Lieber allein als unter Menschen: Warum das normal ist

Wer gerne alleine ist oder sogar einen echten Drang verspürt, sich zurückzuziehen, der wird häufig mit Vorurteilen konfrontiert. Schüchtern, grüblerisch oder sogar arrogant nennt man diejenigen, die ihre eigene Gesellschaft mehr genießen als die der anderen.

Alles in unserer Welt ist darauf ausgerichtet, Kontakt zu haben, aktiv zu sein, etwas darzustellen. Jeder, der da nicht mitmacht, ist automatisch für viele Menschen erst mal „nicht normal„.

Die Ursachen für einen Rückzug sind zahlreich, aber nicht deckungsgleich. Es bringt daher nichts, zu behaupten, ruhe-liebende Menschen wären nur schüchtern, asozial oder introvertiert. Es ist schon etwas komplexer.

Doch wie normal ist es nun, wenn man den Großteil seiner Zeit allein ist – und das auch noch freiwillig? Diese Frage soll hiermit so weit wie möglich geklärt werden.

PS: 2023 habe ich ein Video zu diesem Thema auf dem Wanderlust Introvert YouTube Kanal veröffentlicht: Lieber allein sein: Was stimmt nicht mit mir?

Der Drang, alleine zu sein, und was er über dich aussagt

So gut wie jeder Mensch ist von Zeit zu Zeit lieber alleine als unter Menschen. Doch wie stark dieses Bedürfnis ist, wie häufig es auftritt und wie du damit umgehst, kann bestimmen, wo auf dem Spektrum der Introversion du landest.

Der wesentliche Unterschied zwischen Introvertierten und Extravertierten ist, wann und wie sie ihre Energiereserven aufladen. Extravertierte profitieren von der Gesellschaft anderer und Introvertierte brauchen die Ruhe.

Das Klischee ist jedoch, dass introvertierte Menschen deshalb nicht gut mit anderen können. Das kann für einige auch zutreffen, sollte jedoch nicht als Beschreibung für eine ganze Gruppe gelten. Denn Introvertierte leben meist nach dem Qualität vor Quantität Prinzip. Soll heißen, sie haben durchaus soziale Kontakte, wollen aber lieber mit wenigen Leuten eine gute Zeit haben, als ständig neue Leute zu treffen und oberflächlichen Smalltalk zu betreiben.

Es gibt dabei aber Schattierungen. Hier mal ein Versuch, das Spektrum der Allein-Sein-Fans zu zeigen:

  • Misanthrop
  • Einzelgänger
  • Stark introvertiert
  • Introvertiert
  • Ambivertiert

Das Spektrum reicht also vom tatsächlichen Menschenhasser (Misanthrop) bis hin zu Menschen, die sowohl die Zeit allein (oder sogar die Einsamkeit) als auch das Zusammensein schätzen (ambivertiert). Wo genau du dich auf dieser Liste einordnest, bestimmt auch, wie normal oder unnormal dein Drang zum Alleinsein ist.

Alleinsein genießen und sich wohlfühlen

Normal ist, was der Norm entspricht, was den Menschen bekannt ist, was Berechenbarkeit vermittelt. In modernen westlichen Gesellschaften ist es normal, von Menschen umgeben zu sein. Es ist außerdem normal, sowohl sein Arbeitsleben als auch seine Freizeit mit sozialen Aktivitäten zu verbringen.

Doch nur weil etwas als normal gilt, muss es nicht richtig oder gut sein. Somit ist das Schätzen der eigenen Gesellschaft und das Vermeiden von sozialen Verpflichtungen nicht automatisch schlecht. Ein interessanter Beitrag über Susan Cain und andere Anwälte, die introvertiert sind, zeigt sogar auf, dass es für bestimmte Berufsgruppen sehr förderlich sein kann, eher nach innen gekehrt zu sein.

eigene gesellschaft genießen

Der Mensch ist gesellig, so sagt man zumindest. Wir brauchen soziale Kontakte, es steckt in unserer DNA, denn in einer Gruppe lebt es sich sicherer als alleine. Ein beliebtes Argument für Persönlichkeits-Gurus und Selbsthilfe-Ratgeber.

Vergessen wird dabei jedoch, dass sich das natürliche Verhalten, auf das dort mit evolutionsbiologischen Begründungen eingegangen wird, auf Kleingruppen bezieht. Für einen Großteil der Entwicklungsgeschichte lebten Menschen ins Kleinstgruppen und familienähnlichen Verbänden. Das bot die Sicherheit, die für Individuen förderlich ist.

