Ich bin gerne Außenseiter, danke der Nachfrage.

Außenseiter zu sein, kann schlimm sein. Oder auch nicht. Das hängt ganz von den individuellen Umständen ab, mit denen wir aufwachsen und leben. Denn danach richtet sich, ob wir uns selbst als freiwilligen Außenseiter sehen oder ob wir glauben, keine Wahl zu haben.

Es kann durchaus Vorteile haben, wenn man Außenseiter ist. Für manche gilt es sogar als cool oder erstrebenswert. All diese Varianten sollen heute besprochen werden.

Meine persönliche Sicht wird dabei stets gekennzeichnet. Denn ich weiß, wer unfreiwillig Außenseiter ist, wird sich vielen meiner Meinungen nicht anschließen können. Ich möchte niemandem seine Probleme absprechen. Viele Menschen leiden unter dem Außenseiterstatus. 

Wie Du zu diesem Thema stehst, kannst Du gerne in die Kommentare schreiben. Denn manchmal hilft es, wenn Außenseiter untereinander Austausch haben, damit sie sich – wie ironisch – weniger als Außenseiter fühlen. Unter Introvertierten habe ich das sehr häufig beobachtet: Dass wir oftmals wie Aliens auf die Welt schauen, ist etwas, was uns außen vor lässt und doch verbindet.

Ist es schlimm, ein Außenseiter zu sein?

Außenseiter zu sein, ist immer dann schlimm, wenn dieser Status unfreiwillig erreicht wurde und auch nicht unmittelbar verändert werden kann. Menschen haben ein natürliches Bedürfnis nach Zugehörigkeit – Ausgrenzung ist daher grundsätzlich eine negative Sache, die wir von Natur aus vermeiden wollen.

Ein Kind, das auf dem Schulhof von anderen gemieden wird, ist ein Außenseiter wider Willen. Ein Kollege, der nicht zu Partys oder gemeinsamen Aktivitäten eingeladen wird ebenso. Menschen, die nicht arbeiten, gelten als gesellschaftliche Außenseiter.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, zum Außenseiter zu werden. Ob es sich schlimm anfühlt, hängt von den Umständen ab. So kann jemand den Anschluss an die Gesellschaft verlieren, weil er arbeitslos ist – ist das jedoch eine bewusste Entscheidung und die Person möchte gar nicht Teil der Gesellschaft sein, ist das okay. Braucht jemand diese Zugehörigkeit allerdings, kommt aber aus der Arbeitslosigkeit nicht heraus, dann ist das ein furchtbares Gefühl.

Außenseiter können sich auch zusammenfinden. Zwei Kinder einer Klasse, die gemobbt werden, können eine Freundschaft entwickeln und so Halt finden. Das Mobbing bleibt furchtbar, doch sie nehmen ihren Außenseiterstatus an und machen ihn sogar zum Teil ihrer Identität. Sind sie allerdings weiterhin darauf aus, die Anerkennung ihrer Mitschüler zu erhalten, werden sie auch zu zweit nur grausame Erfahrungen machen.

Es ist immer schlimm, ein Außenseiter zu sein, wenn die Gruppe, zu der wir nicht gehören, eine ist, die wir bewundern, die wir als „normal“ definieren oder die wir sogar lieben. Denn dann entsteht ein Mangel. Ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen Alleinsein und Einsamkeit gilt: Erst wenn wir unsere Umstände als Belastung empfinden, gibt es ein Problem.

ist es schlimm wenn man außenseiter ist

Intentionelle Außenseiter

Wer sich bewusst für den Außenseiterstatus entscheidet (oder in die Rolle gedrängt wird und sie dann annimmt), der gilt als intentioneller Außenseiter. Es gibt eine gewollte Abweichung von der Norm. Demgegenüber stehen existentielle Außenseiter, die aufgrund eines gegebenen Umstandes automatisch zu Außenseitern werden.

