Ich habe keine Lust auf Menschen, na und? (Wutrede)

Menschen sind anstrengend, Menschen sind nervig, Menschen versauen einem den Tag. Optimisten und Extrovertierte halten das für ein Gerücht, doch es stimmt: Kein Bock auf Menschen zu haben, ist gar nicht so verrückt, wie es zunächst klingt.

Für gewöhnlich gibt es hier sehr gut recherchierte und ausführliche Beiträge, die für nahezu jeden Leser geeignet sind. Das hier … ist mehr eine Abrechnung. An neun von zehn Tagen muss ich mich nicht so auslassen, doch an Tag Nummer zehn, tja, da muss ich mich mal auskotzen.

Disclaimer: Ich habe Menschen in meinem Leben, die ich sehr mag, für jedes hier aufgezählte Beispiel gibt es Ausnahmen und ja, auch ich bin öfter mal anstrengend. Hier wird lediglich eine Stimmung verschriftlich, von der ich weiß, dass sie nicht nur mich wieder und wieder erfasst. 

Menschen sind überall

Dass der Spruch, der Mensch ist ein soziales Wesen, eigentlich völlig zweckentfremdet wird, habe ich hier schon mehrfach erwähnt. Da aber einige von euch noch immer keinen Altar aus meinen Beiträgen gebaut haben und jeden dreimal lesen, hier noch mal die Kurzfassung: Ja, der Mensch ist ein soziales Wesen, aber nein, in Wahrheit geht es dabei nicht um tägliche Kontakte zu Fremden oder um digitale Kontakte.

Soll heißen, ich komme zwar nicht ohne Sozialkontakte aus – will ich auch gar nicht – aber dazu kommen noch hunderte oder gar tausende, die ich eigentlich gar nicht haben will. Das reicht von Fremden in öffentlichen Verkehrsmitteln über alte Klassenkameraden, mit denen man eh nur Smalltalk macht, bis hin zu all den Heinis, mit denen man sich online abgibt.

Menschen sind überall. Das ist anstrengend. Jeder einzelne von ihnen ist eine individuelle kleine Schneeflocke, die sich für das Zentrum des Universums hält. Wenn ich mit ihnen Kontakt haben muss, verfolgen sie ihre eigenen Ziele, haben eine vorgefertigte Denkweise, beugen sich unzähligen sozialen Normen.

Und 99 Prozent von ihnen haben keinen relevanten oder positiven Einfluss auf mein Leben. Sie sind halt da. Aus irgendeinem Grund verlangt die Gesellschaft von mir, dass mich das interessieren sollte. Fremde gehen mir aber grundsätzlich (!) am Arsch vorbei – ja, das kann ich sagen, obwohl ich alten Damen über die Straße helfe, bei einem Verkehrsunfall anhalte, um zu sehen, ob alles okay ist und ich ein stark empathischer Mensch bin, den tragische Schicksale nicht kalt lassen.

zu viele menschen

Menschen verstehen die Welt nicht

Ich habe einen ganzen Bachelor gemacht – so motiviert, dass ich nach drei Jahren noch nicht mal genug hatte (Regelstudienzeit, nein danke) – nur, um die Welt besser zu verstehen. Politikwissenschaft und Soziologie sind herzlich wenig wert, wenn man nebenbei keinen Hintern küsst oder danach weiter studiert. Und dann Hintern küsst.

Aber ich erlebe die Welt schon immer als super kompliziert und verwirrend. Noch viel verwirrender fand und finde ich, dass es anderen Menschen scheinbar nicht so geht. Um irgendwie klar zu kommen, lese ich Artikel und Bücher aller Art, beobachte ständig und habe eben etwas studiert, was mir erklären sollte, wie Staaten und Gesellschaften funktionieren.

Die Mehrheit der Menschen scheint einfach loszulegen. Dass sie das meist zu schlecht informierten und wandelnden Warnhinweisbedürftigen erklärt, wissen viele gar nicht. Sie haben in ihrem Leben nie versucht, zu verstehen, wann es ihnen gut geht und wann nicht. Sie haben nie Interesse daran gehabt, Andersdenkende zu verstehen und sich in ihre Schuhe zu versetzen. Sie haben nie etwas auf Google eingegeben, weil sie sich nicht sicher waren, ob sie diese eine Information noch richtig im Kopf haben.