Soziale Kontakte sind heute im Vergleich dazu völlig entartet. Jeden Tag trifft man Hunderte oder Tausende Menschen (auf der Straße, in der Bahn, auf Arbeit) und die Menschen, mit denen man am meisten Zeit verbringt, sind selten wirklich Familienmitglieder.

Ist der Mensch überhaupt ein soziales Wesen?

Ist es also nicht absurd, Introvertierten vorzuwerfen, dass sie diesen Zustand meiden? Eigentlich ist der Wunsch nach 1 zu 1 Gesprächen und kleinen Zusammenkünften in ruhiger Umgebung deutlich natürlicher als das, was als Ideal gesehen wird: Viele Freunde, laute Orte, ständige Veränderung.

Das Schöne an dieser Erkenntnis ist, dass sie Introvertierten (egal wo sie sich auf der Skala einordnen) die Möglichkeit gibt, Introversion zu akzeptieren und glücklicher zu leben. Statt sich zu fragen, ob mit einem etwas nicht stimmt, weil man gerne alleine ist, lautet die Frage plötzlich: Welche sozialen Kontakte bringen mir Freude?

Verwandt: Weder introvertiert noch extrovertiert: Was heißt das?

Anstatt sich in das gesellschaftliche Korsett zu schnüren, dass permanente Erreichbarkeit, Spontanität und Kontaktfreudigkeit fordert, kannst du also dein eigenes Ding durchziehen. Wenn du bei deinen sozialen Kontakten auf Mehrwert und Qualität setzt, dann kannst du endlich anfangen, die positiven Seiten des Alleinseins zu sehen und zu genießen. Ja, soziale Kontakte machen das Alleinsein besser.

Sich selbst genug sein

Wenn du dich ständig fragst, ob du etwas falsch machst, wenn du mit dir allein bist, dann zerstört das deine Zeit mit dir selbst. Lässt du diese negativen Gedanken hinter dir, kannst du endlich mit dir selbst zufrieden sein.

Denn wenn du zurück an das Eingangsstatement denkst, Ich bin lieber allein als unter Menschen, dann solltest du feststellen, dass dich das zum interessantesten Menschen in deinem Leben macht. Deine Gedanken, deine Gefühle, alles, was du tust, kann dein Leben bereichern – dafür brauchst du keine zweite Person.

Es gibt so viele Menschen, die nicht mit ihren eigenen Gedanken alleine sein wollen. Sie langweilen sich, wenn sie mal einen Tag keine Freunde treffen und sie wissen nichts mit sich anzufangen. Das Problem hast du nicht.

Und wie bereits erwähnt, führt die Akzeptanz des Alleinseins auch zu mehr Freude an sozialen Kontakten. Du siehst sie nicht mehr als Pflicht, sondern als Abwechslung. Du wählst sie danach aus, ob sie zu dir passen oder nicht.

Ich bin lieber allein als unter Menschen und das ist okay

Jeder will von Zeit zu Zeit einfach mal in Ruhe gelassen werden. Doch nicht jeder kann Zeit allein auch wirklich genießen. Um diese Superkraft werden die Introvertierten und Ambivertierten sogar beneidet.

Doch ist es nun normal, dass man lieber alleine ist? Ja und Nein. Der Anteil der Introvertierten in der Gesellschaft kann nur geschätzt werden. Einige sprechen von 20 Prozent, viele eher von 30 Prozent und wieder andere wählen eine Zählweise (z.B. werden ambivertierte Menschen mitgezählt), die sogar auf 50 Prozent kommt. So oder so ist Introversion weder das Ideal noch der Normalfall in der Gesellschaft.

Das ist keine schlechte Sache. Gesellschaften werden durch unterschiedliche Charaktertypen beflügelt. Dazu gehören auch die Stillen, die, die Ruhe und manchmal sogar Einsamkeit suchen. Daher ist die Frage nach der Normalität eigentlich Unsinn.

drang alleine zu sein

Als nicht normal sollte nur angesehen werden, was dir schadet. Hast du also das Gefühl, dich zu sehr zurückzuziehen und meidest du selbst Menschen, die dir eigentlich wichtig sind, dann solltest du etwas verändern. Auch Misanthropie, also Menschenhass, ist ein zu extremes Beispiel, um als förderlich zu gelten.

Wenn du nicht bereit bist, irgendwo in die Pampa zu ziehen und dich vollständig zu isolieren, wirst du gezwungen sein, eine gesunde Mitte zu finden. Gestehe dir deine Zeit allein zu und genieße sie in vollen Zügen. Aber suche dir auch deine Qualitätsmenschen aus und pflege den Kontakt mit ihnen. Dafür musst du manchmal deine geliebte kleine Blase aufgeben, in der du dich nur um dich selbst sorgen musst.