Existentielle Außenseiter leiden meist unter ihrer Situation. Herkunft, Aussehen, Sexualität oder Geschlecht sorgen dafür, dass sie gar kein oder zumindest kein vollwertiges Mitglied einer Gruppe oder Gesellschaft sind.

Intentionelle Außenseiter brechen bewusst Regeln und wollen die Norm hinter sich lassen. Sie sehen den Normalzustand und wehren sich gegen ihn. Das ist ein aktiver, geradezu rebellischer Prozess.

Diese Begrifflichkeiten stammen aus der Literaturforschung und decken selbstverständlich nicht das ganze Spektrum ab. Immerhin kann ein Außenseiterstatus auch durch etwas erreicht werden, was wir an uns für unveränderbar sehen, das aber theoretisch nicht durch Geburt bestimmt wurde. Religion, Moralvorstellungen oder sogar ein Dialekt – das gehört zur Identität, wird von anderen jedoch abgelehnt. Eine Zugehörigkeit könnte nur erreicht werden, wenn die Persönlichkeit oder das Verhalten massiv verändert werden.

Eine Frau, die einen Job nicht bekommt, weil für die angestrebte Position sowieso nur Männer in Erwägung gezogen werden, ist existentielle Außenseiterin. Eine Frau, die in einer Männerdomäne arbeitet und bewusst mit den bestehenden Regeln von Ellenbogendenken und Machogehabe bricht, ist intentionelle Außenseiterin. Irgendwo dazwischen befindet sie die Frau, die von Natur aus empathisch und rücksichtsvoll ist, dadurch Ausgrenzung erfährt, sich aber auch nicht verstellen kann oder möchte, um dazuzugehören.

Last but not least: Ein Außenseiterstatus kann auch so gefestigt sein, dass er gar nicht veränderbar ist. Die Meinung ist da und bleibt, ganz unabhängig davon, ob es eine Veränderung gab. Ist jemand beispielsweise eine Tratschtante oder ein Tratschonkel und wird dadurch von den Kollegen gemieden, dann kann es sein, dass selbst das Abgewöhnen des Tratschens nicht reicht, um wieder Teil der Gruppe zu werden.

Außenseiter sein: Vorteile

Es hat viele Vorteile, wenn man ein Außenseiter ist. Selbst für diejenigen, die unfreiwillig Außenseiter sind, kann das zutreffen, auch wenn es sich dann nicht so anfühlt oder der Preis zu hoch ist. Der interessanteste Vorteil ist, dass wir Außenseiter sein können, die einem toxischen System widersprechen.

Damit ist gemeint, dass die Gruppe, zu der wir nicht gehören, schlecht ist. So würden sich einige Veganer als Außenseiter in ihren Familien sehen, weil sie auf Tiererzeugnisse verzichten. Die Fehlerhaftigkeit liegt in diesem Fall bei denen, die sich nicht mit Umwelt- und Tierschutz beschäftigen (beziehungsweise nicht die entsprechenden Konsequenzen ziehen). Außenseiter zu sein, heißt in diesem Fall, moralischer zu handeln.

Ein Schüler, der theoretisch einen hohen sozialen Status hat, sich aber weigert, andere zu mobben, kann zum Außenseiter werden. Nicht, weil er für sein Aussehen, seine Herkunft oder seine Noten ausgeschlossen wird, sondern weil er ein negatives Verhalten nicht mitträgt.

Auf gesellschaftlicher Ebene kann das bedeuten, dass jemand ohne viel Besitz und ohne festen Job lebt. Der moderne Kapitalismus in seiner jetzigen Form macht viele Menschen krank und zerstört den Planeten – wer einen Lebensentwurf hat, der dem widerspricht, widersetzt sich einem kranken System.

Häufig wirkt dieses Austreten aus einer Gruppe identitätsbildend. Immer nur mitzulaufen, heißt auch, nie wirklich eigene Meinungen und Standpunkte zu entwickeln. Wer für nichts steht, fällt für alles. Um seine Identität auszubilden, muss es möglich sein, zu bestimmten Gruppen dazuzugehören und zu anderen nicht. (Das kann leider auch ins Extreme gehen, nämlich dann, wenn die Identität vollständig daraus besteht, nicht dazuzugehören.)

