Wenn Dummheit wehtun würde, wäre die Welt verdammt laut wegen all der ständigen Schmerzensschreie. Oder doch nicht? Sind Sprüche über dumme Menschen wirklich sinnvoll oder fühlen wir uns einfach gerne anderen überlegen, die scheinbar unseren hohen Standards nicht genügen?
Viele von uns haben das Gefühl, die Menschen würden immer dümmer werden. In den Medien sehen wir etwas über die neueste Demo von Leuten, die keine Ahnung haben, worüber sie reden/brüllen. Online diskutieren wir mit Menschen, die seit von seid nicht unterscheiden können, aber längst wissen, was der neueste wissenschaftliche Konsens zu jedem Thema ist, das man mit ihnen anspricht. Ach ja, und dann gibt es ja noch den Straßenverkehr, in dem Personen ihre Dummheit auch noch mit einem tonnenschweren Vehikel verbinden.
Aber was soll das alles? Ist Intelligenz wirklich seltener geworden? Im Folgenden wird auf die Ursachen für die tatsächliche und wahrgenommene Dummheit geschaut. Am Ende solltest du besser verstehen, ob intelligent und dumm überhaupt sinnvolle Beschreibungen sind – und ob deine Wahrnehmung einen wahren Kern hat.
Gibt es dumme Menschen?
Was als dumm gilt und was nicht, wird von keiner höheren Macht vorgegeben – es handelt sich immer um eine persönliche Wahrnehmung oder um einen statistischen Messwert, der ebenfalls von einer Person festgelegt wurde. Das macht das Bestimmen dummer Menschen kompliziert.
Dummheit beschreibt grundsätzlich den Zustand mangelnden Wissens oder mangelnder logischer Denkfähigkeit. Somit ist sie das Gegenteil von Intelligenz. Eine neutrale Aussage dazu, was einen dummen Menschen ausmacht, gibt es also eigentlich nicht. Dummheit ist keine naturwissenschaftliche Größe, sie ist immer kontextabhängig. Was allerdings nicht heißt, dass sie nicht existieren würde.
Werden die Menschen dümmer? Das sagt die Wissenschaft
Wissenschaftler sind sehr daran interessiert, Intelligenz zu messen und in sinnvolle Zusammenhänge zu bringen. Dafür wird in den meisten Studien der Intelligenzquotient genutzt. In einem Test wird das intellektuelle Leistungsvermögen untersucht, um festzustellen, wie sehr eine Person vom Mittelwert 100 abweicht.
2018 erregten Forscher von der Universität Oslo die Gemüter und die Medien, indem sie verkündeten, dass die Menschen tatsächlich dümmer werden. Sie untersuchten die verpflichtenden Intelligenztests norwegischer Männer, die zum Militär gingen. Es zeigte sich: Die IQ-Werte verschlechtern sich seit 1975 signifikant. Also ja: Die Menschen werden dümmer!
Natürlich ist es nicht so einfach. Intelligenztests sind nicht perfekt und untersuchen in erster Linie die Fähigkeit zum logischen Denken in einer kontrollierten Umgebung – solche Bedingungen finden wir in der echten Welt selten vor. Somit sagt der IQ leider weniger aus, als wir uns wünschen würden. Aber ein Anhaltspunkt sind Studien wie diese natürlich trotzdem. Als mögliche Ursachen für die schlechten Testergebnisse gelten Ernährungsveränderungen, Medienkonsum und Veränderungen im Bildungssystem.
Persönliche Wahrnehmung dummer Personen
Norwegische Männer und ihre Intelligenztests sind schön und gut, aber das hilft im Alltag nicht, wenn die Kollegin mal wieder nicht mitdenkt und im Fernsehen Möchtegern-Experten Stuss herunterbeten. Es kann doch nicht sein, dass die Menschen wirklich so dumm sind, oder?
In der persönlichen Wahrnehmung drohen uns immer Verzerrungen. So geschieht es manchmal, dass wir bestimmtes Wissen für universal halten, weil es uns im Leben begleitet hat. Ein kaputtes Fahrrad reparieren zu können, ist für viele eine Selbstverständlichkeit – wer das nicht kann, dem fehlen wohl ein paar Hirnwindungen, nicht wahr? Gut, aber kennt derjenige, der ein Fahrrad aus Erfahrung problemlos reparieren kann, Fachbegriffe wie Return on Investment (ROI) und Lookism?
