Sich von Kollegen (emotional) distanzieren: Tipps

Dinge, die uns emotional nicht betreffen, richten meist keinen Schaden an. Im Umkehrschluss bedeutet das: Macht uns etwas fertig, stresst uns etwas, raubt uns etwas den Schlaf, dann liegt das daran, dass wir emotional involviert sind.

Manchmal lässt sich das schwer verhindern. Stress mit Freunden, Familienstreitigkeiten oder Beziehungsprobleme sollen uns emotional betreffen, weil hier große Nähe herrscht. Aber gilt das auch für Arbeitskollegen? Nein.

Wenn dich ein Arbeitsverhältnis belastet, dann kannst du durch Distanz Abhilfe schaffen. Nicht immer ist das die richtige Lösung – manchmal muss eine Konfrontation her. Aber viele Menschen suchen einfach nach Möglichkeiten, sich von ihren anstrengenden, komischen oder hinterhältigen Kollegen zu distanzieren, um wieder zufriedener zu werden und entspannter arbeiten zu können.

Gründe, um Abstand von Kollegen zu nehmen

Gute Tipps beziehen sich immer auf konkrete Ursachen. Somit würde ich dir empfehlen, erst einmal darauf zu schauen, warum du überhaupt Abstand von deinen Kollegen willst. Daraus ergibt sich dann nämlich auch, wie du diesen Abstand aufbauen solltest.

Keine gute Kompatibilität

Es ist nicht natürlich, mit jedem Menschen total gut klarzukommen. Nur Menschen, die ihre Persönlichkeit immer an ihren Gesprächspartner anpassen, können das leisten. Für alle anderen gilt: Manchmal stimmt der Vibe einfach nicht. Jemand wirkt komisch auf dich – oder du wirkst komisch auf jemand anderen. Das passiert.

Leider wissen wir die entsprechenden Gefühle nicht immer gut einzuordnen. Denn wenn es keine konkrete Ursache gibt, ist da einfach nur dieses Gefühl von „es passt halt nicht“. Das muss zwar erlaubt sein, heißt aber natürlich nicht, dass du dich unprofessionell verhalten solltest. Im besten Fall schaffst du es, das Gespräch zu suchen und Missverständnisse aufzuklären. Ist das nicht von Erfolg gekrönt, solltest du einfach die gemeinsame Arbeitszeit so gering wie möglich halten.

Hinterhältiges Verhalten

Es wäre wirklich schön, wenn „einfach nicht zusammenpassen“ der häufigste Grund für den Wunsch nach mehr Distanz zu Kollegen wäre. Leider ist es aber meist etwas ernster. Hinterhältige Kollegen können die Arbeitsatmosphäre allgemein oder speziell für dich vergiften.

Emotionale Distanz ist dann ein Schutzmechanismus. Lästereien, Manipulation und mangelndes Verantwortungsbewusstsein sind keine guten Eigenschaften beziehungsweise Verhaltensweisen. Dass du darauf keinen Bock hast, ist total verständlich und rechtfertigt viele der gleich vorgestellten Maßnahmen.

Schädliche Verhaltensweisen (und Mobbing)

Noch einmal heftiger als hinterlistiges Verhalten ist aktives Mobbing. Eigentlich muss der Tipp hier sein: Ab zum Chef und wenn sich nichts ändert, raus aus dem Job und ab zu einem Anwalt. Klingt extrem? Mobbing am Arbeitsplatz ist ab einem gewissen Punkt strafbar. Du hast jedes Recht, dich dagegen zu wehren.

Übrigens: Mobbing am Arbeitsplatz ist kein Einzelphänomen (Quelle: Statista). Laut einer YouGov-Umfrage wurden 29 Prozent der Menschen schon mal am Arbeitsplatz gemobbt.

von Kollegen distanzieren

Tipps für den Umgang mit schwierigen Kollegen

Wenn du nun weißt, in welcher Situation du steckst, kannst du auch viel konkreter Maßnahmen ergreifen. Die Intensität der Veränderungen hängt nämlich davon ab, wie belastet du dich aktuell durch eine Situation am Arbeitsplatz fühlst. Deshalb reichen die Tipps auch von „nett nachfragen“ bis hin zu „Anzeige ist raus“.