Im Englischen sagt man „Ignorance is bliss“ was im Wesentlichen mit Unwissenheit ist Glückseligkeit übersetzt werden kann. Denn wahrscheinlich haben diejenigen, die nicht ständig nach Zusammenhängen suchen, mehr verstehen wollen oder beobachten MÜSSEN ein einfacheres Leben als ich.

Doch dabei gehen sie mir nun mal tierisch auf den Keks. Der Fairness halber jetzt hier die Übersetzung ins Englische: PEOPLE WALK ME ANIMALLY ON THE COOKIE!

Kaum einer gibt noch zu, dass er von etwas keine Ahnung hat. Keiner versteht mehr, dass er nichts versteht. Wer hält sich denn selbst mal zurück, wenn er offensichtlich überfordert ist?

Niemand*. Deshalb haben Verschwörungstheoretiker die Zeit ihres Leben, ich hinterfrage Menschen andauernd, damit sie mir sagen, woher sie Informationen oder ihre Meinung haben, und ich denke mir immer wieder: Wirklich, wir Deppen sollen die Spitze der Nahrungskette bilden und das Klügste sein, was die Erde hervorgebracht hat?

*Dramatisierung

Deshalb funktionieren Filme über Alien-Invasionen für mich nicht mehr. Den heroischen Kampf können wir vergessen. Die Aliens werden einfach ein Stück Fleisch in die Mitte werfen und wir werden uns wie Tiere darum streiten, während jeder von uns glaubt, klüger als der Nebenmann zu sein.

menschen sind heuchler

Menschen sind Heuchler

Man muss es Menschen aber auch lassen, die Welt ist ganz klar zu kompliziert geworden. Das ist nicht nur meine persönliche Meinung, dazu gibt es Forschung ohne Ende. Also okay, vielleicht ist es nicht das Nervigste an Menschen, dass wir die Welt nicht verstehen und es nicht zugeben können.

Was wirklich, wirklich dafür sorgt, dass sich mir die Fußnägel hochrollen, ist Heuchelei. Oh mein Gott, Heuchelei ist überall!

Gib mir ein Zeichen; wenn jemand, den du kennst, schon mal einen der folgenden Sätze gesagt hat:

  • „Ich kann nicht glauben, dass ich dafür arbeiten gehe.“
  • „Radfahrer sind viel schlimmer als Autofahrer.“
  • „Autofahrer sind viel schlimmer als Radfahrer.“
  • „Hast du keinen Blinker, oder was?“
  • „Müssen die sich in der Öffentlichkeit so zeigen?“
  • „Das will doch keiner sehen.“
  • „Früher gab es sowas nicht…“

Das sind typische Hinweise auf Heuchelei. Was meine ich damit? Ich meine, dass wir in einem freien Land leben, in dem zwar vieles nicht richtig läuft, wir aber gleichzeitig unglaublich viele Möglichkeiten haben, wir aber trotzdem so tun, als wäre alles furchtbar, alle wären gegen uns und daran sind die anderen Schuld!

Dein Job ist scheiße? Dann such dir einen neuen! Ach ja, geht ja nicht, wegen der Kinder und ja, die Rechnungen wollen ja bezahlt werden und eigentlich… JA DANN JAMMER NICHT. Jammern um des Jammerns Willen ist sowas von angesagt. Die Umstände können schwierig sein, die Lösung möglicherweise nicht sofort umsetzbar. Doch wer nicht versucht, etwas zu verändern, aber gleichzeitig jeden Tag eine Selbstmitleidsparty schmeißt, den kann ich nicht ernst nehmen.

Zum Thema Radfahrer und Autofahrer im Straßenverkehr muss ich eigentlich nicht viel sagen außer: Versuch doch mal, Fußgänger zu sein. Dann wollen dich alle umbringen. Der Autofahrer huscht dir nur noch schnell über den großen Zeh während du über die Zebrasteifen gehst, der Radfahrer brettert über den Fußweg, während er über die Autos schimpft. Da nehmt ihr euch doch alle nichts!

Dritte Kategorie: Wieso machen die anderen das, ich will das nicht! Um es mit den Worten von Janice zu sagen: OH! MY! GOD!

Ich finde es auch nicht geil, wenn ein Pärchen direkt vor meiner Nase per Zungenuntersuchung den Rachen des anderen checkt. Manchmal denke ich mir auch, dass jemand ein absolut beklopptes Outfit trägt. Wenn jemand in Norddeutschland Bayern Trikot trägt, kaufe ich ihm nicht ab, dass er einen IQ über 100 hat.