Logisches Denken und Wissen sind eng miteinander verknüpft – aber eben auch nicht dasselbe. Jemand kann viel Wissen haben und wenig damit anzufangen wissen. Manch anderer kennt wenig Fakten, kommt aber trotzdem zu sinnvollen Schlussfolgerungen. Unser Problem heutzutage: Menschen kommen zu scheinbar absurden Schlussfolgerungen, die wir nicht nachvollziehen können.
Da kommt die sogenannte Informationsexplosion (gepaart mit Internetmedien) ins Spiel. Das Wissen der Menschheit wächst ständig – das ist nicht neu. Aber dank des Internets und der Medien haben wir nun alle Zugang dazu. Das gibt uns das Gefühl, über Dinge Bescheid zu wissen, die uns früher nicht tangiert hätten.
Aufwachen bitte: Die allermeisten Menschen sind nicht darauf ausgelegt, Universalgelehrte zu sein. Die Chancen stehen also gut, dass wir völlig überfordert sind und es uns nur nicht eingestehen. Kaum jemand gibt zu, über etwas nicht genug zu wissen. Stattdessen suchen wir uns wenige Informationen und klammern uns an sie – bringen aber nicht die Zeit mit, unsere Erkenntnisse mal zu hinterfragen. Es muss schließlich schnell gehen.
Daraus folgt: Viele von uns sind gemessen an dem tatsächlichen Wissen, das wir über allgemeine Themen haben, ziemlich dumm. So nehmen uns andere dann auch wahr. Und wir sehen andere ebenfalls so. Weil wir es einfach nicht schaffen, uns Zeit zu nehmen oder auch mal Unwissenheit und Überforderung einzugestehen. Gefühlt werden wir also dümmer, weil wir gar nicht anders können.
Besonderer Fall: Dummheit online (Kommunikationsprobleme)
Für die Internetkommunikation gibt es hier einen besonderen Abschnitt. Denn wahrscheinlich trägt die Onlinekommunikation doch deutlich zu dem Gefühl bei, dass es viele, viele dumme Menschen gibt. Durch die geringere Hemmschwelle und (gefühlte und tatsächliche) Anonymität, nehmen sich einige online noch weniger Zeit zum Denken als in der „realen“ Welt.
Du kannst einen Master in Umweltwissenschaften haben, die ganze Welt auf der Suche nach cleveren regenerativen Energielösungen bereist haben und dich ständig über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse informieren – aber wenn du auf Facebook mit Hans Albert schreibst, wird er dir erklären, dass es schon immer Wetter gab und man sich nicht so haben soll. Aus vollster Überzeugung.
Online gibt es gleich zwei Probleme: Menschen erfahren die Konsequenzen von Dummheit nicht direkt. Wenn sie keiner realen Person gegenüber stehen, fällt es ihnen schwerer, ihre Argumente ernst zu nehmen. Noch viel wichtiger ist aber, dass Onlinekommunikation zahlreiche Hindernisse überwinden muss. So gibt es keine Betonungen oder Gesichtsausdrücke, die Kontext für Aussagen liefern. Wichtiger noch: Die allermeisten Menschen wählen ihre Worte nicht mit Bedacht, sondern aus Gewohnheit. Dadurch nutzen sie Begriffe falsch – was aber beim Empfänger als Absicht wahrgenommen wird. Daraus folgt immer wieder, dass zwei Personen eigentlich sogar auf einer Wellenlänge sind, aber aneinander vorbeireden. Wissen zu haben und Wissen – besonders online – auch richtig zu kommunizieren, können zwei Paar Schuhe sein. Das fühlt sich dann erneut an, als würde es überall an Dummheit nur so wimmeln.
Ich hasse dumme Menschen: Woher kommt das?
Die Chancen stehen gut, dass du hier bist, weil dich die Dummheit anderer Menschen ankotzt. Vielleicht würdest du es anders formulieren und sagen, dass es dich beunruhigt, wie wenig logisches Denken du in deiner Umwelt beobachtest. Oder dir ist die Formulierung noch nicht scharf genug: Dumme Menschen nerven und ich hasse sie!
Aber ist es sinnvoll, dumme Menschen zu hassen? Ich würde behaupten, dass die allermeisten gar nicht Dummheit im Sinne von Unwissenheit hassen. Wenn jemandem Wissen fehlt, dann lachen wir vielleicht darüber und schütteln den Kopf – aber echter Hass? Eher selten. Was uns so richtig auf die Palme bringt ist eher, mit welcher Überzeugung viele Menschen ihre Dummheit präsentieren und scheinbar nichts davon merken.