Freundlich um mehr Distanz bitten

Manche Kollegen sind einfach anstrengend. Einige bekommen überhaupt nicht mit, dass sie nerven. Sie sind einfach lauter, reden mehr und achten nicht wirklich auch soziales Feedback. Da kannst du einfach darum bitten, etwas mehr Zeit für dich zu haben.

Folgende Sätze sind absolut legitim, um Abstand zu erbitten:

  • Ich möchte während der Arbeitszeit nicht über Privates sprechen.
  • Deine Lautstärke stört beim Arbeiten, kannst du vielleicht etwas leiser sprechen?
  • Bitte ziehe mich nicht in deine Konflikte hinein.

Für Menschen, die ihre eigene Art nicht gut einschätzen können, reichen solche Hinweise. Sie sind dann sogar peinlich berührt oder entschuldigen sich. Bleibe unbedingt höflich, denn das Verhältnis soll ja nicht unter diesen Bitten leiden.

Nur gibt es auch anstrengende Menschen, die darauf bestehen, dass du sie aushältst. Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Als hätten sie ein Anrecht darauf, von dir beachtet zu werden. Hier musst du deutlicher werden.

Sätze, die mit Nachdruck um Abstand bitten:

  • Du überschreitest Grenzen, das gehört sich am Arbeitsplatz nicht.
  • Dein Verhalten stört meine Arbeitsleistung, das schadet der Firma.
  • Wie du dich gegenüber anderen Kollegen und mir verhältst, gefällt mir nicht, etwas mehr Professionalität wäre angebracht.

Je höflicher du dabei bleibst, umso weniger Angriffsfläche bietest du. Leider wird aus einem etwas komischen oder anstrengenden Kollegen nämlich auch schon mal ein Feind. Das willst du auf jeden Fall vermeiden – auch wenn es manchmal leider nicht möglich ist.

Kollegen einfach ignorieren

Hast du direkte Hinweise gegeben und ein Kollege oder eine Kollegin bleibt eine Belastung, dann kannst du auch einfach die kalte Schulter zeigen. Achtung: Erst nachdem du direkte Hinweise gegeben hast. Gehe nicht davon aus, dass jemand deine Genervtheit oder Belastung automatisch erkennt. Es ist schon noch deine Aufgabe, Bedürfnisse zu kommunizieren.

Bleibt das ohne positive Folgen, dann lass den Kollegen mit der Wand reden. Alles, was sich nicht direkt auf die Arbeit bezieht, geht in ein Ohr rein und aus dem anderen raus. Liefert jemand wieder und wieder schlechte Arbeit ab, dann ist das nach dem wiederholten Ansprechen eine Sache für Vorgesetzte. Will ein besonders hinterlistiger Kollege Lorbeeren für deine Arbeit einheimsen, mach daraus keine große Sache vor vielen Leuten, sondern gehe in einem ruhigen Moment zum Chef oder Vorgesetzten und zeige auf, dass du den Löwenanteil erledigt hast.

falsche Kollegen ignorieren

Emotionale Distanz aufbauen

Um Kollegen ignorieren zu können, musst du emotional distanziert sein. Interessiert es dich noch, was er oder sie über dich sagt und denkt, wirst du auch nicht einfach auf Durchzug stellen können. Doch hast du bereits alles andere versucht, musst du dir nun mal auch vor Augen führen, dass du an einen schwierigen oder sogar schlechten Menschen geraten bist.

So jemand verdient deine Zeit und Energie nicht. Jedes Mal, wenn dir der falsche Kollege etwas Energie nimmt, geht sie an anderer Stelle verloren. Dann hast du vielleicht keinen Nerv mehr für einen netten Kollegen, der Hilfe braucht. Oder du kommst mega gestresst nach Hause. Vielleicht entwickelst du sogar psychische Probleme.