Aber ich bin doch nicht bescheuert genug, zu denken, dass diese Menschen das machen, um mich zu ärgern. Und vor allem denke ich nicht, dass andere Menschen mich nicht sehen würden und von mir genervt sind! Wir sind alle anstrengend.

Aber nein, Tinaminamäuschen147 auf Instagram muss sich trotzdem über Outfits fremder Menschen auslassen. Weißt du was, Tinaminamäuschen147, deine Dummheit kotzt mich auch an, also wenden wir uns doch alle wieder unseren eigenen Brötchen zu. Deutscher_Mustermax1956, du bist auch nicht besser. Dass queere Menschen die gleichen Rechte haben wollen wie du, macht dein Leben nicht schlechter. Die Welt ist nicht gegen euch, ihr seid nur aggressiv selbstliebend.

Wieder und wieder und wieder begegne ich Menschen, die andere für jeden kleinen Scheiß kritisieren, während sie sich gleichzeitig rücksichtslos und unreflektiert verhalten und absolut alles auf sich beziehen. Gar kein Bock drauf, sorry, ich sehe, dass ihr Wasser predigt und Wein sauft.

keine lust auf andere menschen

Menschen sind undankbar

Das machen wir jetzt mal kurz: Undankbarkeit ist fucking anstrengend. Hans Werner lebt in einem Land, das Freiheit und Gleichheit garantiert und in dem er theoretisch niemals auf der Straße leben muss. Trotzdem ist angeblich die ganze Welt gegen ihn.

Ich kritisiere Politiker, politische Maßnahmen, die Gesellschaft und Individuen auch nur zu gerne. Aber dann wird es konkret, in der Hoffnung, damit zu neuen Erkenntnissen oder zu einer Besserung zu gelangen. Das kann ich tun WÄHREND ich trotzdem dankbar für die Umstände bin, in denen ich leben darf.

Zu behaupten, hier in Deutschland (oder Österreich/Schweiz) ginge es uns schlecht, ist einfach nur Bockmist. Könnten wir besser leben? Ja klar. Sollten wir Fortschritte anstreben? Ja klar. Aber meine Güte, tu doch nicht so, als wäre die ganze Welt darauf aus, dir das Leben schwer zu machen.

Menschen sind rücksichtslos

Manche Menschen verwehren sich ja der Idee, wir würden vom Affen abstammen. Dass wir insgeheim aber einfach nur Tiere sind, sieht man, wenn wir ohne persönlichen Gewinn, Rücksicht auf andere nehmen sollen.

Blinken ist ein lächerlich banales Beispiel dafür. Viele Menschen blinken nicht, wenn sie niemanden hinter sich haben. Ich als ständiger Fußgänger stehe also beinahe täglich an Straßen, die ich nicht überquere, weil ich brav warte, um dann zu sehen, wie jemand abbiegt. Ist das der Untergang des Abendlandes von dem einige sprechen? Nope. Aber es zeigt auch, dass viele Menschen keinen Schritt weiter denken. Nur weil du gerade kein AUTO hinter dir hast, heißt das nicht, dass wirklich NIEMAND dein Signal braucht. Aus Prinzip zu blinken, macht das dein Leben wirklich schwerer?

Krasses Gegenbeispiel, das mir wohl jeder gönnt: Black Friday Sales. Wer die Videos von diesen Verrückten sieht und keinen Menschenhass bekommt, den verstehe ich nicht (siehe: https://youtu.be/lPJ3jll_oQU). Es geht um Materielles und die Menschen sind bereit, sich gegenseitig zu verletzen.

Im Jahr 2020 ist es noch leichter, ein Beispiel für Rücksichtslosigkeit zu finden. Sie sind nämlich in jedem Supermarkt: Maskenverweigerer. Das ultimative Beispiel dafür, dass jemand nicht bereit ist, eine minimale Veränderung in seinem Alltag hinzunehmen, um potentiell etliche Leben zu schützen.

Meine Lieblingsantwort (auf die Aussage, dass Masken Menschenleben retten könnten) von einem Idioten war mal: Naja, bei der Logik darf ja auch keiner mehr Autofahren, weil potentiell jemand verletzt werden könnte. Als wenn Masken nicht genau wie Verkehrsregeln dazu da wären, das Risiko so gut es geht zu verringern. Aber wer weiß, vielleicht war derjenige ja wirklich einer von denen, die bei Rot fahren, mit 80 durch die Ortschaft ballern oder Radfahrer umnieten, weil sie es witzig finden.