Aber mal ehrlich: Wenn du dich allein am wohlsten fühlst, musst du ohnehin gelegentlich mal unter Menschen gehen. Das erinnert dich dann nämlich wieder daran, dass du deine eigene Gesellschaft genießt. Vergiss außerdem nicht, dass es eben nicht natürlich oder in Stein gemeißelt ist, dass du in einer lauten Stadt leben und jeden Tag Tausende Fremde treffen musst. Das ist eine relativ neue Erfindung und man muss ja nicht jeden Trend mitmachen, oder?


Verwandter Beitrag: Welche Eigenschaften haben Einzelgänger?

28 Kommentare

  1. Hey Jennifer,
    sehr schöner Beitrag 😉 Und interessanter Gedanke, dein Ansatz mit der evolutionären Prägung in kleinen Gruppen. Noch ein paar Punkte, warum das Alleinsein gesund ist, dazu gibt’s mehrere Studien: 1) Alleinsein fördert Kreativität 2) Alleinsein fördert den Stressabbau 3) Alleinsein wirkt sich positiv auf die geistige und körperliche Gesundheit aus…Und jetzt das Hammer-Argument: Intelligente Menschen sind lieber allein als in Gesellschaft ^^

    • Hey Tamara, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, es gibt noch etliche Studien, in denen ruhige Menschen ziemlich gut wegkommen. Außerdem noch einige, in denen wir erfahren, dass Intros eher Katzenmenschen sind 😀

      Liebe Grüße

    • Liebe Tamara, bin ganz Deiner Meinung, nur: Punkt 3 suggeriert, dass Intelligenz das Höchste und Erstrebenswerteste ist. Wenn es heißen würde „liebenswerte und hilfsbereite Menschen sind lieber allein als in Gesellschaft“, wäre es interessant dies zu erfahren. Die immerwährende Bewertung von Intelligenz in unserer Gesellschaft finde ich befremdend. Oder war das ironisch von Dir gemeint? 🙂 Ansonsten ja, der Beitrag ist sehr gut. Es heißt immer, dass Menschen andere Menschen zu ihrem Glück brauchen. Ich bin geborgen und schön aufgewachsen, und seit vielen Jahren glücklich verheiratet. Trotzdem war ich bereits im Vorschulalter am liebsten alleine, und zwar fast immer wenn möglich. Das ist heute noch so, aber es hat Jahrzehnte für mich gedauert, das anzunehmen und es auch gut zu finden, weil man eben von klein auf lernt, dass soziale Interaktion unabdingbar und glückseligmachend ist. Das mag für die meisten Menschen stimmen, für mich nicht. Zum Glück hab ich diesbzgl. die volle Unterstützung meines Mannes!… LG

      • Moin Helen, ich stimme dir zu, Intelligenz ist wirklich nicht alles. Empathie, Fürsorge, Rücksicht – das setze ich auch viel höher an. Ich halte Ausschau, ob da noch die ein oder andere Studie zu finden ist!

        Außerdem ist es natürlich schön, dass du deine Art nicht nur akzeptierst, sondern sogar noch jemanden gefunden hast, der das auch tut 🙂

        Liebe Grüße

  2. Hallo Leute und ein DANKE AN DICH JENNIFER für diesen Beitrag und natürlich die anderen Kommentare, diese haben mich sehr inspiriert und mir den Mut gegeben das zu schreiben…

    Ich habe meine Mutter schon länger nicht gesehen und sie wohnt nicht mal 20 Minuten weit weg von mir, ich habe ihr mehrmals gesagt das ich in meinem eigenen Prozess bin und ich gerne alleine bin. Es ist mehr als 3 Monate her als ich sie gesehen habe. Vor ein paar Tagen sagte sie mir, sie hat Pfannkuchen gemacht und gestern hat sie gefragt ob sie vorbei kommen kann sie hat essen gemacht, ich habe ihr gesagt mal schauen und habe das Gefühl sie zu sehen wirklich an mich rangelassen und versucht zu erfühlen, ich schrieb ihr heute ich will alleine sein. Daraufhin schickte sie mir eine Sprachnotiz in der länge von 7 Minuten wo sie predigt das sie mich länger beobachtet das ich sage ich will alleine sein und das dies Früchte des Teufels sind weil ich nicht geschaffen wurde um alleine zu sein sondern Gott hat Adam und Eva erschaffen um Früchte zu tragen………Sie sagte dann auch ich respektiere das aber weisst du ich bin in der Spirituellen Welt und du verstehst das nicht, aber jedesmal wenn du alleine sein willst gibst du damit dem Teufel den Raum so Gott hat viel schönes vor mit dir du musst es jedoch zu lassen.

