2021: Das Jahr der Introvertierten?

Der Jahreswechsel steht an und das heißt, die Menschen wollen wieder ihre Leben drastisch verändern. Unabhängig davon, ob du zu denen gehörst, die dafür den 01. Januar wählen oder einen beliebigen anderen Tag, muss man schon sagen: Ein neues Jahr bringt auch neuen Schwung.

Aber gilt das auch für die Introvertierten? Ich würde behaupten, mehr denn je, dass das kommende Jahr für Introvertierte großartig wird. Vielleicht ist da auch ein bisschen Wunschdenken dabei.

Doch mit einem strengen Blick auf das vergangene Jahr und ein wenig Selbstbewusstsein für das kommende Jahr, sollte das eigentlich schon funktionieren. Wir können uns gerne regelmäßig hier treffen und sehen, wie es so läuft.

Disclaimer: Da draußen in der Welt herrscht immer noch Chaos. Also noch mehr als sonst. Daher sind alle Voraussagen und Wünsche natürlich … höchst spekulativ. Meine Annahme für diesen Beitrag ist, dass wir die Pandemie zum Frühjahr in den Griff kriegen und uns dann nach und nach erholen. Sollten wir das alles noch mal gegen die Wand fahren, wird der Beitrag in Teilen unbrauchbar. Ihn deshalb gar nicht zu schreiben, fände ich aber auch irgendwie blöd.

Introvertierte im Jahr 2020

Wie bereits ausführlicher im Beitrag zu den Corona-Lehren beschrieben, denke ich, dass 2020 im Großen und Ganzen positiv für Introvertierte verlaufen ist – damit meine ich selbstverständlich nicht, dass nicht auch Introvertierte unter Geldnot, Krankheit und Isolation gelitten hätten.

Aber im Vergleich zu den Extrovertierten, die mit Lockdowns und Isolation so gar nicht klarkamen, waren Introvertierte im Normalfall schon im Vorteil. Ausgenommen davon sind Menschen, die in großen Gruppen (Familie, WG, …) durch den Lockdown mussten und müssen.

Trotzdem: Wir durften mal nein zu Partys sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Wir durften unsere Freunde einzeln treffen. Wir durften mal etwas die Nase heben und die Extrovertierten beobachten, die plötzlich nicht mehr wussten, was sie tun sollten, wenn es hieß: Sei nicht so sozial, zieh dich doch einfach zurück und hab dich nicht so!

Lehren aus dem Jahr 2020

Somit sollten Introvertierte aus dem Jahr 2020 Selbstvertrauen ziehen. Wir haben wieder und wieder bewiesen, dass wir nicht die ulkigen Außenseiter sein müssen, die immer einen Schritt hinter den Extrovertierten her sind. Im Gegenteil: Wir sind die Experten gewesen.

Immer wieder lese und höre ich von Introvertierten, die sich richtig wohlgefühlt haben. Während es bei mir eher eine Mischung war (und nach einer Weile gar nicht mehr so überragend toll), ist es für diese Menschen ein absoluter Luxus gewesen, typische Dinge nicht tun zu müssen, von zu Hause zu arbeiten oder einfach mal abzuschalten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Der ein oder andere wird vielleicht sogar erst 2020 erkannt haben, dass er introvertiert oder ambivertiert ist. Wer von klein auf lernt, immer unter Menschen zu sein und das Ruhebedürfnis zu ignorieren, hat dieses Jahr vielleicht erstmals gespürt, wie schön es sein kann, mit sich und seinen Gedanken alleine zu sein.

Auch die Unterscheidung von alleine sein und einsam sein, ist viel prägnanter geworden. Ich freue mich für jeden, der den Unterschied jetzt versteht. Und verweise alle anderen hierauf: Kann ich umgeben von Menschen trotzdem einsam sein?

Introvertierte im Jahr 2021

Egal ob introvertiert oder extrovertiert, das Jahr 2021 wird für uns alle eine Herausforderung. Selbst mit dem Impfstoff als Hoffnungsschimmer werden wir noch eine Weile brauchen, bis wir überhaupt an Normalität denken können.

Viele von uns werden erst später so richtig spüren, welche Folgen die Pandemie hatte: gesundheitliche Probleme, die nichts mit Corona zu tun haben, finanzielle Probleme, Ängste, Unsicherheiten.

Aber mal so unter uns Introvertierten: Auch hier können wir „gewinnen“. Wir haben doch nun gelernt, dass Introvertierte bestimmte Situationen besser managen. Wir wissen, dass weniger soziale Kontakte nicht automatisch Unglück bedeuten. Wir haben gelernt, unsere Eigenarten zu lieben und offen darüber zu sprechen.

Damit dürfen wir einfach nicht aufhören. Sollte alles halbwegs glatt laufen, dann wird es im Sommer wieder erste Großveranstaltungen geben. Partys werden wieder eine wöchentliche oder gar tägliche Sache. Die Innenstädte werden voller. Der Tourismus kommt in Fahrt.

Nichts davon sollte ein Grund für uns sein, plötzlich nicht mehr stolz auf unsere introvertierte Art zu sein. Wenn unsere extrovertierte Umwelt von 0 auf 100 startet, werden viele nicht verstehen, warum wir nicht genauso begeistert sind und warum wir nicht auch alles auf einmal ausprobieren wollen. Dann müssen wir klare Ansagen machen: Ja, ich freue mich, dass wir wieder etwas mehr Normalität haben, aber nein, ich muss deshalb nicht jeden Quatsch mitmachen.

Mein persönliches 2021

Ich habe absolut keinen Schimmer, wie mein 2021 aussehen wird. Ich hatte eine so klare Vorstellung vom Jahr 2020 und dann wurde (nicht nur durch Corona) vom ersten Tag an alles anders und für mehrere Monate passierte eine dumme Sache nach der nächsten. Also traue ich mich gar nicht recht, irgendetwas zu erwarten.

Aber ich freue mich darauf, dass wir diese blöde Corona Sache in den Griff kriegen. Ich möchte wieder ins Fußballstadion, ich möchte wieder tanzen gehen und ich möchte mal wieder mein Gehör dauerhaft schädigen, indem ich ein Konzert besuche. Ich möchte eigentlich auch wieder reisen, aber der Geldbeutel empfiehlt, das lieber gar nicht erst für 2021 zu planen.

Wanderlust Introvert wird hoffentlich wachsen und gedeihen. Mehr Menschen werden googeln: Bin ich introvertiert? Sind Introvertierte langweilig? Kann ich extrovertiert werden? Und anstatt bei irgendwelchen Scharlatanen zu landen, werden sie hierher finden und verstehen, was sie so besonders machen.


Was denkst du, wird 2021 das Jahr der Introvertierten? Haben wir genug aus 2020 gelernt, um selbstbewusster und stärker in ein absolut unvorhersehbares Jahr zu starten? Die Kommentarfunktion steht dir wie immer offen und selbstverständlich bekommst du auch eine Antwort.

Guten Rutsch.

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