Auch hier ist klar: Wenn ich mich weniger sorgen würde, wäre mein Leben einfacher. Aber ich blinke, auch wenn ich niemanden sehe, ich trage eine Maske, auch wenn ich nicht genau weiß, ob ich wirklich jemanden schütze, ich laufe Menschen nicht vor die Füße (und wenn es doch passiert, entschuldige ich mich), ich ärgere mich, wenn ich einen Fehler mache, ich überprüfe so viele Informationen wie möglich, wenn ich einen Beitrag schreibe … Das macht mich nicht perfekt, aber es macht mich nun mal zu jemandem, der Rücksicht nimmt (und zum Glück damit nicht alleine ist) und der nicht versteht, warum andere es nicht tun.

von menschen genervt

Und deshalb habe ich kein Bock auf Menschen

Wer viel beobachtet, sieht auch viele Fehler in den Menschen. Deshalb sage ich, dass ich oftmals keine Lust auf Menschen habe. Aus meiner Sicht sollten wir harmonischer zusammenleben denn je, denn es geht uns in vielerlei Hinsicht besser als jemals zuvor. Diese Diskrepanz nagt an mir.

Wenn ich also täglich unter Menschen bin, sehe ich täglich, wie viel Potential wir wegwerfen. Ich sehe Menschen, die sich einen Dreck darum scheren, wie ihre Handlungen andere beeinflussen. Das macht mich ganz einfach traurig und/oder wütend.

Ich könnte natürlich lügen oder das alles in mich hineinfressen. Das wird eigentlich auch von mir erwartet. Hab dich mal nicht so. Ja, gut, stimmt schon, aber sind ja nicht alle so. Sei doch nicht so negativ.

Wie gesagt, ich sehe auch tolle Dinge. Ich bin außerdem grundsätzlich nicht unglücklich – aber das liegt unter anderem daran, dass ich mich weniger Menschen aussetze als früher. Zu lügen oder ständig ein falsches Lächeln zu tragen, gefällt mir einfach nicht. Also nein, ich werde nicht so tun, als wäre alles in Ordnung und als wäre ich grundsätzlich ein Fan von der Menschheit. So erlebe ich es nämlich nicht.

Ich würde mich sogar freuen, wenn sich darüber jemand mit mir streiten möchte. Die Ansatzpunkte sind leicht zu finden: Soziales Engagement/ Menschen, die sich für andere opfern/ Fortschritte bei der Gleichberechtigung von Menschen/ Dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen Masken trägt … Die Welt ist ja auch gar nicht so schrecklich, wie ich sie hier an der ein oder anderen Stelle male.

Aber es würde mich wundern, wenn jemand, der so gerne das Verhalten und die Argumentationsstrukturen der anderen beobachtet wie ich, nicht auch sehen würde, dass man auf die Mehrheit (!) der Menschen einfach keinen Bock haben kann. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, oder?


PS: Weil manch einer sich nicht mehr an die Einleitung erinnern wird: Ich habe Menschen, die ich sehr liebe, und ich bin definitiv ein Mensch mit Fehlern. Diese kleine Wutrede ist eine Folge von Beobachtungen und kein Lösungsansatz oder wissenschaftlich relevant. Aber wozu hat man einen Blog, wenn man nicht mal einen Text schreiben kann, der eine Stimmung ausdrückt, die man mal loswerden muss? Aber ich möchte nicht negativ enden, also bitte: https://youtu.be/_zzEDrYTkkg

Frage des Tages: Ist der Mensch überhaupt ein soziales Wesen? Vielleicht ist kein Bock auf Menschen zu haben sogar ziemlich normal – alles eine Frage der Definition.

13 Kommentare

  1. Sehr interessant, dass Du eigentlich meine Gedanken darlegst!

    Ich sage ja immer: Menschen fliegen zum Mond hin und zurück, aber sie lernen nichts dazu. Technisch sind sie herausragend, aber menschlich ist da nix. Menschen sind wirklich traurige Gestalten. Von Gier und Macht besessen, dafür verraten sie ihre eigene Mutter. Quälen andere Lebewesen und haben Freude dran.

