5 Horrorszenarios: So erschreckst du introvertierte Menschen

Bekanntlich sind introvertierte und extrovertierte Menschen gar nicht soooo verschieden und doch glaube ich, dass die folgenden 5 Erfahrungen für nahezu jeden Introvertierten absoluter Horror sind – während viele Extrovertierte gar nicht verstehen, warum wir uns so pingelig anstellen.

Heute geht es um 5 Dinge, die Introvertierte hassen. Wenn du davon irgendwas überhaupt nicht schlimm findest, ab in die Kommentare – mir ist völlig klar, dass es Ausnahmen gibt. Natürlich sind auch Ergänzungen gerne gesehen.

Massenware Mensch

Das erste Beispiel beginne ich mal mit dem Gedanken an Urlaub. Ein Foto ist in den letzten Wochen durch die Medien gegangen (siehe ein paar Zentimeter weiter unten). Es zeigt die Icon of the Seas – das bald größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Es soll 2024 in See stechen und dann befinden sich auf einem einzigen Schiff 5610 Gäste und 2350 Besatzungsmitglieder.

Auf diesem Schiff wirst du nie richtig allein sein. Du kannst dich maximal in deine Kabine zurückziehen. Wenn dir alles zu viel wird, kannst du nicht einfach spazieren gehen – also zumindest nicht in der Natur. Es ist niemals still.

Für die meisten Introvertierten ist das die Hölle. Ich denke, viele von uns sind fasziniert und würden sich auch mal eine Tour oder eine Rundfahrt gönnen wollen. Aber darauf für Tage oder Wochen leben? Nope.

Sei ehrlich, wo würdest die lieber Urlaub machen:

introvertiert urlaub

Challanges und Interviews

Horrorszenario Nummer 2 sind Straßeninterviews und TikTok-Challenges.

Das ist gleich auf mehrere Arten die Hölle. Zum einen sind Introvertierte gerne vorbereitet und denken über ihre Meinungen und somit Antworten länger nach – spontan irgendwas rauszuhauen, ist nicht unser Ding.

Hinzu kommt, dass diese Leute sehr oft extrem übertrieben auftreten. Das sind ja keine typischen Befragungen, mit einer Einleitung wie: „Hey, ich komme von dieser Medienanstalt und würde gerne zu diesem Thema Fragen stellen, wärst du bereit, dich kurz zu äußern“.

Für mich sind diese Aktionen aber nicht nur im ersten Moment unangenehm. Je länger ich drüber nachdenke, umso bescheuerte finde ich es. Im öffentlichen Raum die Aufmerksamkeit von Fremden einzufordern, wäre mir sehr unangenehm. Zumal es ja um Reichweite und Geld geht. Sehr selten steckt hinter solchen Aktionen also ein guter Gedanke oder Zweck.

Ich benenne TikTok hier zwar als Problem, finde es aber nicht richtig, da auf Gen Z oder Gen Alpha einzukloppen. Seien wir ehrlich: Alle, die sich für so viel besser halten, hatten einfach nur Glück, nicht in mit diesen Technologien und Verbreitungsoptionen aufgewachsen zu sein. Oder kannst du mir versprechen, dass du im Teenager-Alter vernünftig gewesen wärst und die Tücken der Onlinewelt verstanden hättest?

Überraschungen

Beispiel Nummer 3 ist wahrscheinlich etwas umstritten. Aber ich kenne viele Introvertierte, die den Sinn von Überraschungspartys oder Überraschungsunternehmungen nicht verstehen. Damit ist nicht gemeint, dass der Partner spontan abends vorschlägt, gemeinsam Essen zu gehen. Auch Überraschungsgäste auf einer ohnehin schon geplanten Party fallen nicht unter diese Kategorie.

Aber sich nach einem langen Tag abends auf ein paar ruhige Stunden auf der Couch zu freuen und dann macht man die Tür auf und alle springen heraus und rufen: Überraschung!!!!

Nein danke.

Introvertierte müssen mit ihrer sozialen Energie haushalten. Manche machen das sehr bewusst, andere lernen es irgendwie nebenbei. Wenn man so durch das Leben geht, dass man Zeit allein und Zeit unter Menschen in Einklang bringen will, ist Spontanität eher ein Hindernis.

Und wenn man dann aus dem Nichts plötzlich nett und freundlich und begeistert sein soll – sei es wegen einer Überraschungsparty, einer Überraschungsreise oder einem Überraschungsbesuch – dann müssen die meisten von uns schauspielern.