Ein weiterer Vorteil ist, dass innerhalb einer Gruppe oftmals eine gewisse Blindheit herrscht. Wer von außen auf die Gesellschaft, eine Firma oder einen Freundeskreis blickt, der sieht auch die Fehler und Probleme. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass die Außenperspektive alle tollen Dinge hervorhebt, was zu mehr negativen Gefühlen führt. Ein zweischneidiges Schwert.

Auch eine einzelne Meinung kann uns kurzzeitig oder langfristig zu Außenseitern machen. In einem Streit eine andere Meinung zu vertreten als die Mehrheit, erreicht das schon. Somit sind wir eigentlich beinahe täglich im Konflikt zwischen dazugehören und außen vor sein gefangen. Ich denke, das kann charakterbildend sein (auch wenn es gleichzeitig extrem frustrierend ist).

außenseiter sein ist cool

Außenseiter sein ist cool

In diesem „Kapitel“ wird es noch etliche weitere Vorteile geben, die Außenseiter haben. Jetzt geht es nämlich um meine persönliche Meinung und somit darum, warum ich gerne Außenseiter bin. Manchmal zumindest. Das sind jetzt also ziemlich private Einblicke in mein Seelenleben, die aber hoffentlich dem ein oder anderen Außenseiter zeigen, was am Ende dabei rauskommt, wenn man sich mit seiner Situation arrangiert.

Ich war und bin – wie die meisten Menschen – auf verschiedenen Ebenen Außenseiter. In der Schule beispielsweise: Ich fühlte mich meinem Freundeskreis manchmal nicht zugehörig, weil ich vom Dorf kam. Die Stadtkinder erlebten einen völlig anderen Alltag und konnten sich jederzeit einfach treffen. Das war ein negatives Gefühl, weil nun mal alles ganz furchtbar ist, wenn man jung und dumm ist.

Heute weiß ich: Es ist so, so viel geiler, auf dem Dorf aufzuwachsen. Ich war nicht von Lärm und Dreck umgeben, konnte mich problemlos zurückziehen und meine sozialen Kontakte habe ich immer sehr bewusst gewählt – was aus meiner Sicht ihren Wert erhöht. Freunde treffen war nicht selbstverständlich, es war eine bewusste Entscheidung. Ich habe also langfristig davon profitiert, nicht nach dem Status quo aufzuwachsen.

Selbstverständlich ist das nur ein Einstiegsbeispiel: Ich war kein echter Außenseiter, sondern nur ein gefühlter. Ein extremeres Beispiel stammt aus dem Fußballstadion. Auf der berühmt berüchtigten Südtribüne des Ostseestadions war ich als Frau ohnehin schon nicht die Norm. Doch ich hatte da noch diese nervige und für andere unangenehme Eigenschaft, bei der ich auch noch eine eigene Meinung hatte. Bestimmte Dinge sang ich nicht mit, wenn jemand etwas warf oder brüllte, fragte ich ihn, was mit ihm nicht stimmen würde, und auch wenn ich grundsätzlich nicht gegen Pyrotechnik bin, weigerte ich mich, zu akzeptieren, dass wir die Faninteressen über den Verein stellten und ihn zig-tausende Euros kosteten.

So sehr ich das Gefühl auf der Tribüne liebte, ich gab es irgendwann auf und verschwand von der Südtribüne. Sicherlich gab es Menschen, die ähnlich dachten und fühlten wie ich, doch Sexismus und Homophobie waren dauerpräsent und damit konnte ich irgendwann nicht mehr umgehen. (PS: Hingegen der vorherrschenden Meinung wurde Rassismus nicht gefördert, im Gegenteil, dagegen wurde vorgegangen.)