    Ich denke auch nicht, dass Menschen jemals besser waren zu anderer Zeit, sie waren schon immer so und werden auch so bleiben. An manchen Tagen kann ich es kaum aushalten.

    Trotzdem gehe ich meines Wegs und sage mir, dass es auch das Gute im Menschen gibt, das ich nicht vergessen möchte. Und dass es auch Menschen gibt, die die Welt gerne verbessern würden, wenn es gelänge.

    • Danke für deinen Kommentar. Mich macht es vor allem fertig, dass wir theoretisch so viele Möglichkeiten haben und trotzdem an alten Verhaltensweisen festhängen. Ich kann nicht wissen, ob ich so reflektiert wäre, wenn ich vor 200 Jahren unter furchtbaren Bedingungen gelebt hätte. Krieg, Hunger, Unterdrückung – da hatte es die menschliche Natur selbstverständlich schwer, sich wirklich positiv zu zeigen. Aber heute? Wir sollten wirklich harmonischer und glücklicher sein denn je.

      Man kann nur die liebhaben, die sich vernünftig verhalten und sich von denen fernhalten, die ihrer schlechten Seite nachgeben.

      Liebe Grüße

  2. Noch nie so einen Schönen Beitrag gelesen, Menschen sind Dumm und verhalten sich wie Programmierte Roboter Affen. Ich liebe es alleine zu sein und zu Denken und zu beobachten.
    Mit Menschen will ich nichts mehr zu tun haben, sie langweilen mich und machen mich zu gleich aggresiv.
    Wer das nicht versteht hat keine gabe zu beobachten.

  3. Auf der Suche nach einem Beitrag, der mir den Kloß in meinem Hals eventuell mindern kann, bin ich auf diesem Blog gestoßen. Zwischendurch hätte ich los heulen können, weil ich mich verstanden fühlte. Es ist nicht purer, willkürlicher Hass auf die Menschheit.. es ist nur einfach so schmerzhaft mit anzusehen. Ich dachte, ich wäre einfach nur „unsozial“, oder introvertiert, weshalb ich seltener das Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Austausch habe. Ich dachte, so viel habe ich doch gar nicht mit Menschen am Hut. Aber das stimmt nicht. Wie du es beschrieben hast, haben wir alltäglich mit etlichen Menschen zu tun, die wir nicht mal kennen, aber die uns durchaus durch ihr rücksichtsloses und egozentrisches, teilweise erschreckend primitives Verhalten kraftlos machen können. Ich merke regelrecht, wie ich müde werde, beim Anblick des BlackFriday Videos. Also nicht müde, im Sinne von desinteressiert, gelangweilt. Müde im Sinne von, es macht mich so wütend und traurig zu sehen, dass Menschen teilweise so funktionieren, dass es mir meine Kraft raubt. Ich hinterfrage alltäglich mein eigenes Verhalten und das eigentlich schon in einem Ausmaß, in dem es schädlich ist für mich, weil meine Unsicherheiten mich teilweise lähmen/aufhalten, eine Sache oder ein Gespräch anzufangen. Würde gerne was davon abgeben, so dass es gleichmäßiger verteilt ist. Da kenne ich einmal die Menschen, die über alles nachdenken und das sogar produktiv.. und dann gibts die Menschen, die mir sogar in mein Gesicht sagten, dass es sich nicht „lohnt“, alles zu hinterfragen, überhaupt was zu hinterfragen.

    Ich fühle mich teilweise dann wieder schuldig, wenn ich negativ über anderer Leute Verhaltensweisen nachdenke und urteile, selber aber auch kein Weltverbesserer bin. Natürlich sollte man das Recht haben, sich eine Meinung zu bilden, ohne dass man dafür jetzt alles im Leben erreicht haben muss. Bzw. ich kritisiere ja auch mein eigenes Verhalten und versuche zumindest, es zu verbessern. Andererseits kommt es auch darauf an, was man gerade eigentlich kritisiert. Es sind die vielen Kleinigkeiten. Ich finde es zum Beispiel äußerst schmerzlich mit anzusehen, wenn Menschen ihre Zigarettenstummel vorm Einkaufsladen auf den Parkplatz werfen. Schlimmer noch, wenn es der eigene Freund ist. Am schlimmsten: wenn man diesen einen Stummel aufheben will, um ihn weg zu schmeißen in einen nur 2 Meter weit entfernten Mülleimer und besagter Freund mit seinem Fuß auf den Zigarettenstummel tritt, damit er mir die Möglichkeit verwehrt, ihn aufzuheben. Nicht, weil er sich unentschieden hat und ihn selber aufheben will. Nein. Einzig und allein, damit der dort liegen bleibt. Warum? Weiß ich bis heute nicht. Haben wir noch Kontakt? Sicherlich nicht, weil ich nicht mit Menschen klar komme, die so ein Verhalten an den Tag legen. Davon bekomme ich Kopfschmerzen.

