Typisches Verhalten von schüchternen Menschen (Merkmale)

Die Welt ist leichter zu verstehen, wenn wir sie kategorisieren. Gleichzeitig weißt du wahrscheinlich bereits, dass Menschen in gewisse Boxen zu stecken, auch viele negative Konsequenzen haben kann. Vorurteile, Fehlannahmen und sogar rücksichtsloses Verhalten können die Folge sein.

Wenn wir also jemanden mit einem bestimmten Begriff beschreiben oder die Menschen in unterschiedliche Kategorien unterteilen, sollten wir uns die Mühe machen, die Begriffe und Kategorien zu verstehen. Heute soll es darum gehen, die Kategorie Schüchternheit etwas genauer zu betrachten.

Denn was als „typisch schüchtern“ gilt, ist meist komplexer, als Menschen annehmen. Einige werfen alle Menschen in den Topf mit der Aufschrift SCHÜCHTERN, die minimal weniger sprechen. Das ist absurd und nicht zielführend. Die typischen Verhaltensweisen haben konkrete Ursachen und Folgen – wenn du also jemanden schüchtern nennst, dann sollte dir auch klar sein, was dahintersteckt.

13 Verhaltensweisen, die typisch für schüchterne Menschen sind

Die folgenden Beschreibungen treffen auf viele schüchterne Personen zu. Aber: Nicht auf alle. Denn Schüchternheit ist niemals alles, was einen Menschen ausmacht. Verhalten orientiert sich unter anderem auch an persönlichen Erfahrungen, der Hirnchemie, dem sozialen Umfeld und den eigenen Überzeugungen.

Typisch für schüchterne Menschen:

  1. Sie reden weniger.
  2. Sie hören mehr zu.
  3. Sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt.
  4. Sie nehmen ihre Aufgaben ernst.
  5. Sie fühlen sich unwohl unter Menschen.
  6. Sie fühlen sich mit einigen Menschen sehr wohl.
  7. Sie überschätzen andere Menschen.
  8. Sie unterschätzen sich selbst.
  9. Sie sind konfliktscheu.
  10. Sie sind gute Mediatoren.
  11. Sie zittern, schwitzen und verspannen sich.
  12. Sie sind hilfsbereit.
  13. Sie sind mehr als nur schüchtern.

Jeder Punkt wird nun noch einmal kurz und knapp erklärt, damit es keine Missverständnisse gibt. Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen: Schüchtern sein, ist nicht immer schlecht.

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Weniger reden

Wer herausfinden möchte, ob Verhalten auf Schüchternheit hindeutet, fängt meist beim Redeverhalten an. Schüchterne Menschen reden in Gruppen oder unübersichtlichen sozialen Situationen meist deutlich weniger als andere. Das liegt unter anderem an der Angst davor, etwas Falsches zu sagen – oder überhaupt nicht richtig gehört zu werden.

Mehr zuhören

Manche Menschen haben Probleme damit, richtig zuzuhören. Denn sie konzentrieren sich hauptsächlich auf das Reden. Da schüchterne Menschen meist zurückhaltender sind, verbringen sie fast automatisch mehr Zeit damit zuzuhören. Scheint jemand komplett abwesend zu sein, dann ist die Ursache vielleicht eher Desinteresse als Schüchternheit.

Rampenlicht meiden

Schüchterne Menschen werden selten bis nie freiwillig im Mittelpunkt stehen. Wenn sich alle Aufmerksamkeit auf sie richtet, fühlen sie sich unwohl. Somit verhalten sich schüchterne Personen meist so, dass sie weniger Aufmerksamkeit erregen.

Zuverlässig sein

Wer ständig damit rechnet, negativ gesehen zu werden, der will alles richtig machen. Deshalb geben sich viele schüchterne Menschen bei all ihren Aufgaben Mühe. Das gilt für die Arbeit, aber auch für persönliche Beziehungen. Da sie nicht mit ihrer aufgeschlossenen Art überzeugen können (oder zumindest nicht glauben, dass sie es können), wollen sie wenigstens als zuverlässig gelten.

Menschen meiden

Schüchternheit führt bei einigen Menschen dazu, dass sie Menschen meiden. Andere entscheiden sich dafür, trotzdem noch Sozialkontakte aufrechtzuerhalten, aber sie fühlen sich dabei nicht wirklich wohl. Gerade in neuen oder unübersichtlichen Situationen (z.B. große Firmenfeier) können sie nicht richtig entspannen oder Spaß haben. Deshalb stehen sie oft abseits des Geschehens, bleiben still oder haben eine verkrampfte Körperhaltung.