Das tat weh, aber ich bin stolz darauf. Ich habe meine Moralvorstellungen gefestigt, statt nachzugeben. Das hat eine Weile gedauert und ich bin im Bezug auf die Fanszene, die ich einst liebte, ein Außenseiter. Fan bin ich trotzdem noch und ich spreche der Südtribüne ihre Daseinsberechtigung auch nicht ab – doch ich bin aus meiner Sicht ein besserer Mensch, wenn ich nicht mittrage, was da in Teilen geschieht. (Hinweis: Ich sah aber auch keine echte Alternative. Als 1,67m große Frau hätte ich nicht gefahrlos rebellieren können.)

Ein letztes Beispiel ist noch sehr aktuell: Da ich keinen Angestelltenjob habe, bin ich ebenfalls Außenseiter. In meiner Familie, in meinem Freundeskreis und generell in der Gesellschaft ist es nun mal normal, eine Festanstellung zu haben. Dass ich Freiberuflerin bin und damit aktuell sehr wenig Geld verdiene, macht mich zu jemandem, der von außen drauf schaut.

Ich werde dafür nicht aktiv ausgeschlossen. Doch ich erfahre schon, wie es ist, wenn die Umwelt den Lebensentwurf kritisch beäugt. Ich spreche nicht darüber, wie viel Geld ich verdiene, denn dann bekomme ich schockierte oder traurige Blicke. Oder ich bekomme Hinweise: Vielleicht solltest du doch mal eine Weile was machen, was Geld bringt, du kannst ja später immer noch schreiben. Das Mitleid nervt am meisten…

Spontan Geld ausgeben, gibt es für mich selten. Soziale Aktivitäten sind deshalb eingeschränkt – Konzerte, Reisen, selbst eine Bahnfahrt überlege ich mir zweimal. Was mich nicht stört. Dazu gleich mehr.

In politischen Diskussionen geht es gefühlt auch nie um mich. C-Hilfen, Rentendiskussionen, Investments, Urlaubsregelungen – alles Mögliche, was den Arbeitsmarkt betrifft, findet ohne mich statt. Mit einem Job und Einkommen wie meinen, bin ich machtlos. Ich habe keine Gewerkschaft, keine Lobby, keine Druckmittel. Mit dem Gefühl bin ich zwar nicht alleine, doch es trägt zum Außenseiterstatus bei.

Warum ich es cool finde, auf diese Art Außenseiter zu sein? Weil ich absolut hinter meiner Entscheidung stehe. Ich bin freiwillig „eingeschränkt“ und ich habe jederzeit die Möglichkeit, meine Arbeitszeit zu erhöhen und mehr Geld zu verdienen – ich werde dadurch nicht reich, aber ich könnte ein Einkommen haben, das andere nicht mehr so verwirrt gucken lässt. Wäre mir das Schreiben irgendwann drüber, könnte ich auch eine Festanstellung suchen – will ich aber nicht. Meine introvertierte und aufmerksamkeitsgestörte Art sorgt dafür, dass ich in vielen Arbeitsumgebungen nicht glücklich wäre. Ich würde einen Teil meiner Freiheit für Geld aufgeben.

Aktuell gebe ich auch einen Teil meiner Freiheit auf – Geld ist eine begrenzte Ressource. Ich kaufe kaum noch Klamotten nach, gehe jeden möglichen Weg zu Fuß und bin mir bewusst, dass ich Probleme kriege, sollte eine unvorhergesehene Ausgabe auftauchen. Das würden viele, viele Menschen niemals so wollen (ironischerweise geht es auch vielen so, die einen traditionellen Job haben).

Was mich in der Gesellschaft zum Außenseiter macht, macht mich aber auch zu einem eigenständigen Menschen, der weiß, was er will. Ich sehe immer wieder Menschen, die praktisch fremdgesteuert und ohne jeglichen Antrieb durch das Leben gehen. Sie haben einen Lebensstil angenommen, den sie eigentlich nicht bewusst gewählt haben. Das würde ich nicht wollen, also mache ich es anders. Darauf bin ich stolz.