    So, jetzt habe ich diese Kommentarfunktion auch mal genutzt, um mich ein wenig auszuheulen und bedanke mich von Herzen für deinen interessanten, sehr nachvollziehbaren und gedankenvollen Beitrag. Du hast mir und sicherlich auch vielen anderen nachdenklichen Menschen aus der Seele gesprochen.

    Ich habe zwar noch vieles, was ich loswerden könnte, aber mein Kommentar soll nicht länger werden als der ganze Blog. Deswegen.. wünsche ich dir ein frohes Neues Jahr und das es dieses Jahr hoffentlich durchschnittlich mehr schöne Tage als schlechte Tage gibt. Kommt natürlich auch darauf an, wie man subjektiv Dinge wahrnimmt und bewertet, aber ich glaube du verstehst, wie ich das meine. (Ich bin wirklich zu verkopft. :‘))

    Liebe Grüße! (:

    • Hi Meru,

      dass dir der Beitrag so gefallen hat, freut mich sehr. Und dein Kommentar ist für mich auch absolut nachvollziehbar. Wut, Verzweiflung, Resignation, Antrieb und Antriebsverlust – all das kann man durchleben, wenn man auf die Welt und die Menschen schaut. Und das belastet. Gerade dann, wenn man von Menschen umgeben ist, die nicht so viel nachdenken und reflektieren. Falls du Lust hast, kannst du mal beim Introvertierten Discord Server vorbeischauen. Dort wirst du einige Menschen finden, die sich mit ähnlichen Themen befassen und dir vielleicht etwas ähnlicher sind als Zigarettenstummelwegwerferundzetreter: https://wanderlust-introvert.com/fuer-introvertierte-forum-gruppen-netzwerke-uebersicht/

      Liebe Grüße

  4. Kurz gesagt, ich erwarte von Menschen nichts 🤷‍♀️ Habe seit langem keine Lust mehr auf Menschen und wollte mal googeln ob ich damit alleine bin. Na offensichtlich nicht.

    • Hi,
      nein, damit bist du definitiv nicht alleine – der Artikel wird seit Jahren sehr regelmäßig geklickt, weil es vielen so geht, dass sie von Menschen genervt sind und langsam keinen Bock mehr haben. Und auch das Anpassungen von Erwartungen – oder keine mehr haben – ist wohl sehr weit verbreitet.

      Liebe Grüße

  5. Hab diesen Beitrag wirklich klasse gefunden. Allerdings war das Thema Maske, meiner Meinung nach unangebracht hier.
    Ich z.B kam mit den Masken überhaupt nicht klar. Mir viel das Atmen extrem schwer. Außerdem befinden sich da einige Chemikalien drinnen. Alle Made in China. China boykottiere ich aber war gezwungen mitzumachen. (China streckt unzählige Muslime in Re-Education camps) Aber die ganzen „Gutmenschen“ haben kein Problem das zu unterstützen.
    Du bist ja dann im Endeffekt genauso, wie die, über die du dich beschwerst? Oder sehe ich das falsch? Leben und Leben lassen! Vor allem sollte das freie Atmen IMMER möglich sein!

    • Liebe Steffi, liebe Mitleser, das China-„Argument“ ist ein klarer Fall von Whataboutism und deshalb gehe ich nicht darauf ein.