    ICH LIEBE ES ALLEINE ZU SEIN!!! Dieser Frieden diese Ruhe, ich ging sehr oft zu meiner Mutter und gab ihr meine Aufmerksamkeit hörte ihr zu doch jedesmal wenn ich bei ihr bin ist es so anstrengend, es kostet mich soviel kraft bei ihr zu sein weil sie soviel Raum einnimmt, so schwer ist und sich gar nicht für mich interessiert, ständig redet sie von Jesus Christus wie teile ich ihr mit das ich einfach anders bin und viel lieber alleine bin als mit ihr?

    Anhand meiner Zeilen seht ihr ja das sie völlig davon überzeugt ist was sie sagt, sie versteht das nicht, sie versteht auch nicht das ich sehr, sehr sensibel bin und ich genau weiss was ich brauche und sie mir das einfach nicht geben kann also gebe ich es mir ganz einfach selbst.

    Ich finde es einfach sehr beschränkend wenn sie ihren glauben als Macht Demonstration benutzt und mich nicht ganz eifach fragt warum ich den alleine sein möchte?
    oder hey wie fühlst du dich den?

    wisst Ihr, als sie mir das geschickt hat habe ich mich erneut hinterfragt und so gedacht mhmm vielleicht hat sie recht? dann habe ich das gegoogelt und bin auf diesen Beitrag gestossen, ich habe sehr lange gebraucht diesen Teil von mir zu akzeptieren, wenn ich alleine bin kann ich mich besser entfalten, ich dachte lange mit mir stimmt etwas nicht, nun bin ich froh das ich weiss mit mir ist alles okay ich bin viel lieber alleine und das ist auch gut so ^^

    So, ich wünsche jedem lesenden alles liebe und den Mut sich selbst und andere zu hinterfragen, sich selbst bleibt gesund!

    <3

    • Hallo Juliana, ich bin sehr froh, dass du diesen Beitrag gefunden hast und er dir geholfen hat 🙂

      Leider verstehen viele Menschen – so wie scheinbar deine Mutter – überhaupt nicht, wie es sein kann, dass man gerne alleine ist. Es ist umso schlimmer, wenn diese Menschen auch nicht bereit sind, Andersartigkeit zu akzeptieren. Dafür gibt es auch keine einfache Lösung, von solchen Fällen höre ich immer wieder. Man kann sich nur die Mühe machen, sich so gut es geht zu erklären. Wenn das nicht funktioniert, muss man einfach gewisse Grenzen setzen.

      Da ich weder dich noch deine Mutter persönlich kenne, möchte ich mir kein Urteil erlauben. Aber du wirst hier auf dem Blog immer einen Anlaufpunkt haben. Vielleicht findest du ja auch den Austausch mit Introvertierten hilfreich? Es gibt Gruppen und Foren, in denen Menschen ganz ähnliche Erfahrungen austauschen, wie du sie beschrieben hast.

      Liebe Grüße

    • Ja, ich habe den Beitrag und eure Meinung sehr interressiert verfolgt. Ich bin gerade getrennt nach vielen Ehe Jahren und dachte anfangs das Allein leben nicht aushalten zu können. Aber I h merke es tut mir richtig gut, viel Zeit zu haben Gedanken und Gefühle zu ordnen zu lesen Rad zu fahren und natürlich auch wenn ich möchte Kontakte zu pflegen, die mir guttun. Dabei habe ich bemerkt Quantität ist nicht Qualität. Zwanghaft Kontakt suchen finde ich nicht gut. Ich bin viel in der Natur und genieße gerade jetzt die ☀, den Frieden die Stille. Bin leider aus dem Dorf und grossem Waldgrundstuck in die Stadt verpflanzt worden. Aber ich merke draussen werde ich ruhig und das kann durchaus gut alleine sein. Mit meinem Partner haben wir auch im Wald geschwiegen oder Radtour en es muß nicht immer geredet werden. Wer am Tag viel mit Menschen zu tun hat, benötigt einen Ausgleich. Und gestehen wir uns zu achtsam und gut zu uns zu sein. Alles hat seine Zeit.

      • Hey Martina, das hast du schön geschrieben 🙂 Das Stadtleben ist wirklich nicht besonders leicht, wenn man eigentlich vom Dorf kommt. Dann muss man sich seine kleinen Auszeiten schon suchen.