Das ist ehrlich gesagt echt unangenehm. Man will ja nicht undankbar oder ein Spielverderber sein. Aber vielleicht sollten unsere Liebsten auch einfach anerkennen, dass wir viel mehr Freude spüren können, wenn wir ein wenig Vorbereitungszeit haben?

Smalltalk und fehlende Freunde

Horrorszenario 4: Vom einzigen Freund auf einer Party alleingelassen zu werden. Das gilt nicht nur für Partys, sondern allgemein für Situationen, in denen Smalltalk unausweichlich wird. Wer nicht sonderlich charismatisch ist, der wird allein unter Fremden immer Probleme haben, Anschluss zu finden.

Die Lösung ist Smalltalk. Aber genau den finden viele von uns nur nervig und anstrengend. Wer auf Arbeit immer viel Kontakt zu einem Kollegen hat, der wird auf einer Weihnachtsfeier ohne diesen Kollegen erst einmal doof dastehen.

Richtig unangenehm wird das Ganze noch in lauten Umgebungen. Bars und Clubs sorgen nicht nur dafür, dass die Gesprächsthemen oberflächlich bleiben, sondern auch dafür, dass man sich dabei noch anschreien muss.

Das ist einfach nicht unsere bevorzugte Kommunikationsart. Wir gehen oft in Einzelgesprächen auf oder in tiefgründigen Diskussionen. Wir wissen auch gerne, mit wem wir es zu tun haben. Das heißt nicht, dass wir gar keine Chance haben, uns auch in lauten, smalltalk-geprägten Umgebungen zu behaupten. Wir reden hier nämlich über Introversion, nicht über Schüchternheit.

Aber seien wir ehrlich: Die meisten von uns zählen in solchen Situationen doch die Minuten runter, bis es okay ist, wieder zu gehen und stattdessen in die eigenen vier Wände zurückzufliehen, oder?

Drama und Lästern

Drama und Lästereien sind für viele introvertierte Menschen schwer zu verstehen. Nein, das heißt nicht, dass wir besser sind und ach so hohe Moralvorstellungen haben. Aber es gibt da drei Hürden, die uns besonders betreffen.

Zum einen sind Lästereien oft Folge von vielen Kontakten. Hast du gehört, was A zu B über C gesagt hat? Und D und E haben doch tatsächlich dies und jenes getan. Für Introvertierte, die gerne ein übersichtliches soziales Umfeld haben, scheitern ausgiebige Lästereien oftmals schon an der begrenzten Anzahl an Opfern.

Hinzu kommt noch, dass viele Intros erst mal zuhören. Wer viel zuhört, findet auch gerne mal Fehler in bestimmten Logiken. Wenn Bernd B. doch angeblich die Hecke seiner Nachbarin absichtlich mitgekürzt hat, warum hat er sich dann so ausgiebig entschuldigt? Wenn Tina A. über Maria C. gesagt hat, dass sie nicht gut arbeitet, kann das nicht auch die Wahrheit sein?

Lästern und Drama sind oft die Folge von schnellen Schlussfolgerungen und Hörensagen. Können introvertierte Menschen da mitmachen? Na klar. Aber viele von uns fühlen sich damit auch nicht wohl. Zumindest nicht als Dauerzustand.

Wer selbst einen persönlichen Konflikt hat, wird auch mal über die Stränge schlagen und vielleicht was Fieses sagen. Aber da gibt es ja noch ein drittes Problem: Ich glaube, wir stellen uns auch schneller die Frage, ob über uns genauso gesprochen wird.

Wenn im Freundeskreis, Pausenraum oder Familienverbund ständig gemeckert und gelästert wird, dann liegt es nahe, dass das auch geschieht, wenn wir nicht dabei sind. Ob wir dann auch so fertig gemacht werden?

Wie gesagt, wir sind auch keine perfekten kleinen Engelchen. Aber meiner Erfahrung nach, sind wir im Lästern und Drama erzeugen einfach nicht besonders gut. Daher ist das Hineingezogen werden auch sehr unangenehm. Wenn es Kleinkriege auf Arbeit, im Freundeskreis oder in der Familie gibt, soll man oft sehr schnell eine Seite wählen und eine Meinung haben. Das ist aber einfach nur anstrengend.

introvertiert drama lästern

So, du bist dran: In welchen Situationen wird dir deine introvertierte Natur zum Verhängnis? Oder bist du sogar ganz stolz darauf, dass du bestimmte Umgebungen und Beziehungen einfach meidest, weil sie dir zuwider sind?