Wer dies wiederholt erlebt, kann richtig ungehalten werden. Wütend sogar. Denn man selbst denkt und überlegt und überprüft und strengt sich an und sieht das Offensichtliche – und andere machen den Mund auf und Müll fliegt freudig heraus. Woher kommt diese Wut?
Diskussionen mit dummen Menschen
Mit dummen Menschen zu diskutieren, ist keine leichte Aufgabe. Manche würden sagen, es ist sogar unmöglich. Denn am Ende des Tages muss eine Person eine gewisse geistige Kapazität haben, um ihren Standpunkt neu zu betrachten, angemessen zu kommunizieren und vielleicht zu neuen Erkenntnissen zu kommen oder den eigenen Standpunkt sinnvoll verteidigen zu können.
Nur wissen wir leider nie genau, ob diese Kapazitäten beim Gegenüber existieren. Wir gehen erst einmal davon aus, dass wir es mit einem logisch denkenden und intelligenten Individuum zu tun haben. Also dürfen wir doch auch erwarten, dass diese Person lernfähig ist oder immerhin ihren Standpunkt hinterfragt – selbst dann, wenn sie nicht bereit ist, ihn aufzugeben.
Die Antwort darauf mal in einem praktischen Meme-Format: „Mit dummen Menschen zu streiten, ist wie mit einer Taube Schach zu spielen. Egal, wie gut du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen.“
Ich möchte behaupten, dass darin die Ursachen für Hass und Frustration liegen. Wenn wir eine Diskussion starten oder weiterführen, dann gehen wir davon aus, auf der Suche nach einem Erkenntnisgewinn zu sein. Wissen zu teilen, ist schließlich eine gute Sache. Wir können dem Gesprächspartner helfen, die Welt klarer zu sehen! Nope. Viele Menschen sind dazu nicht bereit, weil sie von ihrem Standpunkt niemals abweichen würden. Weil sie es nicht können (fehlende Intelligenz) oder weil sie es nicht wollen (Arroganz und Sturheit).
PS: Wir selbst können ein frustrierender Gesprächspartner sein. Auch wir unterliegen Verzerrungen und Denkfehlern. All diese Beispiele gehen davon aus, dass wir Einsatz und logisches Denken mitbringen, während wir mit jemandem kommunizieren, der dies nicht tut. Daraus folgt nicht automatisch, dass wir Recht haben. Der gesamte Text dient der Kontextualisierung wahrgenommener Dummheit in unserer Umwelt.
Leben mit dummen Menschen
Ein weiterer Grund dafür, dass du dumme Menschen vielleicht hassen könntest, ist ihre ständige Anwesenheit. Mal mit einem Internet-Troll zu kämpfen oder dem Azubi auf Arbeit den Arbeitsschritt ein drittes Mal zu erklären, ist keine Katastrophe. Aber wenn wir im Privatleben und auf Arbeit mit dummen Menschen zu tun haben, sinkt unsere Toleranz.
Wie bereits erwähnt wurde, nehmen viele von uns die Menschheit als dümmer wahr. Ob das stimmt oder nicht, ist erst einmal zweitrangig – solange wir es so wahrnehmen, hat es Auswirkungen auf unsere Psyche. Findest du keinen Weg, um damit umzugehen, stapeln sich die negativen Wahrnehmungen und Erfahrungen, bis du Wut, Hass oder Verzweiflung entwickelst.
Dumme Menschen sind gefährlich
Vorweg: Dummheit muss nicht zu unmoralischem Verhalten führen. Menschen, die weniger intelligent sind, können wundervoll rücksichtsvoll, warm und hilfsbereit sein. Genauso können kluge Menschen grausame Dinge tun und zu den schlechtesten Persönlichkeiten gehören, die es gibt.
Aber wenn es darum geht, warum dumme Menschen bei dir Hass auslösen, dann ist die Gefahr durch dumme Menschen nun mal ein Faktor. Wer dumm ist, kann trotzdem wählen, in ein Auto steigen, in wichtigsten Unternehmensabteilungen sitzen, seine Meinung in die Welt hinausschreien, reich sein oder ein politisches Amt bekleiden.
