicht immer die besten Helfer sind, sollten sie hier nicht ins Abseits gestellt werden (und falls doch, dann bemühen wir an dieser Stelle halt den Videobeweis).

Manchmal hilft es, Dich jemandem anzuvertrauen und Deine Gedanken darüber, was Dir möglicherweise gut tut und was nicht, zu teilen. Besonders sehr gute Freunde – diejenigen, die Du gerne triffst, obwohl Du eigentlich auch gerne alleine wärst – sollten das verstehen. Wenn Du ihnen sagst, dass Du lieber mit ihnen alleine unterwegs bist als mit einer großen Gruppe, ist das ja praktisch ein Kompliment.

Der Top-Grund für ein Gespräch über Introversion ist aber eigentlich, dass Du nie weißt, wer genau so denkt und fühlt wie Du. Die große Ironie der Introvertierten ist, dass wir häufig übersehen, dass es anderen so geht wie uns, weil wir uns eben alle irgendwie verstellen.

Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen in Deiner Umgebung ähnlich denken. Wie viele auch nur gelegentlich den sozialen Kontakt suchen. Wie viele ein gutes Buch mehr genießen als eine Party. Einige von diesen Menschen sind trotzdem ständig unterwegs – weil sie auch eine extravertierte Seite haben (Stichwort: ambivertiert) oder sich dazu zwingen.

Austausch unter Introvertierten, egal wie

Ob Du nun sofort Still kaufst oder zunächst auf Facebook nach der geeigneten Gruppe für Dich suchst, sei Dir überlassen. So oder so solltest Du Dir einen Ort (online oder offline) suchen, an dem Du Dich damit auseinandersetzt, was es bedeutet, introvertiert zu sein.

Denn es schadet uns, wenn wir uns in Situationen zwängen, die wir eigentlich hassen. Wir leben unehrlich und verpassen vielleicht die Chance auf ein echteres und somit besseres Leben, weil wir mit dem Strom schwimmen wollen. Weil uns eben nun mal niemand gesagt hat, das es okay ist.

Ist es aber. All die hier genannten Gruppen, Foren und Netzwerke beweisen das. Und dort wird Dir auf jeden Fall geholfen.

PS: Gerne ergänze ich diese Liste! Sag mir einfach, wo Du Dich rumtreibst, wenn Du offen introvertiert sein möchtest.

Warnhinweis für Introvertierte Gruppen und Coachings

(Eine Ergänzung aus dem Jahr 2022)

In den letzten Jahren haben ich viel Zeit damit verbracht, die introvertierten Onlinegemeinschaften zu durchforsten. Teilweise habe ich aktiv an der Gestaltung mitgewirkt. Dabei sind mir auch immer wieder Probleme aufgefallen.

So muss man stets bedenken, dass sich online jeder äußern darf, wie er will. Rechtschreibung, Grammatik und Textverständnis sind nicht gerade allgegenwärtig. Viele Diskussionen sind dadurch unglaublich aufreibend. Selbst wenn sich alle Seiten anstrengen, kann schon mal viel Mühe verloren gehen, weil man einfach aneinander vorbeiredet. Jeder sollte daher (generell online) aufpassen, sich nicht zu sehr auf solche Diskussionen einzulassen.

In vielen Gruppen für introvertierte Menschen herrscht eine interessante Atmosphäre. Es wird weniger gemotzt und gestänkert als in anderen Gruppen. Doch es kommt trotzdem vor und ist dann manchmal umso schwerer zu verstehen. Der Grund sollte aber klar sein: Viele Introvertierte fühlen sich von der Gesellschaft und ihrer Umwelt missverstanden und wollen der Wut und Unzufriedenheit online Luft machen. Das ist manchmal kontraproduktiv und verdirbt auch die Stimmung. Wer so etwas bemerkt, sollte Abstand nehmen oder sich nach Alternativen umschauen.

All diese Tipps für die Onlinekommunikation bringen nämlich nichts, wenn man sich nicht wohlfühlt. Es kann verlockend sein, andere Introvertierte zu finden und mit ihnen den Austausch zu suchen, aber es sollte nicht um jeden Preis geschehen. Nicht jede Plattform ist die richtige und manchmal braucht man auch eine Pause. Das gilt natürlich nicht nur für introvertierte Menschen, sondern generell für die Kommunikation online: Wir müssen aufpassen, dass sie nicht mehr schadet als nutzt.

Trotzdem hat sich das Fazit nicht geändert: Introversion muss erforscht werden, am besten im Austausch mit anderen. Ich habe sogar einen ganzen Artikel darüber geschrieben, warum Introvertierte andere Introvertierte brauchen. Vielleicht kann er dich dazu überreden, deine introvertierte Natur nicht nur alleine zu erforschen, sondern auch die Hand zu reichen oder eine ausgestreckte Hand anzunehmen: Introvertierte unter sich.

2 Kommentare

  1. Liebe Jennifer,
    Danke für die Inspirationen!
    Hast Du einen Tipp, wie man für introveriert.org/forum einen Einladungscode bekommen kann?

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