Jedes Mal, wenn dich jemand schlecht behandelt oder deine Zeit fordert, solltest du eine Rechnung starten. Dann erkennst du schnell: Ein vermeintlich unwichtiger, nerviger Kollege nimmt dir Lebensfreude und greift sie dort ab, wo sie wichtiger wäre.

Diese Macht darfst du niemandem geben – schon gar nicht einem Kollegen. Dein Job ist immer nur ein Teil deines Lebens. So wichtig dein Beruf auch aus finanzieller oder persönlicher Sicht ist, er ist es niemals wert, dich zu verlieren. Also musst du dich auch einen Dreck darum scheren, was dieser Kollege nun zu sagen hat, denkt oder von dir einfordert.

Bei Mobbing keine Toleranz zeigen

Es wäre wundervoll, wenn dieser ganze Absatz nicht nötig wäre. Die Realität sieht leider anders aus. Noch immer tolerieren Menschen Mobbing am Arbeitsplatz. Hier die klare Nachricht: Es ist niemals okay, beleidigt, diskriminiert oder bedroht zu werden.

Das gilt, wenn du das Opfer bist, aber auch, wenn es andere trifft. Nur weil du nicht aktiv beteiligt bist, heißt das nicht, dass du einfach wegschauen kannst. Mobbing muss dem Chef gemeldet werden und bei fehlender Reaktion sind rechtliche Schritte wichtig und richtig. Denn glaube mir: Wer bereit ist, andere zu mobben, wacht nicht eines Tages auf und wird ein guter Mensch. Es muss Konsequenzen geben.

Sollte man Kollegen in die Schranken weisen?

Viele Menschen träumen davon, ihre Kollegen mal richtig in die Schranken zu weisen. Ihnen die Meinung zu geigen. Unmissverständlich den Unmut herauszubrüllen. Aber wie sinnvoll ist das wirklich? Darüber lässt sich wohl streiten.

Manche Menschen reagieren leider nur auf klare Ansagen mit schroffem Ton. Warum auch immer. Ist halt so. Somit kann es schon richtig sein, statt nett und lieb um ein wenig mehr Rücksicht zu bitten, mal ganz klare Grenzen zu ziehen und unnachgiebig zu sein.

Aber das ist halt eine Kunst. Du läufst immer Gefahr, deinen Status in einer Firma zu gefährden oder über das Ziel hinauszuschießen. Daher gilt auf jeden Fall, dass ein in die Schranken weisen nicht spontan geschehen darf. Das muss geplant sein und sachlich bleiben. Sonst lässt du dich wahrscheinlich auch zu weniger netten Worten oder eigentlich eher nebensächlicher Kritik hinreißen. Sorry, aber du darfst von dir selbst erwarten, es besser zu machen.

Ebenfalls zu bedenken ist, dass hinterhältige Menschen ziemlich gut darin sind, deine Worte und Taten gegen dich zu verwenden. Reden wir hier also nicht vom einem nervigen oder faulen Kollegen, sondern von einem Lästermaul und Karriereschwein, dann kann dein Versuch, jemandem die Grenzen aufzuzeigen, auch ganz schnell nach hinten losgehen. Somit gibt es an dieser Stelle keine klare Empfehlung für oder gegen einen klaren Cut oder heftigere Aussagen.

PS: Das Bedürfnis nach einem emotionalem Sieg über einen anstrengenden Kollegen oder eine nervige Kollegin kann ich dir aber beim besten Willen nicht verübeln.

Kollegen in Schranken weisen

Fazit: Einige Kollegen werden immer versuchen, Grenzen zu überschreiten

Es gibt dominante und rücksichtslose Kollegen, das wird sich auch so schnell nicht ändern. Das legt die Bürde der Veränderung leider in deine Hände. Selbst dann, wenn du dir nichts zu Schulden kommen lässt. Bitter, ich weiß. Gib aber nicht auf, nach einer besseren Arbeitssituation zu streben. Nur durch den Drang nach Veränderung kannst du sehen, ob sich die Situation verbessern lässt. Manchmal gelingt es, manchmal steht am Ende die Erkenntnis, dass du den Job wechseln musst.

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