        Liebe Grüße!

    • Hallo

      Ich bin richtig gern allein.
      Ich gehe bekanntschaften bewußt aus dem Weg
      Ich mache das schon 6 Jahre lang vorher habe ich immer gezögert ich dachte es wäre verkehrt
      Aber siehe da ich bin glücklicher und das seit 6 Jahren
      Ich bereue nichts

      Endlich Ruhe

      Ps: Dein Artikel ist prima

  3. Hallo liebe Jennifer!
    Vielen Dank für dein Beitrag, alles auch meine Gedanken, habe mich in allem wiedererkannt!

    Ich frage mich immer: warum muss ich mich für mein Allein-sein-wollen bei andere rechtfertigen? Immer Ausreden suchen und schlechtes Gefühl haben, wenn ich z.B. mal auf Familientreffs verzichten will, wenn ich nicht ständig auf irgendwelche Mails antworten will…wenn ich auch bei schwerer Arbeit keine Hilfe benötige… wenn ich nicht reden will…Usw
    Ich frage ja diese Leute auch nicht : warum brauchst du ständig andere, warum musst du immer reden wollen, kommst du ohne andere nicht klar…warum brauchst du ständig Gesellschaft und Unterhaltung??
    Die Leute wollen es einfach nicht wahr haben, dass man alleine super toll klar kommt!
    Viele projizieren das Allein-sein anderer auf sich und fühlen sich angegriffen und beleidigt und fragen sich- „Bin ich keine gute Gesellschaft?“
    Viele haben Angst allein zu sein, weil sie mit sich nichts anfangen können…sie beschäftigen sich in dieser Zeit mit sich und stellen vielleicht fest, dass sie die und die Defizite haben, das sie das und das nicht können…dass sie in der Stille nichts entdecken können, dass sie sich selbst kein Halt sind und stark auf andere angewiesen sind…und dann sind sie der Meinung – es sind alle so. Schade!
    Ich habe drei Kinder, bin alleinerziehend und freue mich über jede freie und Stille Minute in der ich zu mir finden kann. Nein, es hat nichts mit Überforderung zu tun. Es klingt jetzt blöd, aber ich vermisse mich selbst, ich fühle micht verloren und spüre mich nicht. Wenn ich alleine bin, bin ich klar in Gedanken, bin sehr kreativ und produktiv. Ich kann fest auf dem Boden stehen und wenn ich möchte kann ich total abheben. Ich bin frei, mich belastet niemand. Ich bin ein sehr mitfühlenden und feinfühliger Mensch und nach den Kontakten bin ich immer fertig.
    Wenn wir über Jesus reden, über den Glauben …dann kann ich z.B der „Gleichgesinnten?“ im Beitrag oben empfehlen, der Mutter zu sagen – „Warum hat sich dann Jesus für lange Zeit in die einsame Wüste verbannt?…er hat das Allein-sein gebraucht. Er hat bewusst auf alle und alles verzichtet. Er hat sich innerlich auf die Kreuzigung vorbereitet. Auf sein Tod. Er ist nicht jammernd zu Menschen gerannt. Er hat Kraft im Allein-sein gesucht. Kraft!“

    Wir stark!

    Wenn zu mir jemand hoffnungsvoll sagt – „Hey, du bist nicht allein!“ …Dann denke ich – „schade“ ?

    • Hey Tatjana, vielen Dank, dass du deine Erfahrungen geteilt hast. Es ist immer schön zu wissen, dass es anderen Menschen ähnlich geht. Und auch, dass jeder so seinen Weg findet, doch die Momente der Ruhe zu erhaschen 🙂

      Liebe Grüße

  4. War als Kind schon so und bin es immernoch. Lieber alleine als unter 1000 Menschen die einem nichtmal richtig zuhören und nur die oberflächlichen fragen stellen. Kaum sind die Standart floskeln durch watscheln sie weiter, was man gesagt hat, längst vergessen. Aber die Person läuft dan weiter und Redet weiter und zwar worüber sie am Liebsten redet. Sich selbst 😀 Bekomme bei der arbeit nen anschiss obwohl ich produktiver bin als 99% dieser bude nur weil ich strenge arbeiten lieber alleine erledige und niemanden rufen will. Ich gehe mit meiner Art offen um, ich erkläre jedem der das nicht kennt gerne, da sich die meisten dan sowiso angegriffen fühlen und denken es liege an Ihnen. Jedoch stösst das immernur auf widerstand und sie können es nicht akzeptieren, versuchen mich gar zu ändern, wollen mir vorschreiben wie ich zu leben habe.
    Da stossen diese Leute bei mir immernoch auf Granit auch wenns mich den Job kostet. Den meine Zeit mit mir Alleine ist mir das Teuerste was ich habe.