Dumme Menschen folgen ihrem Navigationsgerät, auch wenn es dort keine Straße gibt, sondern nur einen See (Beweis: Navi-Missgeschicke). Dumme Menschen wählen Parteien, die ihre Lebenssituation verschlimmern wollen. Dumme Menschen bedenken die Konsequenzen ihrer Handlungen nicht und können anderen körperlich und psychisch schaden – zum Beispiel, wenn sie in einer Arbeitssituation Sicherheitsvorkehrungen missachten, weil sie ihre Bedeutung nicht einschätzen können/wollen.
All das führt dazu, dass Dummheit nicht immer nur nervig oder unangenehm ist, sondern manchmal auch gefährlich. Es ist daher auch nicht so abwegig, dass dumme Menschen eine Belastung sein können. Wer wiederholt negative Folgen durch dämliche Menschen erfährt, der kann auch einen Hass entwickeln.
Wer sich zum Thema Dummheit und negative Folgen weiter informieren möchte, sollte sich „Von der Dummheit“ von Dietrich Bonhoeffer anschauen.
Mit dummen Menschen umgehen
An dieser Stelle soll keine Diskussion darum angestoßen werden, ob und wie man vernünftig diskutiert. Viele werden schon beim Lesen bis hierher gedacht haben: Naja, aber vielleicht sollten wir aufhören, andere von unserem Standpunkt überzeugen zu wollen? Persönlich gehe ich da nur teilweise mit, da ja gerade erst darauf hingewiesen wurde, dass dumme Menschen Folgen für uns alle haben können – ich halte es für ein natürliches und vernünftiges Bedürfnis, dass wir Austausch suchen, um Denkfehler auszuräumen.
Trotzdem stimmt es einfach, dass sich viele Diskussionen nicht lohnen. Daher hier mein einziger Tipp für diesen Beitrag: Lote immer erst einmal aus, mit wem du es zu tun hast. Spielst du Schach mit einem anderen grundlegend intelligenten Menschen oder mit einer Taube? Bist du vielleicht sogar die Taube, weil du emotional an deinen Argumenten festhängst und niemals bereit wärst, deinen Blickwinkel zu ändern?
Die Welt wäre besser, wenn wir uns vor jeder Diskussion um ein paar Parameter kümmern würden. Beispiel gefällig? Die Rolle von RB Leipzig in der Bundesliga und ob sie dort hingehören oder nicht. Oft argumentieren Menschen gegen RB aus der Position, dass sie die Folgen eines solchen Konstrukts als drastisch und falsches Signal für den Fußball einstufen – während ihr gegenüber lediglich darauf schaut, ob die Spieler guten Fußball spielen und wie sich die guten Ergebnisse international für die Bundesliga auswirken. Eine Seite sieht das Gesamtbild und die Zukunft, die andere die gegenwärtige Situation. Keiner der beiden hat generell unrecht oder ist dumm, aber sie werden sich auch nicht einigen können, weil sie ihre Prioritäten an unterschiedlichen Stellen gesetzt haben.
Zu häufig verlieren wir uns in Diskussionen, die keinerlei Erkenntnisgewinn bringen können, weil sich die Fronten zunehmend verhärten. Das Diskussions-Design ist schon fehlerhaft. Keine Sorge, das hohe Ross hat hier nichts zu suchen: Das passiert mir natürlich auch! Das passiert gefühlt jedem von uns. Für den eigenen Seelenfrieden sollten wir allerdings versuchen, diese ziellosen Diskussionen schneller zu erkennen und dann zu vermeiden oder früher abzubrechen. Leider kann das auch zu extrem angegangen werden – und plötzlich reden wir nur noch mit denen, die schon unsere Meinung vertreten. Eine einfache Lösung oder den perfekten Tipp für den Umgang mit dummen Menschen gibt es also nicht – ironischerweise ist allein der Versuch, die menschliche Komplexität so herunterzubrechen, dass sie scheinbar total einfach ist, schon ein Zeichen mangelnder Intelligenz.