2 Kommentare

  1. Hallo Jennifer!

    Schön, mal wieder nach der Sommerpause, einen neuen Artikel zu lesen.

    Mal meinen Senf zu den Themen 😉

    1) Generell: Gerne immer alleine, mit Ruhe und in der Natur.
    Jedoch liebe ich Schiffe, von daher wäre eine Kreuzfahrt schon verlockend, wobei ich dann eher ein Segeltörn zu zweit vorziehen würde. (Hier fehlt aber noch der Segelschein 🙁 )

    2) Habe weder TikTok, Instagram, noch irgendein SocialMedia Account. Wurde jedoch mal im Stadtpark beim Laufen angehalten und interviewt… warum ich laufe etc. das war mehr als unangenehm :O Aber man mag ja auch nicht „Nein“ sagen!
    Die Challenges habe ich auch noch nie verstanden Oo vielleicht bin ich aber auch einfach zu alt, zu spießig, wie auch immer für sowas.
    Ob, wenn ich zur GenZ oder GenAlpha (Wieso eigentlich jetzt Alpha?) gehörte, ich nicht den Trends nachliefe, unmöglich zu sagen.

    3) Ich habe per se nichts gegen „Spontanität“, wenn ich ihr zustimmen kann, von wegen: „Hast du Lust, nach der Arbeit Billiard spielen zu gehen?“ Ist für mich schon spontan, ist aber nichts Schlimmes, da ich noch in der Kontrolle bin.
    Ich bin aber froh, dass für mich noch NIE eine Überraschungsparty, wie du sie beschrieben hast, gemacht wurde. Das wäre echt ein Alptraum!
    Ich mag es ja schon nicht, wenn ich ohne Ankündigung von jemanden Besuch bekomme, da ich dann heillos überfordert wäre.

    4) Ich mag und kann Smalltalk nicht, bin auf Parties, auf die ich ab und zu doch gerne gehe, jedoch sehr anhänglich, was meine Gruppe/Freunde angeht. Bei mir bricht schon Panik aus, wenn wir irgendwo was trinken sind und sich der Freund „kurz“ für die Toilete entschuldigt. 5 Minuten später… „Verdammt, lässt er mich jetzt hier doch alleine sitzen, weil er irgendwen getroffen hat?“ – Grausam!

    5) Drama ist meiner Meinung nach lächerlich…
    Lästern, nicht dieses extreme, A zu B über C gesagt, aber über eine Person A ist es doch leider sehr häufig, dass man sich mal auslässt.
    Der Gedanke „Redet man über mich auch so?“ Kommt, wird mit „Ja“ beantwortet. Rechtfertigt es nicht, macht es nicht besser… Was soll man tun?
    Ich bin kein Mönch, ich bin niemand der es besser predigt, ich bin nicht perfekt, daher kann ich damit sehr gut leben 😉
    Kleinkriege in den Sozialenkreise wird soweit wie möglich von mir vermeiden und wenn versucht wird, einen hineinzuziehen, wird zumindest von mir, meist ein neutraler Stand eingenommen. Argumente für beide Seiten genannt und versucht Verständnis zu vermitteln.

    Als quasi Ergänzung, es sind zwar nur die Orte / Umgebungen, aber letztendlich trifft’s in die Kerbe Spontanität / Smalltalk.
    Von Fremden angesprochen werden, in den Öffentlichen, z.B. morgen in der Bahn, während man ein Buch liest. Wenn’s zumindest über das Buch / den Autor ist und nachgefragt wird, ob es so gut wie der Vorgänger ist, ist das ja noch okay und verständlich, aber nicht wenn dann über Politik geredet wird, wie schrecklich doch die Demos sind und der Verkehr stockt.

    Letzte Woche wurde ich im Fitnessstudio angesprochen, wurde sich ausgelassen, dass ja heute morgen irgendwie alles komisch ist, man fühle sich schlaff und läuft nicht so wie gewöhnlich. Und ich ganz selbstbewusst, als ob es für mich das natürlichste der Welt wäre, hab gestammelt: „Ja, manchmal hat man so ’n Tage“. – Schluss :’D

    Danke, dass dir nach all den Artikeln, doch noch so schöne Themen einfallen und du den Blog am Leben hältst. 😉

    Beste Grüße

    • Moin,

      vielen Dank für deine Gedanken und natürlich auch für die Ergänzungen. Gerade die Menschen, die spontan in der Bahn oder im Fitnessstudio mal nen Gespräch beginnen, sind mir total suspekt. Auf die Idee würde ich halt nie kommen 😀

      Liebe Grüße

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