    • Hey Michael, tut mir sehr leid, dass du da so auf Widerstand stößt. Es ist wirklich manchmal schockierend, wie heftig Menschen auf „alternative Lebensweisen“ reagieren. Einfach weil sie sich damit unwohl fühlen. Wir von der ruhigeren Sorte verlangen ja gar nicht, dass alle so sein sollen – wir wollen doch nur, dass man uns glaubt, dass wir den für uns richtigen Weg gefunden haben. Es sollte nicht so schwer sein, uns zu akzeptieren, und zum Glück gibt es ja auch Menschen, die das tun. Nur leider sind das eher Wenige im Vergleich zu den Vielen, die uns erklären wollen, wie wir uns zu geben haben.

      Liebe Grüße

  5. Schade, dass das nicht die lesen, die mich für meine Art verurteilen…danke sehr für diesen Beitrag! Ich hab das Problem seit meiner Kindheit…ich bin hypersensitiv und alles ist mir zu laut, zu schnell usw…ich hab mich als Kind schon lieber abgesetzt und war gern mit mir alleine oder mit Tieren zusammen. Die haben mir Kraft gegeben…was nie verstanden wurde. Nicht mal von meinen Eltern..meine Mutter war grausam und gemein deshalb zu mir, weil sie es nie verstanden hat, dass sie möglw. ein besonders empfindsames Kind hat. Mein Gefühl ist, 40 Jahre lang gemobbt worden zu sein. Und die letzten 12 Jahre hab ich damit zugebracht, mich zu behaupten und mich von diesen Menschen zu lösen. Auch psychologische Hilfe mal zu finden. Dabei kam raus, dass ich gar nicht krank bin, so wie mir immer vermittelt wurde. Leider finde ich auch keinen Partner. Es gibt einfach keinen Mann, der das Einfühlungsvermögen hätte. ich werde ständig missverstanden. Mir ist aber auch schnell langweilig….ich finde keine geistige Ansprache weiter. Habe die letzten Jahre alles alleine gemacht, Haus gemietet, Garten angelegt, WE-Ausflüge in ganz Deutschland mit dem Auto , Urlaub…meine Möbel selber aufgebaut, tapeziert…es ist manchmal öde, ich würde gern mein Leben teilen…ich bin sehr kreativ, würde gern mal Geschenke schön verpacken oder jmd eine Freude machen…aber man wird auch ausgenutzt … ich hab jmd das Leben gerettet und bin des Hauses verwiesen worden…?! Ich frage mich, ob ich irgendwas falsches ausstrahle. Eine ältere Kolln. meinte, man kann mich nicht einschätzen oder ich bin eben „ungewöhnlich“ und das macht den Menschen Angst…und auch z. Bsp. Freundinnen, eben andere Frauen, bangen um ihre Männer, deshalb werde ich zu Partys nicht eingeladen oder separat, ohne die anderen. ??? Also stimmt doch bei den anderen was nicht!

  6. Hallo an Alle und hallo Jennifer, ein beruhigender Beitrag, vielen Dank. Habe mich in Deinen Zeilen wiedergefunden. Ich habe mich heute hingesetzt und aus dem Gefühl des „oft einen Anteil in mir drin zu spüren, dass mich für das Allein-Sein-Wollen tadeln und mich unruhig werden lässt“ folgendes gegoogelt „ist es ok alleine sein zu wollen“? So bin ich auf Deinen Beitrag und die wertvollen Kommentare gestoßen. Noch am Wochenende noch die Frage in einer Runde ausgesprochen, dass ich mich frage, ob ich Introvertiert bin, aber mich nicht ganz einschätzen kann und Dein Beitrag lässt mich zwischen Ambivertiert und Introvertiert einstufen :). Ich ertappe mich immer mehr dabei (oder fällt es mir jetzt auf) dass ich mich frage, ist es ok, wenn du soo viel im „Rückzug“ lebst, darfst du das, ist das gesund etc. Nachrichten, Telefonate sind mir zu viel, ich fühle mich meistens gestört. Sinnlose zu längere Gespräche saugen meine Energie. Ich spüre regelrecht, dass ich meine Energie in mir behalten möchte und es gibt manchmal Wochenenden hintereinander an denen ich fast nicht rede bzw. nur das aller Nötigste. Ja, ich schaue – vor allem Morgens, egal wie das Wetter ist – auf dem Balkon lange in den Himmel und es gibt mir so viel Frieden. Leider stelle ich aber fest (was auch der Grund meiner Internet-Recherche ist), dass ich diesen Persönlichkeits-Anteil von mir anscheinend noch nicht zu 100% angenommen habe, ich bin noch nicht so ganz sicher. Manchmal erfülle ich aus Pflicht dann mal einen Anruf o.ä. und denke, ok jetzt darfst du wieder einfach dich abkapseln. Ich werde, nachdem ich nun Deinen Beitrag gelesen habe, heute Abend nochmal in mich gehen und in die volle Akzeptanz eintauchen. Danke nochmal, dass ich hier den Raum für diesen Kommentar auch bekommen habe. Herzliche Grüße, Peru.