Fazit: Dumme Menschen nerven, das wird sich auch nicht ändern
Dieser Artikel konnte dir leider nicht sagen, dass du recht hast und alle Menschen total dumm sind. Er konnte dir auch nicht endgültig erklären, warum dich die Existenz von Dummheit so unendlich frustriert. Aber hoffentlich konnte er dir zeigen, dass du damit nicht allein bist. Sich mit Intelligenz und Dummheit zu befassen, ist nicht sinnlos. Es kann uns dabei helfen, unsere Diskussionspartner cleverer zu wählen und die Ansprüche an uns selbst zu erhöhen. Außerdem müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht in dem Hass oder in der Frustration verlieren. Ich würde nämlich behaupten, dass jemand, der sich keinem Gespräch oder keiner Streitfrage mehr stellt, weil er es sowieso nur mit dummen Menschen zu tun hat, am Ende selbst nicht so intelligent ist, wie er meint. Lernen, hinterfragen und es besser machen – das sollte die Devise sein.
Leseempfehlung: Auch unser Persönlichkeitstyp hat Auswirkungen darauf, wie wir mit Intelligenz umgehen. So präferieren einige emotionale Intelligenz und andere harte Logik – Myers-Briggs-Typenindikator.
Ist Dummheit nicht relativ? Ich scheue ein wenig Bewertungen, zumindest vorschnelle, auch wenn ich mich selbst davon ganz sicher nicht freisprechen kann. Wer anderen schnell ein Etikett aufklebt, hat gewiss auch schnell eines für mich parat. Und es gibt zwar Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht dieselben Gaben und Chancen haben, wie ich sie in meinem Leben habe und hatte, aber es gibt auch immer welche, die mich aus ihrer Perspektive als dumm bezeichnen würden und verachten. Von anderen in Schubladen gesteckt zu werden, ermuntert mich nicht unbedingt dazu, mit anderen genauso zu verfahren. Das wäre dumm. Aber vielleicht sehe ich das ja nur so, weil ich dumm bin.
Hi Lothar,
damit sagst du ja praktisch nichts anderes als ich, wir sind uns also weitestgehend einig. Siehe: „Was als dumm gilt und was nicht, wird von keiner höheren Macht vorgegeben – es handelt sich immer um eine persönliche Wahrnehmung oder um einen statistischen Messwert, der ebenfalls von einer Person festgelegt wurde. Das macht das Bestimmen dummer Menschen kompliziert. […] Dummheit ist keine naturwissenschaftliche Größe, sie ist kontextabhängig.“
Warum der Text trotzdem geschrieben werden musste (aus meiner Sicht): Weil Menschen besser verstehen wollen (und vielleicht sollten), warum ihnen wahrgenommene Dummheit so aufstößt. Denn subjektive Wahrnehmungen haben nun mal Einfluss auf unsere Stimmung, Weltsicht und unseren Umgang mit anderen Personen.
Liebe Grüße
Dieser Artikel vermittelt grandiose Denk- und Überlegungsanstöße, sowie eine signifikante Begutachtung von der Autorin zu diesem prekären Thema.
Eine angemessene Begutachtung in einem Kontext können Veränderungen im Denken und Handeln erzeugen.
Sind wir nicht alle hin und wieder dumm? Es gibt für mich keine dummen Menschen, sondern Menschen die sich dumm verhalten („situative Dummheit“).
(Vermeintliche) Dummheit kann auch ein Erfolgsrezept sein. So würde man bei Verona Pooth („da werden sie geholfen“) Zlatko („Wer war Shakespeare?“) oder Trump („spritzt euch Desinfektionsmittel“) nicht davon sprechen können, dass ihnen „dummes“ Verhalten sonderlich geschadet hat.
Trotz (angenommener) zurückgehender Intelligenz, sprechen die letzten 70 Jahre in Deutschland ja nicht dafür, dass sich dies negativ ausgewirkt hat.
Die Gesellschaft hat in dieser Zeit die Frauenrechte gestärkt, die Todesstrafe abgeschafft, keinen Angriffskrieg geführt, die Wiedervereinigung geschafft, den Atomkrieg verhindert, das Ozonloch geschlossen, die Notwendigkeit von Natur- und Umweltschutz erkannt und vieles mehr.
Während wir in der Blütezeit der deutschen Wissenschaft um 1900 gesellschaftlich auf dem Stand von Baumaffen gelebt haben (Frauenwahlrecht?).
Nicht zu vergessen, dass all diese Intelligenz (in der Spitze, nicht in der Breite) den Untergang der Weimarer Republik und Auschwitz nicht verhindert hat.
Zugleich spricht die Zahl der promovierten Nazigrößen dafür, dass Intelligenz und Klugheit (und Menschlichkeit) nicht stets gemeinsam auftreten.
Insofern kann ich mit der heutigen Dummheit gut leben.
Matthias