Sich mit Menschen wohlfühlen

Die Kehrseite zum Menschen meiden, ist das Suchen nach engen Kontakten. Denn viele schüchterne Menschen sind nicht jederzeit zu 100 Prozent schüchtern. Stattdessen ändert sich der Grad der Schüchternheit je nach Umfeld. Somit kann es auch sein, dass unter Freunden oder innerhalb der Familie kaum Symptome beziehungsweise kaum typische Verhaltensweisen zu sehen sind. Wenn du einen schüchternen Menschen erkennen willst, kannst du also ironischerweise daran scheitern, dass sich die Person bei dir „zu wohl“ fühlt.

Andere überschätzen

Schüchternes Verhalten beruht in großen Teilen auf einer verzerrten Wahrnehmung. Dabei gelingt es schüchternen Menschen nicht, sich und ihre Umwelt ähnlich oder gleich zu bewerten. Oftmals werden andere Menschen als netter, erfolgreicher, klüger, witziger oder „besser“ gesehen, ohne dass es dafür eine tatsächliche Grundlage gibt. Somit verhalten sich einige Schüchterne geradezu unterwürfig oder verherrlichen die Fähigkeiten anderer Menschen.

Sich selbst unterschätzen

Nicht nur die Fähigkeiten und Eigenschaften anderer Menschen führen zu Unsicherheit bei Schüchternen. Während bei anderen Leuten Leichtigkeit und Kompetenz erst einmal erwartet wird, werden die eigenen Besonderheiten grundsätzlich schlechter eingeschätzt. Deshalb relativieren viele schüchterne Menschen ihre Erfolge – oder verschweigen sie sogar. Oftmals werden schüchterne Personen daher auch als bescheiden wahrgenommen.

Konflikte meiden

Die Welt als kompliziert und überwältigend wahrzunehmen, ist ein typischer Grund, sich zurückzuziehen. Fühlt sich das Leben an sich schon nach „zu viel“ an, dann kann alles noch viel schlimmer werden, wenn Öl ins Feuer gegossen wird. Heftige Diskussionen, körperliche Auseinandersetzungen oder unsichere Situationen wollen schüchterne Menschen daher meiden. Leider manchmal zu einem hohen Preis: Statt ihre Ansichten zu verteidigen, entscheiden sie sich dafür, still zu bleiben.

Konflikte lösen

Wer Konflikte nicht gerne erlebt, der will sie verhindern. Oftmals gelingt es schüchternen Menschen, Konflikte vorherzusehen und als Mediator einzutreten. Indem alle Seiten betrachtet werden und die Emotionen nicht in Aggressionen umschlagen, bleiben Konflikte ruhiger oder kommen gar nicht erst zustande. Daher nimmt man schüchterne Menschen als harmoniebedürftig wahr und sie verhalten sich gerne wie die Schweiz, um niemandem auf die Füße zu treten.

Körperliche Reaktionen zeigen

Zum typischen Verhalten von Schüchternen gehören auch die Reaktionen, die nicht zu verhindern sind. Sind schüchterne Menschen nervös oder fühlen sich unsicher, dann schwitzen sie, sie atmen schneller, bewegen sich hastig oder verkrampfen. Während das jedem Menschen mal passieren kann, reichen bei schüchternen Menschen oft kleine Auslöser wie eine erhobene Stimme oder ein wenig Kritik.

Hilfsbereit sein

Hemmungen prägen das Leben schüchterner Personen. Somit wissen sie, dass Dinge anstrengend und belastend sein können, die für viele Menschen normal sind. Schüchterne wollen meist nicht, dass sich andere in ihrer Umgebung schlecht fühlen – sie wissen ja schließlich, wie das ist. Deshalb sind sie oft sehr hilfsbereit und gute Zuhörer.

Nicht nur schüchtern sein

Zu guter Letzt verhalten sich Schüchterne so, wie sie sind. Klingt komisch, ist aber so. Schüchternheit ist niemals alles, was einen Menschen ausmacht. Somit ist typisch schüchtern nun mal auch, ein komplexes und facettenreiches Wesen zu sein, das von der Umwelt auf nur diesen einen Faktor reduziert wird.

schüchterne verhaltensweisen

Schüchternheit im Erwachsenenalter: So verhalten sich verschiedenste Menschen

Es gibt vier große Gruppen an schüchternen Menschen, über die viele mehr wissen wollen: Kinder, Freunde, Partner und Kollegen. Im Folgenden werden die Kinder einmal rausgelassen, da man vorsichtig mit Ratschlägen für die kleinsten Individuen sein sollte – sie sind schutzbedürftig und somit gelten viele Tipps und Analysen für sie nicht auf die gleiche Art wie für erwachsene, selbstbestimmte Menschen.

Aus schüchternen Menschen Freunde machen

Es kann schwierig sein, einer schüchternen Person so nahe zu kommen, dass daraus eine Freundschaft wird. Trotzdem versuchen es viele (glücklicherweise) trotzdem. Problematisch ist dabei, dass sich potentielle schüchterne Freunde oftmals nicht trauen, ihre Gefühle und Bedürfnisse klar zu kommunizieren.