    • Hallo Peru, schön, dass der Beitrag geholfen hat 🙂 Mach dir bei der Akzeptanz nicht zu viel Druck – das ist einer langer, langer Prozess. Man lernt nun mal immer noch neue Dinge über sich und es gilt dann, noch einmal kleinere Veränderungen vorzunehmen. Manchmal geht das super schnell und manchmal dauert es Jahre.

      Liebe Grüße
      Jennifer

  7. Klasse Beitrag, herzlichen Dank.

    Bei mir ist es mittlerweile schon soweit, dass ich mich im Freundeskreis, sowie auch in der Familie von allen Festlichkeiten ausschließe. Was natürlich kein Mensch verstehen will und zu erwarten ware. Selbst bei meinem geliebten Sohn habe ich bereits die kommende Hochzeit abgesagt. Selbst diese wenigen Stunden sind mir zu viel.

    Selbstverständlich habe auch ich einen kleinen Freundeskreis, den ich regelmäßig besuche. Aber sobald dort zu viele Leute hinzukommen, verabschiede ich mich. Dann ist eh kein vernünftiges Gespräch mehr möglich, oder man muss sich Dinge anhören, die man nicht hören will.

    Es ist schade, dass Andersdenkende so etwas nicht verstehen wollen. Ich will doch einfach nur meine Ruhe und mit solchen Dingen nicht belästigt werden. Aber das diesen Menschen zu erklären, ist einfach nicht möglich. Man steht da, wie ein böser Außenseiter…

  8. Liebe Jennifer, in Deinem Beitrag wie auch in den meisten nachfolgenden Kommentaren finde ich mich wieder und ich bin erstaunt, wie treffend Du den Artikel ausformuliert hast und wie vielen es doch ganz ähnlich geht. Ich bin auch gern allein! Ich wünsche niemandem, sich für seine introvertierte Lebensweise rechtfertigen zu müssen, erst recht nicht in der eigenen Partnerschaft/Familie. Wünsche mir hier viel mehr Toleranz. Der introvertierte Mensch sollte unbedingt so sein dürfen, wie er ist. Gleichzeitig (und ohne böse klingen zu wollen) muss ich gestehen, dass ich es auch tröstlich finde, zu erkennen, dass ich mit dieser Art von Sorgen gar nicht alleine bin. —> Danke, dass Du mit Deinem Blog einen Raum für introvertierte und interessierte Menschen geschaffen hast.

  9. Ich bin 72j alt und lebe allein,und finde es herrlich,ich bin selbstbewusst und brauche niemanden,schon gar keine Egoisten ,Feiglinge ,und Mitläufer die es fast nur noch in der heutigen Gesellschaft gibt,

  10. Nachdem ich im April wegen meine stressigen Jobs einen Hörsturz erlitten hatte, habe ich seit diesem Herbst einen Antistress Kurs vom Arbeitgeber bezahlt bekommen. Der Doc hat erst einmal ein Profil von mir erstellt und mir gesagt, daß ich ein Mensch bin, der möglichst keine anderen Menschen um sich benötigt. Er sagte, die Tage im Großraumbüro müssten für mich die Hölle sein. Eigentlich finde ich schlimmer als das Großraumbüro die Verwandtschaft, die permanent meint, zu Kaffeekränzchen, Geburtstagen, Abendessen, Familienwochenenden etc. einladen zu müssen. Ich suche immer neue Ausreden, um dem zu entgehen, aber mein Mann sagt, ich könne mich nicht immer ausklinken. Es nervt mich einfach nur und wenn ich absage, bekomme ich die verschiedensten Sprüche zu hören. Nicht ganz normal, arrogant, depressiv etc. Sie können es einfach nicht verstehen, daß ich mir meistens selbst genug bin. Wenn ich Abends noch telefonieren soll, bin ich schon genervt. Wenn mir im Pferdestall Kolleginnen begegnen, möchte ich am Liebsten die Ohren zuklappen. Warum ist es für viele nicht zu verstehen, daß es Menschen gibt, die nicht ständig andere Menschen um sich herum brauchen?