Und es eröffnet neue Zugehörigkeit: Minimalismus und alternative Lebensentwürfe gibt es zu Hauf. Dort fühle ich mich dann weniger als Außenseiter, sondern wieder als Teil einer Gruppe.

außenseiter sein vorteile

Wenn sich Außenseiter zusammenschließen…

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer die Chance hat, seinen Außenseiterstatus anzunehmen, der sollte das auch tun. Krampfhaft zu einer Gruppe dazugehören zu wollen, ist so gut wie nie wirklich zufriedenstellend oder sinnvoll.

Manchmal ist es schlimm, Außenseiter zu sein. Es tut weh, wenn uns andere Menschen für nicht gut genug oder als „zu anders“ befinden. Wie ich eingangs erwähnte: Diesen Schmerz haben wir alle mal gespürt und ich spreche niemandem ab, damit unglücklich zu sein. Was dieser Beitrag zeigen soll, ist, dass wir manchmal nicht wissen, wie es uns hilft, außen vor zu sein. Und dass wir daraus eine Stärke machen können. Nicht immer. Leider gehen Menschen auch daran kaputt, dass die Welt sie nicht annimmt.

Doch gerade mit der Erfindung des Internets kann ich nur jedem empfehlen, genauer hinzuschauen. Es gibt für absolut alles eine Nische. Introvertierte finden auf einem Blog wie diesem Verständnis. Nerds finden Online-Communitys. Aussteiger finden im echten Leben Hilfe, wo sie es am wenigsten erwarten. Soziale Bewegungen nehmen diejenigen auf, die für etwas ausgeschlossen werden, was sie nicht ändern können.

Immer, wenn uns eine Sache zum Außenseiter macht, macht sie uns an anderer Stelle zum Teil einer Gruppe. Davon bin ich überzeugt. Wir handeln Normen und Abweichungen davon unser ganzes Leben lang aus – je eher wir lernen, dass wir Kontrolle darüber haben, was wir damit machen, dass wir Außenseiter sind, umso mehr haben wir das Gefühl, dass darin Vorteile zu finden sind.


PS: Meine Beispiele sind nicht unbedingt extrem. Ich hätte noch auf andere Dinge eingehen können, doch so gut kennen wir uns dann doch nicht. Ernsthaft schmerzhafte Nichtzugehörigkeit habe ich auch gespürt, keine Sorge. 

Außerdem – obwohl ich es mittendrin schon erwähne – ich möchte in keinster Weise die Erfahrungen von Diskriminierung oder Hass mindern. Ja, wer diskriminiert wird, ist meist auch Außenseiter. Doch das sind noch mal völlig andere Dimensionen und ich weigere mich, das gleichzusetzen. Somit ist die gesamte Darstellung in diesem Text durchaus als privilegiert zu betrachten, was auch daran liegt, dass ich Rückhalt habe/spüre, äußerlich nicht von „der Masse“ abweiche und in einem verdammt reichen Land lebe. 


Jetzt bist Du dran: Bist Du gerne Außenseiter oder leidest Du darunter? In welchen Situationen fühlst Du Dich außen vor? 

4 Kommentare

  1. Ich arbeitete für viele Jahre in der Ingenieur Branche. Hier war Team Work (toll ein anderer machst) immer zentral und mann kollaborierte mit vielen. Dass geht nicht immer Einwandfrei. In der Zwischenzeit habe ich ein Fahrrad Restaurierung Geschäft aufgebaut aus einem Hobby. Es war als eventuelle Ruhestand Aktivität gedacht aber ist jetzt viel Spaß und macht ein bisschen Geld. Ich arbeite allein an den Fahrrädern in meinem gemütlichen Shop. Gestern hatte ich Izack Perlman auf dem Handy Lautsprecher an und ein Kunde bemerkte dass ich wirklich den „Zen“ in der Werkstatt hätte. Ja sagte Ich …. so muss es sein. Mein Status Außenseiter zu sein in der Fahrrad Branche (nicht wie jedes andere Fahrrad Geschäft) ist eigentlich ein Anziehungspunkt für meine Kunden. Der Shop is sogar schwer zu finden und dass haben unsere Kundenin und Kunden gerne weil nicht jeder andere uns findet, nur die, die „in der know“ sind. So sehr niche und Exklusivität durch Außenseiter Status. Yeh!!