Deshalb ist für schüchterne Freunde – die noch nicht das nötige Selbstbewusstsein entwickelt haben – typisch, dass sie zu allen Vorschlägen erst einmal Ja sagen. Sie kritisieren nicht, selbst wenn es angebracht wäre. Selten initiieren sie Treffen oder Gespräche. Ihr Verhalten wirkt dadurch nicht gerade passend für eine Freundschaft.

Aber wie bereits angedeutet wurde, kann sich das ändern. Je wohler sich eine schüchterne Person fühlt, umso mehr kommt sie auch aus sich heraus. Somit müssen Geduld und Fingerspitzengefühl her. Auf keinen Fall solltest du schüchterne Freunde bedrängen – mach ihnen stattdessen Angebote, frage nach ihrer Meinung und höre vor allem auch zu, wenn sie sich doch mal aus der Reserve locken lassen.

Schüchterne Männer und Frauen daten

In der Liebe ist Schüchternheit ein Problem, da Kommunikationsschwierigkeiten vorprogrammiert sind. In der Datingphase (oder direkt davor) muss herausgefunden werden, ob gegenseitiges Interesse besteht und ob man kompatibel ist. Wenn dann eine Person (oder gar beide) nicht viel spricht und sich unsicher präsentiert, ist das natürlich ein Problem.

Denn die großen Gesten, laute Gefühlsverkündungen a la Hollywood oder totale Offenheit findest du bei schüchternen Menschen eher nicht. Auch hier gilt daher: Geduld und Kommunikation sind wichtig. Schüchternheit baut sich meist mit der Zeit ab und nicht von heute auf morgen. Du kannst also selbst gar nicht die eine perfekte Sache tun, die jemanden in deiner Gegenwart „entschüchtert“.

Kleine Gesten schüchterner Menschen, die viel bedeuten können:

  • gut durchdachte Geschenke
  • Teilen von besonderen Erfahrungen/Erlebnissen
  • Initiieren von leichtem Körperkontakt (z.B. Umarmung, dicht beieinander sitzen)
  • sich für ein Hobby interessieren
  • einen gemeinsamen Abend nicht vorzeitig beenden

Sei dir der Komplexität von Schüchternheit stets bewusst, sonst hast du vielleicht falsche Erwartungen. Schüchternheit beruht unter anderem auf erwarteter Ablehnung und negativem Feedback in der Vergangenheit. Das zu überkommen, ist eine Mammutaufgabe – ganz besonders, wenn Gefühle im Spiel sind. Setze die Person also bitte nicht noch mehr unter Druck.

Mit schüchternen Kollegen arbeiten

Auf Arbeit mit einer schüchternen Kollegin oder einem schüchternen Kollegen zu tun zu haben, ist für manche Menschen eine echte Belastung. Sie brauchen den sozialen Austausch im Büro, während eines Einsatzes oder auch in der Mittagspause. Wenn dann jemand still bleibt und nicht viel von sich preisgibt, ist das hochgradig verwirrend.

Hier ist extrem wichtig, zwischen Schüchternheit und Introversion zu unterscheiden. Dafür gibt es einen eigenen Artikel, aber hier die Kurzfassung: Manche Menschen sind von Natur aus ruhiger und das musst du akzeptieren. Geh ihnen nicht auf den Keks, solange sie ihren Job gut machen. Die schüchternen Menschen können hingegen etwas mehr Aufmerksamkeit gebrauchen – aber zu ihren Bedingungen und nicht zu deinen.

Schüchterne Kollegen leiden manchmal darunter, dass sie ihre Ideen nicht einbringen können. Also frage nach und höre zu. Es kann auch sein, dass sie einfach im Chaos eines Büroalltags untergehen. Du könntest daher in der Mittagspause einen Spaziergang vorschlagen. Erwarte allerdings nicht, dass du aus einem schüchternen Menschen auf einmal einen Partylöwen oder einen sozialen Schmetterling machen kannst. Wenn du das erwartest, hast du unrealistische und unfaire Erwartungen – niemand ist dir schuldig, aus sich herauszukommen.

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Fazit: Zaghaftes Verhalten ist gleichzeitig eindeutig und hoch komplex

Es gibt viele Dinge, die typisch schüchtern sind. Doch da sich Schüchternheit bei jedem Menschen anders äußern kann, ist auch irgendwie keine perfekte Beschreibung von schüchternem Verhalten zu finden. Hoffentlich konnte dir der Beitrag aber zeigen, dass Schüchternheit kein verheerendes Urteil ist. Schüchternheit macht einen Menschen ein wenig anders und nicht etwa freakig, merkwürdig oder langweilig. Das musst du einfach bedenken, wenn sich jemand schüchtern verhält.

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