      „Eine Person weicht einem Argument aus, indem sie den Fokus einfach auf einen anderen Missstand richtet. Oft tut sie dies mithilfe einer Gegenfrage im Sinne von: „Aber was ist mit…?“ Whataboutism ist also im Wesentlichen eine Ablenkungstaktik.“ Quelle: https://utopia.de/ratgeber/whataboutism-was-das-ist-und-wie-du-kontern-kannst/

      Dass Masken nicht toll waren und einigen das Leben auch schwerer gemacht haben (z.B. auch taubstummen Menschen) ist hinlänglich bekannt. Zu Hochzeiten der Pandemie haben Masken aber ihren Teil dazu beigetragen, Menschenleben zu retten. Weil es nun mal keine echten Alternativen gab – oder sich an viele Regeln einfach nicht gehalten wurde. Im Text geht es ja nicht darum, Masken zu feiern, sondern ich erwähne die „Maskenverweigerer“, also Menschen, die trotz des Wissens um potentielle Todesfolgen für Mitmenschen, auf ihr Recht bestanden haben, in befüllten Bahnen, Supermärkten und sonstigen Situationen die Maske nicht zu tragen. Ich wüsste nicht, wie das kein Fall von Rücksichtslosigkeit sein soll?

      Dir ist bewusst, dass es unzählige Beispiele von Personen gibt, die sich in Bahnen, bei Kollegen oder im Supermarkt angesteckt haben, weil jemand die Maske nicht tragen wollte? Viele sind jetzt tot. Würdest du jemandem ins Gesicht schauen uns sagen „Ja, dein Vater ist tot, aber ich mag keine Masken, weil ich damit nicht so gut atmen kann“ oder „Ja, deine Schwester ist tot, aber leben und leben lassen“? Eher nicht. Wenn man die Konsequenzen direkt erlebt, geht es eben nicht nur um ein Stück (Plastik-)Stoff.

      Es gab einen sehr kleinen Anteil an Personen, denen aus medizinischer Sicht das Tragen der Maske nicht zugemutet werden konnte und dafür gab es ein entsprechendes Attest – somit fallen diese Menschen natürlich nicht unter die Kategorie Maskenverweigerer, denn sie hätten wohl eine getragen, wenn sie gekonnt hätten. Alle anderen mussten sich mit der Situation arrangieren, so wie sich zigtausende Menschen damit arrangieren mussten, dass ihre Liebsten gestorben sind. Es war eine schwere Zeit und viele haben einfach viel aufgegeben und geholfen, wo sie nur konnten – und einige haben sich gegen alles mit Händen und Füßen gewehrt. (Das ist bewusst so allgemein formuliert, denn wir kennen uns nicht persönlich und somit würde ich das bei dir natürlich nicht bewerten können.)

      Wenn jemand „keinen Bock“ auf mich hat (um noch mal das Thema des Artikels aufzugreifen), weil ich Maskenverweigerer kritisiere, ist das natürlich absolut erlaubt und eben auch persönliche Freiheit – es wird niemandem geschadet dadurch. Aber tatsächliche und wahrgenommene Rücksichtslosigkeit trägt stark dazu bei, dass dieses „kein Bock auf Menschen“-Gefühl sich bei immer mehr Leuten einschleicht und für mich persönlich sind kategorische Maskenverweigerer dafür ein gutes Beispiel, da sie in einer der schwersten Phasen der Menschheit nicht bereit waren, Rücksicht zu nehmen.

      Ich hoffe, das konnte den Punkt aus dem Text noch einmal erweitern und somit zeigen, dass ich zu dieser Einschätzung auch Jahre später noch stehe.

      Liebe Grüße
      Jennifer

      • Hallo Jennifer,
        tolle Ergänzung mit erweiterter Argumentation und Einschätzung zum Punkt „Maskenverweigerer“, da schwingen wir auf gleicher
        Sachebene!

  6. Liebe Jennifer

    Du sprichst mir aus der Seele. Auch wenn der Blogeintrag älter ist, ich antworte nochmal darauf. Mir ist es schon lange too much. Wenn dazu noch kommt, dass andere eine so überhaupt gar nicht verstehen oder auch nicht verstehen wollen, kann man nur noch eine Wutrede halten. Ich finde aber sehr angenehm, wie du trotz des eher negativen Themas den Ball flachen halten konntest und auch zu positiven zurückgefunden hast.

    Einen schönen Abend

    • Hi Elfenherz – ich finde es super schön, wenn auch ältere Artikel noch Anklang finden. Feedback ist für Blogger ziemlich wichtig, weil man ja ein bisschen in den Wald hinein ruft und nie genau weiß, was oder ob etwas zurückkommen wird. Ich finde es auch sehr schade, wenn sich Menschen komplett weigern, andere zu verstehen. Das ist doch gerade so interessant an verschiedenen Menschen und Persönlichkeitstypen – sich da gar nicht zu öffnen, ist einfach doof.

      Liebe Grüße

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