    • Hallo Marion, es tut mir leid, dass du in deinem sozialen Umfeld auf so viel Unverständnis stößt. Leider ist das keine seltene Erfahrung für Introvertierte und Hochsensible. Einige Menschen brauchen nun mal ständig Bewegung um sich herum und können Stille schon gar nicht aushalten – dass es anderen (wie dir) nicht so geht, ist ihnen daher ein Graus. Wenn dein Mann das Bedürfnis hat, dass du auch mal mitkommst zu Veranstaltungen, müsst ihr schon Kompromisse finden. Gibt es vielleicht Tage oder bestimmte Veranstaltungen, die dir eher liegen? Oder müssen die Treffen vielleicht kürzer sein? Ihr solltet da definitiv drüber sprechen und schauen, ob es eine Lösung gibt. Natürlich darf er dir aber auch nicht das Gefühl geben, dass deine anderen Sozialbedürfnisse nicht in Ordnung wären. Eine schwierige Situation. Viel Erfolg dabei.

      Liebe Grüße
      Jennifer

  11. Sehr guter Artikel / Blogbeitrag 😁 Ich bin beruflich mit Menschen unterwegs, führe einen eigenen Onlineshop und bin sogar im Netz präsent. Ich schätze meine engen Freunde und treffe diese auch gerne. Aber suche immer und immer und immer wieder nach der „Ruhe“. Ich bin nicht einsam, sondern allein. Und das ist ein riesiger Unterschied. Aber mein lebenlang, also schon immer fand ich die Ruhe und das genießen + meine Gedanken interessanter als das nervige Smalltalk-Gewäsch. Und dabei bin ich eine sehr interessante Persönlichkeit, relativ offen, witzig und komme mit sogut wie jede Art Mensch klar. Eben viel Emphatie.

    Wenn ich aber könnte, würde ich wahrscheinlich eher auf Menschen verzichten oder maximal die Menschen um mich rum haben wollen, die mir wichtig sind.

    Generell sortiere ich aus, habe einen kleinen aber stabilen und loyalen Freundeskreis. Und die sind teilweise ähnlich. Manche Menschen sind halt so 😁

  12. Gott ist die Stille. Alleinsein kann Kommunikation mit Gott in uns sein oder mit unserem Engel, der telepathisch in unsere Gedanken spricht. Auch Jesus hat sich oft zurückgezogen, um allein zu sein. Er hat empfohlen, zum Beten in ein stilles Kämmerlein zu gehen (nicht in eine Kirche). Gott ist auch in der Natur. Allein kann ich die Natur viel besser wahrnehmen und empfinden und mit der Natur kommunizieren. Dafür ist es nicht notwendig zu wissen, wie eine Pflanze oder ein Vogel heißen. Wie geht es der Pflanze? Was fühlt der Vogel? Kann ich ihr Wesen wahrnehmen und mich so verhalten, dass ich sie nicht störe?
    Ich lebe allein und habe ein kleines Gästehaus (Gästehaus am Forst Waldbüttelbrunn). Nachmittags gebe ich privaten Musikunterricht. Wenn ich arbeite, habe ich mit Menschen zu tun. Sonst bin ich eher allein. Ich sitze gern in meinem Zimmer und lese Bücher über Natur und Tiere. Das finde ich entspannend nach der Arbeit.
    Agnes

  13. Ich war selber auch immer einer der vieles nur alleine gemacht hat und auch noch macht. Viele Leute verwechseln allein sein mit Einsamkeit. Im Laufe der letzten 10 Jahre bin ich viel verreist. Viel im Ausland und viel auch alleine. Einsam gefühlt habe ich mich noch nie. Ich finde es noch so wahnsinnig heftig wenn Leute denken man ist gestört wenn ich vieles nur alleine mache. Leider sind deswegen schon einige Freundschaften und Beziehungen mit Familien in die Brüche gegangen.

    • Tut mir leid zu hören, dass einige Menschen das offenbar nicht akzeptieren konnten – aber schön zu lesen, dass das nicht davon abhält, weiter auch allein gut klarzukommen. Der Unterschied zwischen allein und einsam ist vielen einfach echt nicht bewusst.

      Liebe Grüße

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