  2. Die Gesellschaft sieht in persönlicher Freiheit und Autonomie sowohl ein Recht als auch einen Wert, aber sie hält jeden, der diese Freiheit des Außenseiterstatus mit Abgrenzung autonom für sich nutzt, für „schwermütig, verrückt oder krank“, oder alles auf einmal.
    Außenseiterstatus mit Abgrenzung – für mich ein Gewinn!
    Heute lebe und akzeptiere ich meinen Außenseiterstatus und zeige dies deutlich in Form von Abgrenzung, dies macht mich zu einem charakterstarken Menschen.

  3. Ich hatte schon immer wenige Freunde und bin der Schule wegen meiner Behinderung gemobbt worden. Damals bin ich, vermutlich, so irgendwie zum Außenseiter/Einzelgänger geworden. Heute studiere ich an einer FH und fühl mich immer noch wie ein Außenseiter. Ich mein, meine Mitstudenten sind alle sehr nett und hilfsbereit und alles. Aber so wirklich dazugehörn tu ich trotzdem nicht. Ich werd beispielsweise nicht gefragt, ob ich am Abend mitgehn will was trinken oder, ob ich jemandem ein Thema erklären kann, was ich verstanden hab und er/sie nicht. Ich würd gern aus der Rolle des Außenseiters rauskommen, hab aber keine Ahnung, wie. Wochenenden und Wochen, in denen wir nur online Unterricht haben sind die schlimmsten. Viel Einsamkeit und Frust. Ich glaub, ich sollt es irgendwie annehmen. Ich bin halt auch eher introvertiert und kann keine Rolle spielen, die ich nicht bin. Trotzdem tut es irgendwie weh, die Gruppen um mich herum zu sehen und nirgends wirklich dazu zu gehören.

    • Erst einmal tut es mir leid, dass du gemobbt wurdest. Kinder und Jugendliche sind noch mal auf eine ganz eigene Art grausam.

      Bei der Situation an der FH habe ich eine Vermutung: Es kann sein, dass du anderen keine Signale gibst, dass du mehr Kontakt haben möchtest. Das ist mir früher auch passiert – weil ich offen zugegeben habe, nicht ständig unterwegs sein zu wollen und auch mal mein Ding zu machen, sind die anderen einfach davon ausgegangen, dass sie nicht versuchen müssen, mich aktiv einzubinden. Das fühlt sich dann an, als würde keiner etwas mit einem zu tun haben wollen – in Wahrheit denken die anderen sich dabei gar nicht viel und schon gar nichts Schlechtes.

      Es klingt denkbar einfach, aber erklär doch einfach mal jemandem, der bisher immer nett zu dir war, dass du gerne etwas mehr „mitmachen“ möchtest. Man denkt dann gleich „Oh Gott, wie peinlich“ oder „Das finden die bestimmt komisch“. Aber wenn du sagst, dass bei dir hilfsbereite und nette Menschen sind, dann werden die sich einfach freuen, dass du auf sie zugegangen bist.

      Das ist in Online-Zeiten natürlich noch mal schwerer. Aber so sehr ich hier auch dafür werbe, sich nicht zu verbiegen, manchmal muss man nur die Signale ändern, nicht die Persönlichkeit. Das ist nun mal etwas, womit viele Introvertierte zu kämpfen haben. Dieser Spagat zwischen gerne introvertiert sein und trotzdem nicht abgehängt werden, ist einer, den man erst lernen muss.

      Ich wünsche dir dabei viel Erfolg!

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